Das fehlende Glied in der Kette

Hörbuchcover von "Das fehlende Glied"
Bild von der Hörverlag

Der Inhalt

Arthur Hastings wird von seinem Freund John Cavendish eingeladen, seinen Urlaub bei ihm und seiner Familie zu verbringen. Da Arthur als Kind viel Zeit bei der Familie verbracht hat, freut er sich auf ein Wiedersehen und ahnt nicht, dass aus dem Erholungsurlaub nicht viel werden wird. Denn die Hausherrin Emily Inglethorp, wird ermordet.

Alle, sowohl die Familie als auch die Bediensteten, glauben den Täter zu kennen. Hastings hingegen bittet darum, seinen Freund Hercule Poirot mit dem Fall beauftragen zu dürfen. Und das aus gutem Grund, wie sich bald herausstellen wird.

Das fehlende Glied in der Kette ist Hercule Poirots erster Fall. Interessant finde ich, dass die Handlung nicht aus Poirots Perspektive erzählt wird. Agatha Christie entschied sich stattdessen Arthur Hastings zum Ich-Erzähler zu machen. Das hat den Vorteil, dass wir erleben, wie Außenstehende Poirot wahrnehmen. Hinzu kommt auch, dass wir ebenfalls mitraten können, wer der Täter ist und somit genauso viel wissen, wie Hastings.

Agatha Christie hat hier ein spannendes Setting geschaffen. Auf den ersten Blick scheint zwar klar, wer der Täter ist. Doch nach und nach kommt heraus, dass sämtliche Figuren von dem Tod Emilys profitieren, was die Zahl der Verdächtigen deutlich erhöht.

Was den Inhalt betrifft, haben wir hier einen waschechten und gut abgerundeten Krimi. Bis auf ein Detail werden alle Fragen geklärt. Dennoch hatte ich mit der Handlung hier und da meine Probleme, was aber vor allem an den Figuren und am Schreibstil lag.

Die Figuren

Arthur Hastings als Ich-Erzähler fand ich interessant. Er ist um gute Gesellschaft bemüht, zurückhaltend und pflegt zu allen ein möglichst gutes Verhältnis. Ihm ist es sehr wichtig, Poirot bei den Ermittlungen so gut es geht zu unterstützen. Er nimmt aber wahr, dass er im Gegensatz zu Poirot, vieles übersieht oder Poirots Aktionen nicht immer nachvollziehen kann.

Agatha Christie führt Hercule Poirot als Ermittler hier wirklich genial ein. Zu Beginn dachte ich, wir hätten hier einen etwas schusseligen Ermittler vor uns, der vor allem durch Zufälle, aber nicht durch Spürsinn profitiert. Doch nach und nach stellte sich heraus, dass Hercule Poirot genau hinschaut und nichts ohne Hintergedanken tut. So erinnerte er mich etwas an Columbo und ich könnte mir auch gut vorstellen, dass Poirot eine Vorlage für Columbo war.

Mit dem Hintergedanken, dass wir hier einen Reihenauftakt vor uns haben, hat Christie bei Poirot für mich alles richtig gemacht. Ich habe nach diesem Krimi Lust, mehr über den Ermittler zu erfahren und weitere Fälle mit ihm zu lösen.

Was die anderen Figuren betrifft, muss ich gestehen, dass mir diese zu blass waren. Immer wieder habe ich mich dabei ertappt, wie ich Figuren miteinander verwechselte, weil sie für mich einfach zu ähnlich klangen und sich für mich auch nicht durch Charaktereigenschaften von anderen Figuren unterscheiden ließen. Allerdings hatte ich auch nicht den Eindruck, dass es Agatha Christie darum ging, die Figuren unterschiedlich klingen zu lassen.

Aus diesem Grund fieberte ich nicht wirklich mit den Figuren mit, was sich auch auf die Handlung auswirkte. Es interessierte mich zwar, wie der Krimi ausging, jedoch brannte ich nicht darauf, sofort erfahren zu müssen, wer der Täter war und wie alles zusammenpasste.

Die Hörbuchgestaltung

Der Krimi ist ungekürzt, inzwischen ausschließlich als Download, im Hörverlag erschienen. Das Hörbuch wurde 2005 produziert. Es freut mich sehr, dass der Titel nach wie vor als Download verfügbar ist. Immer wieder kommt es bei älteren Hörbüchern vor, dass sie irgendwann aus dem Sortiment genommen werden. Gerade bei Krimireihen finde ich es aber schön, wenn man die Anfänge der ermittelnden Personen hören und die Entwicklung der Figuren beobachten kann.

Das Hörbuch wurde von Martin Maria Schwarz gelesen, der eine helle, angenehme Stimmfarbe hat. Durch seine Interpretation ist es ihm gelungen, mir die Figuren etwas näher zu bringen. Die fehlenden Charaktereigenschaften hat er dadurch aufgefangen, dass er die Figuren anders klingen ließ. So gab es beispielsweise eine Bedienstete, deren Beiträge er abgehakt gelesen hat. So war sie für mich deutlich von den anderen unterscheidbar.

Spannend, aber wahrscheinlich nur schwer umsetzbar, wäre, wenn sowohl die Miss Marple als auch die Hercule Poirot Krimis jeweils von derselben Person gelesen worden wären. Ich weiß, dass sich der Hörverlag bei den späteren Poirot-Krimis für Oliver Kalkhofe als Sprecher entschieden hat. Martin Maria Schwarz passt für mich als Sprecher aber ebenfalls gut zu den Figuren und dem Setting.

Der Schreibstil

Was Agatha Christies Schreibstil betrifft, bin ich hin- und her gerissen. Sie war eine erfolgreiche Autorin, was zeigt, dass ihre Art Geschichten zu erzählen, viele Lesenden angesprochen hat. Jedoch ist es inzwischen so, dass sich die Ansprüche, wie eine spannende Handlung erzählt werden soll, mit den Jahren verändert haben. Aus meiner Sicht entspricht Agatha Christies Schreibstil nicht mehr den Kriterien, die ein Schreibstil mitbringen sollte, damit es für mich ein guter Schreibstil ist.

Lange Rede, kurzer Sinn: Christie erzählt die Handlung hauptsächlich durch Dialoge. An einigen Stellen gefällt es mir sehr gut, weil sie so die Konflikte zwischen den Figuren gut benennen kann. Häufig war es jedoch so, dass ich den Eindruck hatte, dass Figuren die Handlung erzählen, aber wir sie nicht erleben.

Es gab Momente, in denen es mich sehr genervt hat. In anderen Situationen hingegen konnte ich es gut mit der damaligen Art Handlung zu erzählen, verrechnen.

Was mir als Stilmittel sehr gut gefallen hat war der Einstieg in die Handlung. Hier erzählt uns Arthur Hastings von der Handlung bevor die eigentliche Handlung beginnt. Ich hätte mir zum Ende hin gewünscht, dass Agatha Christie diesen Kreis auch wieder schließt.

Gesamteindruck

An Das fehlende Glied in der Kette hatte ich zu Beginn keine großen Erwartungen. Ich rechnete mit einem netten Krimi für zwischendurch und bekam genau das geboten.

Wer eine Krimireihe mit in sich abgeschlossenen Fällen sucht, ist mit den Hercule-Poirot Krimis sehr gut beraten.

Infos zum Hörbuch

Das fehlende Glied in der Kette
Geschrieben von: Agatha Christie
Gelesen von: Martin Maria Schwarz
Bewertung: 3 von 5 Herzen

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Hier erfahrt ihr mehr über Martin Maria Schwarz.

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Dieses Hörbuch wurde mir kostenlos als Rezensionsexemplar vom Hörverlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

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