Kafka

Hörbuchcover von "Kafka - Um sein Leben schreiben"
Bild von RandomHouse Audio.

Der Inhalt

An dieser Stelle muss ich gleich den Wind aus den Segeln nehmen: Leider konnte ich mit dem Hörbuch nicht wirklich etwas anfangen.

Da ich aufgrund meines Fachabiturs zu Schulzeiten nichts von Kafka gelesen hatte, habe ich mir in den letzten Jahren immer mal überlegt, zu einem Buch von ihm zu greifen. Immerhin gibt es nur zwei Lager, wenn es um Kafka geht: Diejenigen, die ihn lieben, oder diejenigen, die mit seinen Werken nichts anfangen können. Ich war neugierig zu welchem Lager ich gehören würde.

Da kam mir das Hörbuch von Rüdiger Safranski gerade recht. Ich hoffte darauf, etwas über Kafka als Person zu erfahren und als Bonus herauszufinden, welche Themen ihn im Leben beschäftigten, als er an bestimmten Texten schrieb.

Ich befürchte, dass ich nicht zur Zielgruppe dieses Hörbuches gehöre: Der Fokus lag für mich vor allem auf Kafkas Werken. So wurden diese ausführlich zusammengefasst, was mich sehr unmotiviert zurücklässt, in nächster Zeit einen Text von Kafka lesen zu wollen.

Hinzu kam auch, dass ich den Eindruck hatte, dass sich Rüdiger Safranski sehr oft wiederholte, immer wieder auf dieselben Texte und deren Zusammenfassung zurückkommt. Mir fehlte hier etwas die Struktur, auch im Hinblick auf Kafkas Biografie. Während Safranski einige Lebensabschnitte sehr ausführlich beschreibt, werden andere recht oberflächlich zusammengefasst, was aber auch daran liegen mag, dass es hier nicht viele Quellen gab, die diese Lebensabschnitte belegen.

Was ich inhaltlich interessant fand war, dass Kafka hin- und hergerissen zwischen der Literatur, insbesondere dem Schreiben, und sozialen Beziehungen war. Mal hatte er den Eindruck, soziale Beziehungen stören ihn und halten ihn von dem ab, was er eigentlich will: Nämlich schreiben, schreiben, schreiben. Dann, zumindest habe ich das so verstanden, gab es die Momente, in denen sich Kafka einsam fühlt und sich Beziehung wünscht.

Was mir etwas zu denken gab, war, dass er offenbar keinen Mittelweg zwischen den zwei Extremen fand, oder dieser für mich im Hörbuch nicht klar herausgearbeitet wurde.

Die Reflexion

Ich hatte nicht den Eindruck, dass Rüdiger Safranski über seine Recherchen reflektieren möchte, was auch damit zu tun hat, dass das Hörbuch ein anderes Ziel verfolgt. Safranski bezieht sich immer wieder auf Briefwechsel zwischen Kafka und verschiedenen Personen, die seine Hauptquelle darstellen. Ich hätte aber sehr interessant gefunden, was er über die Inhalte denkt, die er bei seiner Recherche herausgefunden hat.

Die Hörbuchgestaltung

Das Hörbuch wurde ungekürzt von RandomHouse Audio sowohl als CD als auch als Download produziert. Da das Printbuch gerade mal 256 Seiten umfasst, wäre es auch etwas schade gewesen, wenn hier Kürzungen vorgenommen worden wären.

Interessant finde ich, dass man sich hier auch für eine CD Ausgabe entschieden hat, was ebenfalls darauf schließen lässt, dass man damit rechnet, dass die Zielgruppe des Hörbuches noch einen CD Player zu Hause hat und sich den Titel gern ins eigene CD Regal stellt. Das Hörbuch ist in einer schicken Digifile Hülle untergebracht und bringt dadurch eine optisch schöne und auch hochwertige Gestaltung mit sich.

Das Hörbuch wird von Frank Arnold gelesen, der das Sachhörbuch schlicht interpretiert, aber an einigen Stellen sehr genau betont, sodass die wichtigen Momente inhaltlich gut herausgearbeitet werden. Ich konnte ihm inhaltlich gut folgen und war froh, dass er mir den teils komplexen Schreibstil durch seine Interpretation etwas näher gebracht hat.

Der Schreibstil

Rüdiger Safranskis Schreibstil lag mir leider überhaupt nicht. Ich hatte mit einem Sachhörbuch gerechnet, dass etwas unterhaltender geschrieben ist, aber ohne, dass Tiefe verloren geht. Stattdessen hatte ich den Eindruck, eine wissenschaftliche Arbeit vor mir zu haben, in der nicht ein Thema, sondern das Leben einer Person aufgearbeitet wird.

Ich denke es kommt darauf an, was man von einem Sachhörbuch erwartet. Mir war der Schreibstil zu komplex. Ich hätte mir eine einfachere Sprache gewünscht, weiß aber auch, dass es da draußen Leute gibt, die genau so einen Stil, wie ihn Rüdiger Safranski mitbringt, sehr gerne lesen oder hören.

Gesamteindruck

Insgeheim hatte ich mir etwas mehr von Kafka – Um sein Leben schreiben erhofft. Ich weiß zwar etwas mehr über Kafka als Person, war aber stellenweise von den Zusammenfassungen sämtlicher Texte sehr genervt. Dennoch kann ich mir gut vorstellen, dass Kafka Fans hier auf ihre Kosten kommen und sich auch über die Auffrischung des ein oder anderen Inhalts freuen.

Infos zum Hörbuch

Kafka – Um sein Leben schreiben
Geschrieben von: Rüdiger Safranski
Gelesen von: Frank Arnold
Bewertung: 2 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

Hier findet ihr mehr Infos über Rüdiger Safranski.

Hier findet ihr mehr Infos über Frank Arnold.

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Dieses Hörbuch wurde mir kostenlos als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

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