Hard Land

Hörbuchcover von "Hard Land"
Bild von Diogenes Verlag

Der Inhalt

Der Inhalt von Hard Land wird leise erzählt. An sich ist es ein typisches Jugendbuch: Wir lernen Sam kennen, der eher für sich ist. Bis er einen Ferienjob antritt, um nicht zu seinen Cousins zu müssen. Der Job öffnet ihm neue Türen: Er findet Freunde und die Sache mit der großen Liebe ist auch nicht weit.

Die Beschreibung klingt nach einer lauten Geschichte. Da die Handlung aber aus Sams Perspektive erzählt wird und Sam eher ein nachdenklicher Typ ist, schwingt für mich von der Stimmung her auch etwas Schwermut mit, die aber immer wieder durch lebendige, lockere Szenen abgelöst wird, sodass sie uns nie zu überschwemmen droht.


Zwei Punkte haben mir am Inhalt gut gefallen: Der erste Punkt betrifft die Figuren und deren Entwicklung. Im Mittelpunkt steht natürlich die Hauptfigur Sam. Wir bekommen mit, welche Themen ihn beschäftigen und wie er über sein Leben denkt. Die Clique, in die er hineinkommt, hat es mir sofort angetan. Obwohl man manchmal meinen könnte, dass die Figuren etwas stereotypisch sind, konnte ich sie mir bildhaft vorstellen. Benedict Wells arbeitet ihre Entwicklung gut heraus, sodass sie die Klischees verlieren und sich für Wege entscheiden, die ich ihnen nicht zugetraut hätte.

Der zweite Punkt betrifft die Themen, die Benedict Wells in Hard Land anspricht.  Einsamkeit und Trauer stehen im Mittelpunkt. Sam lernt schon früh, bei sich zu bleiben und sich nicht von anderen Leuten beeinflussen zu lassen. An sich eine wertvolle Eigenschaft. Aber das sorgt natürlich auch dafür, dass er oft einsam ist. Schließlich besteht die Clique aus Leuten, die gerade ihren Abschluss gemacht haben und nur noch den Sommer in der Heimatstadt verbringen.

Dennoch: Was Benedict Wells toll herausarbeitet ist, wie Sam seinen Platz im Leben findet. Obwohl seine Lage aussichtslos scheint, zeigt Wells, was passiert, wenn man einfach weiterläuft. Wells bleibt hier realistisch und konstruiert kein Happy End, aber dennoch ein Ende das Hoffnung macht.

Die Hörbuchgestaltung

Die Hörbuchgestaltung hat mir sehr gut gefallen. Das Hörbuch wurde ungekürzt im Diogenes Verlag produziert und befindet sich in einer CD Box. Robert Stadlober erzählt Sams Geschichte. Ich durfte den Sprecher erstmals durch seine Interpretation von Das Rosie-Projekt kennenlernen.

Das Interessante: Beide Hörbücher haben eines gemeinsam. Die Handlung wird von Figuren erzählt, die einen anderen Blick auf die Welt haben. Sie begegnen aber Menschen, die gegensätzlich sind. Robert Stadlober muss also zum einen Sams Einsamkeit in Worte fassen, aber auch die Lebendigkeit der Clique interpretieren, die sich auf das neue Leben freut. Diese Mischung ist ihm sehr gut gelungen.

Der Schreibstil

Benedict Wells Schreibstil hat mich positiv überrascht und neugierig auf weitere Titel des Autors gemacht. Was mich faszinierte war, dass Wells einen typischen Jugendroman anders erzählt hat. Er arbeitet viel mit sprachlichen Bildern, die für eine Tiefe sorgen. Dennoch arbeitet er die Handlung sprachlich so heraus, dass sich auch Jugendliche damit identifizieren können und sich die Handlung nicht in Methapern und Andeutungen verliert.

Was mir sehr gut gefallen hat war das Element der Geschichte in der Geschichte: Der Roman ist nämlich nach einem Buch benannt, das Sam in der Schule lesen muss. Immer wieder wird aus dem Buch zitiert und die Handlung hat verblüffende Ähnlichkeit zu Sams Leben. Wells stellt hier eine tolle Parallele zwischen den beiden Geschichten her, aber ohne, dass sie auf mich konstruiert wirkt.

Gesamteindruck

Hard Land ist ein Jugendbuch, das mich beeindruckt hat. Es hält zwar ein offenes Ende bereit, was zum einen dafür sorgt, das man es in verschiedene Richtungen interpretieren kann, aber mich zum anderen für einen kurzen Moment auch enttäuscht zurückgelassen hat, weil ich gern gewusst hätte, wie es mit der Clique weitergeht.
Wells bringt uns Figuren nahe, die ich gern noch ein bisschen begleitet hätte.

Ich empfehle Hard Land allen, die etwas die Augen verdrehen, wenn schon wieder von Jugendbüchern gesprochen wird. Er zeigt in Hard Land nämlich, dass Jugendbücher mehr sind, als eine Geschichte, die vom Erwachsenwerden erzählt.

Infos zum Hörbuch

Hard Land
Geschrieben von: Benedict Wells
Gelesen von: Robert Stadlober
Bewertung: 5 von 5 Punkten

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

2 Gedanken zu „Hard Land“

  1. Hi Emma!

    Schön dass es dir so gut gefallen hat! Ich hab zwar einen Stern abgezogen, aber insgesamt fand ich es auch toll von der Entwicklung her. Es ist halt keine typische Geschichte, die ich sonst lese, vielleicht konnte mich der Autor deshalb nicht ganz so mitnehmen. Dennoch hab ich es gerne gelesen und mich mit den Gefühlen mitreißen lassen.

    Liebste Grüße, Aleshanee

    Antworten
  2. Hi Aleshanee,
    super, dass Du Dich mit dem Buch beschäftigt hast, obwohl Du normalerweise andere Bücher liest.
    Ich war vor allem davon beeindruckt, wie Wells die Geschichte sprachlich umgesetzt hat. Umso mehr freut es mich, dass er den Jugendliteraturpreis bekommen hat.

    viele Grüße

    Emma

    Antworten

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