Vanitas – Schwarz wie Erde

Das Hörbuchcover von "Vanitas" Band 1.
Bild von Argon Verlag

Der Inhalt

Vanitas wurde mir ebenfalls auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt. Bisher hatte ich schon einige Titel von Ursula Poznanski gehört. Aber bisher fehlte mir immer das gewisse Etwas. Doch als ich hörte, dass das Hörbuch von Luise Helm gelesen wurde, dachte ich mir, dass ich eigentlich nicht viel zu verlieren habe. Und tatsächlich: Vanitas ist die erste Geschichte, mit der mich Ursula Poznanski für sich gewinnen konnte.

Böse Zungen würden vielleicht behaupten, dass die Handlung von Vanitas erst einmal etwas klischeehaft klingt. Wir lernen Caro kennen, die in einer Art Zeugenschutzprogramm lebt. Sie ist nicht einmal Polizistin, aber wurde dennoch als verdeckte Ermittlerin für einen früheren Fall engagiert, über den wir zu Beginn der Geschichte nicht viel wissen.

Caro hat sich mit ihrem neuen Leben mehr oder weniger arrangiert. Doch eines Tages steht der Polizist, der sie im Rahmen des Zeugenschutzprogrammes betreut, vor ihrer Tür und zwingt sie mehr oder weniger an einem aktuellen Fall mitzuarbeiten.
Genau an dieser Stelle wird es dann aber interessant: Caro soll sich nämlich mit der Tochter eines erfolgreichen Unternehmers anfreunden. Denn auf einer Baustelle des Unternehmens wurden Leichen gefunden….

Ursula Poznanski präsentiert uns in Vanitas gleich mehrere Handlungsstränge: Zum einen Caros Vergangenheit, über die wir nach und nach mehr erfahren. Hier gab es einige Stellen, bei denen ich mir nicht sicher war, ob ich hier nicht vielleicht die Fortsetzung einer Reihe vor mir hatte. Das Schöne war, dass ich gar nicht so genau wissen musste, was dafür gesorgt hat, dass Caro in einem Zeugenschutzprogramm gelandet ist. Was hingegen für Vanitas wichtig war, war Caros Angst, entdeckt zu werden. Und das hat Ursula Poznanski sehr gut beschrieben.

Und zum anderen auch der Fall, in den Caro aktuell verwickelt ist. Während sie sich zu Beginn eher unfreiwillig auf den Auftrag einlässt, weckt die Familie, die sie beobachten soll, sehr schnell ihr Interesse.

Ursula Poznanski stellt uns hier interessante Charaktere vor: Da wäre zum einen eben Ich-Erzählerin Caro, die von außen betrachtet, nicht groß auffällt. Wenn wir aber genauer hinschauen, wird schnell klar, dass Caro genau weiß, wie sie von außen wahrgenommen wird. Sie ist geübt darin, in verschiedene Rollen zu schlüpfen, die ihre eigentliche Person ziemlich gut verstecken. Auf der einen Seite haben wir Caros Angst, dass ihre Tarnung auffliegt, aber auf der anderen Seite auch ihr Interesse an dem aktuellen Fall.

Zum anderen lernen wir Tamara kennen, die Tochter des Unternehmers, die von Caro beschattet werden soll. Schnell begreifen wir, dass es in Tamaras Familie sehr viele Geheimnisse gibt. Tamara freut sich zwar, mit Caro endlich eine Freundin zu haben. Aber es wird deutlich, dass ihr Vertrauen ganz klare Grenzen hat.

Außerdem schafft es Ursula Poznanski hier ganz leise, einen Nebencharakter einzubauen. Nämlich Tamaras blinde Großmutter. Während ich mich noch fragte, warum ihre Großmutter wichtig ist, wurde mir nach und nach klar, dass Ursula Poznanski uns diesen Charakter nicht ohne Grund vorgestellt hat.

Besonders beeindruckt hat mich, dass uns Ursula Poznanski hier in die Sprache der Blumen einführt. Für Caro und die Polizei sind Blumen ein wichtiges, unauffälliges Kommunikationsmittel. Schön fand ich, wie die Autorin die Bedeutungen der verschiedenen Blumen in die Geschichte eingebaut hat, ohne gefühlt aus einem Lexikonartikel zu zitieren.

Mein einziger Kritikpunkt in der Handlung ist folgender: Ursula Poznanski beschreibt mehrfach, dass Tamaras Großmutter die Gesichter ihrer Gegenüber, wenn diese ihr noch nicht bekannt sind, befühlt, um sich ihr Gegenüber bildhaft vorstellen zu können. Das Erfühlen ist ein Detail, das in der Geschichte wichtig wird. Aber ich hätte mir gewünscht, dass Ursula Poznanski dieses Detail logischer in die Geschichte einbindet. Ich kenne weder Geburts- noch Späterblindete, die die Gesichter ihrer Gegenüber befühlen. Daher fühlte ich mich hier eher an ein Klischee erinnert. Einzig und allein die Auflösung, die damit verbunden war, fand ich wirklich clever.

Der Schreibstil

Ursula Poznanski erzählt Vanitas hauptsächlich aus der Ich-Perspektive, streut aber immer mal wieder Kapitel ein, die aus der Erzählperspektive geschrieben werden. Das schöne ist, dass beide Perspektiven gut zueinander gepasst haben und sich flüssig hören ließen.

In Vanitas werden wir mit sehr vielen Andeutungen konfrontiert. Vielleicht kennt ihr das auch: Ihr trefft euch mit Person A, Person B, die Person A gut zu kennen scheint, kommt hinzu und beginnt ein Gespräch mit Person A das euch offensichtlich ausklammert, ob bewusst oder unbewusst, ist nicht klar.

Aber ihr merkt, dass die beiden eine gemeinsame Geschichte haben, von der sie euch nichts erzählen wollen. Und genau solche Stellen gab es in Vanitas jede Menge: Caro musste all diese Anspielungen über sich ergehen lassen, immer mit der Hoffnung den Fall doch noch zu lösen. Und Ursula Poznanski hat es geschafft, dass ich nicht irgendwann mit dem Auge rollte und mich fragte, wann endlich mal emand auspackte, sondern, dass ich aufmerksam zuhörte, in der Hoffnung das Rätsel zu entschlüsseln.

Die Hörbuchgestaltung

Kommen wir also zur Hörbuch Gestaltung. Ich fand es etwas schade, dass das Hörbuch in gekürzter Fassung produziert wurde, hoffe aber einfach mal, dass keine wichtigen Informationen gefehlt haben. Luise Helm als Sprecherin hat mir hier wieder sehr gut gefallen. Sie liest die Geschichte mit einer dunklen Stimmfarbe und hat es geschafft, Caros Angst in mein Zimmer zu bringen.

Außerdem lernte ich in Vanitas ein neues Stilmittel von Luise Helm kennen: Sie versteht sich nämlich auch wunderbar darin, andere Dialekte zu imitieren. Obwohl der Inhalt von Vanitas recht ernst ist, brachte das ein bisschen Leichtigkeit in die Geschichte.

Gesamteindruck

Vanitas ist das erste Hörbuch mit dem mich Ursula Poznanski packen konnte. Die bisherigen Titel, die ich von der Autorin gehört hatte, waren nicht etwa schlecht, konnten mir aber meist bei der Auflösung nicht ganz überzeugen. Hier war es anders: Ursula Poznanski verstrickte viele Handlungsstränge, die hoffen lassen, dass wir vielleicht noch eine weitere Geschichte mit Caro als Protagonistin erleben dürfen. Falls das der Fall ist, hoffe ich sehr, dass Luise Helm wieder mit von der Party ist.

Infos zum Hörbuch

Vanitas – Schwarz wie Erde
Geschrieben von: Ursula Poznanski
Gelesen von: Luise Helm
Bewertung: 5 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

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Weitere Bände:

Vanitas – Grau wie Asche* (Band 2)
Vanitas – Rot wie Feuer* (Band 3)

Dieses Hörbuch wurde mir vom Argon Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

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