Ich und die Menschen

Das Hörbuchcover von "Ich und die Menschen"
Bild von der Hörverlag

Der Inhalt

Der Inhalt ist ungewöhnlich, weil er viel mehr erzählt, als auf den ersten Blick sichtbar ist. So ist es bei den meisten Hörbüchern, die ich bisher von Matt Haig gehört habe. Wir lernen einen Alien kennen, der auf die Erde geschickt wird um einen Auftrag zu erledigen. Er soll das Wissen über eine wichtige Information auslöschen. Das bedeutet auch, Menschen zu töten, die von dieser Information wissen könnten.
Allerdings passiert etwas Ungewöhnliches: Der Alien entdeckt etwas, das er zuvor noch nicht kannte. Emotionen.

Viel mehr möchte ich auch gar nicht über den Inhalt verraten, weil es schöner ist, die Handlung selbst zu entdecken.

Ich und die Menschen ist das fünfte Buch, das ich von Matt Haig gehört habe. Was mir bei seinen Romanen auffällt, sind zwei zentrale Themen: Alle Romane handeln in irgendeiner Form von Liebe. Dabei geht es nicht ausschließlich um die Liebe zwischen Pärchen, sondern auch um die Liebe zum Leben. Um die Frage, was das Leben lebenswert macht und wie man das Leben möglichst gut für sich nutzen kann. Aber nicht etwa im materiellen Sinne, sondern so, dass es einem selbst im Leben gut geht.

Das zweite zentrale Thema sind Gefühle: Welche Gefühle empfinden wir? Können wir alle davon gebrauchen? Wie können wir lernen mit unschönen Gefühlen umzugehen, ohne daran zu zerbrechen, oder uns anderen Menschen gegenüber zu verschließen?
Unsere Hauptfigur der Alien hat ziemlich interessante Gedanken zu beiden Themen. Diese teilt er unverblümt mit uns. Das hat mir sehr gut gefallen.

Was die Handlungsstränge betrifft, bin ich mir noch nicht sicher, was ich davon halten soll: Einerseits steht natürlich die Frage im Vordergrund, ob es der Alien schafft, seine Mission zu erfüllen. Andererseits entwickelt sich ein zweiter Handlungsstrang in dem die Frage gestellt wird, wie der Alien auf der Welt zurechtkommt.

Beide Handlungsstränge waren etwas völlig anderes, als ich erwartet hatte. Das hat sich aber keinesfalls negativ auf meine Bewertung ausgewirkt. Das Tolle bei Matt Haigs Romanen ist meistens, dass mehr in seinen Geschichten drin steckt, als man zu Beginn vermutet.
Die Spannung findet hier vor allem im Stillen statt. Es gibt keine lauten Verfolgungsjagden oder streitende Menschen. Das, was spannend ist, ist das, was innerlich mit unseren Figuren passiert.

Die Hörbuchgestaltung

Mit der Hörbuchgestaltung hat der Hörverlag schnell herausgearbeitet, worum es atmosphärisch in diesem Roman geht. Bevor ich aber darauf eingehe, möchte ich noch kurz auf zwei andere Dinge hinweisen:

Das Hörbuch wurde ungekürzt produziert, was eine sehr gute Entscheidung war. Da wir hier zwei Handlungsstränge haben, hätte es vermutlich im Chaos geendet, einen der beiden Handlungsstränge zu kürzen.

Was mir ebenfalls sehr gut gefallen hat war, dass die Kapitel mit angesagt wurden. Das Hörbuch lässt sich so wunderbar im Rahmen einer Leserunde hören, in der das Buch bzw. Hörbuch in verschiedene Kapitel unterteilt wird.

Kommen wir aber nun zum Sprecher, der maßgeblich zur Atmosphäre des Hörbuches beiträgt: Das Hörbuch wird von Christoph Maria Herbst gelesen. Wer den Sprecher kennt weiß, dass er gerne in humorvollen Titeln zu finden ist. Dort liest er laut, fröhlich und hat eine schnelle Lesegeschwindigkeit.

Hier hingegen liest er leise, ruhig und langsamer, was darauf hindeutet, dass es unserem Protagonisten dem Alien nicht wirklich gut geht. Und wie soll es das auch? Er hat einen schwierigen Auftrag und befindet sich zudem in einer Umgebung, die ihm völlig fremd ist. Dieses Unwohlsein kam bei mir sehr gut an, was dafür spricht, dass Christoph Maria Herbst dieses Hörbuch einfach unglaublich gut interpretiert hat.

Der Schreibstil

Ich bin immer wieder beeindruckt von Matt Haigs Schreibstil. Er schafft es, wichtige Gedanken über das Leben, oder den Umgang mit Krisen zu formulieren, ohhne, dass es nach platten Weisheiten klingt. Stattdessen wählt er eine bildhafte Sprache, die eindrucksvoll auf den Punkt bringt, was er meint und seine Worte keinesfalls wertend erscheinen lässt. Er zeigt durch seinen Schreibstil einen Weg auf, wie man mit Krisen umgehen kann, setzt aber nicht voraus, dass sein Weg der Richtige ist.

Gesamteindruck

Wenn ich zu diesem Abschnitt komme, gehe ich normalerweise nochmal darauf ein, welche Erwartungen ich an das Hörbuch hatte und ob diese Erwartungen gehalten werden konnten. Eigentlich rechnete ich mit einem Titel, in dem ein Protagonist beschreibt, wie er die Menschen wahrnimmt. Ich ahnte, dass es möglicherweise um Konflikte zwischen den Menschen und dem Protagonisten gehen könnte.

In Ich und die Menschen geht es gefühlt aber um etwas völlig anderes und noch um so viel mehr, als ich eigentlich erwartet hätte. Ich kann noch nicht wirklich sagen, ob ich das gut oder schlecht fand.

Lange war ich mir nicht sicher, in welche Richtung die Handlung verläuft. Ich befürchtete einen verkappten Thriller vor mir zu haben und war froh, als sich herausstellte, dass es doch nicht so war.

Allerdings muss ich auch sagen, dass die Handlung größtenteils eine traurige Atmosphäre mit sich bringt, die mich auch etwas unglücklich zurücklässt. Die Handlung hat mir zwar gefallen. Dennoch empfehle ich euch, das Hörbuch nur zu hören, wenn es euch gut geht und ihr ausgeglichen seid.

Infos zum Hörbuch

Ich und die Menschen
Geschrieben von: Matt Haig
Es liest: Christoph Maria Herbst.
Bewertung: 4 von 5 Punkten

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