Die Schattenschwester

Das Hörbuchcover von "Die Schattenschwester"
Bild von der Hörverlag

Der Inhalt

Nachdem ich Anfang Februar ein sehr emotionales Hörbuch beendet hatte, wollte ich nun eine Geschichte hören, die etwas ruhiger ist und von der ich schon eine ungefähre Ahnung hatte, was mich erwartete. Also griff ich zum dritten Band der sieben Schwestern Reihe von Lucinda Riley. In dieser Reihe begegnen wir nicht, wie vielleicht zu vermuten wäre, sieben Schwestern, sondern nur sechs von ihnen. Alle sind adoptiert worden und jeder Schwester ist ein Hörbuch gewidmet. Warum mich der dritte Band der Reihe etwas enttäuscht zurücklässt, erzähle ich euch in dieser Rezension.

Die erste Ernüchterung erwischte mich beim Inhalt von Die Schattenschwester. Eigentlich hatte ich geahnt, wohin sich die Geschichte entwickelt. Wir begleiten Star dabei, wie sie sich auf die Suche nach ihren Wurzeln begibt. Mit Die Sturmschwester (Band 2) überraschte mich Lucinda Riley mit einem Element im Inhalt. Also hoffte ich insgeheim, dass es hier ebenfalls so sein würde. Leider war es nicht der Fall.

Die Schattenschwester besteht ebenfalls aus zwei Handlungssträngen: Nämlich dem von Star, der in der Gegenwart spielt und dem von Flora McNickel, deren Geschichte Anfang des 20. Jahrhunderts beginnt. Leider erinnerte mich Floras Handlungsstrang sehr an ein Element aus dem vorherigen Band der sieben Schwestern Reihe.

Es war zwar interessant, die Parallelen von Star und Flora aufgezeigt zu bekommen, dennoch waren viele Wendungen der Handlung für mich vorhersehbar. Es gibt viel Familiendramen, gebrochene Herzen und hier und da vielleicht doch die große Liebe.

Einerseits ist es hier Jammern auf hohem Niveau: Wie bereits schon geschrieben, entschied ich mich ja für das Hörbuch, weil ich eine Geschichte für zwischendurch suchte und es deswegen an sich etwas blöd ist, sich darüber zu beschweren, das mir genau das geboten wurde.

Andererseits hoffte ich eben doch auf inhaltliche Überraschungsmomente, wie sie mir beispielsweise im zweiten Band oder auch in Lucinda Rileys Einzelband Der verbotene Liebesbrief begegneten. Leider blieben diese sowohl bei der Handlung als auch den Charakteren für mich aus.

Die Protagonistinnen Star und Flora waren auf den ersten Blick sehr spannende Charaktere, die beide viel gemeinsam haben. Zudem lässt sich ein guter Bezug zum Titel des dritten Bandes herstellen.

Star steht schon ihr ganzes Leben lang im Schatten ihrer Schwester, der sie sich sehr verbunden fühlt. Star ist Ende 20 und hat bisher viel Zeit mit ihrer Schwester verbracht und ihr zuliebe auch den ein oder anderen eigenen Traum fallen gelassen. Es schreit also geradezu danach, dass Star unabhängig wird und auf eigenen Beinen steht. Und genau diesen Schritt konnte Lucinda Riley für mich nicht glaubhaft herausarbeiten. Aus meiner Sicht rennt Star von einer Abhängigkeit in die nächste Situation, in der sie sich wieder anpasst. Der einzige Unterschied besteht darin, dass man ihre Arbeit hier würdigt und nicht als selbstverständlich betrachtet. Mich nervte es zu sehen, dass Star den Schritt, den ich mir für sie gewünscht habe, nicht wirklich schafft.

Flora McNickel hingegen weiß schon früh was sie will und wird vor eine wichtige Entscheidung gestellt, die womöglich schlimme Folgen haben könnte. Beide Frauen – also sowohl Star als auch Flora – verbindet die Liebe zu anderen Menschen und der Wunsch, dass es den Menschen, die sie lieben gut geht. Flora gefiel mir als Protagonistin beinahe etwas besser, weil in ihrem Handlungsstrang inhaltlich mehr passiert als bei Star.

Was mir an Die Schattenschwester aber sehr gut gefallen hat waren die Nebencharaktere. Allen voran Orlando, der ein etwas eigenartiger Buchhändler ist. Seine Liebe zu den Büchern war deutlich spürbar und Lucinda Riley hat es geschafft, seine Eigenarten so gut zu beschreiben, dass ich ihn mir bildhaft vorstellen konnte.

Lucinda Rlley zeigt uns in dieser Geschichte außerdem, wie wichtig Kinder in Romanen sein können. Wir lernen hier nämlich einen Jungen kennen, der es schafft Stars Herz zu erobern. Und das obwohl sie nicht viele Menschen an sich heranlässt.

Leider war der Spannungsbogen in Die Schattenschwester für mich etwas zu schwach. Ich hätte mir gewünscht, dass sich beide Handlungsstränge gleichmäßig weiterentwickeln oder zumindest gegenseitig ergänzen. Leider war das nicht der Fall.

Die Hörbuchgestaltung

Die Hörbuch Gestaltung hingegen hat mir hier sehr gut gefallen. Die Schattenschwester ist als Download in ungekürzter Fassung und als CD in gekürzter Fassung erhältlich. Da ich den ersten Band bereits als Download gehört habe, habe ich mich auch diesmal für das ungekürzte Hörbuch entschieden.

Auch in diesem Band treffen wir wieder auf drei Sprecher*innen. Der Großteil der Geschichte wird von Bettina Kurth und Oliver Siebeck gelesen. Bettina Kurth hat eine helle Stimmfarbe, die sehr gut zur Ich-Erzählerin Star passt. Die Sprecherin hat es mit ihrer Interpretation geschafft, mir Stars Charakterzüge etwas näher zu bringen. Während sie zu Beginn der Geschichte gefühlt in sich gekehrter liest, wurde für mich deutlich, dass Star eher nonverbal kommuniziert. Doch je mehr sich Star für ihre Umwelt öffnet, desto extrovertierter wurde Bettina Kurths Interpretation, aber ohne, zu übertreiben. Außerdem mochte ich ihre Stimmfarbe.
Oliver Siebecks Lesung zeichnet sich vor allem durch seine Stimmfarbe aus. Er interpretiert vergleichsweise schlicht, was dafür sorgt, dass alle Charaktere bei ihm etwas ähnlich klingen. Dennoch ist er eine tolle Konstante in dieser Hörbuchreihe, da die Sprecherinnen in jedem Band nämlich wechseln.
Wir lernen in Die Schattenschwester Stars Schwester kennen und erahnen, dass der nächste Band ihr gewidmet ist. Als ich am Ende des Bandes dann Katharina Spiering hörte, war ich ziemlich beeindruckt, wie gut ihre Stimmfarbe zu Stars Schwester passt. Sie schafft es innerhalb kurzer Zeit deren Ruhelosigkeit und Einsamkeit in Worte zu fassen und durch ihre Betonung gut herauszuarbeiten. Ich fand es unglaublich faszinierend, dass Katharina Spiering so gut zu der Rolle passte. Für mich hat es ungefähr denselben Effekt, wenn ihr beispielsweise den Cast für eine Buchverfilmung seht, eine*n bestimmte*n Schauspieler*in erkennt und wissend nickt, weil der / die ausgewählte Schauspieler*in genau so aussieht, wie ihr euch den Buchcharakter vorgestellt habt.

Der Schreibstil

Lucinda Riley Schreibstil ermöglichte mir einen schnellen Einstieg in die Geschichte. Stars Handlungsstrang ist in der Ich-Perspektive erzählt. Diese Perspektive höre ich allgemein sehr gerne. Floras Handlungsstrang hingegen bekommt die personale Erzählperspektive. Zudem merkt man an Lucinda Rileys Schreibstil, dass Floras Geschichte in einer anderen Zeit spielt. Die Sprache wird bildhafter. Die Dialoge klingen ausgeschmückter und es ist eine höfliche Distanz zwischen Personen zu spüren, obwohl wir genau wissen, dass sie sich eigentlich mögen. Lucinda Rileys Schreibstil erinnerte mich hier ein bisschen an Jane Austens Art Geschichten zu erzählen.

Gesamteindruck

Auch beim Gesamteindruck bin ich etwas hin- und her gerissen. Einerseits hat das Hörbuch meine Erwartungen erfüllt. Es war eine nette Geschichte für zwischendurch, die mich stellenweise gut unterhalten konnte.
Andererseits fehlte mir der Kick, das Besondere und ich bin froh, dass ich nun wieder in ein anderes Hörbuch eintauchen kann.

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Weitere Bände

Die sieben Schwestern* (Band 1)
Die Sturmschwester* (Band 2)

Dieses Hörbuch wurde mir als Rezensionsexemplar kostenlos von der Hörverlag zur Verfügung gestellt.

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