[Buchclub Spezial] Was ist Gegenwartsliteratur

Hallo Hörbuchfans, oder solche, die es werden wollen,

im Rahmen unserer Jahres-Challenge im Buchclub, widmen wir uns den verschiedenen Genres der Literatur. Ende März habe ich euch verraten, welche Genres es gibt und warum es sich mit der Einteilung so schwierig verhält.

Heute geht es um das Genre Gegenwartsliteratur, das mir im Rahmen der Recherche einiges Kopfzerbrechen bereitet hat. Im ersten Teil gibt es allgemein Infos zum Genre. Im zweiten Teil gehe ich auf zwei Hörbücher ein, die ich im Rahmen unserer Challenge gehört habe.

Wie immer gilt: Ich bin weder Sprach- noch Literaturwissenschaftlerin. Die Infos habe ich im Rahmen meiner Internetrecherche zusammengetragen.

Was sind Romane bzw. Was ist Gegenwartsliteratur?

Der Begriff »Gegenwartsliteratur« bezeichnet die gegenwärtige Literatur (vgl. (3)). In der Literaturwissenschaft ist man sich uneinig, ob sie zeitlich ab 1945 oder erst ab den 1990er Jahren beginnt (vgl. (2)). Ihr merkt: Es gibt keine klare zeitliche Eingrenzung. Das zeigt, dass der Begriff nicht klar definiert ist (vgl. (2)).

Die Gegenwartsliteratur verfolgt zwei Zwecke: Unterhaltung und Bildung. Sie teilt sich also in Unterhaltungsliteratur und anspruchsvolle Literatur (vgl. (3)).

Merkmale und Themen der Gegenwartsliteratur

Die Gegenwartsliteratur hat folgende Merkmale:

• Sie kann, muss sich aber nicht, mit gesellschaftlichen Themen beschäftigen. (vgl. (1)).
• Die Autor*innen teilen dieselben Erfahrungen wie ihre Leser*innen (vgl. (3)).
• In der Gegenwartsliteratur werden »[…] aktuelle politische und gesellschaftliche Ereignisse und Entwicklungen« (3) verarbeitet.

Themen der Gegenwartsliteratur können sein:

• Historische Ereignisse wie z.B. der Mauerfall.
• Politische Ereignisse wie z.B. die Flüchtlingskrise, Kapitalismus
• Globalisierung
• Identitätssuche
• Beschreibung von zwischenmenschlichen Beziehungen

(vgl. (3), (4)).

Verwandte Genres

Es gibt drei Genres, die aus meiner Sicht der Gegenwartsliteratur ähneln. Daher möchte ich sie hier nicht außer Acht lassen:

• Der Gesellschaftsroman, »der das Bild einer Gesellschaft in einer bestimmten Zeit entwirft und hier die Probleme verschiedener Menschen und Gruppen in diesem Umfeld aufzeigt« (5). Ein Merkmal ist die Gesellschaftskritik (vgl. ebd.)
• Entwicklungsroman: Hier steht die seelische Entwicklung der Hauptfigur im Vordergrund. Der Roman beschreibt die Auseinandersetzung der Hauptfigur mit ihrer Umwelt (vgl. (6)).
• Familienroman: Die Hauptfiguren gehören zu einer Familie. Die Handlung beschreibt das Familienleben verteilt auf mehrere Generationen. Dabei können Konflikte zwischen Eltern und Kindern eine zentrale Rolle spielen (vgl. ebd.).

Zwei Romane im Vergleich

Was mich an der Recherche zur Gegenwartsliteratur so verwirrt hat war, dass ich vorab davon überzeugt war, dass der Schreibstil ebenfalls ein wichtiges Kriterium des Genres ist. Titel, die laut meiner Definition zur Gegenwartsliteratur zählen, sind Romane, die hauptsächlich in indirekter Rede geschrieben sind. Als ich dann erfuhr, dass Gegenwartsliteratur streng genommen gar kein Genre ist, kam ich ins Zweifeln, ob wir das Genre überhaupt in die Jahres-Challenge aufnehmen sollten. Dennoch: Die beiden Romane, die ich im Rahmen der Jahres-Challenge gehört habe, trafen meine Definition von Gegenwartsliteratur sowas von.

Zur See* von Dörte Hansen

Wir lernen Familie Sander kennen, die auf einer fiktiven Insel lebt, die sich nicht mehr viel zu sagen haben. Hanne Sander und ihr Mann leben schon seit Jahren getrennt. Während sie die Kinder alleine aufzog, flüchtete er in die Natur. Hannes Kinder sind inzwischen erwachsen. Aber ob sie ihren Platz im Leben gefunden haben, bleibt eine ganz andere Frage. Als ein Wal auf der Insel strandet, wirkt sich das auf das Leben der Familienmitglieder aus.

Den gestrandeten Wal als Naturkatastrophe oder als gesellschaftliches Ereignis zu bezeichnen, ist nicht wirklich treffend. Dennoch sorgt dieses Ereignis dafür, dass sich die Figuren verändern und ihr Leben hinterfragen. Im Mittelpunkt von Zur See stehen vor allem die zwischenmenschlichen Beziehungen. Es stellt sich die Frage wie die Familienmitglieder wieder zueinander finden.

Hier findet ihr meine vollständige Rezension.

Die hellen Tage von Zsuzsa Bank

Aja, Seri und Karl sind Freunde seit Kindertagen an. Sie verbringen jede freie Minute miteinander. Wir finden heraus, welche Themen sie beschäftigen und wie sie ins Leben starten. Während die Freunde in Kindertagen ein unbeschwertes Leben führen und wortwörtlich die hellen Tage genießen, wissen ihre Mütter, dass es auch schwierige, traurige Tage gibt. Wir erleben also einen Kontrast und fragen uns, ob die Mütter die hellen Tage wiederentdecken und ihre Kinder lernen, auch mit den schwierigen Tagen im Leben umzugehen.

In Die hellen Tage stehen gesellschaftliche Themen im Mittelpunkt. Zsuzsa Bank schreibt von Armut und Migration. Aber auch von Liebe und Trauer.

Hier findet ihr meine vollständige Rezension.

Was ich an beiden Romanen spannend finde ist, dass sie hauptsächlich in indirekter Rede geschrieben sind. Während Zsuzsa Bank mit Seri eine Ich-Erzählerin gewählt hat, die hauptsächlich ihre Beobachtungen beschreibt, wählt Dörte Hansen die dritte Person und erzählt die Handlung aus verschiedenen Perspektiven. Die Ich-Perspektive sorgte aber dafür, dass mir die Figuren in Die hellen Tage deutlich näher waren, als die Figuren in Zur See.

Während ich in Zur See lange nicht wusste, worauf die Geschichte hinausläuft, war ich beeindruckt wie Zsuzsa Bank die Themen in Die hellen Tage aufbereitet. Zum einen natürlich die Fragestellung wie wir uns die hellen Tage erhalten können, aber zum anderen auch die Unterbringung gesellschaftlicher Themen. Obwohl die Begriffe Migration und Armut kein einziges Mal im Roman fallen, bekommen wir ihre Auswirkungen auf das Leben der Figuren mit.

Interessant war auch die Atmosphäre, die beide Romane mitbringen. Während Zur See eher melancholisch und nachdenklich war, wurde in Die hellen Tage der Kontrast zwischen Glück und Trauer herausgearbeitet. Beide Romane bringen eine Atmosphäre mit sich, die erst einmal verdaut werden will.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Zur See und Die hellen Tage sind zwei Romane, die ich ohne zu zögern der Gegenwartsliteratur zuordnen kann. Beide Autorinnen erzählen spannende Geschichten, deren Themen zum Nachdenken anregen.

Und Du?

Welche Bücher bzw. Hörbücher ordnest Du dem Genre Gegenwartsliteratur bzw. Roman zu?
Gibt es Autor*innen, die Dir besonders gut gefallen?
Was sind Deine Lieblingstitel aus dem Genre?

Quellen:

• Studyflix
  Wikipedia Gegenwartsliteratur
  Unicum
  studysmarter
  Wortwuchs
  Die Schreibtrainerin

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Die mit * markierten Titel wurden mir als Rezensionsexemplar von den jeweiligen Verlagen zur Verfügung gestellt.