Girl on the train

Hörbuchcovervon "Girl on the train"
Bild von RandomHouse Audio

Der Inhalt

Hauptfigur und Ich-Erzählerin Rachel hat kein einfaches Leben. Sie muss Schicksalsschläge verdauen und hat sehr an diesen Ereignissen zu knabbern. Die Zugfahrten nach London lenken sie von ihren eigenen Problemen ab. Hier beobachtet sie Tag für Tag ihr Traumpaar, dem sie sogar fiktive Namen und Biografien gegeben hat. Doch als Jess, die im echten Leben Megan heißt, verschwindet, wird ihr Spürsinn geweckt.

Was ist in der besagten Nacht wirklich geschehen? Hat Rachel etwas mit Megans Verschwinden zu tun? Und wie viel weiß sie wirklich?

Die Grundidee der Geschichte finde ich sehr spannend. Megan und Rachel haben bei genauerem Hinsehen mehr gemeinsam als man zu Beginn der Geschichte vermuten möchte. Die Geschichte wird zum einen, wie oben schon beschrieben, aus Rachels Perspektive erzählt. Jedoch wird der Roman irgendwann von hinten aufgerollt und wir lernen Megan und die Dinge kennen, die ihr im Leben wichtig sind.

Sehr spannend fand ich, wie Paula Hawkins die Handlungsstränge spinnt. Es gab immer wieder Momente, in denen ich den Eindruck hatte, dass die Handlung nicht so vorankommt, wie ich es von Thrillern gewohnt bin. Dann gab es aber immer wieder diesen Moment in dem eine Situation kippt, wir als Hörende eine neue Information bekommen, oder Rachel etwas begreift, was die Handlung voranbringt.

Ein gut durchdachter Plot mit einem spannenden Finale und einem für mich sehr runden Ende, welches sich Rachel auch wirklich verdient hat.

Die Figuren

Die Frauen sind in Girl on the Train die Heldinnen der Handlung. Sie könnten nicht unterschiedlicher sein, entwickeln sich aber im Laufe der Handlung und werden auch mit ihren Entscheidungen konfrontiert.

Rachel lernen wir am Tiefpunkt ihres Lebens kennen. Ihr Mann hat sie verlassen und ist nun mit seiner Affäre Anna zusammen. Beide leben in dem Haus, das Rachel früher mit ihm bewohnt hat. Hinzu kommt auch, dass sich Tom mit Anna den langersehnten Kinderwunsch erfüllen konnte, wegen dem die Ehe zwischen ihm und Rachel zerbrochen ist.

Kein Wunder fällt es ihr also schwer, wieder auf die Beine zu kommen. Was ich an Rachel sehr spannen fand war, dass sie eine unzuverlässige Erzählerin ist. Gleich zu Beginn wird klar, dass sie eine Alkoholikerin ist. Deswegen kennzeichne ich diesen Satz nicht als Spoiler, weil ich damit wirklich nicht viel Inhalt vorweg nehme. Aufgrund ihres Alkoholkonsums kann sie sich an viele Dinge nicht, oder nur teilweise erinnern, was dafür sorgt, dass wir die Handlung gemeinsam mit Rachel entdecken.

Megan hat in Rachels Vorstellung ein perfektes Leben. Sie lebt in einem schönen Haus, hat einen Mann, der sie über alles liebt. Doch als wir die Handlung aus Megans Perspektive erleben, erfahren wir, wie es der Frau wirklich geht, was sie sich wünscht und welche Geheimnisse sie mit sich herumträgt. Sie ahnt nicht, dass ihr diese Geheimnisse irgendwann auf die Füße fallen werden.

Paula Hawkins arbeitet hier den Kontrast der beiden Frauen gut heraus und zeigt auch, dass es hinter der Oberfläche oft anders aussehen kann, als wir meinen.

Probleme hatte ich mit den männlichen Figuren, die hier in Form von Rachels Ex Mann Tom und Megans Ehemann auftreten. Diese Charaktere wurden mir zu oberflächlich beschrieben und ich hatte hier und da den Eindruck eher eine stereotype Figur vor mir zu haben. Jedoch stellt sich für mich auch die Frage, ob es das stereotype Bild für diesen Thriller nicht auch braucht, da auch der Plottwist nicht ungewöhnlich ist.

Die Hörbuchgestaltung

Vor einigen Jahren habe ich das Printbuch von Girl on the train gelesen. Nun war ich neugierig darauf, wie der Titel als Hörbuch gestaltet ist. Sehr erstaunt bin ich davon, dass es das Hörbuch immer noch als CD gibt. In den letzten Jahren habe ich den Eindruck, dass von älteren Titeln keine Neuauflagen produziert werden, sondern die Hörbücher lediglich als Hörbuch Download verfügbar bleiben.

Girl on the train ist sowohl als CD als auch als Download gekürzt bei RandomHouse Audio erschienen. Es lesen Britta Steffenhagen, Rike Schmid, Christiane Marx. Britta Steffenhagen schlüpft in die Rolle von Rachel. Sie hat eine kratzige, etwas tiefere Stimmfarbe, die sehr gut zu Rachel passt. Sie arbeitet Rachels Wut sehr gut heraus. Ich war überrascht, wie gut sie Rachels Emotionen in Worte fassen kann und habe sie hier als Sprecherin nochmal neu kennengelernt.

Rike Schmid hat Megans Perspektive gelesen. Sie liest leise, etwas in sich gekehrt, was aber gut zu Megan passt, da sie sehr verschlossen ist und vieles mit sich ausmacht. Megans Zerbrechlichkeit hat Rike Schmid hörbar gemacht und Megans Charakter so gut herausgearbeitet.

Auf Christiane Marx war ich gespannt. Ich habe sie als Sprecherin durch Social Media kennengelernt, aber noch keinen Titel gehört, der von ihr gelesen wird. Wir hören sie hier in der Rolle von Anna, der neuen Partnerin von Rachels Ex-Mann Tom. Sie lässt uns an Annas zwei Seiten teilhaben. Die Frau, die sie gerne sein würde und die Frau, die langsam aber sicher begreift, dass ihr Leben nur eine Fassade ist. Im Vergleich zu Britta Steffenhagen und Rike Schmid hat sie eine hellere Stimmfarbe, liest hier aber auch in sich gekehrt, zurückhaltend, was gut zur Rolle passt.

Alle drei Sprecherinnen haben aufgrund ihrer Stimmfarben und ihres Lesetempos toll miteinander harmoniert. Da sie alle im Intro zu hören waren und ich Britta Steffenhagen und Rike Schmid als Sprecherinnen bereits kannte, konnte ich die Frauen stimmlich gut voneinander unterscheiden.

Der Schreibstil

Was ich hier spannend finde ist, wie sich meine Meinung zu Paula Hawkins Schreibstil verändert hat. Beim Lesen sind mir Details aufgefallen, wie beispielsweise, dass Rachels Alltag sehr detailliert beschrieben wird, aber wir nicht immer erfahren, was in ihr vorgeht.

Beim Hören wurde der Schreibstil für mich vor allem durch die Interpretation der Sprecherinnen lebendig und ich konnte dadurch völlig in die Handlung eintauchen. Vielleicht lag es auch daran, dass ich den Titel gekürzt gehört habe. Deshalb fielen mir beim Hörbuch die zähen Stellen nicht negativ auf.

Spannend fand ich Hawkins Stilmittel des unzuverlässigen Erzählers. Der Großteil der Handlung wird aus Rachels Perspektive erzählt. Dadurch, dass wir mitbekommen, wie schlecht es ihr geht, legt es Paula Hawkins darauf an, dass wir uns mit ihr solidarisieren und wollen, dass sie das Rätsel um Megans Verschwinden löst. Wir sind auf Rachels Seite. Doch nach und nach finden wir heraus, dass Rachels Wahrnehmung nicht immer stimmt. Dieses Spiel zwischen, Auf welche Informationen können wir vertrauen? und Wo wird Rachel vielleicht selbst getäuscht? hat Paula Hawkins gut herausgearbeitet.

Gesamteindruck

Girl on the train hat mir als Hörbuch deutlich besser gefallen. Das lag zum einen an der tollen Besetzung und zum anderen vielleicht auch an den Kürzungen. Ich hatte den Eindruck, dass der Inhalt auf das Wesentliche reduziert wurde und Längen gestrichen wurden, die mich an der Buchausgabe störten.

Wer einen spannenden Thriller sucht, ist mit Girl on the train sicher gut beraten.

Infos zum Hörbuch

Girl on the train
Geschrieben von: Paula Hawkins
Gelesen von: Britta Steffenhagen, Rike Schmid, Christiane Marx
Bewertung: 4 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

Hier findet ihr mehr Infos über Paula Hawkins.

Hier findet ihr mehr Infos über:
Britta Steffenhagen
Rike Schmid
Christiane Marx

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