Wie man die Zeit anhält

Das Hörbuchcover von "Wie man die Zeit anhält"
Bild von der Hörverlag

Der Inhalt

Die Handlung der Geschichte erinnerte mich sehr an eine Mischung aus dem Film Forrest Gump und dem Roman Die vielen Leben des Harry August von Claire North. Allerdings hat Matt Haig hier eine übersichtlichere Handlung geschaffen, als es Claire North in ihrem Roman tut. Beide Autoren beschäftigen sich mit dem Thema Zeit und der beinahen Unsterblichkeit: Harry August wird immer wieder im selben Leben wiededergeboren, während Tom Hazard in Wie man die Zeit anhält nicht sterben kann. Zumindest nicht so bald.

Zuerst befürchtete ich, dass die Handlung ähnlich komplex sein könnte, wie bei Die vielen Leben des Harry August, weil Tom aufgrund seines Alters ja jede Menge Erinnerungen hatte. Dennoch beschränkt sich Matt Haig hier zum Glück auf eine Anzahl von Ereignissen und springt mit uns nicht wahllos in der Zeit herum.

Einerseits gefiel es mir gut, da so der rote Faden der Geschichte klar zum Vorschein kam.
Andererseits hätte ich mir gewünscht, dass die Geschichte etwas länger geht. Das Buch liegt von den Seitenzahlen knapp unter 400 Seiten. Als Hörbuch hatte die Geschichte eine Spieldauer von um die 9 Stunden.

Die zentralen Themen dieser Geschichte sind zum einen Liebe und zum anderen die Frage, wie man ein glückliches Leben führen kann, ohne in Angst vor der Zukunft leben zu müssen. Tom Hazard musste schon früh eine sehr traurige Erfahrung machen. Dieses Ereignis prägte ihn so sehr, dass er sich viele Jahrhunderte niemandem anvertraute. Dann trifft er auf Camille und er merkt, wie gut ihm der Kontakt tut.

Doch natürlich gibt es hier auch einen Antagonisten. Einen Menschen, der Tom Orientierung gibt und ihn immer wieder aufs Neue für sich gewinnt. Wird er auch diesmal siegen?

Matt Haig baut hier zwei Handlungsstränge ein: Zum einen begegnen wir Tom in der Gegenwart. Hier blickt er immer wieder auf sein Leben zurück und somit wird ein Teil der Geschichte von hinten aufgerollt. Dieses Element hat mir sehr gut gefallen, da die Zeitsprünge genau zur richtigen Stelle kamen und mich auch neugierig machten, wie die jeweiligen Handlungsstränge weiter verlaufen.

Kommen wir nun zu den Charakteren der Geschichte: Tom wirkt nicht nur introvertiert, sondern auch sehr passiv. Er weiß nicht so recht, wie er mit manchen Situationen umgehen soll und macht sich verwundbar. Er braucht also jemanden, der ihm sagt, was er zu tun hat. Und da kommt unser Antagonist ins Spiel. Er manipuliert Tom nicht nur, sondern hat auch ein Druckmittel gegen ihn in der Hand.

Tom hat mir als Protagonist sehr gut gefallen. Er entwickelt sich in der Geschichte langsam aber sicher weiter und lernt, auf das zu hören, was er fühlt. Es muss sicher schwierig gewesen sein, einen Protagonisten zu erschaffen, der schon über vierhundert Jahre gelebt hat, aber nur knapp vierhundert Seiten zur Verfügung zu haben, um seine Geschichte zu erzählen. Matt Haig hat Tom sehr gut erschaffen. Ich hatte den Eindruck, unseren Protagonisten ziemlich gut zu kennen.

Die Hörbuchgestaltung

In der ersten Lesung, die ich von Christoph Maria Herbst hörte, interpretierte er eine Kindergeschichte. Ich war also sehr gespannt, wie er bei einem Erwachsenenroman lesen würde. Interessanterweise ist seine Lesegeschwindigkeit dieselbe. Er liest schnell, aber nicht mit so einer Geschwindigkeit, dass der Inhalt verloren geht oder man sich konzentrieren muss, um ihm folgen zu können. Es wirkt auch so, als habe er eine Art  Rhythmus: Kaum habe ich mit dem Hörbuch begonnen, zogen mich die Interpretation und die Handlung in ihren Bann und ich konnte das Hörbuch kaum von den Ohren nehmen.

Christoph Maria Herbst interpretiert die Charaktere im Vergleich zu einer Kindergeschichte etwas schlichter. Dennoch konnte ich sie gut voneinander unterscheiden und fand seine Interpretation sehr angenehm.

Das Einzige, was etwas in die Irre führen könnte, wofür ich in der Bewertung aber keine Punkte abgezogen habe, ist der Klappentext: Ich glaube, es ist schwierig, diese Geschichte kurz zusammenzufassen, da sie viele Themen anspricht. Dennoch habe ich die Annäherung von Tom und Camille als Nebenhandlung empfunden, auf die man aber immer wieder zurückkommt: Kurzum, wer Angst vor einer reinen Liebesgeschichte hat, wird hier eines besseren belehrt.

Der Schreibstil

Tom Hazard tritt hier als Ich-Erzähler auf. Und vermutlich hat auch dieses Element dazu beigetragen, dass ich mich schnell in Matt Haigs Schreibstil einfinden konnte. Mich hat der Autor hier mit tollen Dialogen überzeugt, die wieder viel zwischen den Zeilen transportierten und nicht immer eine Erklärung gebraucht haben.

Gesamteindruck

Wie man die Zeit anhält hat meine Erwartungen übertroffen. Ich rechnete eigentlich mit einer etwas schrägen Geschichte, die aber von einem guten Sprecher vertont wurde. Und stattdessen bekam ich eine – wie erwartet – gute Lesung, eine Handlung mit Tiefe, schöne Dialoge und angenehme Charaktere.

Infos zum Hörbuch

Wie man die Zeit anhält
Geschrieben von: Matt Haig
Gelesen von: Christoph Maria Herbst
Bewertung: 5 von 5 Herzen

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Dieses Hörbuch wurde mir als Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt.

2 Gedanken zu „Wie man die Zeit anhält“

  1. Hallo Emma,

    sehr interessant!

    Wobei ich glaube, dass mich diese Passivität des Protas aufregen würde. Vor allem, da er ja so alt ist und man meinen könnte, er wäre erfahren. Offenbar ist er das nicht, was sehr interessant ist.

    Danke für die Vorstellung!

    Daniela

    Antworten
  2. Guten Morgen Daniela,

    das Schwierige bei Tom ist, dass es ein Ereignis gab, welches ihn hat resignieren lassen. Diese Resignation ist sehr gut begründet und mir hat die Interaktion zwischen Tom und dem Antagonisten sehr gut gefalle. Der Antagonist versucht ihn halt ständig zu manipulieren und Tom wacht Stück für Stick auf.

    viele Grüße und einen guten Start in den Tag wünscht

    Emma

    Antworten

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