Weißer Tod

Das H örbuchcover von "Weißer Tod"
Bild von RandomHouse Audio

Der Inhalt

Hinweis: Wer die drei vorherigen Bände noch nicht gelesen oder gehört hat, kann hier gespoilert werden, da ich mich hier auf Informationen über unsere Protagonisten beziehe, die in den vorherigen Bänden gegeben wurden. Inhaltliche Spoiler zum aktuellen Fall gibt es nicht.

Hier hat mich J. K. Rowling überrascht, weil die Geschichte im Grunde aus drei Handlungssträngen besteht:
Im ersten Handlungsstrang geht es um unsere beiden Protagonisten Cormoran Strike und Robin Ellacot. Was hat sich seit dem letzten Fall getan? Wie hat sich ihr Leben verändert? Und betreffen die Veränderungen auch die Beziehung der beiden zueinander?

Die anderen beiden Handlungsstränge haben mit Strikes und Robins aktuellem Fall zu tun. Der Privatdetektiv wird von einem Mann aufgesucht, der offenbar in einer Psychose zu sein scheint. Dennoch behauptet er, vor vielen Jahren einen Mord beobachtet zu haben. Strike ist sich nicht sicher, ob der angebliche Mord Teil der Psychose ist, oder ob sein Klient wirklich gesehen hat, wie ein Kind getötet wurde.

Außerdem bekommt Strike einen neuen, offiziellen Auftrag. Ein Politiker möchte, dass Strike und Robin verdeckt ermitteln. Und nun stellt sich die Frage: Passen alle drei Handlungsstränge zusammen?

Strike und Robins Auftraggeber ist ein unsympathischer Politiker. Dennoch müssen Strike und Robin für und nicht gegen ihn arbeiten. Und je länger ich den Politiker erlebt habe, desto mehr ging er mir auf die Nerven. Doch als eine unerwartete Wendung passiert, werden die Karten neu gemischt.

Und auch bei Robin und Strike hat sich viel getan: Robin ist nun eine verheiratete Frau. Und auch Strike scheint in einer glücklichen Beziehung. Doch beide werden von Ereignissen aus der Vergangenheit eingeholt und es bleibt die Frage, ob sie es schaffen, die alten Geister loszuwerden.

Mir haben alle drei Handlungsstränge sehr gut gefallen. Was ich an J.K. Rowlings Krimis mag ist, dass bei ihr die Ermittler im Vordergrund stehen. Natürlich gibt es immer einen Auftrag, den die beiden bearbeiten müssen, aber ich habe häufig den Eindruck, dass die Ermittlungen nebenbei passieren. und das ohne, dass es zum Schluss offene Fragen bezüglich des Kriminalfalles gibt. Und so war es auch diesmal. Lange habe ich mich gefragt, wie beide Handlungsstränge wohl zueinander passen. Und zum Schluss war ich dann wieder beeindruckt, wie J.K. Rowling die Handlung unmerklich miteinander verbindet.

Schön fand ich auch, dass J.K. Rowling langsam aber sicher eine feste Stammbesetzung in ihrem Cormoran-Strike Bänden hat. So haben wir neben unseren beiden Protagonisten auch bekannte Nebencharaktere, die uns bereits in den vorherigen Bänden begegnet sind.

Die Spannung

J.K. Rowling hat den Spannungsbogen der Geschichte gut aufgebaut. Zu Beginn von Weißer Tod könnte man ihr vielleicht vorwerfen, dass inhaltlich wenig passiert. Dennoch fand ich den Anfang wichtig, da wir hier eine Vielzahl neuer Charaktere kennenlernen. Und es wäre vermutlich zu schwierig geworden, die neuen Charaktere und beginnende, verstrickte Handlungsstränge einzuordnen.

Doch nach und nach merken wir, wie der Spannungsbogen bis zu einem großen Showdown ansteigt. Und das Gute ist, selbst nachdem der Spannungsbogen wieder abgefallen ist, müssen wir uns nicht auf einen Schlag von Strike und Robin verabschieden, sondern können die Geschichte noch einigermaßen ruhig mit den beiden ausklingen lassen.

Die Hörbuchgestaltung

Glücklicherweise wurde auch der vierte Band der Strike-Reihe als ungekürztes Hörbuch produziert. Und auch Dietmar Wunder war wieder mit von der Partie. Ich mag seine Interpretation und habe mich gefreut, endlich wieder ein Hörbuch mit ihm hören zu können. Besonders beeindruckt bin ich auch davon, wie er seine Stimme einsetzen kann. Wenn er in die Rolle des Erzählers schlüpft, klingt seine Stimme vergleichsweise hell und vielleicht auch etwas dünn. Doch wenn er dann verschiedene Charaktere imitiert, merken wir, dass er es schafft, jedem Charakter eine eigene Stimme zu geben. Gerade Strike bekommt von ihm eine vergleichsweise tiefe Stimme.

Der Schreibstil

Was ich an J.K. Rowlings Schreibstil vor allem schätze ist, dass sie sich nicht in Beschreibungen der Handlungsorte von Weißer Tod verliert, sondern sich darauf festlegt, das Innenleben unserer Charaktere herauszuarbeiten, ohne dem Hörer hier zu viel vorzukauen.

Außerdem greift sie in ihren Geschichten immer auch den gesellschaftlichen Aspekt auf, in dem sich unsere Charaktere befinden: Strike gehört selbst zur Mittel- wenn nicht sogar Unterschicht, wird aber immer wieder mit Leuten aus der Oberschicht konfrontiert, die in einer Blase zu leben scheinen und oft realitätsferne Vorstellungen haben.

Und anhand dieser zwei Merkmale – dem Gefühlsleben unserer Charaktere und der gesellschaftlichen Perspektive – beweist J.K. Rowling wie viel sie von ihrer Umgebung und ihren Mitmenschen wahrnimmt und das sie es schafft, das Wahrgenommene auch noch mit den richtigen Worten zu beschreiben.
Und natürlich gab es auch diesmal wieder Dialoge, die mich sehr gut unterhalten haben.

Gesamteindruck:

Als ich erfuhr, dass ein neuer Band veröffentlicht werden sollte, war meine Vorfreude sehr groß, weil mir die vorherigen Bände auch so gut gefallen haben. Glücklicherweise wurde ich auch diesmal nicht enttäuscht. Es war toll wieder etwas Zeit mit unserem Ermittlerduo Strike und Robin verbringen zu dürfen und ich hoffe sehr, dass J.K. Rowling weniger in Harry Potter investiert und uns stattdessen wieder bald mit einem neuen Strike Fall beliefert,

Was man aber ganz klar sagen muss ist, dass ihre Krimis keine klassischen Krimis sind, da der Fokus eben nicht auf dem zu lösenden Fall liegt. Hörer, die also einen klassischen Kriminalroman suchen, sind hier wahrscheinlich an der falschen Stelle. Aber mir gefällt gerade, dass sich J.K. Rowling von den bisherigen Krimigeschichten abhebt und etwas Eigenes schafft.

Allerdings muss ich an dieser Stelle auch nochmal darauf hinweisen, dass ich Weißer Tod nur den HörerInnen empfehlen kann, die es gewohnt sind, Hörbücher mit einer verstrickten Handlung oder einer etwas längeren Spieldauer zu hören. Ich habe zu Beginn etwas gebraucht, um bei den vielen Charakteren durchzublicken und zu wissen, wer zu welcher Gruppe gehört. HörerInnen, die noch nicht viel Hörbuch Erfahrung haben, könnten hier möglicherweise überfordert sein.

Zusammenfassend kann ich Weißer Tod aber allen empfehlen, die erleben wollen, wie J.K. Rowling Geschichten außerhalb des Fantasy Genres erzählt. Ich hoffe sehr, dass wir diesmal nicht ganz so lang auf den nächsten Band warten müssen.

Infos zum Hörbuch

Weißer Tod
Geschrieben von: J.K. Rowling (Robert Galbraith)
Gelesen von: Dietmar Wunder
Bewertung: 5 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

Hier findet ihr mehr Infos über Robert Galbraith. (Der Link führt zur Autorenseite).

Hier findet ihr mehr Infos über Dietmar Wunder. (Der Link führt zur Sprecherseite).

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Weitere Bände:

Der Ruf des Kuckucks (Band 1)
Der Seidenspinner (Band 2)
Die Ernte des Bösen (Band 3)
Böses Blut (Band 5)
Das tiefschwarze Herz (Band 6)
Das strömende Grab (Band 7)

Dieses Hörbuch wurde mir als Rezensionsexemplar von RandomHouse Audio zur Verfügung gestellt.

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