Tage wie Salz und Zucker

Das Hörbuchcover von "Tage wie Salz und Zucker" Drücke die Eingabe- oder die Leertaste um zur Rezension zu gelangen.
Bild von Argon Verlag

Der Inhalt

Inhaltlich bin ich wieder einmal zwiegespalten. Die Grundidee, der schüchternen Ellen eine Freundin zur Seite zu stellen, finde ich wirklich schön. Ellen und Temerity könnten nicht unterschiedlicher sein. Während Ellen eher introvertiert, also in sich gekehrt ist, spiegelt ihr Temerity das pure Gegenteil. Sie möchte etwas erleben und sucht geradezu das große Abenteuer. Zudem ist sie alles andere als kontaktscheu.

Sehr gut beschrieben wird, wie sich zwischen den beiden unterschiedlichen Frauen eine Freundschaft entwickelt. Die Blindheit ist hier mehr “Mittel zum Zweck”. Hätte Temerity gesehen, wäre sie wahrscheinlich nicht neben Ellen gelandet.

Shari Shattuck zeigt hier zwei positive Seiten des “Blind seins” auf: Temerity lässt sich nicht vom äußeren Erscheinungsbild der Menschen ablenken und lernt durch ihre Blindheit allerhand Leute kennen. Folglich sorgt die Behinderung also für Begegnung. Schön finde ich auch, dass die Blindheit nicht im Vordergrund der Geschichte steht, sondern Fragen nebenher geklärt werden.

Nun kommen wir zu den negativen Aspekten der Geschichte: “Tage wie Salz und Zucker” lebt von den Geschichten der Anderen. Temerity und Ellen machen es sich zur Aufgabe in Ellens Nachbarschaft mitmischen zu wollen. Die Handlung beginnt also mit den Beobachtungen der Nachbarn und endet als alle Handlungsstränge aufgesponnen sind. Nebenbei lernen sich Ellen und Temerity besser kennen und bauen so ihre Freundschaft auf.

Ich hätte gern mehr Interaktion zwischen den beiden Charakteren erlebt. Natürlich erleben die beiden allerhand Abenteuerliches, allerdings baut das auf den Geschichten von Ellens Nachbarn auf. Mir hätte es besser gefallen, wenn beide “die Auslöser” für spannende Geschichten gewesen wären.

In Punkt zwei geht es um die Entwicklung von Ellen. Bisher lebte sie mehr für sich und war froh für den Rest der Welt unsichtbar zu sein. Als sie plötzlich feststellt, doch gesehen zu werden, lernt sie das Leben auch von anderen Seiten kennen. Zum einen hat mir der Aspekt sehr gut gefallen, weil sie so annähernd beginnt zu leben. Allerdings wird sie zunehmend in die Rolle “des schönen Schwans” hineingedrängt. Das erinnert mich an den “Lisa Plenske”- Effekt, wo aus dem Mauerblümchen zum Schluss die Prinzessin wird, obwohl eine Veränderung der äußeren Erscheinung gar nicht immer notwendig ist.

Einerseits wird hier transportiert, dass der Charakter mehr zählt, als das äußere Erscheinungsbild, andererseits bleibt Shattuck dieser Linie gerade zum Schluss hin nicht treu.

Was die Handlungsstränge der Geschichte betrifft, waren diese zwar unterhaltsam aber auch sehr einfach gehalten. Dennoch war die Geschichte lebendig geschrieben, was dafür sorgte, dass ich sie – trotz Mängel – sehr gerne gehört habe.

Die Hörbuchgestaltung

Gelesen wird der Roman übrigens von Muriel Baumeister, die die Geschichte wunderbar untermalt und beide Charakter sehr schön darstellt. Gerade die Umsetzung der Dialoge hat mich hier und da sehr unterhalten.

Der Schreibstil

Der Schreibstil der Geschichte gefiel mir das Aufzeigen der Gegensätze von Temirity und Ellen sehr gut. Zudem haben mich die Dialoge wirklich sehr gut unterhalten und ich hatte das Gefühl, die ein oder andere Situation auch schon erlebt zu haben.

Gesamteindruck

Der Gesamteindruck lässt mich aber etwas milder stimmen. Erstmal bin ich sehr zufrieden, dass der Menschheit ein “Klischee-Blindenbuch” erspart geblieben ist.
Hier wird stattdessen ein lebendiges Abenteuer zweier Freundinnen erzählt. Die Geschichte hat mich im Großen und Ganzen gut unterhalten. Allerdings habe ich bei meinen Recherchen zur Rezension festgestellt, dass der englische Titel “Invisble Ellen”, besser zur Geschichte gepasst hätte.

Infos zum Hörbuch

Tage wie Salz und Zucker
Geschrieben von: Shari Shattuck
Gelesen von: Muriel Baumeister
Bewertung: 3 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

2 Gedanken zu „Tage wie Salz und Zucker“

  1. Liebe Emma,
    wow, wieder eine so ausführliche und tiefgehende Rezension, klasse! Die Geschichte hört sich interessant an, danke, dass du sie vorgestellt hast!
    Für mich sind Geschichten, in denen es um Blinde geht, sehr interessant, wobei auch ich einen Bogen um typische Klischee-Bücher machen würde.
    Der Aspekt, dass sich die zwei Frauen anhand von Geschichten anderer besser kennenlernen, klingt für mich sehr spannend und die Lebendigkeit, die du beschreibst, finde ich ebenfalls interessant. Danke fürs "Neugierigmachen"!
    Liebe Blubbergrüße
    Anka

    Antworten
  2. Hey,
    das freut mich, dass dir die Rezension gefällt und ich es offenbar geschafft habe, das zu transportieren, was ich wollte :-).
    Ich habe erst im Nachhinein festgestellt, dass es sich bei der Hörbuchversion um eine autorisierte Fassung gehandelt hat. Dass heißt, wenn du die Buchausgabe liest, bin ich sehr gespannt, was du von der Geschichte hält, weil du quasi die "ungekürzte Wahrheit" zu lesen bekommst.
    MIch hat die Geschichte auf jeden Fall unterhalten.
    viele Grüße
    Emma

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Wenn Du einen Kommentar abgibst, werden die eingegeben Daten und Deine IP-Adresse gespeichert. Die E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Weitere Informationen zur Datenspeicherung findest Du in meiner Datenschutzerklärung