Worauf ich bei der Überarbeitung achte

Eine Schreibmaschine in der ein Blatt eingespannt ist. Auf dem Blatt steht "Ge(h)schrieben". Darunter "Mein Autorenleben"
Bild von: Emma Zecka

Hallo zusammen,

schon sehr lange gab es keinen Beitrag in meiner Autorinnenleben-Rubrik, weil es einfach nichts zu erzählen gab. Nun bin ich aber bei der Überarbeitung von Band 1 der Halloween Dilogie auf der Zielgerade und es wird Zeit euch zu verraten, worauf ich bei der Überarbeitung achte.

Vorab: Dank dem Schreibkurs mit Adriana Popescu, der über teech angeboten wird, habe ich sehr viel gelernt. Das erworbene Wissen werde ich nicht 1:1 mit euch teilen, da es sich bei dem Schreibkurs um ein kostenpflichtiges Angebot handelt. Dennoch erzähle ich euch, wie ich einige Punkte etwas abgewandelt für meine Überarbeitung nutzen kann.

Neugierig? Dann bleibt dran.

Die Überarbeitung: Warum das Ganze?

Ich kenne keine Autor*innen, die die erste Version ihrer Bücher veröffentlichen. Sebastian Fitzek erzählte beispielsweise in einem Interview, dass er seine Romane bis zu acht Mal überarbeitet, bevor sie veröffentlicht werden.

Damit mir im Lektorat nicht Dinge angemerkt werden, auf die ich auch selbst hätte kommen können, wollte ich nach dem Beenden der Rohfassung den ganzen Roman unbedingt nochmal überarbeiten, mit dem Ziel dadurch im Lektorat Zeit zu sparen.

Mir ist nach dem Beenden aufgefallen, dass vieles noch nicht stimmt. Also habe ich den Text erstmal etwas liegen gelassen und währenddessen einen Schreibratgeber gelesen. Nämlich Wie man einen verdammt guten Roman schreibt von James Frey. Ein Titel der Aufmerksamkeit erregt. Wenn es ein Rezept für das Schreiben von Romanen gäbe, würde es nur noch gute Romane geben. Dennoch: hier habe ich wichtige Anhaltspunkte mitnehmen können, wie beispielsweise den Aufbau von Konflikten.

Aber zurück zum Thema: In den folgenden Abschnitten verrate ich euch, worauf ich aktuell achte:

Figurenentwicklung

Als Viellesende oder Hörende kennt ihr es bestimmt: Figuren, die gleich klingen und die ihr ständig verwechselt, weil man sie kaum voneinander unterscheiden kann. Deswegen habe ich mich unter anderem folgenden Fragen gestellt:

  • Wer sind die Hauptfiguren des Halloweenbuches?
  • Was macht meine Figuren aus?
  • Worin unterscheiden sie sich von den anderen Figuren?
  • Wie ist ihr Weg im Laufe der Handlung? (Können sie angestrebte Ziele erreichen? Welche Hürden begegnen ihnen?)

Bei der Frage nach den Hauptfiguren bin ich zuerst in eine völlig falsche Richtung gelaufen. Die Handlung wird aus den Perspektiven von vier Figuren erzählt. Zwei davon hatte ich als Hauptfiguren im Blick. Die anderen beiden sollten vor allem die Funktion haben, die Handlung aufzulockern und hier und da lustige Momente zu liefern. Bei der Überarbeitung stellte sich aber heraus, dass gerade diese beiden Figuren die interessanteren Figuren sind.

Bei vier Figuren ist es wichtig, dass sie sich nicht zu sehr ähneln. Sonst stellt sich die Frage wofür es wirklich vier Figuren braucht und ob es nicht sinnvoller wäre, die Handlung mit weniger Figuren zu erzählen. Also brauchte ich eine gute Hintergrundgeschichte für jede Figur. Das Interessante war, dass ich vieles von den Hintergrundgeschichten bereits im Kopf oder stichpunktartig festgehalten, aber eben noch nicht gut sortiert hatte. Durch den oben verlinkten Schreibkurs bekam ich eine Struktur anhand der ich wichtige Eckdaten über die Figuren sammeln kann.

Was mir immer noch sehr schwer fällt ist vieles von dem, was ich über die Figuren weiß, im Manuskript unterzubringen. Es ist selten so, dass Autor*innen alles, was sie über eine Figur wissen, in die Handlung schreiben. Dennoch glaube ich, dass einige Punkte in der Handlung für Konflikte sorgen und die Handlung somit auch dynamischer werden lassen.

Die Handlung

Als ich die Rohfassung beendet hatte, war mir klar, dass ich die Handlung dringend optimieren musste. Es gab sehr viele Momente, in denen die Figuren ziellos durch die Gegend laufen und nicht mehr weiter wissen. Manchmal ist das Leben auch genau so. Jedoch funktioniert das bei einem Roman nicht ewig. Irgendwann fragen sich die Lesenden, ob hier noch irgendetwas passiert, oder ob sie das Buch abbrechen sollen.

Für eine dynamische Handlung braucht es Konflikte. In Wie man einen verdammt guten Roman schreibt werden verschiedene Arten von Konflikten voneinander unterschieden. Anhand dieser Unterscheidung habe ich verstanden, worin das Problem meiner Handlung liegt und an welchen Stellschrauben ich drehen könnte, damit es etwas spannender wird.

Es geht bei einem Roman nicht immer um den großen Wir retten die Welt Konflikt, sondern es können auch kleine Konflikte stattfinden, wie beispielsweise ein Streit zwischen zwei Figuren. Wichtig ist, dass vor allem der Konfliktaufbau stimmt und die Steigerung bei den Konflikten glaubhaft ist.

Wann kommt was? Und: braucht es das wirklich?

Wichtig für die Handlung ist auch, wann welche Informationen platziert werden. Ist es sinnvoll Lesenden bestimmte Infos gleich von Beginn an zu geben? Oder ist es spannender, wenn die Lesenden manche Dinge von selbst herausfinden? Es stellt sich aber die Frage, wie die Infos platziert werden, damit es den Lesenden auch gelingen kann. Natürlich wird man nie alle Personen zufriedenstellen können. Es wird immer die zwei Fraktionen geben, die sagen: Da wäre ich nie drauf gekommen! Oder eben die War doch von Anfang an klar Menschen.

Wichtig ist, dass ich zufrieden mit der Platzierung der Informationen bin und weiß, warum ich was an welcher Stelle platziere. Hier bin ich mit manchen Szenen noch nicht ganz zufrieden, hoffe aber die Probleme spätestens im Lektorat erfolgreich lösen zu können.

Hinzu kommt auch die Frage, ob es bestimmte Szenen wirklich braucht. Hier stelle ich mir folgende Fragen:

  • Was will ich mit dieser Szene bewirken? (Einen ruhigen Moment schaffen? Informationen platzieren? Konflikte aufbauen?)
  • Bringt diese Szene die Handlung wirklich voran?

Diejenigen unter euch, die gerne Thriller hören, kennen es vielleicht: In einer aufregenden Handlung gibt es den Moment, in dem die Hauptfigur zur Ruhe kommt. Es werden Situationen verarbeitet und Informationen sortiert. Genau solche Momente braucht es in einer Handlung.

Wenn es aber hauptsächlich solche Momente gibt, ist niemandem geholfen, weil nichts passiert. Deswegen habe ich mich sehr oft gefragt, ob es diese Szene wirklich braucht. Bisher sind hier und da ein paar Szenen rausgeflogen, die ich gern geschrieben und gern gelesen habe, die aber nicht wirklich zum Weiterkommen der Handlung beitragen.

Vielleicht werde ich euch die ein oder andere Szene zeigen. Immerhin habe ich dazu gelernt und sie nicht gelöscht, sondern in einem eigenen Dokument gesammelt.

Der Schreibstil

Das war wohl meine größte Baustelle: Diejenigen unter euch, die hier schon länger mitlesen, erinnern sich vielleicht noch daran, als Band 1 noch das Nebenprojekt war. Ursprünglich wollte ich den ersten Band als eine Art Zusatzbuch gestalten, in dem von einer Reise erzählt wird, die für die eigentliche Handlung von Band 2 nicht wirklich wichtig, für Liebhabende von Band 2 aber ein interessantes Bonus Buch sein kann.

Deswegen habe ich den Großteil des Romans in indirekter Rede und auch aus der Perspektive eines allwissenden Erzählers geschrieben, weil es eine Figur gab, die von außen auf die Szenerie blickt. Diese Figur gibt es nach wie vor. Allerdings hat sie nicht mehr die Funktion des allwissenden Erzählers, weil sie nämlich Anteil an einem großen Chaos hat. (Auch diese Erkenntnis habe ich dank einem Gespräch im Schreibkurs gewinnen können).

Wie oben schon geschrieben, gibt es vier Perspektiven, die ich zu Beginn alle in der dritten Person geschrieben habe. Ihr lest: Auch hier gibt es stilistisches Chaos. Allwissender Erzähler und dritte Person.

Für manche Figuren hat die dritte Person sehr gut gepasst. Andere Figuren hingegen wirkten dadurch eher lahm und es fehlte ihnen an Dynamik. Außerdem stellte ich fest, dass genau diese einheitliche Erzählperspektive dafür sorgt, dass sie alle irgendwie ähnlich klingen.

Also startete ich ein Experiment: Zwei Figuren bekamen die Ich-Perspektive währen die beiden anderen Figuren weiterhin in der dritten Person geschrieben sind. Stand jetzt finde ich, dass sich das recht gut liest. Ich hoffe, das bleibt auch nach dem Lektorat so.

Dadurch, dass ich vieles von der indirekten Rede hin zur Ich-Perspektive oder dritten Person verändert habe, änderte sich auch die Dynamik des Buches. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass solche Kleinigkeiten große Auswirkungen auf eine Geschichte haben können.

Und Du?

Worauf achtest du bei der Überarbeitung deiner Texte?

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