Bei Die Gewinner handelt es sich um den dritten und letzten Band der Björnstadt-Reihe. Ich werde inhaltlich nicht spoilern, setze aber das Wissen aus den vorherigen Bänden voraus.
Der Inhalt
Die Handlung beginnt mit einem Ereignis, das eine Kettenreaktion in Gang bringt. Über Björnstadt und der Nachbarstadt Hed tobt ein Sturm, der die Eishockeyhalle von Hed vollkommen zerstört. Für die Menschen in Hed ist das ein harter Schlag. Immerhin hat ihre Stadt in den letzten Jahren viel an Attraktivität verloren.
In der Nacht des Sturms stirbt eine Person in Björnstadt, die das Leben vieler Figuren beeinflusst hat. So ist es selbstverständlich, dass Benji und Maya wieder in die Heimat zurückkehren um der Person die letzte Ehre zu erweisen.
Es ist so schwer, den Inhalt von Die Gewinner zusammenzufassen, ohne sich in der Kettenreaktion, welche der Sturm auslöst, wiederzufinden und schon mitten in der Handlung zu sein.
Im Mittelpunkt der Handlung steht wieder der altbekannte Machtkampf. Diesmal aber nicht nur auf dem Eis, sondern auch auf politischer und familiärer Ebene. Mir war die Handlung diesmal beinahe ein bisschen zu groß gedacht. Was mir an den vorherigen Bänden gut gefallen hat war, dass es zwar große Entscheidungen gab, aber wir die Auswirkung der Entscheidungen anhand der Figuren mitbekommen haben. Diesmal gab es viel Politik, die mich nicht wirklich interessierte und sich auch nur bedingt auf die Figuren ausgewirkt hat, die mich aber interessierten.
Was Fredrik Backman gut gelungen ist, war die Spirale zu beschreiben, die manche Entscheidungen in Gang bringen. Dennoch wurde diese Spirale für mich beinahe zu einfach aufgelöst. Während sich Backman sehr viel Zeit dafür nimmt, die Handlung aufzubauen, löst er sie vergleichsweise schnell auf, ohne viel zu erklären. Das fand ich etwas schade.Überall wo gewonnen wird, muss es auch Personen geben, die verlieren. Auch diese Komponente hat Backman nicht ausgelassen. Allerdings war sie mir zu sehr parallel von der eigentlichen Handlung. Ich hätte mir gern mehr Verknüpfung gewünscht, kann aber nachvollziehen, dass Backman die Handlungsstränge lieber parallel gehalten hat, da so die Wirkung des Verlierens noch stärker in den Vordergrund gerückt wird.
Die Figurenentwicklung ging mir teilweise zu schleppend voran. Ich hatte den Eindruck, dass ich hauptsächlich in den Alltag der Figuren mitgenommen werde, aber sich bei den meisten Figuren nicht mehr viel verändert, weil die Weichen für ihr Leben inzwischen gestellt sind. Etwas verwirrt war ich davon, wie Backman Antagonisten in die Handlung eingebaut hat, aber sich ihr Dasein nur bedingt auf die Handlung ausgewirkt hat.
Die Hörbuchgestaltung
Vielleicht bin ich etwas altmodisch, aber ich stehe etwas auf Kriegsfuß mit Audible. Ich habe Mühe das Unternehmen, das zu Amazon gehört, als Verlag zu bezeichnen. Daher musste ich etwas schlucken, als ich gelesen habe, dass Die Gewinner im ersten Jahr exklusiv bei Audible erscheint. Ich habe mich gefragt, ob sich das nicht negativ auf die Einnahmen des Hörverlages auswirkt, der den Titel produziert hat. Das scheint offenbar nicht der Fall zu sein.
Das Hörbuch hat eine Laufzeit von ca. 28 Stunden. Heikko Deutschmann ist auch beim letzten Band wieder als Sprecher mit dabei. Er arbeitet den Kontrast zwischen den Gewinnern und den Verlierern stimmlich sehr gut heraus, sodass mich die bedrückende Atmosphäre erreicht hat. Wie auch schon in den vorherigen Bänden löst Deutschmann in seiner Interpretation vieles durch seine Betonung. Auch diesmal hat mir das Stilmittel gut gefallen.
Der Schreibstil
Während ich bei Wir gegen euch noch beeindruckt von Fredrik Backmans sprachlichen Bildern war, musste ich bei Die Gewinner feststellen, dass mich einige Elemente im Schreibstil diesmal nervten. Ich hatte den Eindruck, dass er sich viel in schönen Formulierungen verliert, die aber dafür sorgen, dass die Handlung nicht vorankommt. Ich habe nichts dagegen, wenn eine Handlung nicht laut, sondern leise erzählt wird. Aber mir fällt es schwer, am Ball zu bleiben, wenn sich die Handlung auf der Stelle bewegt.
Allerdings habe ich Band 2 und den letzten Band der Björnstadt-Reihe auch direkt nacheinander gehört. Deswegen frage ich mich, ob es mir mit dem Schreibstil ähnlich ergangen wäre, wenn ich zwischendurch ein anderes Hörbuch gehört hätte.
Gesamteindruck
An sich ist Die Gewinner ein solider Reihenabschluss. Alle wichtigen Fragen wurden geklärt und wir bleiben nicht mit einem offenen Ende zurück. Dennoch ist der letzte Band der Trilogie aus meiner Sicht der schwächste, weil Fredrik Backman mehr hätte aus dem Finale machen können.
Lieblingszitat
“Mehr als hier sein kannst du doch gar nicht, oder?”
(CD 2 Track 20).
Infos zum Hörbuch
Die Gewinner – Ein Björnstadt Roman 3
Geschrieben von: Fredrik Backman
Es liest: Heikko Deutschmann.
Bewertung: 3 von 5 Herzen
Weitere Bände:
Kleine Stadt der großen Träume neu aufgelegt unter dem Namen Björnstadt (Band 1) .
Wir gegen euch (Band 2)
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