Drei Frauen und ein falsche Leben

Das Hörbuchcover von "Drei Frauen und ein falsches Leben" von Dora Heldt. Drücke die Eingabe- oder die Leertaste um zur Rezension zu gelangen.
Bild von HörbuchHamburg

Der Inhalt

Es gibt ein Wiederhören mit den drei Freundinnen Alexandra, Friederike und Jule. Aber wer jetzt glaubt, dass die drei Freundinnen auch die Hauptfiguren in diesem Hörbuch sind, der hat sich gewaltig getäuscht: Friederikes Mutter, die Demenz hat und in einem Pflegeheim lebt, wird Teilnehmerin in einem Projekt in dem die Biografiearbeit im Vordergrund steht. Friederike weiß kaum etwas über ihre Mutter. Fragen ist sie immer ausgewichen. Doch seit sie dement ist, spricht sie über Personen und Situationen von denen Friederike noch nie etwas gehört hat. Friederike kann sich auf die zusammenhangslosen Geschichten keinen Reim machen und wird zunehmend ungeduldig. Wird sie durch das Projekt etwas mehr über das Leben ihrer Mutter erfahren?

Die Themen, die hier im Vordergrund stehen sind zum einen die Mutter-Tochter Beziehung zwischen Friederike und ihrer Mutter Esther und zum anderen die Frage, was es braucht, um ein erfülltes Leben zu haben und ob bestimmte Züge ab einem bestimmten Alter abgefahren sind.
Die Geschichte mit Friederike und Esther fand ich sehr spannend. Dora Heldt erzählt die Handlung nämlich nicht nur aus der Perspektive unserer drei bekannten Freundinnen, sondern nimmt uns auch erstmals mit in Esthers Vergangenheit. Das sorgte bei mir dann für etwas Krimi Atmosphäre.

Ich erlebte auf der einen Seite, was dafür gesorgt hat, dass Esther zu der Person wurde, die Friederike kennengelernt hat.

Auf der anderen Seite fieberte ich aber auch mit und hoffte, dass Friederike die Geschichte ihrer Mutter noch erfährt, um ihr Verhalten besser nachvollziehen und vor allem ihren Frieden mit ihrer Mutter finden zu können. Der Handlungsstrang, der von Esthers Vergangenheit erzählt, hat mich am meisten interessiert. Esther wird nämlich mit vielen Vorurteilen konfrontiert. Es stellt sich die Frage, ob sie den Vorurteilen standhalten kann, oder ob sie Stück für Stück beginnt, die falschen Erwartungen der Menschen zu erfüllen, die schlecht über sie denken.

Im Handlungsstrang, der von der Gegenwart der drei Freundinnen erzählt, ist mir wieder einmal bewusst geworden, wie schwierig es ist, wenn sich Figuren mit Themen beschäftigen, die mich (noch) nicht betreffen. Alexandra und Jule stehen vor einer schwierigen Situation: Beide suchen neue Herausforderungen, da ihnen bewusst wird, dass ihnen der eingespielte Alltag zu trist ist und finden für sich als Antwort, dass es neue, berufliche Perspektiven braucht. Inzwischen haben beide aber ein Alter erreicht, in dem ein beruflicher Neustart alles andere als einfach ist.

Jule und Alexandra schienen mir als Figuren in diesem Band etwas blass. Aber nicht im negativen Sinn. Es gibt immer wieder Szenen, in denen Dora Heldt gut herausarbeitet, welche Entwicklungen die beiden Figuren durchlebt haben.
Beeindruckt war ich aber hier von Esther und Friederike als Hauptfiguren. Esther muss sich gegen viele Widerstände behaupten. Ich habe mit ihr gelitten, konnte ihre Entscheidungen nachvollziehen und musste zum Schluss mit Schrecken feststellen, welche Seiten von Esther das Leben von ihr hervorgeholt hat.
Friederike ist überfordert mit ihrer Mutter. Sie hat sie noch nie richtig verstanden und kommt auch nicht mit den Launen zurecht, die Esther seit der Demenz hat. Ihre Ungeduld, die auch auf dem Nicht verstehen von Esthers Reaktionen beruhen, hat Dora Heldt gut herausgearbeitet.

Das Einzige womit ich Mühe hatte, war das Ende des Hörbuches. Hier schlägt der Zufall zu. Natürlich handelt es sich hier um einen Roman, der eine fiktive Handlung erzählt. Wenn ich mir das Ende rational anschaue, wirkte der Zufall auf mich zu konstruiert und zwar sowohl auf Esthers und Friederikes Geschichte bezogen als auch auf Jules berufliche Veränderung.
Wenn ich das Ende aber aus emotionaler Sicht betrachte, hat es mich sehr gefreut, dass es ein Happy End auf mehreren Ebenen gibt.

Die Hörbuchgestaltung

Diesmal gab es bei der Hörbuchgestaltung ein paar Veränderungen. Das Hörbuch ist nämlich nicht wie die vorherigen Bände im JUMBO Verlag erschienen, sondern bei HörbuchHamburg Verlag produziert worden. Dort ist das Hörbuch sowohl als gekürztes als auch ungekürztes Hörbuch erschienen. Allerdings ist das Hörbuch auf CD nur in einer gekürzten Fassung erhältlich. Bei mir ist ausnahmsweise der Downloadtitel eingezogen. Allerdings hoffe ich, dass die CD bald noch in mein Hörbuchregal einziehen wird. Da das Hörbuch auf zwei CDs zusammengefasst ist, gehe ich davon aus, dass es sich in einer Digifile Hülle und nicht in einer CD Box befindet. Damit wäre der Titel im Regal etwas schmaler als die vorherigen Bände.

Die vorherigen Bände wurden von Katja Danowski gelesen. HörbuchHamburg hat sich für Anna Schudt als Sprecherin entschieden. Ich war etwas verwundert, dass man nicht an Katja Danowski als Sprecherin festgehalten hat. Es erscheint mir ungewöhnlich mitten in einer Reihe einen Sprecherinnenwechsel zu machen. So war ich auch die ersten Stunden damit beschäftigt mich mit Anna Schudts Interpretation vertraut zu machen. Sie hat eine tiefe Stimmfarbe, was dafür sorgt, dass sie etwas älter klingt. Ihre Interpretation von Esther hat mir sehr gut gefallen. Sie hat es geschafft, ihre Härte aber auch gleichzeitig ihre Verletzlichkeit herauszuarbeiten. Die Interpretationen der anderen Figuren waren mir leider etwas zu schlicht.

Der Schreibstil

Was ich an Dora Heldts Schreibstil mag ist die Stimmung, die sie transportiert. Einerseits schildert sie den Alltag von drei Freundinnen mit ihren Höhen und Tiefen. Andererseits stellt sie in jedem Band ein ernstes Thema in den Vordergrund aber ohne, dass die Leichtigkeit in der Handlung verloren geht.
Was mir diesmal aufgefallen ist, dass es einzelne, kleine Momente gab, die mir etwas überflüssig schienen. So gibt es hier und da einen alltäglichen Dialog, der nicht zwingend notwendig für die Handlung oder die Stimmung des Hörbuches gewesen ist. Dennoch haben diese kleinen Momente für mich nicht für eine Unterbrechung der Handlung gesorgt. Es ist also eher Jammern auf hohem Niveau als ein Detail, das mich beim Hören des Hörbuches störte.

Gesamteindruck

Als ich zu Drei Frauen und ein falsches Leben griff, war ich auf der Suche nach einem Hörbuch, das mir eine kurzweilige interessante, aber nicht nu anstrengende Handlung bereithält. Einerseits habe ich gefunden, wonach ich gesucht habe. Andererseits wurde ich gerade durch Esthers Geschichte und den Blick in ihre Vergangenheit positiv überrascht.

Drei Frauen und ein falsches Leben nimmt uns nicht nur in den Alltag von drei Freundinnen mit, sondern hält auch ein spannendes Familiengeheimnis für uns bereit, das gelüftet werden möchte.

Infos zum Hörbuch

Drei Frauen und ein falsches Leben
Geschrieben von: Dora Heldt
Es liest: Anna Schudt
Bewertung: 4 von 5 Punkten

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

Rezensionen zu weiteren Bänden:

Drei Frauen am See (Band 1)
Drei Frauen, vier Leben (Band 2)

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