Marta schläft

Das Hörbuchcover von "Marta schläft"
Bild von HörbuchHamburg

Der Inhalt

Nachdem ich in einigen Rezensionen gehört hatte, dass Marta schläft ganz anders sein soll, als Liebes Kind, hat es eine Weile gedauert, bis ich zu dem Thriller gegriffen habe. Insgeheim befürchtete ich, dass meine Erwartungen an das Hörbuch zu hoch sein würden. Ja, Marta schläft ist anders. Aber anhand meiner Bewertung könnt ihr erahnen, dass mich der Thriller überzeugt hat. Warum? Das verrate ich euch jetzt.

Der Inhalt ist komplex. Es gibt drei Perspektiven, die ganz langsam zusammengeführt werden. Ich weiß nicht genau, ob es an der Hörbuchgestaltung lag. Lange hatte ich etwas Mühe die Perspektiven voneinander zu unterscheiden. Zwei Perspektiven passen schnell zusammen. Aber bei der dritten Perspektive hat es etwas lange gedauert, bis die Bedeutung auf die gesamte Handlung für mich erkennbar war.


Im Mittelpunkt steht Nadja, die ein zurückgezogenes Leben in Berlin führt. Sie arbeitet als Assistentin in einer Anwaltskanzlei. Es scheint so, als hätte sie keine sozialen Kontakte. Genau genommen gab es eine Freundin. Doch sie ist aus Nadjas Leben verschwunden. Eines Tages steht sie vor Nadjas Tür und braucht ihre Hilfe. Nadja ahnt, dass sie eine folgenschwere Entscheidung trifft, wenn sie den Hilferuf nicht ignoriert.

Nadja ist eine unglaublich spannende Hauptfigur, die sehr vielschichtig ist und der eine ziemlich große Aufgabe bevorsteht. Ich habe mit ihr gelitten und gehofft, dass sie die Geschichte gut übersteht.
Über weitere Figuren möchte ich gar nicht viel schreiben, weil schnell die Gefahr besteht, dass ich zu viel über die Geschichte verrate. Was Romy Hausmann aber sehr gut gelungen ist, war die Interaktion der Figuren zu beschreiben. Wie handeln sie in einer Ausnahmesituation? Bleiben sie sich treu? Schaffen sie es flexibel auf unvorhergesehene Dinge zu reagieren?

Es fällt mir schwer, das zentrale Thema von Marta schläft herauszuarbeiten. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie viel ein Mensch für jemanden tut, den er liebt. Dicht gefolgt von der Frage, wie Menschen mit den eigenen Schwächen umgehen Schaffen sie es, zu ihrer Schwäche zu stehen? Oder scheint es einfacher, die Wahrheit zu verdrängen?

Interessant ist vor allem, dass Romy Hausmann den typischen Thriller Konflikt aufgreift: In welcher Realität befinden wir uns? Was ist real? Gibt es eine Figur, die uns (un)bewusst an der Nase herumführt? Gibt es zum Schluss wirklich die Wahrheit? Oder kommt es mehr auf die Perspektive an, aus der wir Marta schläft betrachten?

Ihr merkt: Fragen über Fragen. Was mich am Inhalt fasziniert hat, war wie zum Schluss alles zusammenpasst. Gerne würde ich hier etwas ins Detail gehen, müsste dafür aber viel vom Inhalt vorweg nehmen.

Die Hörbuchgestaltung

Die Hörbuchgestaltung hat mir gut gefallen. Marta schläft wurde im HörbuchHamburg Verlag produziert. Etwas misstrauisch bin ich, was die Kürzungen des Hörbuches betrifft. Gerade bei Thrillern stelle ich es mir wirklich schwierig vor, Inhalt wegzulassen. Gerne hätte ich gewusst, ob die abrupten Szenenwechsel etwas mit den Kürzungen zu tun hatten, oder ob es in der Buchausgabe ebenfalls plötzliche Szenenwechsel gab.

Obwohl es drei Perspektiven gibt, werden alle drei Perspektiven von zwei Sprecher:innen gelesen.
Matthias Koeberlin hat mich mit seiner Interpretation wieder überrascht. Er liest leise und arbeitet so die Unentschlossenheit der Figur heraus, in deren Rolle er schlüpft. Seine Figur sucht das Abenteuer, schafft es aber nicht, Stellung zu beziehen und macht daher vieles mit sich aus. Ich finde es sehr spannend, wenn Sprecher:innen nach innen interpretieren. Sie lesen dann nicht nur leise, sondern so, dass ich das Gefühl habe, dass sie sich zurückziehen. Dass die Figuren, in deren Rolle sie schlüpfen klein sind.

Inka Löwendorf schlüpft in Nadjas Perspektive. Sie hat es geschafft, Nadjas verschiedene Facetten herauszuarbeiten. Zum einen kam so Nadjas Vielschichtigkeit gut durch. Zum anderen hat es Inka Löwendorf geschafft, durch ihre Interpretation eine Dynamik aufzubauen, die mich das Hörbuch kaum unterbrechen lassen wollten. Sie hat durch ihre Lesegeschwindigkeit eine Spannung erzeugt und die Atmosphäre der Handlung sehr gut aufgegriffen.

Anna Fischer war für mich eine positive Überraschung. Sie hat in dem Hörbuch eine recht kleine Rolle. Schon nach wenigen Sekunden stellte ich fest, dass mir die Sprecherin bekannt vorkam. Sie hat fast drei Staffeln eine Hauptrolle in einer meiner Lieblingsserien gespielt. Nämlich Die Heiland.

Gerne hätte ich sie in einer größeren Rolle gehört, weil mich interessiert, wie sie einen längeren Text interpretiert. Ich habe mich jedenfalls sehr gefreut, dass die Schauspielerin auch Interesse an Hörbüchern hat und nicht ausschließlich vor der Kamera zu sehen ist.

Der Schreibstil

Romy Hausmanns Schreibstil hat mich sehr beeindruckt. Gefühlt hat sie Marta schläft anders geschrieben als ihr Thrillerdebüt Liebes Kind. Was aber gleich geblieben ist: Sie schafft es, eine düstere Atmosphäre zu erzeugen und die Beziehungen zwischen den Figuren gut herauszuarbeiten. Was mir an Romy Hausmanns Schreibstil sehr gut gefällt ist, dass sie fast ohne körperliche Gewalt auskommt. Wir wissen zwar, dass Gewalt in der Handlung eine große Rolle spielt. Aber sie wird nicht detailliert beschrieben. Es geht vor allem um die zwischenmenschlichen Konflikte, die aus meiner Sicht deutlich interessanter sind.

Gesamteindruck

Marta schläft hat mich positiv überrascht. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es Romy Hausmann mit ihrem zweiten Thriller gelingt, anders zu erzählen. Wer einen spannenden Thriller sucht, der eine Hauptfigur hat, die polarisiert, sollte sich Marta schläft unbedingt genauer anschauen oder hören.

Infos zum Hörbuch

Marta schläft
Geschrieben von: Romy Hausmann
Gelesen von: Matthias Koeberlin, Inka Löwendorf, Anna Fischer
Bewertung: 5 von 5 Punkten

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

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