Der Inhalt
Der zurückhaltende Buchhändler Jean Perdu wird eines Tages mit einem Brief aus der Vergangenheit konfrontiert. Dem Brief einer Frau, die ihn zutiefst verletzt hat. Nach langer Zeit findet er den Mut, den Brief zu öffnen. Was er dort liest, verändert sein Leben.
Die Handlung klingt wirklich spannend. Wieder verändert ein Brief das Leben eines Menschen. Allerdings hat Perdu den Brief seit 25 Jahren ungeöffnet bei sich herumliegen. Es geht in Das Lavendelzimmer also nicht nur darum, den Sprung in ein Abenteuer zu wagen, sondern sich auch mit der Frage auseinanderzusetzen, was Perdu durch das späte Öffnen des Briefes verloren gegangen ist.
Zentrale Themen von Das Lavendelzimmer sind Liebe und der Umgang mit einer verlorenen Liebe. Mit der Umsetzung hatte ich meine Mühe. Was Nina George sehr gut gelungen ist, war die Umsetzung wenn es um das Thema Trauer ging. Perdu sieht sich dem Schmerz konfrontiert, den er die letzten 25 Jahre zurückgehalten hat.
Womit ich mehr Mühe hatte war das Thema Liebe. Nina George verknüpft es eng mit der Leidenschaft zweier Personen füreinander. Mir war das hier zu klein gedacht, weil ich den Eindruck hatte, dass es sehr an der Oberfläche, nämlich an der körperlichen Beziehung, hängen bleibt. Mir war das etwas zu wenig und zu kurz gedacht. Es kann aber auch gut sein, dass mir ein Teil der Handlung verborgen geblieben ist.
Jean Perdus Entwicklung hat Nina George sehr gut und für mich nachvollziehbar herausgearbeitet. Für mich war es spannend, ihn bei dem Weg zurück ins Leben begleiten zu können und zu erfahren, welche Schritte er gehen muss, bis er wieder ins Glück findet. Außerdem gibt es interessante Nebenfiguren, die Jean Perdu herausfordern und es auch schaffen, einen Platz in seinem Herzen zu erobern.
Die Hörbuchgestaltung
Das Hörbuch ist ungekürzt im Argon Verlag erschienen. Da der Titel in diesem Jahr seit zehn Jahren erhältlich ist, gibt es das Hörbuch leider nur noch als Download. Da im Frühjahr aber eine Fortsetzung erscheint, habe ich die Hoffnung, dass wir die Dilogie irgendwann in einem Schuber bewundern können.
Das Hörbuch wird von Richard Barenberg gelesen. Leider muss ich gestehen, dass mir seine Interpretation nicht lag. Er hat eine angenehme, helle Stimmfarbe. Ich kann mir ihn in Synchronrollen sehr gut vorstellen, da es dort vor allem darum geht, sich auf eine Rolle zu konzentrieren. In Das Lavendelzimmer begegnen uns neben Jean aber mehrere Figuren. Hier war mir Barenbergs Interpretation leider zu schlicht. ich ertappte mich dabei, wie ich die Nebenfiguren nicht auseinanderhalten konnte und sie ständig miteinander verwechselte. Da die Dynamik der Handlung auch durch die Nebenfiguren bestimmt wird, ging hier ein wichtiger Aspekt für mich verloren.
Der Schreibstil
Wenn mich jemand fragt, wie ich Nina Georges Schreibstil beschreiben würde, fällt mir spontan das Wort literarisch ein. Sie hat eine sehr schöne, bildhafte Sprache, die eine gewisse Tiefe mitbringt. George findet die richtigen Worte um die Stimmung der Handlung zu transportieren. Stellenweise wurde es mir schon fast etwas zu viel, was aber nicht daran liegt, dass Nina George zu dick aufträgt, sondern eher daran, dass ich Liebesromane eher selten höre.
Was mir gut gefallen hat war Georges Beschreibung der Handlungsorte. Ich konnte mir das Bücherschiff, mit dem Jean Perdu in sein Abenteuer startet, bildhaft vorstellen. Gern hätte ich einen Blick in die Regale geworfen, oder eine der Katzen gestreichelt.
Gesamteindruck
Ich kann gut nachvollziehen, warum Jean Perdus Geschichte so viele Menschen berührt. Allerdings bleibe ich etwas unschlüssig zurück, weil ich glaube, dass mir der Kern der Handlung noch verborgen geblieben ist.
Dennoch freue ich mich auf den zweiten Teil und bin gespannt, welchen Herausforderungen sich Jean Perdu diesmal stellen muss.
Infos zum Hörbuch
Das Lavendelzimmer.
Geschrieben von: Nina George
Es liest: Richard Barenberg.
Bewertung: 3 von 5 Punkten
Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.
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Das Hörbuch wurde mir als Rezensionsexemplar kostenlos vom Verlag zur Verfügung gestellt.