Der Inhalt
Es tut mir wirklich leid, aber an dieser Stelle muss ich offen zugeben, dass ich den Inhalt nicht verstanden habe. Die Thematik von Hundert Jahre Einsamkeit ist mir klar: Gabriel Garcia Marquez will in seinem Roman zeigen, dass sich bestimmte Themen von Generation zu Generation wiederholen. Die Idee an sich finde ich super. Aber ich war mit der Umsetzung leider komplett überfordert.
Hundert Jahre Einsamkeit wirkte auf mich wie viele kleine Episoden, deren Zusammenhang für mich nicht ersichtlich war. Mir hat der rote Faden in der Handlung gefehlt. Ich hatte die Hoffnung, dass die sich wiederholenden Themen klar erkennbar waren. Aber ich hatte den Eindruck, dass sich das Ganze auf einer Ebene abspielt, die ich nicht begreifen kann.
Was mir geholfen hätte die Handlung zu begreifen, wäre eine Beziehung zu den Figuren gewesen. Allerdings hat Gabriel Garcia Marquez die Figuren und auch die Generationen, die uns in der Handlung begegnen, eingeführt und deren Geschichte im Schnelldurchlauf erzählt. Zudem gab es eine Fülle an Figuren. Da gerade die Männer alle ähnliche Namen haben, habe ich sie regelmäßig miteinander verwechselt. Ich habe mir sagen lassen, dass es in Lateinamerika üblich ist, dass die Söhne nach Vätern oder Großvätern benannt werden. Streng genommen ermöglichte Gabriel Garcia Marquez es auch, sich bei der Fülle an Figuren zu orientieren. Wenn Figuren dieselben Vornamen hatten, wurde meist ein zusätzliches Merkmal genannt, damit sie voneinander unterschieden werden können.
Was mich aber am meisten störte war, dass die Figur als Einzelne nicht wichtig war. Ich hatte gehofft, dass die sich wiederholenden Themen durch die Figuren und deren Beziehung zueinander herausgearbeitet werden. Aber es war leider nicht so.
Da mir die Figuren fremd blieben, war mir ihr Schicksal relativ egal. Ich vermute aber, dass Gabriel Garcia Marquez den ganzen Inhalt auch etwas überspitzt darstellen wollte. Schließlich zeichnen sich alle Figuren hauptsächlich durch eine Eigenschaft aus. Die Männer haben nur ihre Fortpflanzung im Kopf. Die Frauen halten alles zusammen und sorgen so gut sie können für Ordnung.
Immer wieder schreibt Gabriel Garcia Marquez, dass sich die Männer einsam fühlen. Mir fehlte aber die Auflösung, wie es zu dem Gefühl kam und auch der Versuch der Einsamkeit zu entkommen.
Die Hörbuchgestaltung
Das Hörbuch befindet sich auf mehreren CDs, die in einer CD Box zusammengefasst sind. Die Box wirkt sehr edel und macht sich sicher gut im eigenen Hörbuchregal. Der HörbuchHamburg Verlag hat Hundert Jahre Einsamkeit ungekürzt produziert. Es liest Ulrich Noethen. Seine Interpretation hat mir sehr gut gefallen. Er hat mir durch seine Interpretation dabei geholfen, die Orientierung im Hörbuch wiederzufinden, wenn ich wieder einmal zwischen den ganzen Aurelianos überfordert war.
Was mich sehr beeindruckt hat war, dass es Ulrich Noethen geschafft hat die Handlung lebendig werden zu lassen, obwohl es aufgrund des Schreibstils kaum Dialoge und sehr viele Schachtelsätze gab.
Der Schreibstil
Gabriel Garcia Marquez hat einen interessanten Schreibstil, in dem viele Informationen stecken. Was ich damit meine: Marquez arbeitet sehr viel mit Metaphern. Um diese verstehen zu können, braucht es Wissen über die lateinamerikanische Kultur. Daher war ich hier sehr verloren, weil es für mich zu viele sprachliche Bilder waren, deren Bedeutung nicht aufgelöst wurde.
Gabriel Garcia Marquez setzt wörtliche Rede und Dialoge sehr bewusst ein, was mich faszinierte. Die Handlung erzählt er hauptsächlich in indirekter Rede. Wörtliche Rede wurde meist dann eingesetzt, um eine Aussage zu bekräftigen.
Gesamteindruck
Dank Hundert Jahre Einsamkeit habe ich verstanden, warum es wichtig ist, Klassiker in einem schulischen oder hochschulischen Kontext zu lesen. Dort gibt es nicht nur weitere Informationen zum Inhalt, sondern man schaut sich den Inhalt gemeinsam an und versucht ihn zu begreifen. Genau so etwas hat mir hier gefehlt. Daher empfehle ich euch, Hundert Jahre Einsamkeit nicht alleine zu lesen oder zu hören.
Das Hörbuch ist aus meiner Sicht ein Mehrwert, weil Ulrich Noethen durch seine Interpretation dabei unterstützt, sich im komplexen Schreibstil zurechtzufinden.
Infos zum Hörbuch
Hundert Jahre Einsamkeit von Gabriel Garcia Marquez ist als ungekürztes Hörbuch sowohl als CD Ausgabe als auch als Download im HörbuchHamburg Verlag erschienen.
Es liest Ulrich Noethen.
Bewertung: 2 von 5 Punkten
Du hast die Bekanntschaft des magischen Realismus gemacht. 😄 Das Buch ist eine Allegorie der Geschichte Kolumbiens bzw. des südamerikanischen Kontinents, für das im Buch Macondo steht.