Marlow

Das Hörbuchcover von "Marlow" Band 7 der Gereon-Rath Reihe.
Bild von HörbuchHamburg

Der Inhalt

Hierbei handelt es sich um eine Rezension zum siebten Band einer Reihe. Ich werde inhaltlich nicht zu diesem Band spoilern, setze aber das Wissen aus den vorherigen Bänden voraus.
Um diesen Fall inhaltlich etwas besser verfolgen zu können, empfehle ich euch außerdem zuerst Moabit zu lesen oder zu hören. Das Wissen um die Vorgeschichte könnte hier ein Vorteil sein.

Die Reihe rund um die Hauptfiguren Gereon Rath und Charlotte “Chalry” Rath gehört zu meinen Lieblingskrimireihen. Daher war ich ziemlich gespannt was uns im siebten Fall erwartet. Schon der Titel lässt erahnen, dass Marlow eine zentrale Rolle in diesem Fall spielen wird.

Der Inhalt war wieder spannend bis zur letzten Minute. Uns erwarten hier wieder mehrere Handlungsstränge sowie mehrere Perspektiven aus denen der Roman erzählt wird.

Wir begleiten zum einen Familie Rath in ihrem, wie immer, turbulenten Alltag. Rath wünscht sich insgeheim eine Versetzung von seiner jetzigen Abteilung. Charly versucht beruflich Fuß zu fassen und Fritze steht zwischen den Stühlen. Bei der Hitler-Jugend findet der Junge ein neues Zuhause und Struktur. Aber er will seine Pflegeeltern natürlich nicht verärgern, die mit dem ganzen Kram nichts anfangen können.

Im vierten Handlungsstrang erwartet uns eine Perspektive, die wir bisher noch nicht kannten. Gerade dieser Handlungsstrang, der immer mal wieder eingestreut wird und zum Schluss sehr zentral wird, hat es mir angetan. Er ermöglicht eine neue Perspektive auf zwei Figuren, die uns schon seit dem ersten Band begleiten.

Was mir inhaltlich besonders gut gefallen hat war, dass diesmal kein aktueller Fall im Vordergrund steht. Der aktuelle Fall löst mehr eine Art Aufarbeitung von älteren Fällen aus. Ihr ahnt es wahrscheinlich schon: Natürlich schafft Volker Kutscher wie immer alles zum Schluss wirklich gut miteinander zu verbinden. Ich bin jedes Mal aufs Neue beeindruckt.

Beeindruckt hat mich diesmal vor allem die Figurenentwicklung, die sich vor allem durch die Kommunikation bzw. Nicht-Kommunikation der Figuren kennzeichnet. Schon im vorherigen Band haben wir begriffen, dass Charly und Rath gerne alleine ermitteln und den jeweils anderen erst miteinbeziehen, wenn es nicht mehr anders geht. Das bringt gelegentlich eine Reihe Notlügen mit sich, die sich manchmal aber auch als Vorteil entpuppen können.

Gereon Rath erlebe ich eher als eine Figur, die man gut als egoistisch durchgehen lassen könnte. Dennoch zeigt sich immer wieder: Wer es einmal in sein Herz geschafft hat, kommt dort nicht mehr so leicht raus. Wenn er einem Menschen helfen kann, der ihm wichtig ist, dann tut er das auch. Allerdings auf seine Weise, die nicht immer gut ankommt.

Dank diesem Band ist mir aber auch eine positive Eigenschaft an Rath aufgefallen. Obwohl er einerseits sehr egoistisch wirkt, schafft er es, sich auf neue Dinge einzulassen. So besucht er beispielsweise Fritze auf einem Ausflug mit der HJ und nimmt wahr, welche Freude er dem Jungen damit bereitet.

Die Hörbuchgestaltung

Bei der Hörbuchgestaltung gab es diesmal kleine aber feine Änderungen. Die Gereon-Rath-Reihe ist akustisch umgezogen und findet ihr neues Zuhause im HörbuchHamburg Verlag. Allerdings wirkt sich der Umzug nicht auf die Gestaltung der Hörbücher aus.

Bei der Ausstattung handelt es sich ebenfalls um Digifile Hüllen, die optisch auch sehr gut zu den vorherigen Bänden passen. Diesmal scheint das Hörbuch etwas länger als die vorherigen Bände. Der Inhalt ist zwar nach wie vor gekürzt, wurde aber auf zwei CDs untergebracht.

Auch David Nathan bleibt uns als Sprecher erhalten. Wenn er die Reihe interpretiert, habe ich jedes Mal das Gefühl, wieder nach Hause zu kommen und alte Bekannte wiederzutreffen. Obwohl der Inhalt diesmal wieder ernst ist, hat es Nathan mit seiner Interpretation geschafft, mich gelegentlich zum Lachen zu bringen. So macht er nämlich einen sprachlichen Ausflug ins Fränkische, das ihm als Berliner auch ziemlich gut gelingt. Besonders gefällt mir aber, wenn dank Figuren wie Fritze oder Nebencharakteren in den Berliner Dialekt abtauchen kann.

Der Schreibstil

Volker Kutschers Schreibstil gefällt mir nach wie vor sehr gut. Ich bin immer wieder aufs Neue beeindruckt, wie er es schafft zum Schluss eine komplexe Handlung mit einfachen Mitteln aufzulösen. Neu war diesmal, dass er neue Fährten legt, die sich auch auf die Folgebände auswirken werden. Die ein oder andere Veränderung fand ich schade, hoffe aber, dass sie sich nochmal zum Guten wenden wird.

Interessant fand ich auch, dass Kutscher den Roman diesmal nicht ausschließlich aus der dritten Person erzählt. Den oben angedeuteten Handlungsstrang erzählt er aus der Perspektive der zweiten Person. Die Sätze beginnen also mit Du. Trotz der unterschiedlichen Erzählperspektiven passte alles sehr gut zusammen. Ich erlebte beim Hören kein Stolpern mit anschließender Orientierungslosigkeit. Das beide Erzählperspektiven hier so gut funktionieren hat mich positiv überrascht.

Gesamteindruck

Buchlinge, wenn ihr Krimis mögt, die einen historischen Bezug haben und von tollen Figuren erzählen, dann legt euch unbedingt diese Krimireihe zu. Natürlich könnt ihr jetzt auch behaupten, dass ihr auch einfach Babylon Berlin schauen könnt. Hier orientiert sich aber nur die erste Staffel an der Romanvorlage.

Infos zum Hörbuch

Marlow
Geschrieben von: Volker Kutscher
Gelesen von: David Nathan
Bewertung: 5 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

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Rezensionen weiterer Bände:

Der nasse Fisch (Band 1)
Der stumme Tod (Band 2)
Goldstein (Band 3)
Die Akte Vaterland (Band 4)
Märzgefallene* (Band 5)
Lunapark (Band 6)
Olympia (Band 8)
Transatlantik (Band 9)

Romane im Rath Universum:
Moabit*
Mitte

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