Der Inhalt
Hierbei handelt es sich um den achten Band einer Reihe. Ich werde inhaltlich nicht zu diesem Band spoilern, setze das Wissen aus den vorherigen Bänden für meine Rezension aber voraus.
Dieser Band hat es in sich. Ich habe ziemlich viel gelitten bzw. tue es vor allem aufgrund des Endes immer noch ein bisschen. Warum ich euch dieses Hörbuch aber definitiv empfehlen kann, verrate ich euch jetzt.
Der Inhalt ist sehr düster, was vor allem daran liegt, dass sich die politische Lage in Berlin zuspitzt und mehrere Lebensbereiche von Familie Rath bestimmt. Rath begreift, dass seine Arbeit in der Polizei nicht mehr durch gute Ermittlungen, sondern vor allem durch die Propaganda der Nationalsozialisten bestimmt wird. Es wird nach Verschwörungen und Intrigen gesucht, wo weit und breit keine zu sehen sind. (Ja, das hat nicht nur mich, sondern auch unsere Figuren ziemlich wütend gemacht). Außerdem treffen wir in Olympia auf einen alten Bekannten.
Im Mittelpunkt stehen vor allem die Olympischen Spiele: Rath muss bei Ermittlungen im Olympischen Dorf helfen. Fritze, ehemaliger Pflegesohn von Familie Rath, mischt im Rahmen des Jugendehrendienstes im Olympischen Dorf mit und beweist hier einiges an Stärke, was mich unglaublich beeindruckt hat.
Was mich in Olympia diesmal beeindruckte war, dass der Mordfall an sich nicht den Kern des Romans ausmachte aber die Handlung bis zur letzten Sekunde spannend blieb. Wir merken, wie unseren Figuren langsam aber sicher Grenzen gesetzt werden und wie sie lernen müssen, mit diesen Grenzen umzugehen, was ihnen nicht immer gelingt.
Was mich inhaltlich etwas störte, war die Gewalt, die uns in diesem Roman nicht erspart blieb. Natürlich spielt Gewalt in Diktaturen eine große Rolle. Ich hatte aber gehofft, dass Volker Kutscher bei Andeutungen bleibt und keine Szenen beschreibt, in denen gefoltert oder gemordet wird. Die Andeutungen haben dafür gesorgt, dass ich erahnen konnte, wohin die Reise für manche Figuren geht. Die Beschreibung von Folter oder Ermordung ist für mich eher eine Wiederholung der Wiederholung, die es aus meiner Sicht nicht braucht, weil es schon genug Bücher gibt, die diese Aspekte des Nationalsozialismus herausarbeiten.
Besonders gut gefallen hat mir, dass sich Kutscher auf die Figuren konzentriert, die wir bereits in den vorherigen Bänden kennengelernt haben. Obwohl Marlow im letzten Band das Land verlassen musste, führt Kutscher an dieser Stelle keinen neuen Bösewicht ein, sondern greift auf eine bekannte Figur zurück.
Auch außerhalb der Polizei haben wir unseren festen Stamm an Haupt- und Nebencharakteren, die in Olympia zum Teil eine spannende Entwicklung hingelegt haben, die mich ziemlich bewegte. Durch die Figurenentwicklung hat dieser Krimi einen Mehrwert gegenüber anderen Romanen, die sich mit dem Thema Nationalsozialismus beschäftigen.
Die Hörbuchgestaltung
Die Hörbuchgestaltung hat mir gezeigt, dass die Printvorlage im Vergleich zu den anderen Bänden länger sein musste, oder bei den Kürzungen sensibler vorgegangen wurde. Im Gegensatz zu den anderen Bänden wurde der Inhalt von Olympia auf zwei CDs untergebracht.
Der Titel wurde wieder von HörbuchHamburg produziert. Gelesen wurde das Hörbuch wie auch die vorherigen Bände von David Nathan. Da es sich hierbei um den vorletzten Band der Reihe handelt, war es auch der letzte Teil den Nathan gelesen hat. Seine Interpretation hat mich diesmal ziemlich beeindruckt, weil er es schafft, die immer bedrohlicher werdende Stimmung nicht nur in Worte zu fassen, sondern auch durch seine Betonung des Textes Ausdruck zu verleihen. Durch seine Lesegeschwindigkeit hat er für eine Dynamik gesorgt, die mich das Hörbuch kaum pausieren ließ. Ein bisschen traurig bin ich schon, dass Olympia der letzte Band war, den David Nathan im Rahmen dieser Reihe interpretiert hat. Er ist wirklich eine tolle Besetzung für diese Reihe.
Der Schreibstil
Volker Kutschers Schreibstil hat mich wieder gepackt. Das lag nicht nur an seiner Figurenentwicklung, sondern vor allem daran, dass er es schafft Spannung zu erzeugen und Emotionen bei mir hervorgerufen. Wie im Intro bereits angekündigt habe ich an einigen Stellen mit den Figuren gelitten und wurde am Ende mit einer großen Warum-Frage zurückgelassen. Ein Autor braucht schon ziemlich starke Nerven um die eigenen Figuren eine so abenteuerlich, gefährliche und manchmal auch tödliche Reise durchleben zu lassen.
Was mir besonders gut gefallen hat war, dass Kutscher Figuren wie Charly Rath oder auch Fritze dazu nutzt, den Nationalsozialismus kritisch zu hinterfragen und auch herauszuarbeiten, wie gefährlich es sein kann, nicht mit der Herde mitzugehen.
Trotz der düsteren Atmosphäre hat sich Kutscher die ein oder andere Situationskomik in diesem Roman nicht nehmen lassen, was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat.
Gesamteindruck
Obwohl im Oktober der letzte Band der Gereon-Rath-Reihe erscheint, gab es in diesem Band schon einiges an Abschiedsstimmung, was mich etwas wehmütig gestimmt hat. Jede gute Reihe muss irgendwann enden. Dennoch habe ich gehofft, dass ich die Figuren noch etwas länger begleiten darf.
Bei Olympia handelt es sich um einen Titel, der gute Chancen hat, zu meinen Jahreshighlights zu gehören. Warum? Ich hoffe, das konnte ich in meiner Rezension herausarbeiten.
Infos zum Hörbuch
Olympia – Gereon Raths neunter Fall
Geschrieben von: Volker Kutscher
Gelesen von: David Nathan
Bewertung: 5 von 5 Herzen
Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.
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Rezensionen zu weiteren Bänden:
Der nasse Fisch (Band 1)
Der stumme Tod (Band 2)
Goldstein (Band 3)
Die Akte Vaterland (Band 4)
Märzgefallene* (Band 5)
Lunapark (Band 6)
Marlow (Band 7)
Transatlantik (Band 9)
Romane im Rath Universum:
Moabit*
Mitte