Höhen und Tiefen bei der Hörbuchproduktion

Eine Schreibmaschine in der ein Blatt eingespannt ist. Auf dem Blatt steht "Ge(h)schrieben". Darunter "Mein Autorenleben"Hallo Schreiberlinge, oder solche, die es werden wollen,

neuer Monat neues Glück. Oder auch: Zeit für eine neue Folge von Ge(h)schrieben. Wie ihr an der Überschrift des Beitrages schon erahnen könnt, geht es diesmal um das Thema Hörbuch. Denn: Wenn alles nach Plan läuft wird es voraussichtlich im Herbst ein Hörbuch von Rentierfieber geben. Wie es dazu kam und welche Schritte dafür getan werden mussten, bzw. noch getan werden müssen, verrate ich euch in diesem Beitrag.

Bei diesem Artikel verhält es sich mit der Struktur etwas anders. Da ich bei dem Thema Hörbuch in meiner Organisation etwas chaotisch vorgegangen bin, habe ich mir über manche Dinge erst später Gedanken gemacht, obwohl ich sie besser vorne angestellt hätte. Kurzum: Ich habe kurz überlegt, die Struktur künstlich herzustellen. Allerdings finde ich es besser, wenn ich euch von dem Weg erzähle, den ich aktuell gehe. Also, los geht’s

Von der Hörprobe zum Hörbuch

Als ich im vergangenen Jahr an ein paar Marketingaktionen zu Rentierfieber tüftelte, dachte ich mir, dass es ziemlich cool wäre, eine Hörprobe von den ersten Kapiteln zu veröffentlichen. Eine Bekannte von mir liest leidenschaftlich gerne vor. Ihre Stimmfarbe passte perfekt zur Geschichte. Ihr könnt euch also vorstellen, wie glücklich ich war, dass sie Zeit und Lust hatte, die ersten Kapitel einzulesen.

Nachdem die Hörproben so gut bei euch ankamen, meldeten sich ein paar Leute, die auch Interesse an einem Hörbuch hatten. Dank meiner genialen Sprecherin und dem Tontechniker ihres Vertrauens wurde also vor ein paar Wochen die Produktion von einer Hörbuchausgabe von Rentierfieber gestartet.

Meine Wünsche waren klar: Ich wollte Rentierfieber sowohl als Download als auch als physische CD, sehr gerne in einer Digifile Hülle veröffentlichen (lassen).

Wo kann ich das Hörbuch veröffentlichen?

An dieser Stelle entdeckte ich gleich meinen ersten Irrtum in Bezug auf die Veröffentlichung eines Hörbuches. In meinem Beitrag zum Thema wie man das eigene Buch veröffentlichen kann stellte sich heraus, dass es bezüglich der Buchveröffentlichung einige Anbieter gibt. Ich rechnete also damit, dass es beim Hörbuch ähnlich sein würde. Falsch gedacht! Sehr falsch sogar.

feiyr

Ausschließlich Vertrieb, viele kleine Kosten und für mich ziemlich unübersichtlich
Vor einer Weile habe ich eine Autorin bei einer Crowdfunding Aktion unterstützt. Ziel war es, die Hörbuchproduktion zu einem ihrer Romane zu finanzieren. Sie war also meine erste Anlaufstelle, als es um die Frage nach der Herstellung und dem Vertrieb ging. Sie empfahl mir feiyr.

Das Portal deckt sowohl den digitalen als auch physischen Vertrieb von CDs ab. Genau das, was ich wollte. Was mir nämlich bei den Distributoren für Printbücher so gut gefällt ist, dass ein Unternehmen sowohl die Herstellung als auch den Vertrieb eines Titels abdeckt.

Da ich den Eindruck hatte, dass die Autorin ihre Kooperationspartner sorgfältig auswählt, vertraute ich auf ihre Empfehlung.

Unübersichtlichkeit

Was mich an feiyr aber gleich zu Beginn extrem störte, war die Unübersichtlichkeit der Seite. Euch erwartet zwar eine umfangreiche FAQ Seite. Allerdings richtet sich das Angebot vor allem an Musiker:innen oder Bands. Die Leistung des Hörbuchvertriebs taucht tatsächlich nur am Rand auf. Außerdem sind die Informationen, die man ohne ein Konto bekommt, sehr überschaubar. Das heißt, um sich voll und ganz informieren zu können, kommt man nicht um eine kostenlose Registrierung herum. Nachdem ich mich also registrierte, stellte ich fest, dass ich erst einmal ca. 10 Euro für eine Freischaltung des Kontos bezahlen müsste. Einmalig versteht sich. Diesen Service habe ich natürlich nicht genutzt.

Obwohl ich nun registriert war, fehlte mir nach wie vor die Übersicht. Mir war nicht klar, wie meine Vergütung sein würde. An einer Stelle las ich von einer 80% zu 20% Aufteilung. Nach der Registrierung stand da plötzlich etwas von 50:50 und einer All inklusive Hörbuchproduktion, die ich ja nicht brauchte. Ich stelle zudem fest, dass jegliche Informationen über die Ausstattung der Hörbücher fehlten. Zur Ausstattung gehört für mich beispielsweise, in welcher Hülle das Hörbuch untergebracht sein würde.

Der Support und schlechte Rezensionen

Die Autorinnenkollegin schwärmte sehr von dem Support von feiyr. Also sammelte ich meine Fragen und bekam eine sehr knappe Antwort mit dem Verweis dass ich mich im FAQ Bereich umschauen sollte. Dort hatte ich bereits fleißig gestöbert.
Allerdings kam ich durch die Kontaktaufnahme zum Support an zwei wichtige Infos:

  • Feiyr vertreibt CDs: Feiyr kümmert sich lediglich um den Vertrieb der produzierten Dinge. Das heißt, ich bräuchte ein zweites Unternehmen, welches sich um die Herstellung des Hörbuches kümmern würde.
  • Presswerke: Ein Presswerk macht genau das. Dort werden CDs hergestellt und mit einer schicken Hülle ausgestattet. 

Nach einer kleinen Recherche entdeckte ich Erfahrungsberichte, die das bestätigten, was mir bei feiyr aufgefallen war: Unübersichtlichkeit und fehlende Transparenz. Die negative Kritik ging aber noch weiter: Es wurde berichtet, dass es große Probleme mit der Abrechnung gab. Zum einen fehlte dort ebenfalls die Transparenz und zum anderen überweise Feiyr die Marge wohl recht unregelmäßig. Ein ausführlicher Erfahrungsbericht erwartet euch auch hier.
Mein Fazit: Ich wünsche mir ein seriöses Unternehmen. Also suchte ich weiter.

Das Problem mit den Presswerken
Ein Hauptproblem bei den Presswerken ist für mich, dass hauptsächlich Auflagen produziert werden. Eine Startauflage liegt hier meist bei 1.000 Stück. Ich hingegen hatte eigentlich gehofft, das Hörbuch von Rentierfieber auf on Demand Basis produzieren zu lassen.

Hinzu kam auch, dass die Presswerke ausschließlich die Herstellung eines Hörbuches übernehmen. Für den Vertrieb bräuchte ich aber ein zweites Unternehmen. Das schien mir eine sehr komplizierte Angelegenheit. Schließlich müsste ich die CDs ja irgendwo lagern. Ich ahnte also, dass die Zwei-Unternehmen-Lösung mit sehr viel Kommunikation und Arbeit verbunden sein könnte. Also suchte ich weiter, in der Hoffnung doch noch einen Alles-aus-einer-Hand-Distributor zu finden.

oomoxx

Große Freude und schnelle Enttäuschung

Über Umwege fand ich oomoxx. In diesem PDF stellte das Unternehmen verschiedene on Demand Möglichkeiten vor. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie groß meine Freude war. Inzwischen hatte ich nämlich von den großen Hörbuchverlagen gehört, dass sich on Demand Produktionen eigentlich gar nicht lohnen.

Ich schrieb also wieder eine Mail, stellte Fragen und bekam ziemlich schnell eine ausführliche Antwort in der all meine Fragen beantwortet wurden. Hinsichtlich des ersten Eindrucks sammelte das Unternehmen bei mir also schon große Pluspunkte. Folgende Fakten stellten sich heraus:

  • die Herstellung eines Hörbuches im on Demand Prinzip lohnt sich nicht, mit der Begründung, dass die Kosten pro Abruf, also pro verkaufter CD entstehen.
  • oomoxx übernimmt, sowohl den digitalen als auch den physischen Vertrieb inklusive ISBN Nummer.
  • das mir zugeschickte Angebot war um einiges teurer als die Angebote des on Demand PDFs.

Die Angebote im Vergleich

Hier findet ihr eine Übersicht der Angebote:

  • 4-seitiges Digipack: Hier passt eine CD rein.
  • Setupkosten: 117,81 Euro brutto
  • Vertrieb VLB: 59,50 Euro brutto
  • Kosten pro Abruf: pro Bestellung: 5,36 Euro brutto.
  • Ausgaben insgesamt: 236,81 Euro brutto.

Die Infos stehen im oben verlinkten PDF. Die im folgenden Abschnitt erwähnten Händlerabgabe ergibt sich aus dem Angebot, das mir zugeschickt wurde. Ich vermute nämlich, dass diese Händlerabgabe auch im on Demand Prinzip auftaucht.

Meine Einnahmen:

Bei einem Verkaufspreis von 10 Euro pro CD.

  • Händlerabgabe: 1,50 Euro (weil 15% von 10 Euro 1,50 Euro sind).
  • Kosten pro CD: 5,36 Euro.
  • Zwischenergebnis: 6,86 Euro.
  • Mein Honorar: 3,14 Euro.
  • Betrag bei 100 verkauften Stück: 314,00 Euro.

Ihr lest: Rein theoretisch verdiene ich, sofern ich keinen Rechenfehler eingebaut habe, bei einem on Demand Hörbuch immer noch mehr als bei einem verkauften Printbuch. (Zumindest bezogen auf die Preise von Rentierfieber).

Das Angebot von oomoxx

Basierend auf einer Digifile Auflage von 100 Stück.

  • CD Audio Pressung inkl Labeldruck: 350,00 €
  • Folienverschweißung:                             6,00 Euro.
  • Vertrieb CD:                                            60,00 Euro.
  • Vertrieb online:                                      60,00 Euro.
  • Umsatzsteuer:                                       90,44 Euro.
  • Gesamt:                                             566,44 Euro. 

10% des Händlerpreises gehen an oomoxx.
15% Preisnachlass auf den Händlerpreis über den Großhandel.

Ihr lest: Ich müsste schon einige Hörbücher verkaufen, um die Ausgaben wieder reinzubekommen. Hinzu kommt auch, dass der Großteil der Auflage bei mir gelagert wird. Das heißt, wenn der Teil der Auflage, die bei oomoxx gelagert wird, aufgebraucht ist, müsste ich dem Unternehmen neue Exemplare schicken. Somit kämen für mich auch Portokosten dazu.

Ich schrieb also nochmal eine Mail an den Support und erklärte ihnen anhand meiner Berechnungen, warum sich das on Demand Prinzip für mich doch lohnen könnte. ich bat also um ein neues Angebot, auf das ich bis heute warte.

Die Lösung: Miss Motte Audio

Ihr könnt euch also vorstellen, wie groß meine Frustration war. Zu Beginn hatte ich noch befürchtet, dass es am schwierigsten werden könnte, meine Sprecherin und den Tontechniker ihres Vertrauens von einer Hörbuchproduktion von Rentierfieber zu überzeugen. Jetzt stellte sich heraus, dass die größte Hürde in der Herstellung und dem Vertrieb liegt.

Aber auch diesmal schaute der Zufall vorbei: Durch einen Beitrag im Schreibnacht-Forum wurde ich auf Miss Motte Audio aufmerksam. Einen Hörbuchverlag, der hauptsächlich All inclusive Produktionen anbietet.

Vor einer Weile sind die Hörbuchproduktionen von Anne Freytags Jugendbüchern bei dem Verlag erschienen. Ich dachte mir also, dass Miss Motte Audio nicht so unseriös sein kann. Warum sollten sich sonst namhafte Autorinnen wie Anne Freytag auf eine Zusammenarbeit mit dem Verlag einlassen?
Auch bei einem Blick auf die Sprecher:innenliste entdeckte ich bekannte Stimmen.

Bei einer Kontaktaufnahme stellte sich dann heraus, dass der Verlag nicht ausschließlich all inclusive Produktionen macht, sondern auch den Vertrieb für bereits produzierte Titel übernimmt. Es gibt nur einen großen Nachteil an der Sache: Der Vertrieb ist ausschließlich digital.  Adieu, liebes Digifile!

Woher beziehen Hörbuchfans ihre Hörbücher?

Streaming wird immer beliebter. Doch dieser Artikel zeigt, dass Musiker:innen durchschnittlich 0,0025 – 0,0042 Cent pro gestreamten Lied verdienen. Irgendwo habe ich auch gelesen, dass ein Stream erst ab 30 Sekunden zählt. Ich muss sagen, dass ich das schon ziemlich dreist finde. Musiker:innen haben zumindest noch den Vorteil, dass ihre Lieder mehrfach gehört werden. Bei einem Hörbuch muss man in der Regel damit rechnen, dass der Track maximal zweimal gehört wird. Aktuell rechne ich damit, dass Rentierfieber 27 Tracks haben wird. Wenn ein Hörbuchfan Rentierfieber also einmal hört, hätte ich 0,067 Cent verdient. Das ist mir eindeutig zu wenig.

Dennoch interessierte mich, woher Hörbuchfans ihre Hörbuch-Downloads beziehen. Also fragte ich in einigen Facebook Gruppen nach. Zur Auswahl standen:

  • Buchhandlung / Bibliothek
  • Audible / andere Abodienste
  • Spotify / andere Streamingdienste

Wie das nun mal so ist, verdient man eben immer noch am meisten, wenn das eigene Produkt gekauft wird. Wie die Vergütung über Abomodelle wie z.B. Audible aussieht, ist mir derzeit nicht bekannt. Ich rechne aber damit, dass die Vergütung immer noch besser als im Streaming sein wird.

Bevor ich zum Ergebnis der Umfrage komme: Die Anzahl, die bei den Antwortmöglichkeiten steht, sagt nichts über die Personenanzahl aus, die an der Umfrage teilgenommen hat. Die meisten Leute nutzen sowohl Streaming als auch Abomodelle. Dementsprechend wurden beide Antworten einer Person aufgenommen.

  • Buchhandlung / Bibliothek:                 26
  • Audible / andere Abodienste:              65
  • Spotify / andere Streamingdienste: 33

Was mich beruhigt ist, dass zwischen Streaming und Abomodellen doch ein deutlicher Abstand liegt.

Mein Fazit

Ich habe den Traum von Rentierfieber in einer tollen Digifile oder Digipack Hülle noch nicht aufgegeben. Dennoch schraube ich meine Erwartungen erstmal zurück und hoffe, dass es mit dem Hörbuch Download klappt. Auf den Streamingportalen wird es mein Hörbuch aber wahrscheinlich nicht geben.

Miss Motte Audio werde ich euch vermutlich in einem eigenen Beitrag genauer vorstellen, sobald ich Erfahrungen in der Zusammenarbeit gesammelt habe. Wenn ihr euch aber schon mal umschauen wollt, findet ihr hier den FAQ Bereich.

Bisher bin ich mit den ersten Kontakten sehr zufrieden. Meine Fragen wurden schnell beantwortet und die Konditionen klingen für mich ziemlich fair.
Aktuell warte ich noch auf das fertig produzierte Hörbuch. Dann beginnt mein Abenteuer mit Miss Motte Audio.

2 Gedanken zu „Höhen und Tiefen bei der Hörbuchproduktion“

  1. Hallo Aleshanee,

    vielen Dank für die Verlinkung in Deiner Stöberrunde. Es freut mich sehr, dass Dir meine "Ge(h)schrieben"-Beiträge gefallen. Dieser Beitrag ist mir wirklich etwas schwer gefallen, weil meine Organisation des Hörbuches etwas chaotisch ist. Strukturell hätte ich am Artikel sicher noch ein paar Punkte verschieben können. Dann hätten andere Punkte aber keinen Sinn mehr ergeben.

    Ich wünsche Dir einen guten Start ins Wochenende!

    viele Grüße

    Emma

    Antworten

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