7. Türchen: Gute Freunde schenken sich … Wein

Bild von: Emma Zecka

Ich hasste die Freunde meiner Mutter. Die waren alle so wie sie. Aufgebrezelt, laut und schrill. Da fragte ich mich wirklich, wie es Timmy den ganzen Tag mit so einer Mutter aushielt. Bis mir dann wieder auffiel, dass meine ja aus einem ähnlichen Holz gemacht war. Wobei… er war ja rund um die Uhr mit irgendwelchen Kindermädchen versorgt. Während sich die Erwachsenen unterhielten, mixte ich Timmy eine Apfelschorle.

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6. Türchen: Die Abmachung

Bild von: Emma Zecka

Als Kelly auf ihr Hääändy geguckt hat, habe ich mir die Flasche genommen. Kelly war auch schon mal netter zu mir gewesen. In letzter Zeit schaute sie viel zu oft auf ihr Häääändy. Meine Mutter nannte das Ding irgendwie anders, aber das war mir egal. Die erzählte mir oft dumme Sachen, oder sagte, dass ich viel noch nicht verstand. Also beschloss ich das Ding zu nennen, wie ich wollte.

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5. Türchen: Nicht ganz bei der Sache

Bild von: Emma Zecka

„Nimm dir ruhig eine Flasche mit. Die kommt sicher gut an am Silvesterabend“, äffte sie die Alte nach. So nannte Kelly die Frau, deren Vorgarten sie im Winter von dem Schnee befreite. Immerhin wurde sie ordentlich entlohnt. Was sich diese reichen Schnösel nur dabei dachten? Kelly hatte natürlich die Flasche genommen, die am edelsten wirkte. Ihre harte Arbeit sollte wenn überhaupt auch anständig bezahlt werden. Eigentlich hatte sie auf etwas mehr Trinkgeld gehofft, damit sie für den Silvesterabend noch ordentlich einkaufen konnte. Aber das war nun gelaufen. Vielleicht ließen sich ihre Freunde durch den guten Stoff milde stimmen.

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4. Türchen: DIe Entschuldigung

Es war kalt wie jedes Jahr. Früher hatten wir Weihnachten noch in den Bergen gefeiert. Als Hansi noch lebte. Obwohl er immer zu Hause geblieben war. Im Hotel mochte man halt keine Vögel, da ließ sich eben nichts machen. Jetzt, wo die Kinder aus dem Haus waren, war es still geworden. Einen Ersatz für Hansi anschaffen? Wozu? Bis vor ein paar Jahren hatte ich ja noch Jürgen. Doch der war mittlerweile auch unter der Erde… So war das nun mal mit der Liebe. Man konnte es sich eben nicht aussuchen… Ach ich schweife ab.

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3. Türchen: Die Entscheidung

Bild von: Emma Zecka

Warum musste das alles immer so kompliziert sein? Mein Papierkorb quoll vor geschriebenen, angefangenen Zeilen über. Wenn man die richtigen Worte suchte, wollten sie natürlich nicht kommen. Das war immer so! Wieso hätte es diesmal anders sein sollen? Den ganzen Nachmittag hatte ich damit verbracht, diesen verdammten Brief zu schreiben. Glaubte sie denn wirklich der Abschied fiel mir leicht? Aber es gab keine andere Möglichkeit. Zumindest nicht für mich.

Während ich durch die Finsternis Richtung meines ehemaligen Zuhauses lief, dachte ich nach. Nun war es also soweit. In meinem Leben würde sich einiges ändern. Der erste Schritt war getan. Der zweite wartete in meinem ehemaligen Zimmer auf mich.

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2. Türchen: Nicht jeder bekommt, was er will

Bild von: Emma Zecka

„Das ist ja wirklich nett, dass er jedes Jahr aufs Neue vorbeikommt“, stellte meine Mutter beim Abendessen fest. „Diesmal war er aber wirklich knapp dran“, meinte mein Vater überheblich. Die alljährliche Flasche Wein stand immer noch in der Geschenktüte drüben auf dem Küchentisch. Aus den Augenwinkeln heraus betrachtete mein Vater die Trophäe. Ja, keine der Weinflaschen, die er bisher geschenkt bekommen hatte, war je angerührt worden. Meine Mutter trank schon aus Gewohnheit keinen Wein. Sie sagte er bereite ihr Kopfschmerzen und solche alkoholischen Getränke seien eben nichts für sie. Mein Vater trank viel und gut. Aber nur ausgewählte Sachen. Und dazu nicht mit jedem…

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1. Türchen: Die Reise beginnt

Ein aufgeklapptes Buch an dessen Ecke eine Mütze hängt auf der eine 1 steht.
Bild von: Emma Zecka

„Hast du den Baum schon rein geholt?“
„Sind die Geschenke schon im Wäschekorb?“
„Wann holst du die Kinder von der Schlittschuhbahn ab?“

Fragen über Fragen. Alle wollen sie kurz vor knapp beantwortet werden. Es ist Weihnachten. Das Haus ist schon so gut wie geschmückt, einzig und allein der Baum sollte noch behangen werden. Aber das gehörte nicht zu meinem Aufgabenbereich. Dafür waren die Kinder verantwortlich, wie jedes Jahr. Allerdings war dieses Jahr Vorsicht geboten. Die Aufgabe könnte schließlich auch aufgrund von Müdigkeit an andere Personen abgetreten werden.

Immerhin hatten sie ja den ganzen Tag auf dem zugefrorenen See verbracht. „Hoffentlich halten sie bis zur Bescherung durch“, dachte ich mir, bewegte mich in den Hausflur und suchte in aller Gemütlichkeit meine Stiefel heraus. Nein, nicht nur der Nikolaus trägt Stiefel. Schon fast an der Haustür angekommen, wurde ich zurückgepfiffen.

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