Ich glaube, Bäume reisen nachts wurde mir mal in einer Facebook Büchergruppe empfohlen. Leider habe ich überhaupt keine Ahnung, in welchem Zusammenhang das war. Der Titel und der Klappentext der Geschichte machten mich neugierig, wobei ich jetzt beim Schreiben der Rezension bemerkt habe, dass ich den Klappentext mal wieder nicht genau gelesen habe. Aber fangen wir wie immer erstmal bei der Gestaltung an.
Die Gestaltung
Das Cover des Buches ist ansprechend gestaltet. Wir sehen drei Gestalten, einen Mann, eine Frau und vermutlich ein Kind, welches im Gegensatz zu den anderen beiden Personen auf den Boden kniet. Der Titel des Romanes wird von Blättern umrahmt.
Die Farben sind schlicht gehalten, was mir besonders gut gefällt, weil sie das Cover so nicht überladen. Mir gehen nämlich diese Buchcover auf die Nerven, die so kontrastarm gestaltet sind, dass ich weder Buchtitel noch Klappentext lesen kann.
Allerdings sind wir hier schon beim Problem des Buches: Mir war die Schriftgröße zu klein. Das Lesen gestaltete sich daher als etwas anstrengend, obwohl der Inhalt an sich verständlich dargestellt wird und auch recht spannend war.
Der Inhalt / die Spannung
Aude Le Corff erzählt die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven: Wir beginnen mit Manon, deren Einsamkeit mehr als deutlich spürbar ist. Sie vermisst ihre Mutter und hat zudem das Gefühl, dass ihr auch der Vater entgleitet.
Manon wird von einem älteren Herrn, Anatole, beobachtet. An sich hat Anatole genug mit seinen eigenen Problemen zu schaffen. Seine Gesundheit hält ihn nämlich ganz schön auf Trab oder sorgt besser gesagt dafür, dass er nicht mehr unter die Leute geht und sich am sichersten in seinen eigenen vier Wänden fühlt.
Dann gibt es da noch Manons Tante Sophie, die im selben Haus wie Anatole und Manons Familie wohnt. Auch an ihr geht Manons Kummer nicht spurlos vorbei. Doch das Mädchen möchte sich nicht von ihr helfen lassen. Schließlich glaubt Manon, dass Sophie in die Pläne ihrer Mutter eingeweiht war.
Wieder einmal musste ich feststellen, dass ich den Klappentext nicht ganz richtig gelesen habe. So war ich beispielsweise überrascht, als die Briefe von Manons Mutter eintrafen und man beschließt, sie suchen zu gehen. Außerdem finde ich, dass der Klappentext schon ziemlich viel von der Rahmenhandlung vorwegnimmt.
Aber kommen wir zurück zum Inhalt: Aude Le Corff erzählt die Geschichte von Manon und ihrer Familie sehr zart. An sich hat das Buch eine schöne Atmosphäre. Mir war es hin und wieder aber fast zu seicht und ich hätte mir etwas mehr Kraft gewünscht.
Der Spannungsbogen wird an sich gut aufgebaut. Aude Le Corff fährt eine klare Linie und verzettelt sich hier auch nicht in tausend Geschichten. Hier und da gab es Stellen, die ich etwas unrealistisch fand und die zu schnell aufgelöst wurden. Aber andererseits hat das auch irgendwie den Zauber der Geschichte ausgemacht.
Der Schreibstil
Aude Le Corff nimmt hier die Rolle der allwissenden Erzählerin ein. Sie beschreibt eine Szene aus der Sicht der anwesenden Personen. Außerdem schreibt sie viel in indirekter Rede. Bäume reisen nachts enthält wenige Dialoge. Diese Art eine Geschichte zu erzählen, mag ich hin und wieder richtig gern. Aude Le Corff hat hier eine tolle Mischung aus indirekter Rede und Dialogen hinbekommen. Das Wesentliche erzählte sie zwischen den Zeilen, baute aber durch die Dialoge auch eine Bekräftigung der Aussage ein.
Gesamteindruck
Um einen ordentlichen Gesamteindruck haben zu können, müsste ich erstmal herausarbeiten, was ich erwartet habe. Nach Ein Mann namens Ove bin ich davon ausgegangen, dass die Beziehung zwischen Manon und Anatole in Bäume reisen nachts im Vordergrund steht. Das war aber nicht so. Es wurde mehr die Gesamtsituation thematisiert. Das Tolle daran war, dass wir so alle Charaktere etwas kennenlernten und jeder seine Rolle in dem Buch fand.
Ich wusste nicht, wohin sich die Geschichte entwickelt. Allerdings kann ich die ein oder andere Entscheidung unserer Hauptfiguren nicht ganz nachvollziehen, glaube aber, dass die Botschaft des Buches etwas damit zu tun hat.
Wer eine zarte Geschichte für Zwischendurch braucht, und sch nicht von kleinen Schriftarten abschrecken lässt, sollte unbedingt mal zu Bäume reisen nachts greifen.
Lieblingszitate:
“Ist es möglich, sein Leben allein zu beenden, wo es doch so viele Menschen auf der Welt gibt?”
(“Bäume reisen nachts” von Aude le Corff, S. 97).
“Anais! Ich weiß nicht, ob ich dich umarmen oder verprügeln soll.”
(“Bäume reisen nachts” von Aude Le Corff, Seite 182).
Infos zum Buch
Bäume reisen nachts
Geschrieben von: Aude Le Corff
Bewertung: 3 von 5 Herzen
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