Das Lied der Wächter – Das Erwachen

Das Cover von "Das Lied der Wächter - Das Erwachen"
Bild von Gmeiner Verlag

Isonas Meinung

Schon allein die Idee war sehr spannend und hat mich sofort neugierig gemacht.

Der Schwarzwald verseucht und nicht mehr zugänglich? Mysteriös – schon fast nahe an Fantasy, wobei nicht ganz klar ist, was sich hinter der geheimnisvollen Kraft verbirgt.

Zudem finde ich verlassene Orte unglaublich faszinierend und die Überlegung, wie der Schwarzwald nach 16 Jahren ohne Zivilisation aussehen könnte, war unglaublich packend.

Das Setting gefiel mir also schon einmal sehr gut und war wahrscheinlich einer der Gründe, weshalb ich das Buch lesen wollte (obwohl ich kein großer Fan von Regio-Krimis bin). Plus die Tatsache, dass der Autor in meiner Heimatstadt wohnt.

Das Cover reflektiert die Atmosphäre des gesamten Buchs. Vor allem die Spiegelung im unteren Teil gefällt mir gut, weil es sehr mystisch wirkt, dass nicht das gesamte Bild einfach nur gespiegelt wurde.

Zur Gliederung muss man sagen, dass es keine wirklichen Kapitel gibt. Die einzigen „Kapitel“ sind eigentlich eher Teile: Der Anfang, der vor 16 Jahren spielt und den Beginn der Katastrophe erzählt, dann die Gegenwart mit Felix’ Erlebnissen und zuletzt ein (Vorsicht Spoiler!) wortwörtlicher Cliffhanger. Dennoch gibt es viele Abschnitte, in denen man gut unterbrechen kann.

Die Figuren fand ich allesamt gut ausgearbeitet und überzeugend. Meine Lieblingsfigur war hier eindeutig Lena, die mit Abstand die meisten Kenntnisse hatte und nicht einfach so blindlings in die nächste Gefahr gerannt ist.
Die Hauptfigur Felix hingegen war für seine 16 Jahre ziemlich oft sehr unreif (manchmal sogar richtig dumm) und manche seiner Entscheidungen konnte ich nicht nachvollziehen. Aber so sind Teenies nun mal 😀

Gleichzeitig behandeln ihn die Erwachsenen außerhalb der Zone als wäre er schon viel reifer. Niemand widerspricht seiner Entscheidung, in die Zone zu gehen, obwohl er erstens absolut keine Ahnung von dem Ganzen hat und seine maximale Vorbereitung ein Ordner von vor sechzehn Jahren ist und er zweitens auch noch nicht erwachsen ist und beispielsweise noch in die Schule müsste. Innerhalb der Zone ist genau das Gegenteil der Fall. Jede seiner Nachfragen wird nur mit „es ist besser für dich, wenn du nicht alles weißt“ abgewiesen, was für mich nicht nachvollziehbar war. Immerhin WAR er ja da schon in der Gefahr und muss sich voraussichtlich alleine durchschlagen, wie kann es dann besser sein, wenn er Null vorbereitet ist?

Was mir außerdem sehr stark aufgefallen ist, war, dass Felix – obwohl er ihn 16 Jahre lang für seinen Vater gehalten hatte – Thomas immer automatisch als „Onkel Thomas“ betitelte. Ebenso wie seine Tante. Selbst wenn sie nicht die leiblichen Eltern sind, würde man sie doch trotzdem noch Mama und Papa nennen. Wenn vielleicht auch nur aus Gewohnheit.
So, das waren auch schon meine größten Kritikpunkte.

Die Handlung hat mir sehr gut gefallen. Es war spannend bis zur letzten Seite und ich habe immer weiter lesen müssen, weil ich wissen wollte, was jetzt passiert und wie Felix aus der Situation wieder rauskommt.
Ich fand es einfach super, wenn von Orten die Rede war, die ich kannte oder sogar schon besucht hatte!

Zusätzlich fand ich die Detailverliebtheit von Thomas Erle der Wahnsinn. Alle Handlungsorte beschreibt er so, dass sie realitätsnah sind und man sich sofort auskennt. Auch wenn man an manchen Orten noch nie war, hat man sofort ein Bild davon. Und wenn man den Schwarzwald schon einmal besucht hat, kann man sich sehr gut orientieren. Man merkt einfach deutlich, dass sich der Autor in der Gegend auskennt und weiß, wovon er schreibt. Diese Hingabe fand ich besonders bewundernswert und dieses Buch hat in mir eindeutig den Wunsch geweckt, öfter mal in den Schwarzwald zu fahren.

Skyaras Meinung

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich für das Buch leider sehr lange brauchte. Dabei mangelte es mir nicht an Spannung oder Intensität des Buches, ganz im Gegenteil. Ich merkte so manches Mal, dass ich abends, als ich ins Bett ging, gerne noch ein bisschen gelesen hätte, aber leider habe ich mich inzwischen wirklich sehr auf meinen eBook-Reader eingespielt. Dadurch habe ich hauptsächlich in meiner Mittagspause eine halbe Stunde gelesen. Da ich nur sehr langsam lese, ist es somit ein langwieriges, aber eben nicht minder spannendes Leseabenteuer für mich gewesen.

Auch ich finde das Cover wirklich wunderschön. Das darauf abgebildete Foto einer vernebelten Waldkrone wurde auf scheinbar mysteriöse Weise im unteren Teil gespiegelt. Somit ist der Haupttenor des Buches im Cover hervorragend wiedergegeben und zieht einen auch sofort in den Bann.

Was die „Kapitel“-Unterteilung angeht, kann ich sagen, dass man diese zwar wirklich sehr weit gespannt hat, aber mir das tatsächlich ziemlich egal ist. Es gibt immer wieder logische Absätze, die einem bei der Orientierung gut helfen.

Thomas Erles Schreibstil ist gut zu lesen und man kommt flüssig voran. Besonders das erste Kapitel ging mir sehr nahe. Ich konnte dort an einer leicht tragischen Szene ca. 2 Tage nicht weiterlesen, weil mich diese einfach sehr bewegt hatte. Ich habe mich so sehr in die jungen Eltern eingefühlt, dass ich sogar schlechte Träume bekam. Also gerade dieser erste Teil ist ihm wirklich absolut hervorragend gelungen. Denn solch einen starken Eindruck hat bei mir bisher nur Suzanne Collins mit ihrer „Tribute von Panem“ Reihe hinterlassen. Somit wird mir dieser Band immer im Kopf bleiben, aber nicht negativ, sondern als höchst beeindruckend.

Im zweiten Kapitel ist mir ebenfalls aufgefallen, dass alle Erwachsenen um Felix herum den Jugendlichen eher als sehr erwachsen Menschen behandelten. Dies hatte teilweise den Eindruck geweckt, als wollten sie ihn zwar unterstützen, aber dass die Würfel bereits so gefallen waren, dass sowieso niemand etwas anderes hätte tun können und man sich schicksalsergeben seinem Los ergeben hat. Felix verhält sich zwar nicht besonders untypisch für einen Jugendlichen seines Alters, aber der Autor wollte hier eindeutig den Eindruck erwecken, dass Felix zumindest etwas reifer ist als so einige andere seines Alters. Dies kam mir stellenweise allerdings leider etwas konstruiert vor.

Aber wo er bei Felix Figur stellenweise etwas schwächelt, schafft er es bei allen anderen Figuren, diese einfach und ohne größere Ecken und Kanten von Anfang an verständlich und klar einzusetzen.

Und da MUSS ich einfach auf seine wunderbaren Szenenbilder eingehen. Wenn man diese Bücher liest, ist man sofort im Schwarzwald. Ich habe jeden Schritt von Felix nachverfolgen können, als wäre ich selbst bei ihm dabei und wandere mit ihm mit. Natürlich kenne ich ein paar der Spielorte, welche von Felix besucht werden. Teilweise war ich sogar selbst schon dort. Seine detailreichen Beschreibungen haben mir immer wieder geholfen, mich in den Orten zurechtzufinden. Hier freue ich mich auch sehr darüber, dass diese Geschichte nicht schon im ersten Band endet!

Und nun zu dem bereits erwähnten Cliffhänger. Ich fand es keinen besonders fiesen Cliffhänger, wenn auch einen beinahe wortwörtlichen … Man könnte sich hier durchaus dazu entscheiden, mit einer zwar noch nicht beendeten Geschichte aufzuhören, hat aber dennoch einen positiven Ausblick und wie ich finde auch Rückblick. Es ist einfach ein gutes Ende für ein Buch.

Jetzt bleibt mir nur noch zu sagen, dass ich dieses Buch wirklich jedem ab ca. 12 Jahren empfehlen kann. Denn auch wenn es einige kleinere Schwächen hat, so ist der Gesamteindruck dennoch ungetrübt und ich freue mich schon auf die nächsten beiden Bände.

Infos zum Buch

Rezensiert von Isona und Skyara.

Das Lied der Wächter – Das Erwachen (Band 1)
Geschrieben von: Thomas Erle
Bewertung: 4 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

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