Böses Blut

Das Hörbuchcover von "Böses Blut" Band 5 der Cormoran-Strike Reihe.
Bild von RandomHouse Audio

Der Inhalt

Als ich erfuhr, dass ein neuer Fall der Cormoran-Strike-Reihe erscheinen sollte, war meine Vorfreude groß. Ich mag die beiden Hauptfiguren und habe mich darauf gefreut, wieder Zeit mit ihnen und einem spannenden Kriminalfall verbringen zu können.

Der Klappentext bringt den Inhalt ganz gut auf den Punkt. Toll fand ich, dass Margos Geschichte Strike zufällig begegnet und ihre Tochter nicht einfach klassisch in seinem Büro aufgetaucht ist. Das zeigt, das die Kunden nicht immer über den klassischen Weg kommen.

Was mir an der Handlung diesmal unglaublich gut gefallen hat, war die Mischung aus Kriminalfall und Figurenentwicklung.

Wie bereits im Klappentext erwähnt, haben es Strike und Robin hier mit ihrem ersten Cold Case zu tun. Wir begleiten die beiden also nicht nur dabei, wie sie Kontakt zu den Personen aufnehmen, die viel mit Margo zu tun hatten, sondern entdecken auch das ein oder andere Geheimnis mit ihnen, das manche Personen haben und das damals bei den ersten Ermittlungen nicht ans Licht kam. Der Fokus lag vor allem auf diesem Fall.

Aber wie auch schon in den vorherigen Bänden hat die Detektei natürlich auch mit weiteren Fällen zu tun, die in Nebenhandlungssträngen erwähnt werden. Das brachte etwas Abwechslung in die Handlung, war aber auch so gut eingebaut, dass die kleineren Fälle nicht von Margos Fall abgelenkt haben.

Nach und nach tauchen wir mit Strike und Robin tiefer in den Fall ein. Es gibt erste Vermutungen über mögliche Verdächtige. Ich befürchtete zunehmend, dass J. K. Rowling für einen Plottwist gesorgt haben könnte, der ihr noch zum Verhängnis wird. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie froh ich war, dass sie es nicht getan hat.

Um diesen Fall lösen zu können, müssen sich Robin und Strike mit Astrologie und den Tarotkarten beschäftigen. Toll fand ich hier, dass J. K. Rowling diese Themen nicht angreift oder ins Lächerliche zieht. Sie nutzt ihre beiden Hauptfiguren dafür, das Für und Wider von Tarot und Astrologie aufzuzeigen. Strike steht dem Ganzen kritisch gegenüber. Robin schafft es aber, sich auf beides einzulassen und gewinnt so interessante Erkenntnisse. Schön fand ich, dass durch die beiden Sichtweisen Menschen, die etwas mit Tarot und Astrologie anfangen können, nicht abgewertet werden, sondern beide Positionen für sich stehen können.

Die Figuren

Kommen wir nun zur Figurenentwicklung. Es ist schon ein bisschen her, dass ich den vierten Band der Reihe gehört habe. Ich kann mich dunkel daran erinnern, dass sich vor allem Robin in den letzten beiden Bänden weiterentwickelt hat. In diesem Band muss Strike das ein oder andere Mal über seinen Schatten springen. Er lebt schon seit dem ersten Band zurückgezogen und ist eigentlich ganz zufrieden damit. Seiner Familie geht er aus dem Weg, obwohl er diese sehr liebt. Als seine Tante im Sterben liegt, muss er sich einer emotionalen Herausforderung stellen.

Es gab eine Szene, die mir in Böses Blut sehr gut gefallen hat, weil J. K. Rowling uns in dieser Szene sehr viele Informationen über Strike und Robin gibt. Strike und Robin streiten. In dieser Szene hatte ich einen Aha-Effekt, weil ich die Stärken und Schwächen der beiden in geballter Ladung greifen konnte: Robin, die viel wahrnimmt, aber auch viel zurückhält, in der Hoffnung, dass ihr Gegenüber schon irgendwann merken wird, was los ist. Wen das aber nicht passiert, wird das innere Fass immer voller und voller. Irgendwann droht es dann zu platzen.

Strike, der immer wieder zwischen Nähe und Rückzug schwankt und oft gar nicht erkennen kann, wie seine verschlossene Art auf andere Menschen wirkt. Er ist es gewohnt, für sich zu sein und vieles mit sich auszumachen und droht dabei, sein Gegenüber aus den Augen zu verlieren.
Das sind nur Ausschnitte von dem, was uns in Böses Blut erwartet. Ich bin unglaublich gespannt, was die nächsten Bände für uns bereithalten.

Außerdem werden in Böses Blut geniale und hinterlistige Nebencharaktere vorgestellt. Bleiben wir lieben bei den genialen, die uns vermutlich auch im nächsten Band begleiten werden. Da wären zum Beispiel Barkley, der Strike bereits in anderen Bänden als freier Mitarbeiter zur Seite stand. Er taucht im fünften Band gefühlt etwas öfter auf, weil er jetzt fester Bestandteil der Detektei ist.

Neu hinzugekommen ist Strikes und Robins Sekretärin Pat, die nach außen hin eine harte Schale hat, aber dennoch offen genug war, Strike in einer schwierigen Lage beizustehen. Obwohl Pat wirklich nur am Rande vorkommt, hat es J. K. Rowling geschafft sie so zu beschreiben, dass ich sie mir bildhaft vorstellen konnte. Ich hoffe sehr, dass sie auch in den nächsten Bänden eine Rolle spielt.

Die Hörbuchgestaltung

Kommen wir nun zur Hörbuchgestaltung: Das Hörbuch wurde als ungekürzter Titel von RandomHouse Audio produziert. Das beschert uns eine Laufzeit von ca. 32 Stunden, die spannender nicht sein könnten. Ich bin wirklich froh, dass hier keine Kürzungen vorgenommen wurden. Die ersten beiden CDs habe ich gefühlt in einem Rutsch durchgehört bzw. jede freie Minute mit dem Hören verbracht, weil der Inhalt einfach so spannend und die Produktion so gut war. In der zweiten Hälfte des Hörbuches gibt es aber immer wieder Ruhepausen, die mich das Hörbuch gut unterbrechen ließen, ohne, dass ich Entzugserscheinungen bekommen habe.

Gelesen wird das Hörbuch, wie auch die vorherigen Bände, von Dietmar Wunder, der unglaublich gute Arbeit gemacht hat. Meiner Erfahrung nach überzeugen viele Sprecher vor allem mit ihrer Stimmfarbe, während die Sprecherinnen aus meiner Sicht deutlich geschickter interpretieren können.

Dietmar Wunder hingegen unterscheidet sich von anderen Sprechern. Er ist mir in diesem Band wieder sehr positiv durch seine Interpretation aufgefallen. Wenn er als Erzähler spricht, hat er eine hellere Stimmfarbe, die gekonnt betont. Wenn er aber in die Rolle von Strike schlüpft, klingt er plötzlich tief und man könnte meinen, dass wir eine völlig andere Stimme hören.
Eine meiner Lieblingsstellen war die Szene, als Dietmar Wunder den Streit zwischen Strike und Robin gesprochen hat. Hier war so eine Dynamik, die dieser Szene sehr viel Spannung und Emotionalität verliehen hat. Ich wäre so gerne im Studio dabei gewesen, als er die Szene eingelesen hat, weil mich interessiert hätte, ob er die Szene wirklich in verteilten Rollen eingelesen hat, oder er erst die eine, dann die andere Rolle gesprochen hat und beide Teile im Nachhinein zusammengeschnitten worden sind.

Dietmar Wunder hat mich aber auch zum lachen gebracht. Als er in die Rolle von Strikes Vater, einem Rockstar, schlüpft, habe ich Udo Lindenberg nur mit weniger Genuschel wiedererkannt. Eine wirklich tolle Idee. Nur allein wegen dieser Stimme hoffe ich, dass Strikes Vater auch im nächsten Band wieder auftauchen wird.

Der Schreibstil

J. K. Rowling hat mich mit ihrem Schreibstil wieder einmal beeindruckt. Vor allem, was ihre Figurenentwicklung und die Dialoge zwischen den Charakteren betreffen, welche ihre Entwicklung weiter vorantreiben. In diesem Band ist mir erstmals aufgefallen, dass sich in den Strike-Krimis viele Erkenntnisse durch Befragungen der Charaktere ergeben. Das bedeutet manchmal auch, dass wir Monologe vor uns haben. Allerdings kamen sie mir bei Rowling überhaupt nicht vor, wie ein Monolog. Rowling hat es geschafft, den Monolog spannend zu verpacken und nicht dafür zu sorgen, dass ich mir dessen Ende herbeigesehnt habe.
Außerdem schuf sie einen unabsichtlichen Little-Britain-Moment. Einige von euch kennen die Serie wahrscheinlich. Strike und Robin treffen auf zwei Freundinnen, die sie befragen müssen. Hier fühlte ich mich wie bei einer Szene aus der Serie Little Britain, weil sich eine der beiden Freundinnen ständig in den Vordergrund drängt. Dadurch wurde mir bewusst, dass diese Art vielleicht wirklich etwas typisch britisches sein könnte.

Gesamteindruck

Ich hätte nicht gedacht, dass mir der fünfte Band dieser Serie so gut gefällt. Ich bin wirklich fasziniert von diesem Hörbuch und kann es allen weiterempfehlen, die einen spannenden Krimi mit tollen Charakteren suchen. Es ist kein Krimi für zwischendurch, sondern ein Roman, der es in sich hat.

Infos zum Hörbuch

Böses Blut
Geschrieben von: J. K. Rowling als Robert Galbraith
Gelesen von: Dietmar Wunder
Bewertung: 5 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

Hier findet ihr mehr Infos über Robert Galbraith. (Der Link führt zur Autorenseite).

Hier findet ihr mehr Infos über Dietmar Wunder. (Der Link führt zur Sprecherseite).

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Weitere Bände:

Der Ruf des Kuckucks (Band 1)
Der Seidenspinner (Band 2)
Die Ernte des Bösen (Band 3)
Weißer Tod (Band 4)
Das tiefschwarze Herz (Band 6)
Das strömende Grab (Band 7)

Dieses Hörbuch wurde mir als Rezensionsexemplar kostenlos von RandomHouse Audio zur Verfügung gestellt.

5 Gedanken zu „Böses Blut“

  1. Hi Emma!

    Freut mich sehr, dass dir der fünfte Band auch so gut gefallen hat – ich bin ein großer Fan der Reihe 🙂
    Und ja, über Robin und Strike erfährt man hier wirklich viel! Ich liebe ihre Charaktere, wie sie sie immer so genial zeichnet (die Nebenfiguren), aber einen als Leser auch immer tiefer in Cormorans und Robins Gefühlsleben eintauchen lässt. Ganz tolle Reihe!

    Liebste Grüße, Aleshanee

    Antworten
  2. Hallo Aleshanee,

    ich bin immer total beeindruckt, wie schnell Du von neuen Beiträgen auf meinem Blog erfährst und das Du sie so zeitnah liest und auch kommentierst.
    Besonders toll an der Reihe ist auch, dass J. K. Rowling damit zeigt, dass sie auch außerhalb von Fantasy spannende Geschichten erzählen kann.

    Ich hoffe, Du hattest einen guten Start in die Woche!

    viele Grüße

    Emma

    Antworten
  3. Ich schau zweimal am Tag meinen Blogroll durch, also die Posts der Blogs, denen ich folge … manchmal kommentiere ich gleich, manchmal speicher ich sie und kommentiere später, je nachdem wie ich Zeit und Lust habe 🙂

    Von Rowling hab ich auch "Ein plötzlicher Todesfall" gelesen, eine Art Gesellschaftsdrama. Fand ich auch sehr gut und auch wieder was ganz anderes.

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  4. Guten Morgen Aleshanee,
    das mit der Blogroll ist wirklich eine gute Idee. Da bin ich in letzter Zeit echt etwas nachlässig geworden.
    Ja, "Plötzlicher Todesfall" hat mir auch ziemlich gut gefallen. Es hat mich sehr geärgert, dass das Buch so viele schlechte Kritiken bekommen hat und auch als Flop bezeichnet wurde.

    Immer wenn ich in den Wochen danach "Umbrella" von Rihanna gehört habe, musste ich an die Geschichte denken 🙂

    viele Grüße

    Emma

    Antworten
  5. Mir hat "Ein plötzlicher Todesfall" tatsächlich auch erst beim zweiten Anlauf gefallen. Nach Harry Potter waren meine Vorstellungen wohl einfach verzerrt *lach*
    Aber ich wollte dem Buch unbedingt noch eine Chance geben und hab es nach 1 Jahr nochmal versucht – und dann hats mir richtig gut gefallen!

    Antworten

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