Ausgefressen

Das Hörbuchcover von "Ausgefressen" von Moritz Matthies. Drücke die Eingabe- oder die Leertaste um zur Rezension zu gelangen.
Bild von Argon Verlag

Zum Inhalt

Dieses Hörbuch hat mich absolut positiv überrascht. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Von den Abenteuern der Erdmännchen Brüder Ray und Rufus habe ich schon viel gehört. Hinter den Hörbüchern sollten sich lustige Krimis verstecken. Lange befürchtete ich, dass mir der Humor nicht gefallen würde. Deswegen lag die Hörbuchausgabe von Ausgefressen sehr lange auf meinem Stapel ungehörter Hörbücher.

Im ersten Band der Reihe lernen wir die Brüder Ray und Rufus kennen, die Schüsse in ihrer Heimat dem Zoo hören. Kurz darauf steht Phil vor ihrem Käfig. Das Ungewöhnliche: Er kann sie verstehen. Ray ist Feuer und Flamme bei den Ermittlungen zu helfen. Ob das gut geht?

Das Wichtigste an der Handlung ist, dass man nicht mit Logik an die Sache herangehen darf. Dafür ist der Inhalt viel zu schräg, aber wirklich unterhaltsam. Wir lernen nicht nur den Alltag der Erdmännchen kennen: Machtkämpfe im Clan, Auseinandersetzungen mit den tierischen Mitbewohnenden im Zoo, sondern erfahren auch, wie Mensch und Tier miteinander interagieren.
Der Inhalt wird vor allem durch eine Dynamik bestimmt. Es gibt kaum ruhige Momente, was aber nicht schlimm war. Entweder erleben wir eine Figur in der Krise, oder eine Figur, die sich in einer schrägen oder gefährlichen Situation wiederfindet. Was ich manchmal etwas ungewöhnlich fand war, dass die Szenen abrupt endeten und dadurch für mich etwas von der Stimmung verloren ging.

Der Spannungsbogen des Hörbuches hat mich überzeugt. Wir arbeiten auf einen Höhepunkt hin und haben auch eine in sich abgeschlossene Handlung, was mir sehr gut gefallen hat. Gerade gegen Ende befürchtete ich nämlich, dass der erste Band der Reihe mit einem fiesen Cliffhanger enden könnte.

Die Figuren sind unterhaltsam, bleiben aber vergleichsweise oberflächlich. Die Handlung wird aus der Perspektive von Erdmännchen Ray erzählt. Damit haben es sich Hans Rath und Edgar Rai, welche die Erdmännchen-Reihe unter dem offenen Pseudonym Moritz Matthies schreiben, recht einfach gemacht. Wir bekommen nämlich nur so viel mit, wie Ray auch wahrnimmt. Manche Veränderungen fallen dem Erdmännchen auf. Der Grund, der hinter den Veränderungen steckt, ist ihm aber nicht immer so wichtig. Das Interessante ist, dass es die Handlung aber überhaupt nicht schwächt.
Hier und da hätten mich manche Hintergrundgeschichten oder Begründungen für bestimmte Entwicklungsschritte interessiert. Aber ich bleibe nicht unzufrieden zurück, nur weil die Punkte nicht explizit in der Handlung aufgegriffen wurden.

Die Hörbuchgestaltung

Das Hörbuch ist gekürzt sowohl als CD als auch als Download im Argon Verlag erschienen. Die Buchausgabe hat fast 300 Seiten. das Hörbuch hat eine Laufzeit von ca. 5 Stunden. Deswegen gehe ich davon aus, dass nicht viel Inhalt weggelassen wurde. Aber gerade bei so kleinen Unterschieden frage ich mich dann immer, warum es nicht für die ungekürzte Ausgabe gereicht hat.

Es liegt nicht nur am Inhalt, sondern größtenteils auch an Hörbuchsprecher Christoph Maria Herbst, dass mir das Hörbuch so gut gefallen hat. Er liest einfach absolut genial. Diesmal überzeugt er nicht nur mit seiner Betonung, sondern vor allem durch seine Interpretation der verschiedenen Tiere. Er hat sich für jedes Tier und für jeden Mensch eine Eigenschaft ausgedacht, welche die Figur von anderen Figuren unterscheidet. Hauptfigur Ray bleibt hier schlicht. Sein Bruder Rufus wird aber lispelnd und etwas gehetzt dargestellt. Ray und Rufus Schwestern haben schrille und teils unangenehme Stimmen.
Meine Lieblingsinterpretation von Christoph Maria Herbst war eine Gruppe Spinnen, die nur einen kurzen, aber dafür sehr denkwürdigen Auftritt in dem Hörbuch haben.
Christoph Maria Herbst hat seine Betonung den Situationen angepasst, in denen sich Ray befand. Damit meine ich nicht nur das übliche langsam und schneller Lesen, wenn es ernst oder spannend wird. Es gibt Situationen, in denen Ray in Lebensgefahr schwebt oder gepresst spricht. Das alles hat sich auch in Herbsts Interpretation gezeigt.
Herbst hat mich zum lachen und hier und da auch zum mitleiden gebracht. Genau das wünsche ich mir von einer guten Hörbuchinterpretation.

Der Schreibstil

Moritz Matthies Schreibstil hat mich ziemlich fasziniert. Die beiden Autoren zeichnet vor allem ein humorvoller und lebendiger Schreibstil aus. Das Schöne an dem Humor ist, dass er auf Situationskomik aufbaut. Natürlich gibt es hier und da auch zweideutige Witze, allerdings dominierten sie aus meiner Sicht nicht die Handlung. Es geht mehr um einen Humor, der auf Missverständnissen oder einer schrägen Handlung aufbaut.

Was interessant umgesetzt war, war Ray als Ich-Erzähler. Er ist ein Erdmännchen und wie sein Bruder Rufus im Zoo geboren und aufgewachsen. Natürlich sieht er tagtäglich jede Menge Menschen. Dennoch weiß er nicht, wie die Menschen leben, was sie ausmacht und wie das Leben außerhalb des Zoos aussieht. Spannend fand ich, dass Moritz Matthies davon ausgeht, dass Ray bestimmte Begriffe der Menschen kennt. Er weiß, was Busse sind, weiß, dass Menschen in Häuser bzw. Wohnungen und nicht in einem Bau leben. Mir fehlte hier manchmal die Erklärung warum Ray manche Dinge kennt, ihm aber andere Aspekte völlig unbekannt sind. Dennoch ist das Jammern auf sehr hohem Niveau, weil der Fokus in der Handlung auf etwas anderem lag. Nämlich eine schräge und lustige Geschichte zu erzählen.

Gesamteindruck

Ausgefressen hat mich positiv überrascht. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass ich mit dem Humor von Moritz Matthies und der Art, wie die Autoren die Handlung erzählen, so gut zurechtkomme. Außerdem hätte ich nie im Leben mit so einer tollen und unterhaltsamen Lesung gerechnet.
Wenn ihr also ein kurzweiliges, lustiges Hörbuch für den Urlaub sucht, kann ich euch diesen Reihenauftakt nur wärmstens weiterempfehlen.

Infos zum Hörbuch

Ausgefressen
Geschrieben von: Moritz Matthies
Es liest: Christoph Maria Herbst.
Bewertung: 5 von 5 Punkten

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