Die Moortochter

Hörbuchcover von "Die Moortochter"
Bild von der Hörverlag

Der Inhalt

Wie oben bereits beschrieben, besteht die Geschichte aus mehreren Handlungssträngen, nämlich drei: Wir begegnen Helena in der Gegenwart. Sie wirkt introvertiert, aber nicht etwa, weil sie sich nicht traut, Dinge anzusprechen, sondern weil ihr die Kommunikation mit anderen nicht liegt. Sie hat Mühe, die richtigen Worte zu finden und bleibt deswegen einsilbig. Dennoch ist sie eine liebevolle Frau, die sich gerne in der Natur aufhält und für ihre Familie viel riskiert. Als sie dann erfährt, dass ihr Vater aus dem Hochsicherheitsgefängnis ausgebrochen ist, wird sie von ihrer Vergangenheit eingeholt.

Und nun kommen wir zum zweiten Handlungsstrang: Wir begleiten Helena dabei, wie sie auf ihre Kindheit zurückblickt und von ihren Erlebnissen im Moor berichtet. Schnell wird klar, dass Helenas Vater einen sehr dominanten Charakter hat. Er erzieht seine Tochter nach einer indianischen Lebensweise, bringt ihr das Jagen und das Fährtenlesen bei. Helenas Mutter hält sich eher im Hintergrund, weswegen die Liebe zu ihrem Vater auch weitaus stärker ist.

Und dann gibt es noch das Märchen des Moorkönigs von Hans Christian Andersen, dessen Teile immer zu Beginn eines neuen Kapitels zu finden sind und auch zur Handlung des aktuellen Kapitels passen. Immer wenn ein neuer Abschnitt des Märchens kam, wusste ich, dass es wohl der Beginn eines neuen Kapitels sein musste. Die Handlungsstränge von Helena in der Gegenwart, die sich an ihre Kindheit erinnert, gingen mir aber manchmal zu abrupt ineinander über. Gerade, weil es sich bei den Erinnerungen nicht um kurze Abschnitte handelt, sondern durchaus einige Absätze mit der Erzählung verbunden sind.

Karen Dionne arbeitet den Konflikt, indem sich Helena befindet, sehr gut heraus. Da wir miterleben, wie Helena aufgewachsen ist, konnte ich sehr gut nachvollziehen, dass sie sich ihrem Vater verbunden fühlt und die Lebensweise ihrer Kindheit als die Wahrheit betrachtet. Dennoch steht auf der anderen Seite auch die Wut darüber, was er ihrer Mutter angetan hat. Daher stellt sich die Frage: Wie wird Helena reagieren? Liefert sie ihren Vater aus?

Die Spannung

Der Spannungsbogen ist sehr gut aufgebaut, weil sich alle drei Handlungsstränge stetig weiterentwickeln und sich zum Teil auch ergänzen. Zudem mochte ich die subtile Erzählung. Es hat keine abenteuerlichen Actionszenen gebraucht. Allein durch die drei Handlungsstränge war die Spannung für mich spürbar. Ein bisschen hat mich Die Moortochter an schwedische Krimis erinnert.

Die Hörbuchgestaltung

Julia Nachtmann hat eine angenehme Stimmfarbe. Die Handlung von Die Moortochter zeigt schnell, dass man hier ein gutes Gespür für Feinheiten braucht. Und das brachte Julia Nachtmann mit. Sie schaffte es, die Feinheiten der Geschichte gut herauszuarbeiten und dennoch an den richtigen stellen einen Zahn zuzulegen.

Allerdings fand ich den Inhalt teilweise etwas unübersichtlich. Die Geschichte hat verschiedene Handlungsstränge, die mir manchmal zu schnell ineinander übergingen. Genauer gehe ich hier aber weiter unten darauf ein. Ich hätte mir von der Hörbuch Gestaltung gewünscht, dass die Unübersichtlichkeit besser aufgefangen wird und die Abschnitte klarer abgegrenzt werden. So hätte man beispielsweise Musik einspielen können, damit eine bessere Trennung der Stränge zu erkennen ist. Außerdem hätte die Musik zusätzlich dafür gesorgt, dass die Stimmung der Geschichte besser transportiert worden wäre.

Der Schreibstil

Ich brauchte erst ein bisschen, um in Karen Dionnes Schreibstil reinzukommen. Gerade am Anfang erwähnt sie sehr viele Details über das Leben im Moor oder die Natur. Und ich befürchtete, wenn das so weitergehe, würde mich die Geschichte nicht packen. Allerdings wurden diese Informationen nachher besser in die Geschichte eingebaut, sodass ich nicht das Gefühl hatte, eine Art Sachbuch vor mir zu haben.

Karen Dionne hat ihre Geschichte mit tollen sprachlichen Bildern ausgeschmückt. Ich konnte mir die Szenerie sehr gut vorstellen. Während im einen Handlungsstrang Helenas Vergangenheit erzählt wird, blickt Helena in der Gegenwart reflektierend auf ihre Biografie. Und gerade die Ergänzung oder auch Bewertung des damaligen Verhaltens hat dafür gesorgt, dass man Die Moortochter als GAnzes begreifen konnte.

Gesamteindruck

Ich habe mich gefreut, Julia Nachtmann in einem HÖrbuch wiederzutreffen und diesmal eine Geschichte zu hören, die ausschließlich von ihr gelesen wird. Ich hatte zu Beginn etwas Bedenken, ob es sich bei dem Thriller um eine Art CSI Geschichte mit viel Gemetzel und Action handeln würde. Glücklicherweise hat mich Karen Dionne hier positiv überrascht und ich bin wirklich beeindruckt von der tollen Handlung, die sich hinter Die Moortochter versteckt.

Wer also einen guten Thriller sucht, der ohne viel Blut, Mord und Totschlag auskommt, sollte sich das Buch oder natürlich im besten Falle das Hörbuch mal genauer anschauen.

Infos zum Hörbuch

Die Moortochter
Geschrieben von: Karen Dionne
Gelesen von: Julia Nachtmann
Bewertung: 4 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

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Dieses Hörbuch wurde mir vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

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