Der erste letzte Tag

Das Hörbuchcover von "Der erste letzte Tag"
Bild von Argon Verlag

Der Inhalt

Sebastian Fitzek erzählte, dass er gerne mal etwas Lustiges schreiben wollte. So oder so ähnlich entstand die Idee zu Der erste letzte Tag. Da ich ein neugieriger Mensch bin und immer auf der Suche nach humorvollen Geschichten bin, war klar, dass dieser Titel bei mir einziehen musste.

Der Inhalt verwirrte mich zuerst. Das lag aber nicht am Inhalt selbst, sondern vor allem an Livius. Ich erinnerte mich nämlich, dass wir bereits in einem anderen Roman von Sebastian Fitzek einem Livius begegnen. Seid beruhigt. Die beiden haben absolut nichts miteinander zu tun. Sie teilen sich nur einen Namen.

Was mir am Inhalt sehr gut gefällt ist, dass wir die Wahl haben aus welcher Perspektive wir die Handlung betrachten wollen. Die erste Möglichkeit besteht darin, das Hörbuch als kurzweiliges, verrücktes Abenteuer zu sehen. Uns erwartet genau das, was ein guter Roadtrip verspricht. Situationen, die nicht verrückter sein könnten.

Die zweite – und für mich interessantere – Möglichkeit ist aber auch, dass wir uns mit der Frage der Handlung auseinandersetzen. Nämlich der, wie man den letzten Tag verbringen möchte. Ihr ahnt vielleicht schon, dass es hier auch etwas ernster wird. Das Schöne ist aber auch, dass wir uns aussuchen können, wie ernst wir es halben wollen. Die Themen, die hier angestoßen werden, sind da, überschatten aber keinesfalls die humorvolle, leichte Atmosphäre des Hörbuches.

Die Figuren sind ziemlich spannend, weil sie zum einen sehr unterschiedlich sind und weil wir zum anderen merken, dass sie bereits eine Geschichte haben, von der wir hier nur einen kleinen Ausschnitt erleben werden.
Livius möchte einfach nur schnellstmöglich sein Reiseziel erreichen. Als er einen Blick auf Lea wirft, glaubt er sie zu kennen. Glaubt zu wissen, wie sie tickt und wie sie aufgewachsen ist.

Lea hingegen steckt voller Wut. Sie möchte etwas in der Welt bewegen und merkt, wie eingeschränkt Livius Wahrnehmung manchmal ist. Das kann sie natürlich nicht einfach stehen lassen, sondern startet immer mal wieder eine Diskussion.

Jetzt könnte man Sebastian Fitzek möglicherweise vorwerfen, dass die Figuren oberflächlich sind und die Handlung an den Haaren herbeigezogen wirkt. Mir haben Handlung und Figuren sehr gut gefallen. Die Figurenentwicklung ist vor allem aufgrund von zwei Dingen eingeschränkt:

Erstens: Wir erleben den Großteil der Handlung aus der Perspektive von Livius. Das heißt, wir nehmen nur das wahr, was Livius auch wahrnimmt. Manchmal haben wir die Möglichkeit uns aufgrund seiner Wahrnehmung eine eigene Meinung zu bestimmten Themen zu bilden und mehr zu sehen, als er. Manchmal erleben wir aber nur einen kleinen Ausschnitt der Welt, weil Livius Wahrnehmung eben klein ist.

Zweitens: Sebastian Fitzeks Anspruch an sein Buch war, eine humorvolle Geschichte zu erzählen. Das ist ihm hier gelungen. Da der Titel in relativ kurzer Zeit erzählt wird, bleibt nicht viel Raum eine tiefgründige Geschichte zu erzählen. An manchen Stellen hätte ich gern mehr über Livius und Lea erfahren, oder auch gern mehr Zeit mit ihnen verbracht. Das war aber nicht Teil der Geschichte. Wir verbringen lediglich einen Tag (und eine Szene) mit den beiden Figuren. Sebastian Fitzek hat diesen Zeitraum aus meiner Sicht optimal genutzt.

Die Hörbuchgestaltung

Was die Hörbuchgestaltung betrifft, habe ich zu allererst einen humorvollen Kritikpunkt zum Aushängeschild ungekürzt. Da der Titel allgemein schon so kurz ist, wollte ich unbedingt die ungekürzte Version über Audible hören. Leider hat Audible aber beschlossen, die Danksagung von Sebastian Fitzek wegzulassen. Das Problem an der Sache: Ich finde seine Danksagungen unglaublich unterhaltsam und bin dann immer etwas genervt, wenn sie fehlen. Aber das ist wirklich Jammern auf sehr, sehr hohem Niveau.

Die gekürzte Fassung, bei der ca. 25 Minuten fehlen, ist im Argon Verlag erschienen und überall dort gekauft werden, wo ihr eure Hörbücher eben kauft. Die ungekürzte Fassung ist leider nur den Leuten zugänglich, die Audible nutzen.
Wie auch bei den anderen Hörbüchern von Sebastian Fitzek ist Simon Jäger wieder mit von der Partie. Ich war sehr gespannt, wie er Der erste letzte Tag interpretiert. Was soll ich sagen? Ich bin ziemlich begeistert. Er hat die Handlung so interpretiert, dass ich sie mir bildhaft vorstellen konnte. Teilweise gibt er ein sehr schnelles Lesetempo vor, sodass man meinen könnte, dass er selbst irgendwo über eine Autobahn rast. An anderen Stellen wird er aber ruhiger, sodass die Bedeutung der Szenen nicht verlorengeht.

Da unser Handlungsort hauptsächlich ein Auto ist, geht es vor allem um die Interaktion zwischen den Figuren. Simon Jägers Interpretation der Dialoge hat mir sehr gut gefallen. Er schafft es, uns Lea und Livius so ein kleines Stück näherzubringen.

Der Schreibstil

Was ich am Schreibstil besonders spannend fand, war dass der Schwerpunkt diesmal für mich auf den Dialogen lag. Vielleicht übertreibe ich an dieser Stelle, aber ich finde, dass vor allem die Dialoge die Handlung voranbringen. Sie sorgen dafür, dass unsere Figuren Entscheidungen treffen, oder beginnen über Themen nachzudenken. Sebastian Fitzek hat es auch hier geschafft, die richtige Mischung zwischen Ernst und Humor zu transportieren. Schon bei den Thrillern habe ich mich über den ein oder anderen humorvollen Dialog gefreut. In Der erste letzte Tag erleben wir das Ganze quasi in der XXL Version.

Einzig und allein über den Humor lässt sich streiten. Aber das ist ja bekanntlich immer so. Ich habe mich über die kleinen Wortwitze oder über die Situationskomik gefreut und hätte gerne mehr davon im Hörbuch gehört.

Gesamteindruck

Sebastian Fitzek wollte ein humorvolles Buch schreiben. Das ist ihm mit Der erste letzte Tag fast bis zur letzten Minute gelungen. Ein Roadtrip, der mir sehr gut gefallen hat und den ich jetzt endlich meinen Nicht-Thriller-hörenden-Freunden empfehlen kann.

Mein Lieblingszitat:

“Das Nichts gibt es nicht. Nur das Etwas.”
(Lea in Der erste letzte Tag von Sebastian Fitzek, Track 45).

Infos zum Hörbuch

Der erste letzte Tag
Geschrieben von: Sebastian Fitzek
Gelesen von: Simon Jäger
Bewertung: 5 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

Eine Frau, die uns über ein Buch hinweg anschaut. Um sie herum ein Kreis in dem Buchclub steht.
Bild von: Emma Zecka

Und Du?

Wie hat Dir der Roman gefallen? Auch im Vergleich zu den anderen Romanen von Sebastian Fitzek?
Wie sähe Dein erster, letzter Tag aus?
Welche Station von Livius und Lea hat Dir am besten gefallen?

Gerne kannst Du in den Kommentaren auch spoilern. Allerdings bitte ich Dich dann darum, die Spoiler auch zu kennzeichnen.

2 Gedanken zu „Der erste letzte Tag“

  1. Hallo,
    [Achtung alles, was ich sage ist ein SPOILER! Mehr ist weniger]
    Bin ich die einzige, die versucht hat diese Telefonnummer anzurufen?
    Ich hab da eine verwirrte Nachricht hinterlassen und hoffe nun, dass das keine seltsamen Folgen hat 😀
    Liebe Grüße Mone

    Antworten
  2. Hi Mone,
    falls wir Sebastian Fitzek in Frankfurt auf der Buchmesse treffen sollten, können wir ihn fragen, ob er den AB inzwischen mal abgehört hat. Keine Sorge, ich glaube nicht, dass du die Einzige bist, die dort eine Nachricht hinterlassen hat. Ich habe aber gar nicht so weit gedacht, dass es die Telefonnummer wirklich gibt und finde die Idee ziemlich lustig.

    viele Grüße

    Emma

    Antworten

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