Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln

Das Cover von "Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln"
Bild von cbj Verlag

Die Gestaltung

Kommen wir zuerst zur Gestaltung. Irgendwie finde ich es inzwischen merkwürdig, wenn ich etwas über Buchcover schreiben soll, weil ich bei den meisten Buchcovern ja nicht mehr wirklich viel erkenne. Dennoch: Was mir an diesem Cover ziemlich gut gefällt, sind die Farben. Wir sehen zwei Silhouetten, die nebeneinander sitzen. Eine der beiden Figuren zeigt in den Himmel. Ich mag es, wenn Figuren auf Covern nur angedeutet werden und wir kein echtes Gesicht vor uns haben. So kann ich mir die Figuren nämlich selbst vorstellen. (Kennt ihr das auch? Ihr habt ein Buchcover vor euch auf dem eine Person zu sehen ist und in eurem Kopf sieht sie dennoch völlig anders aus? Okay, ich schweife ab).

Kurzum: Das Cover hat bei mir die volle Punktzahl bekommen. Bei den Printbüchern bin ich früher immer noch auf die Schriftart eingegangen. Da ich das Buch aber größtenteils mithilfe meiner Sprachausgabe gelesen habe, sehe ich es nicht ein, Schriftart oder Schriftgröße in die Bewertung miteinfließen zu lassen.

Der Inhalt

Kommen wir nun zum Inhalt. Ich bin wirklich ziemlich beeindruckt, was den Klappentext zu Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln betrifft. Ich glaube, ich hätte die Handlung selbst nicht so gut zusammenfassen können. Beeindruckt bin ich vor allem deswegen, weil alle wichtigen Figuren im Klappentext auftauchen, ohne, dass zu viel von der Handlung verraten wird. Ich habe mir das eBook gekauft, ohne mir zuvor den Klappentext durchzulesen. Nun stelle ich aber fest, dass mich der Klappentext neugierig auf das Buch gemacht hätte.

Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln wird vor allem durch die Figuren getragen: Die Handlung wird aus drei Perspektiven erzählt. Nämlich aus Maries, Theos und Samuels. An dieser Stelle wird es Zeit, etwas mehr über die Figuren zu erzählen:
Die Geschwister Marie und Theo verbindet nicht nur eine tiefe Beziehung, sondern vor allem ein Geheimnis, das auf keinen Fall auffliegen darf. Während wir Theos Unsicherheiten und seine Ängste deutlich spüren, strahlt Marie, zumindest von außen betrachtet, eine Sicherheit aus. Sie will, dass es ihrem Bruder gut geht. Und sie ist bereit dafür ziemlich viel auf sich zu nehmen. Doch wie lange kann sie Theos Geheimnis noch für sich behalten?

Theos Leben änderte sich von einen Tag auf den anderen. Ein Erlebnis, dessen Auswirkungen er noch immer spürt. Hin und her gerissen zwischen Angst und dem Wunsch nach Normalität und Veränderung schlägt er sich von Tag zu Tag durch. Als eines Tages Samuel in der Schule auftaucht, beginnt sich sein Leben zu ändern. Samuel schaut nämlich hin. Er sieht Theo, der sonst in der Menge verschwindet. Und das bringt einiges in Gang.

Samuel ist auf der Suche nach seinem Platz im Leben. Er sehnt sich nach Normalität und einer Heimat. Doch es ist gar nicht so leicht, den Platz im Leben zu finden. Er muss sich fragen, ob er noch einmal von vorne anfangen kann und ob er Menschen aus seinem alten Leben mitnehmen möchte.

Diese Figuren sind unglaublich stark und vielschichtig, was mir sehr gut gefallen hat und mich sehr bewegt hat. Gerade das Gefühlschaos in dem sich die drei befinden, arbeitet Adriana Popescu sehr gut heraus und zwar ohne uns die wesentlichen Informationen vorzukauen.

Was ich vor allem spannend fand, waren die Themen mit denen sich unsere Figuren beschäftigen. Aus Spoilergründen kann ich hier leider nicht konkret werden, sondern muss vor allem andeuten. Es geht vor allem um die Fragen, wie man mit schwierigen Situationen umgeht und ab wann der Punkt erreicht ist, an dem es gut ist, sich Hilfe zu holen. Außerdem spielt Stigmatisierung in dem Roman eine große Rolle. Eine Figur muss sich immer wieder fragen, ob sie als Mensch überhaupt noch wahrgenommen wird, oder ob man sie vor allem aufgrund von Dingen, die sie in der Vergangenheit gemacht hat, in eine Schublade steckt.

Mit Samuel auf der einen Seite und Marie und Theo auf der anderen Seite kamen zum ersten Mal auch drei Figuren zusammen, die in unterschiedlichen Lebenswelten aufgewachsen sind. Dieses Aufwachsen hat die einen mehr und die anderen weniger beeinflusst. In Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln geht es also nicht nur um die inneren Konflikte unserer Figuren. Wir erleben sie auch in den unterschiedlichen Lebenswelten, in denen sie sich befinden. Dieser Zusammenhang zwischen inneren und äußeren Konflikten fand ich sehr faszinierend.

Der Schreibstil

Wieder einmal ist mir bei Adriana Popescus Schreibstil eine neue Seite aufgefallen, was ich ziemlich genial finde, weil mir das zeigt, wie vielschichtig die Autorin ist. Somit ist jeder Titel ein kleines Überraschungspaket. Schon die letzten beiden Jugendbücher von Adriana Popescu zeigen, dass sie sich auch an schwierige Themen herantraut. Allerdings werden die Geschichten im Vergleich zu Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln laut erzählt. Wir sind entweder mit Figuren unterwegs, oder es passiert viel im Außen.

In Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln zeigt Adriana Popescu aber so viel von den Figuren schon allein dadurch, dass sie sich einfach im Alltag bewegen. Die Autorin zeigt uns die verschiedenen Lebenswelten der Figuren, ohne diese zu bewerten, aber dennoch so, dass uns klar wird, wie schwierig es für die Figuren sein muss, etwas zu verändern.

Während in anderen Jugendbüchern vor allem von Serien, Bands, oder bekannten Büchern gesprochen wurde und einige Themen als Metaphern dienten, gab es in Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln ein paar Anspielungen auf andere Bücher der Autorin, was mich immer mal wieder zum schmunzeln (oder twittern) brachte. Das Tolle ist: Selbst wenn man diese Insider nicht kennt, entsteht keine peinliche Pause, in der einem bewusst wird, dass man eine Anspielung gerade nicht verstanden hat. Für Popescu-Fans verstecken sich also Fandom-Momente in einigen Nebensätzen. Aber alle anderen, verlieren dadurch nicht den Lesefluss.

Gesamteindruck

Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln erzählt die Geschichte von drei jungen Erwachsenen, die auf der Suche nach ihrem Platz im Leben sind. Dabei werden wichtige Themen herausgearbeitet, über die mehr gesprochen werden sollte. Dieses Buch hat mich sehr beeindruckt und ich hoffe, in meiner Rezension wurde deutlich, warum ich mir wünsche, dass ihr das Buch lest!

Infos zum Buch

Ein Lächeln sieht man auch im Dunkeln
Geschrieben von: Adriana Popescu
Bewertung: 5 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

Schreibe einen Kommentar

Wenn Du einen Kommentar abgibst, werden die eingegeben Daten und Deine IP-Adresse gespeichert. Die E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Weitere Informationen zur Datenspeicherung findest Du in meiner Datenschutzerklärung