Frantumaglia

Das Hörbuchcover von "Frantumaglia"
Bild von der Hörverlag

Der Inhalt

Ich wusste schon seit einer Weile, dass diese Textsammlung geplant ist. Mir wurde erzählt, dass wir bei Frantumaglia Elena Ferrante besser kennenlernen. Meine Vorfreude war sehr groß. Doch leider konnte mich Frantumaglia nicht ganz packen…

Frantumaglia ist kein Roman aus der Feder der neapolitanischen Autorin. Hier werden uns eine Auswahl verschiedener Briefe präsentiert, die Elena Ferrante an Journalisten oder ihren Verlag geschrieben hat. Als ich von dem Inhalt hörte, fand ich die Idee eigentlich ziemlich gut: Schließlich sind Briefe etwas sehr persönliches und ich rechnete also damit, dass wir nach dem Hörbuch ein bisschen mehr über Elena Ferrante wissen, als zuvor. Leider war das aus meiner Sicht nicht so.

Aber kommen wir zuerst zu den positiven Dingen: Was ich sehr spannend fand, waren Elena Ferrantes Gedanken zum Thema Autorenleben und Literatur. So meinte sie beispielsweise, dass eine Geschichte von sich aus überzeugen muss und es nichts bringt, große Marketingaktionen zu starten, um ein Buch zu bewerben. Sie selbst tritt genau aus diesem Grund nicht in der Öffentlichkeit auf. Sie – sofern ich das richtig verstanden habe – sieht ihre Aufgabe darin, Geschichten zu erzählen. Und wenn diese gut sind, wird sich das an den Verkaufszahlen zeigen. Gerade in unserer heutigen Zeit finde ich diesen Gedanken sehr spannend, weil es für Autor*innen immer wichtiger wird, im Internet vertreten zu sein, mindestens durch eine aktuelle Homepage, im besten Fall aber durch aktive Social Media Kanäle.

Der zweite positive Aspekt ist hier, dass sie in einem Brief auf ihre bisher veröffentlichten Titel eingeht und die Handlungen der Protagonistinnen für uns interpretiert. So lernte ich beispielsweise, dass ich Lästige Liebe völlig falsch beurteilt hatte. Der Roman erschien viele Jahre vor der neapolitanischen Saga. Meine Kritikpunkte, der fehlende Spannungsaufbau und die nicht verbundenen Handlungsstränge, sind zwar nach wie vor richtig, allerdings verstehe ich nun, warum Lästige Liebe mir bei weitem nicht so gut gefallen hat, wie die neapolitanische Saga: Zwischen den zwei Titeln hat sich die Autorin nämlich weiterentwickelt.

Kommen wir nun zu den Aspekten, die mich weniger angesprochen haben.

Es sind keine wirklich negativen Aspekte, weil Elena Ferrante mit den Themen, über die ich jetzt schreiben werde, sicher viele Hörer*innen erreicht: Feminismus ist ein wichtiges Thema in ihren Geschichten. Und so taucht das Thema auch in einem sehr langen Brief an zwei Journalistinnen auf, in dem sie die Entwicklung ihrer Protagonistinnen schildert. Ich finde es wichtig, dass Autor*innen über die Themen schreibe, die sie beschäftigen. Aber ich hatte hier den Eindruck, einen wissenschaftlichen Text vor mir zu haben und musste mir eingestehen, dass ich inhaltlich nicht mitkam.

Zum einen hatte das damit zu tun, dass ich nicht alle bisher ins Deutsche übersetzte Titel der Autorin kannte und daher auch etwas genervt war, weil Elena Ferrante bei einigen Titel sehr ins Detail ging und ich daher vermutete, gerade unabsichtlich gespoilert worden zu sein.

Und zum anderen verwirrten mich die Schachtelsätze und einige Fachbegriffe, für die ich an dieser Stelle gerade leider keine Beispiele habe.Das, was Elena Ferrante durch ihre Protagonistin Elena in der neapolitanischen Saga anprangert, nämlich, dass sich viele Akademiker hinter ihrer Wissenschaft verstecken, ist der Autorin aus meiner Sicht hier selbst passiert.

An sich ist das nicht schlimm. Kein Mensch ist perfekt und ich kann mir auch vorstellen, dass viele Hörer*innen aufgrund Elena Ferrantes politischer Postion zu ihren Romanen greifen.

Ich hatte mir hingegen gewünscht, die Autorin ein bisschen besser kennenzulernen. Hin und wieder kam sie bei mir an und es gab Gedanken, bei denen ich ihr zustimmen konnte. Aber es gab eben auch diese Momente, in denen der wissenschaftliche Aufsatz sehr präsent war.

Die Hörbuchgestaltung

Was die Gestaltung des Hörbuches betrifft, bin ich diesmal wirklich etwas hin- und her gerissen: Im Idealfall gefällt mir bei einem Hörbuch nicht nur die Geschichte, sondern auch die Interpretation. Manchmal hingegen, gefällt mir nur eines von beiden. Und hier ertappte ich mich dabei, wie mich auch die Interpretation von Eva Mattes etwas überforderte.

Eigentlich war ich ziemlich froh, dass Frantumaglia von Eva Mattes, der deutschen Stimme der Elena Ferrante Titel, gelesen wurde. Sie kannte die Texte der Autorin bereits und deshalb rechnete ich damit, dass es ihr auch nicht schwer fallen würde, die Briefe der Autorin zu lesen. Außerdem musste ich mich so nicht an eine neue Geschichte gewöhnen.

Allerdings gibt es in Frantumaglia einige Auszüge aus Elena Ferrantes Titeln, die es nicht in die Romane geschafft haben. Und hier hatte ich häufig Mühe zu unterscheiden, wann die fiktive Geschichte begann und wann wieder aus Elena Ferrantes Briefen gelesen wurde. Allerdings bin ich mir nicht sicher, wie man den Unterschied besser hätte hervorheben können. Musik? Geräusche?

Wäre das wirklich eine gute Option gewesen, oder hätte das nicht vielleicht auch den Text an sich geschwächt?
Ich weiß es nicht. Und es nervt mich auch ein bisschen, weil ich Eva Mattes und die Produktionen des Hörverlags eigentlich mag.

Gesamteindruck

Wer bereits alle in Deutschland veröffentlichten Titel der Autorin gelesen oder gehört und auch geliebt hat, könnte mit Frantumaglia vielleicht ein kleines Highlight finden. Die Autorin erzählt nicht nur von Lästige Liebe oder Frau im Dunkeln, sondern liefert auch noch Textpassagen aus den Titeln. Nebenbei wird es dann noch ein bisschen politisch, feministisch, wie man das eben auch schon aus den Romanen der Autorin gewohnt ist.

Mich konnte Frantumaglia leider nicht vollständig überzeugen. Ich hoffe aber, dass diese Textsammlung viele von euch begeistern kann.———————————–

Infos zum Hörbuch

Frantumaglia
Geschrieben von: Elena Ferrante
Gelesen von: Eva Mattes
Bewertung: 2 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

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Dieses Hörbuch wurde mir als Rezensionsexemplar kostenlos vom Verlag zur Verfügung gestellt.

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