Der Trick

Das Hörbuchcover von "Der Trick"
Bild von Diogenes Verlag

Der Inhalt

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, die nach und nach zusammenkommen. Wir lernen Mosche Goldenhirsch kennen, der als Sohn eines Rabbiners kurz nach dem ersten Weltkrieg in Prag geboren wird. Als er einen Zirkus besucht, entdeckt er nicht nur seine Liebe zur Zauberei.

Der zehnjährige Max Cohn muss mit der Scheidung seiner Eltern klarkommen. Als er in der Garage in den Sachen seines Vaters eine Schalplatte des großen Zabbattinis entdeckt, schöpft er neue Hoffnung: Der große Zabbattini kennt nämlich den Zauber der ewigen Liebe. Max hat aber ein Problem. Die Schallplatte bleibt hängen und er erfährt nicht, was es für den Zauber braucht. Kurzerhand macht er sich auf die Suche nach dem großen Zabbattini.

Der Inhalt hat mich sehr bewegt. Wir lernen nämlich die zwei Leben des großen Zabbattinis kennen: Mosche, der in die Rolle des persischen Zauberers schlüpft, in der Hoffnung sein Überleben während des Nationalsozialismus zu sichern und dem alten Zabbattini, der zurückgezogen und allein in Los Angeles lebt. Eigentlich hatte er mit seinem Leben abgeschlossen. Bis Max vor seiner Tür steht.

Obwohl der Roman sowohl aus Mosches als auch aus Max Perspektive erzählt wird, ist für mich der große Zabbattini die eigentliche Hauptfigur der Geschichte, weil wir durch die zwei Zeitebenen herausfinden, was ihn zu dem Menschen gemacht hat, dem Max begegnet.

Ich muss zugeben mit dem alten Zabbattini, einem Mann, der weiß, was er will und viele Tricks kennt, um sich das auch zu holen, hatte ich Mühe. Mir fiel es schwer, ihn zu mögen.

Was mir aber geholfen hat war, die zweite Zeitebene: Mosches Biografie zu erleben, mitzubekommen, wie sein Leben nur von einer Person einfach so zerstört wird. Das das nicht spurlos an einem Menschen vorbeigeht, ist nachvollziehbar. Durch die Perspektive bekam der Roman eine Tiefe, da Zabbattini nicht einfach den Stempel eines alten, egoistischen Mannes aufgedrückt bekommt.

Die Hörbuchgestaltung

Die Hörbuchgestaltung hat eindeutig dazu beigetragen, dass das Hörbuch zu einem meiner Lieblingshörbücher wurde. Das Hörbuch wurde ungekürzt sowohl als Download als auch als CD im Diogenes Verlag produziert. Bei mir durfte das Hörbuch als CD einziehen. Die CDs sind einzeln verpackt und werden in einer CD Box aufbewahrt, die für eine schicke Aufmachung sorgt.

Warum ich mich damals für das Hörbuch entschieden habe, war der Sprecher Stefan Kaminski, der in Der Trick eine wirklich tolle Arbeit macht.

Stefan Kaminski muss die Stimmung der beiden Handlungsstränge aufgreifen: In Mosches Perspektive lernen wir einen Mann kennen, der in ständiger Anspannung lebt. Kaminski liest also leiser und etwas weicher. In Max Perspektive hingegen liest er laut und schnell, aber nicht so, dass Inhalt verloren geht, sondern das durch die Geschwindigkeit für eine Dynamik gesorgt wird.

Womit mich Stefan Kaminski beeindruckt hat war, wie er die Charaktereigenschaften der Figuren sprachlich umsetzt. Der junge Mosche ist eher ruhig und der Held aus der zweiten Reihe. Dennoch trifft er auf Nebenfiguren, die ihn vor Herausforderungen stellen. Hier zeigt Kaminski, dass er nicht nur leise und weich lesen kann, sondern auch dafür sorgen kann, dass wir Figuren unsympathisch finden.

In Max Perspektive steht vor allem der alte Mosche im Vordergrund. Ich war beeindruckt davon, wie Kaminski allein durch seine Interpretation dafür sorgen konnte, dass ich mir den großen Zabbatini bildhaft vorstellen konnte. Einen Mann, der genau weiß, was er will und was er tun muss, um das zu bekommen und andere Figuren, die erahnen, dass sie gerade um den Finger gewickelt werden, aber nicht wissen, was sie dagegen tun können. Eine Kombination, die dank Kaminskis Interpretation für unterhaltsame Momente sorgt.

Der Schreibstil

Emanuel Bergmanns Schreibstil hat mich positiv überrascht. Durch die beiden Handlungsstränge ist es ihm gelungen, eine tiefgründige Handlung zu erschaffen. Wir bekommen eine Handlung aus mehreren Perspektiven geliefert und haben so die Möglichkeit, Figuren besser nachvollziehen zu können.

Beeindruckt hat mich auch wie er mit dem Thema Nationalsozialismus umgegangen ist. Stellenweise hatte ich manchmal die Sorge, dass er Grenzen überschreitet, aber dann gab es immer wieder die Momente, in denen ich den Eindruck hatte, dass er nochmal die Kurve kriegt und an den großen Fettnäpfchen vorbeikommt.

Gefallen haben mir auch seine Dialoge. Nicht nur, weil sie Konflikte gut herausarbeiten, sondern auch für Szenen sorgen, welche der Handlung eine Leichtigkeit verleihen.

Gesamteindruck

Emanuel Bergmann nimmt uns in seinem Roman Der Trick mit auf eine Reise, in der zwei Menschen auf der Suche nach ihrem Glück sind. Der Roman erzählt von Liebe und Vertrauen. Er wirft die Frage auf, was man bereit ist für einen Menschen zu geben, den man liebt. Ein Roman, der uns unterhaltsame, bewegende Stunden beschert und eine Geschichte erzählt, die mich sehr bewegt hat.

Zitate

“Wir sind hier beim Zirkus. Wir sind alle gleich.”
aus: “Der Trick” von Emanuel Bergmann, CD 3 Track 12

Infos zum Buch

Der Trick
Geschrieben von: Emanuel Bergmann
Es liest: Stefan Kaminski.
Bewertung: 5 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

Rezension in der Jüdischen Allgemeinen.

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