Türchen 19: Ernst

Ein Kranz in dessen Mitte eine 19 steht.22. Dezember:

Abends: Marlene

Müde ließ ich mich in mein Bett fallen. Der »Schrank« stand auf meinem Nachttisch. Es war eine gute Idee, in den Ort zu fahren. So hatte ich Ernst wiedertreffen können. Annika hatte den Weihnachtsbaum immer noch nicht abgeholt. Hoffentlich war ihr nichts passiert.

Ich griff nach dem »Schrank« und öffnete mein E-Mail Postfach. Sollte ich ihr noch einmal schreiben? Nicht, dass sie es sich anders überlegte und den Ort nicht mehr rechtzeitig erreichte.

Und Gerda … Ja, meine beste Freundin hatte wohl auch genug von meinen Rätseln. Sonst hätte sie wohl ein Gläschen Glühwein ohne mich und stattdessen auf mich trinken können. Und Marianne wäre sicher mitgekommen. Vermutlich hätte ich den beiden auch verraten sollen, dass sie im Team spielen konnten. Stattdessen vertraute ich auf ihre Fähigkeiten.
Während ich den »Schrank« auf meinem Schoß abstellte, begann er in meinen Händen zu vibrieren.

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Türchen 18: Gerda

ein Kranz in dessen Mitte eine 18 steht.22. Dezember:

morgens

Ich saß auf der Veranda meines vorübergehenden Heimes. Über der Haustür standen die Worte »Das ist das Haus vom Nikolaus« geschrieben.
Diese Hütte war die Attraktion meines Heimatortes und niemals hätte ich es mir träumen lassen, sie für mein Weihnachtsfest mieten zu können.

Was viele Bürgerinnen und Bürger für ein harmloses Strichmännchen Spiel gehalten hatten, welches sich über die Jahrhunderte bewährte, war für die Dorfbewohner Realität.

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Türchen 17: Jürgen

Ein Kranz in dessen Mitte eine 17 steht.21. Dezember

23:45 Uhr: in Jürgens Wohnung

Das Weihnachtsfest rückte unaufhaltsam näher. Und ich liege hier auf meinem Sofa und starre an die Decke. In dieser ach so romantischen Zeit, dachte ich seufzend.

Die Wohnung war ruhig. Nein, das ganze Haus schwieg mich geradezu lautstark an. Das Schweigen war so penetrant, man konnte es kaum ignorieren.

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Türchen 16: Annika

Ein Kranz in dessen Mitte eine 16 steht.20. Dezember

»Ernst hat mir immer noch nicht Bescheid gegeben, ob Annika ihren Weihnachtsbaum abgeholt hat.«
»Der Baum steht noch an Ort und Stelle. Ich habe ihn erst heute Morgen wiedergesehen. Ich dachte, Sie hätten miteinkalkuliert, dass Annika vermutlich kurz vor knapp kommen wird«, meinte Lisa und räumte den Frischkäse, Wurst und Käse zurück in den Kühlschrank.

»Ja, natürlich. Aber so langsam wird es doch etwas knapp. Findest du nicht auch? Vielleicht hat sie meinen Hinweis auch einfach nicht verstanden. Wenn sie nicht bald vorbeikommt, könnte sie es vielleicht nicht mehr rechtzeitig schaffen«, meinte ich aufgeregt.

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Türchen 15: Olli

Ein Kranz in dessen Mitte eine 15 steht.Neun Tage bis Weihnachten

»Verpatz deinen Auftritt nicht, Junge. Dein Artgenosse ist nicht so gut davongekommen«, befahl ich dem Gerät, öffnete das Fenster und schickte die Drohne nach draußen.
Schnell schloss ich das Fenster wieder.
Vor mir lag eine tief verschneite Landschaft. Ich blickte auf das Dorf hinab und hoffte, dass meine Gäste bald eintreffen würden. Reifenspuren schmückten den Weg von meiner Unterkunft zurück ins Dorf.

Heute war Olivers großer Tag. Endlich würde er seinen zweiten Hinweis bekommen. Ich wandte mich von meinem Fenster ab und setzte mich an meinen »Schrank«. Zum Glück war die Drohne mit einer »Schrunk« ausgestattet.

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Türchen 14: Chris

Ein Kranz in dessen Mitte eine 14 ist.Noch 10 Tage bis Weihnachten

»Guten Morgen, Marlene. Haben Sie gut geschlafen?« Lisa hatte den Frühstückstisch schon gedeckt, als ich aus meinem Zimmer geschlurft kam.
Mich beschäftigte nur eine Frage: War die Jugend schon dahintergekommen, wohin Christians zweiter Hinweis führte?

»Ich muss gestehen, langsam werde ich etwas nervös«, erklärte ich. Wäre ich bei Sinnen gewesen, hätte ich bemerkt, dass Lisa eine ganz andere Frage gestellt hatte und meine Antwort nicht ganz passte.
»Sie werden schon alle kommen. Das Schneetreiben ist noch überschaubar«, meinte Lisa zuversichtlich.

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Türchen 13: Lilly

Ein Kranz in dessen Mitte eine 13 steht.An einem unbekannten Ort: Marlene

Ha! Die Dreier Kombination scheint schon mal zu funktionieren, dachte ich zufrieden.
Ich wusste, dass Lilly den beiden Jungs eine große Hilfe sein würde. Zum Glück erinnerte sie Christian an seinen zweiten Hinweis. Warum war er denn bloß nicht selbst darauf gekommen?

Auf dem Bildschirm des »Schranks« war der Wohnbereich meiner Wohnung zu sehen. Gerade hatten Lilly und Christian die Haustür geöffnet und blickten sich jetzt unsicher in meiner Wohnung um. Die Bildqualität war sehr gut.
Zufrieden legte ich meinen »Schrank« auf meinem Nachttisch ab. Genug der Recherche, dachte ich. Sie werden schon fündig werden.

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Türchen 12. Daniel

Ein Kranz in dessen Mitte eine 12 steht.Lieber Daniel,

noch zwölf Tage bis zum Weihnachtsfest. Vielleicht wurden Sie bereits von Harald, Marina und Renate auf eine Kooperation angesprochen. Sie spielen gemeinsam in einem Team.

Was Sie gewinnen können? Ein unheimlich gutes Weihnachtsfest. Hoffe ich zumindest. Und eine abenteuerliche Reise.
Sie brauchen ein Fahrzeug, um mich zu finden. Ja, schauen Sie mich nicht so finster an! Ich weiß genau, dass Sie keines besitzen. Und aus diesem Grund habe ich vorgesorgt.

Werfen Sie einen Blick in den beiliegenden Umschlag. Dort finden Sie die Schlüssel. Renate weiß, wo sich das Fahrzeug befindet.

Ich wünsche gutes Gelingen.

Marlene

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Türchen 11: Harald

Ein Kranz in dessen Mitte eine 11 steht.Lieber Harald,

du musstest jetzt geschlagene zehn Tage durchhalten. Wahrscheinlich hast Du Dich schon gefragt, ob Du überhaupt auf meiner Liste stehst.
Aber glaub mir: Obwohl ich alte Schachtel hier in der Residenz wohne, funktionieren meine grauen Zellen mindestens genauso gut wie Deine.
Horch, wie Du bereits mitbekommen hast, bin ich verschwunden und hinterlasse eine Flut von interessanten Botschaften.
Da Du die Musik liebst, habe ich eine musikalische Botschaft für Dich versteckt.

Wende Dich vertrauensvoll an Herrn Pelzer. Er soll endlich die weihnachtliche Playlist im Foyer anwerfen. Wenn dann das Lied »Sleigh Ride« von Amy Grant abgespielt wird, achte bitte, von welchem Fahrzeug hier die Rede ist. Denn ihr werdet es benötigen, um mich zu finden.

Ja, schau mich nicht so böse an. Ich weiß genau, dass Du kein Wort Englisch verstehst. Aber genau an dieser Stelle kommen Deine Mitspieler zum Zug. Du kannst Dich gerne mit Herrn Pelzer, Marina und Renate zusammentun. Sie wissen von meinem Plan und haben ebenfalls eine Nachricht mit Hinweisen erhalten.

Bis zum Heiligen Abend,

Marlene

11. Dezember

Die Drohne in Form einer Schneeeule hatte ihn bereits verlassen. Marlene mochte die gemeinsame, magische Vergangenheit.
Na, immerhin hat sie mir nicht Errol gebucht, grinste Harald in sich hinein. Die Kopie einer Eule der Weasleys wäre wahrscheinlich an der geschlossenen Fensterscheibe gescheitert.

Seine Nachricht war handschriftlich angefertigt und zusammengerollt worden. Irgendjemand, vermutlich Marlene, hatte sie dann der technischen Eule um den Fuß gebunden. Allerdings nicht etwa mit einem harmlosen Band.
Mittlerweile gab es Magnetringe, die nur von demjenigen geöffnet werden konnte, an den die Nachricht adressiert war. Und Marlene hatte weiß Gott genügend Möglichkeiten gehabt, seine Fingerabdrücke einzuspeichern, damit die Sicherheitseingabe auch bei ihm funktionierte.
»Ich hätte ihr nicht so oft mit der Technik helfen sollen«, murmelte Harald.
Aber er musste anerkennen, dass die Idee mit dem elektronischen Band auch gar nicht mal so schlecht war.
Er legte den Brief beiseite, schnappte sich seinen Gehstock, der die Farbe einer Zuckerstange angenommen hatte, und machte sich auf den Weg von seinem Zimmer zurück in den Aufenthaltsraum. Die Mittagsruhe war beendet und Herr Pelzer musste nun wieder an seinem Arbeitsplatz anzutreffen sein.

Und so war es tatsächlich.
Als Harald das Foyer betrat, saß der Mann wie gewohnt an seinem Platz hinter der Rezeption.
»Oh, haben Sie die weihnachtlichen Requisiten ausgepackt?«, fragte Herr Pelzer, als er Haralds Gehstock erblickte.
»Ja, ich dachte mir, es wird langsam aber sicher Zeit.« Harald ließ sich auf seinem Sessel nieder.
Sollte er den Mann gleich einweihen? Was war, wenn er noch gar nichts davon wusste, dass sie nun gemeinsam in einer Mannschaft spielten?

Nein, ich möchte ihm die Überraschung nicht verderben.
Also fragte er betont beiläufig: »Wie wäre es, mit etwas weihnachtlicher Musik?«
»Sehr gerne. Ich habe vorhin unsere weihnachtliche Musiksammlung zusammengestellt. Haben Sie irgendwelche speziellen Wünsche?«, fragte Herr Pelzer.
Harald winkte ab. Ihm war der Titel von Marlenes Musiktipp entfallen. So begann die weihnachtliche Musik. Nach etwa fünf Liedern fiel Harald auf, dass es sich nur im Instrumentalstücke handeln musste. Bisher hatte er noch keine Sänger oder Sängerinnen vernehmen können.
Ach, Marlene. So viel also zu Liedtexten.
»Jetzt kommt >Sleight Ride<. Marlenes Lieblingslied. Wo sie wohl gerade ist?«, fragte Herr Pelzer gedankenverloren.
Harald war hellwach. Woher wusste Herr Pelzer, dass es sich hierbei um Marlenes Lieblingslied handelte? Und hatte er »sleigh« oder »sleight« gesagt? Gab es überhaupt einen Unterschied zwischen diesen Wörtern?

Diese Sprache bringt mich noch um Kopf und Kragen, dachte Harald seufzend. Herr Pelzer hat einfach ein unheimlich gutes Gedächtnis. Und er bekommt wohl mehr mit, als ich. Obwohl wir beide ziemlich oft in diesem Raum sitzen.
Harald konzentrierte sich. Die Melodie war fröhlich. Die ersten Klänge waren mit klingelnden Glöckchen verziert.
Kein Wunder, dass Marlene das Lied mag. Es macht Freude auf das Weihnachtsfest, dachte Harald.
Doch was hatte es mit dem Text auf sich? Hatte sie ihn nur hereinlegen wollen? Oder meinte sie vielleicht ein anderes Lied, das weder Harald noch Herr Pelzer kannten?

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Übersicht über die tecnischen Neuerungen im 22. Jahrhundert

Türchen 10: Marina

Ein Kranz in dessen Mitte eine 10 steht.Marina legte wutentbrannt den Hörer ihres Telefons auf.
Ja, die Residenz verfügte noch über solch alte Kommunikationsmittel. Die technische Ausstattung wurde erst nach und nach auf Vordermann gebracht. Meistens dann, wenn es einen Räumungsverkauf oder einen Aktionstag mit Sonderangeboten für technische Ausstattungen gab.

Immerhin waren die alten Telefone so umgerüstet worden, dass man auch neuere Geräte damit anrufen konnte. Und leider konnte man auch angerufen werden.

»Gib es doch zu! Du bist verdammt nochmal froh, wenn du mich endlich los bist. Da räumst du auch schon mal meine Mutter aus dem Weg«, hatte er am Telefon gejammert.

Marina hätte nicht mehr damit gerechnet, dass Jürgen sie wirklich anrief. Sie war eigentlich davon ausgegangen, dass er sich nicht sonderlich dafür interessierte, wo seine Mutter die Vorweihnachtszeit verbrachte. Und Marina war schwer davon ausgegangen, dass sie die letzte Person wäre, mit der Jürgen sprechen wollte.

Nach all dem, was zwischen uns passiert ist. Manchmal bin ich einfach nur blöd!, seufzte Marina in Gedanken und bereute es, Jürgen hinterher telefoniert zu haben.

»Es dreht sich nicht alles nur um dich, Jürgen. Ich bin ganz bestimmt nicht in der Position meine Bewohner aus dem Weg zu räumen. Außerdem würde das meinem Ruf und dem Ruf des Hauses schaden«, versuchte Marina zu argumentieren.
»Ha! Deinem Ruf! Und ich soll nicht immer nur an mich denken?«, rief Jürgen aufgebracht.
»Was hast du genommen?«, fragte Marina alarmiert.
»Genommen? Ich?! Was denkst du denn von mir?«
»Ich denke, dass du irgendwas nimmst, dass dir solche merkwürdigen Gedanken ins Gehirn pflanzt. Kein Mensch denkt so böse über andere Leute.«

Und ganz bestimmt nicht über die eigenen Ex-Partner, fügte sie in Gedanken hinzu.
»Aber ist ja auch egal. Wir sind nicht mehr zusammen. Ich habe keine Ahnung, wo deine Mutter ist. Und damit wäre das Gespräch an dieser Stelle auch beendet!« Marina wartete nicht einmal darauf, dass Jürgen etwas erwiderte.
Sätze wie »Du wirst eines Tages froh sein, wenn du mich endlich los hast« oder Jürgens eiserne Sparsamkeit und seine ständige Selbstbezogenheit hatten ihre Beziehung bestimmt. Bis Marina irgendwann die Geduld verloren und ihn endlich verlassen hatte.
»Das ist die beste Entscheidung Ihres Lebens! Mein Sohn muss erst einmal erwachsen werden, bevor er bereit für eine Beziehung ist«, hatte Marlene die Entscheidung ihrer Bezugspflegerin unterstützt.

Marina blickte auf den Bildschirm eines »Schranks«, der in ihren Schreibtisch eingelassen worden war. Das Ergebnis des letzten Aktionstags eines Technikladens.
Marina blinzelte ein paar Tränen weg.
»Befehl bestätigt. Ihr Postfach wird geöffnet!«, flötete eine gut gelaunte Frauenstimme.
Marina rollte mit den Augen. Sie hätte sich gerne einen Moment zurückgelehnt, wusste aber, dass es nicht gerne gesehen wurde, wenn man sich direkt nach einem technischen Befehl anders entschied und den Befehl änderte.

So war es schon häufiger zu Systemabstürzen gekommen, die sich manchmal auch auf die anderen Büros auswirkten. Und ihre Kolleginnen hatten sich schon häufiger darüber beschwert, dass sie ihre Arbeit wegen eines Absturzes unterbrechen mussten.
Marina stutzte. An erster Stelle stand eine Nachricht von Marlene.

Liebe Marina,

entschuldige Sie bitte, dass ich Ihnen so einen Schrecken eingejagt habe. Aber es wäre für uns alle nur halb so lustig geworden, wenn ich Sie in meinen Plan eingeweiht hätte. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Sie meine erste Nachricht erhalten haben. Die Spamfilter unserer Residenz sind wirklich hartnäckig, habe ich mir erklären lassen. Man sollte einen extra Kanal für die Anliegen der Bewohner einrichten. Damit kein Anliegen mehr im Nirwana verschwindet. Nur mal so ein kleiner Hinweis für Ihr Qualitätsmanagement.

Aber kommen wir nun zu den wesentlichen Fakten: Wie Sie bereits mitbekommen haben, habe ich mich aus dem Staub gemacht. Keine Sorge, ich kehre wohlbehalten zurück. Ich weiß nur noch nicht genau, wann. In meiner ersten Nachricht habe ich Sie herzlich eingeladen, Weihnachten mit mir zu verbringen. Allerdings nur unter der Bedingung, dass Sie mich auch finden.
Sie haben den Vorteil, dass Sie im Gegensatz zu den anderen Mitspielern im Team spielen dürfen: Ihre Teammitglieder sind Daniel, Harald und Renate.

Meinetwegen können Sie auch Alice mitbringen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ihre Akkus so lange halten werden. Aber ich möchte nicht zu viel verraten.
Anbei finden Sie ein kleines Geschenk, dass Sie an dem Ort, an dem ich Sie erwarte, sicherlich brauchen können.

Es grüßt,

Marlene

Na, immerhin muss ich nicht mit Jürgen in einem Team spielen, dachte Marina dankbar.
»Es tut mir so leid, aber ich habe gestern völlig vergessen, bei dir vorbeizuschauen!« Renate platzte in ihr Büro.
Marina blickte von dem Bildschirm auf.

»Dein Schreibtisch ist ja so ordentlich! Es war schon eine gute Idee, die alten Computer auszumisten, was?«, entgegnete Renate.
Marina blickte ihre Freundin gedankenverloren an. Sie schwebte gerade irgendwo zwischen dem Telefonat mit Jürgen und dieser merkwürdigen E-Mail und versuchte beides in ihrem Kopf zu sortieren.
»Gibt es etwa schon die ersten Weihnachtsgeschenke?«, fragte Renate und deutete auf ein kleines, in Weihnachtspapier eingepacktes Geschenk, das wie aus dem Nichts auf dem Bildschirm des »Schranks« aufgetaucht war.

Marinas Augen weiteten sich. Gibt es hier jetzt schon Zauberei? Wie abwesend kann ich eigentlich sein? Das Päckchen hätte mir sofort auffallen müssen, fragte sich Marina verzweifelt.

Wäre sie nicht so in Gedanken vertieft gewesen, hätte ihr bewusst sein müssen, dass das Päckchen erst nach der Nachricht auf ihrem Schreibtisch aufgetaucht war. Wie hätte sie sonst die Nachricht lesen können?
»Das ist von Marlene«, murmelte Marina. Von wem sollte das Päckchen auch sonst sein?
»Sie hat dir auch etwas geschickt?«, fragte Renate irritiert.
Marina entgegnete ihrer Freundin einen fragenden Blick.
»Mir hat sie eine Weihnachtsgans versprochen. Aber ich muss sie in einem Ort außerhalb der Stadt abholen«, erklärte Renate und ließ sich auf den Stuhl gegenüber von Marina fallen.

»Willst du dein Geschenk nicht aufmachen?«, fragte Renate und blickte neugierig in Richtung des Päckchens.
»Oh… ja natürlich.« Marina tauchte langsam wieder aus ihrer Gedankenwelt auf: Wohin war Marlene nur verschwunden? Ging es ihr wirklich gut? Und welchen Gegenstand hatte sie Jürgen wohl geschickt?
Sie nahm das Päckchen in die Hand. Es fühlte sich weich an.
»Wenn du weiter so lange brauchst, gilt das Geschenk vermutlich auch noch für nächstes Weihnachten«, kommentierte Renate.
Marina seufzte und riss das Päckchen auf. Ein Paar Lederhandschuhe landeten auf dem Bildschirm.
Ohne Marinas Zutun war auf einmal laute Musik in ihrem Büro zu hören. Die ersten Klänge von »Jingle Bells« flogen den beiden Frauen um die Ohren.
Marina blickte ihren Bildschirm böse an. Es ist noch nicht Weihnachten!, beschwerte sie sich in Gedanken. Dann wurde ihr bewusst, dass sie auch selbst aktiv werden musste, damit die Musik verstummte. Also tippte sie vielleicht etwas fester als sonst auf den Bildschirm.

»Hilfe, was ist denn das? Das ist ja grässlich. Ich dachte, der Schrank reagiert nicht mehr so schnell«, fragte Renate.
»Marlene meinte, wir könnten ein Team bilden. Du, Harald, Daniel und ich. Was meinst du?«, fragte Marina schließlich.
»Das ist eine fabelhafte Idee! Hättest du Lust gemeinsam mit mir diese Weihnachtsgans abzuholen? Sie meinte, auf den Metzger sei Verlass. Er ist wohl ein echter Geheimtipp«, schwärmte Renate begeistert.
Warum eigentlich nicht?, dachte Marina.

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