Der Inhalt
An dieser Stelle möchte ich darauf hinweisen, dass ich voraussetze, dass ihr den ersten Band der Panem-Trilogie bereits gelesen habt. Falls ihr das noch nicht getan habt, kann es sein, dass ihr möglicherweise gespoilert werdet.
Im zweiten Teil erwartet uns ein spannender Grundkonflikt: Katniss hat durch ihre Idee, sich und Peeta aus der Arena zu retten, jede Menge Ärger verursacht. Die Regierung ist stinksauer. Und auch in den Tributen geht es hoch her. Die Menschen haben Hoffnung, aus der Diktatur entkommen zu können. Und das ist der Regierung natürlich gar nicht recht.
Während man es aus Dystopien eher gewohnt ist, dass die Protagonisten bei der Rebellion an vorderster Front kämpfen, wünscht sich Katniss nichts sehnlicher als Ruhe vor der Regierung zu haben. Und das fand ich spannend, weil anfangs versucht wird, das herrschende System wieder herzustellen und nicht, es aktiv zu stürzen.
Dann gibt es aber einen großen Rückschritt in der Handlung und es wird ein Element ins Spiel gebracht, das mir leider nicht so gut gefallen hat. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass wir im zweiten Band der Panem-Trilogie einen neuen Aspekt von Panem kennenlernen und nicht ein altes Element wieder aufgegriffen wird. Das Element hätte zwar einen Vorteil haben können, jedoch wird das in der Geschichte nicht gut umgesetzt.
Als ich dann begann, mich mit dem Element abzufinden, wurden aber ein paar neue Veränderungen eingeführt, die mir ganz gut gefielen, was das Element dann wieder etwas aufwertete.
Und dann kam die Auflösung der Geschichte: und diese hat mich dann total beeindruckt und ich hätte nicht damit gerechnet, dass die Handlung im Grunde so gut verstrickt war.
Kommen wir zur Entwicklung unserer Charaktere. Während mir Katniss im ersten Band mehr wie eine leere Hülle erschien, hat Suzanne Collins hier das Trauma, das Katniss in der Arena erfahren hat, sehr gut herausgearbeitet. Allerdings hat sie diese Entwicklung in der Geschichte nicht konsequent umgesetzt.
Sie setzt Katniss einer Situation aus, die sie scheinbar mit links meistert. Ich hatte eigentlich erwartet, dass sie hier an ihre Grenzen stößt, was aufgrund des Traumas auch logisch gewesen wäre. Stattdessen werden die Grenzen nur am Rande thematisiert, aber bei weitem nicht so gründlich dargestellt, wie erwartet. Das fand ich an dieser Stelle etwas schwach.
Auch Peeta hat im zweiten Band eine interessante Entwicklung erlebt. Während er sich im ersten Band eher introvertiert zeigte, setzte er sich hier in einigen Situationen durch.
Im zweiten Band lernen wir außerdem ein paar neue Charaktere kennen, die gut in die Geschichte eingeführt werden. Was mich am ersten Band massiv störte, war die Tatsache, dass viele der Nebencharaktere wie die Fliegen gestorben sind und ich so überhaupt keine Bindung zu ihnen aufbauen konnte, was dafür sorgte, dass mich der Tod der Charaktere auch nicht großartig interessierte. Das war in diesem Band anders.
Die Spannung
Anhand des Spannungsbogens wird deutlich, dass es den ersten Band gebraucht hat, um hier eine Spannung aufbauen zu können. Die Protagonisten müssen sich der Frage stellen, wie sie wieder Ordnung in ihre Welt bringen können. Außerdem lag im zweiten Teil der Handlung so ein Hauch von Wir-suchen-die-Lücke-im-System-Moment in der Luft. Und das hat mir gut gefallen.
Die Hörbuchgestaltung
Auch im zweiten Band der Panem-Trilogie war Maria Koschny wieder mit von der Partie. Die Hungerspiele sind nicht spurlos an Katniss und Peeta vorübergegangen. Und genau diese Veränderung der beiden Protagonisten kann Maria Koschny nicht nur in Worte fassen, sondern stimmlich sehr gut darstellen.
Außerdem bekommt Maria Koschny im zweiten Teil der Reihe die Möglichkeit neue Charakteren eine Stimme zu verleihen. Spannend war auch, dass es ein paar Charaktere gab, die im ersten Band als Nebencharaktere geführt wurden, im zweiten Teil aber mehr Raum bekamen. Hier konnte Maria Koschny ihre Interpretation ausbauen.
Der Schreibstil
Suzanne Collins konnte mich mit ihrem Schreibstil hier etwas mehr überzeugen. Während sie im ersten Band noch viel beschrieb, konnte ich hier sehr viele aktive Formulierungen erkennen. Nach wie vor sprach mich die Ich-Perspektive sehr an, da wir wieder Teil von Katniss Gedanken und ihren strategischen Überlegungen sind.
Für Autoren ist es immer schwierig, den Inhalt in Folgebänden einer Reihe gut zusammenzufassen. Und dieses Element ist Suzanne Collins hier sehr gut gelungen. Ich hatte an keiner Stelle das Gefühl, dass sie sich zu oft wiederholte. Die wesentlichen Informationen waren gut in Nebensätze eingebaut.
Gesamteindruck
Der zweite Band der Panem-Trilogie hat mir trotz eines Elementes um einiges besser gefallen, als der erste Band. Das lag auch hauptsächlich daran, dass ich hier nicht sicher war, wie die Geschichte enden würde.
Der einzige Nachteil an dem Inhalt ist, dass Suzanne Collins hier deutlich mehr Blut fließen lässt. Sie beschreibt die Szenen nicht allzu detailliert, jedoch reicht die Szene aus, um das eigene Kopfkino anzukurbeln. Da die blutigen Szenen relativ plötzlich in der Geschichte auftauchen, finde ich den zweiten Teil für Jugendliche keine leichte Kost. Allerdings kann ich auch nicht beurteilen, ob solche gewalttätigen Beschreibungen in Büchern und Serien mittlerweile nicht an der Tagesordnung stehen und Jugendliche heutzutage auch etwas abgehärtet sind. Mich hätten einige Szenen in dem Alter sicher ein paar Tage beschäftigt.
Infos zum Hörbuch
Die Tribute von Panem – Gefährliche Liebe (Band 2)
Geschrieben von: Suzanne Collins
Gelesen von: Maria Koschny
Bewertung: 4 von 5 Herzen
Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.
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