Poetry Slam im Cafe Atlantik am 20.11. in Freiburg

Gelbe Fläche, die mit einem Reißverschluss aufgezogen wird. Heraus schaut eine große Menschengruppe, die wir aus der Vogelperspektive sehen.
Bild von A. Mack

Was ist Poetry Slam? 

Poeten können ihre selbstgeschriebenen Texte innerhalb einer bestimmten Zeit einem Publikum präsentieren. Merkmal des Poetry Slams ist der Wettstreit. Am Anfang jeder Veranstaltung werden verschiedene Jurymitglieder bestimmt die Punkte von 1 – 10 vergeben können. Die Jury bestimmt welche Slammer ins Finale einziehen.
Ab dem Finale kürt das Publikum via Applaus den Sieger. (Hier gibt es von Stadt zu Stadt unterschiedliche Regeln. Manchmal wird die Länge des Applauses, manchmal auch nur die Applausstärke gezählt)

Daten und Fakten 
Wo: im Cafe Atlantik in Freiburg
Wann: am letzten Donnerstag im Monat ab 20:00 Uhr
Eintritt an der Abendkasse: 6 €
Zur Veranstaltung 
Moderiert wurde der Abend von Max Kennel und Indiana Jonas, besser bekannt unter dem Namen “Das Lumpenpack“.

Zum Ablauf:

Es gab drei Runden mit a drei Teilnehmern. Pro Runde wurde ein Finalteilnehmer bestimmt. Nach jeder Runde gab es eine kurze Pause, die Lumpenpack musikalisch untermalt haben :-).
Ich habe mir zwar in den Pausen kurze Notizen geschrieben, um einen einigermaßen sinnvollen Blogbeitrag zum Poetry Slam Abend schreiben zu können, beim gestrigen Durchlesen meines Geschreibsels musste ich aber feststellen, dass ich den Poeten teils falsche Wohnorte oder Namen zugeordnet habe. Von daher bin ich mir auch gar nicht mehr so sicher welcher Text jetzt zu welchem Namen gehört.
Nach “nochmaligem Überschlafen” des Beitrages habe ich beschlossen euch nur noch zwei der Finalisten vorzustellen, deren Namen und Texte mir im Gedächtnis geblieben sind. (An einer besseren Ausarbeitung von Veranstaltungsberichten wird gearbeitet. Ich hoffe ihr habt trotzdem Freude an dem Beitrag).

Marvin Ruppert
In seinem ersten Text drückte sich sein Protagonist erfolgreich um die Hau-sarbeit, indem er sich in den nächsten Zug setzte. (Der Freundin wurde noch kurz eine SMS mit der Bitte, sie möge doch bitte Staub wischen, geschickt). Im Bordrestaurant angekommen blieb sein Blick an einer grauenvoll formulierten SMS seines Sitznachbarn hängen. Kurzerhand wurde dieser dabei unterstützt seiner Freundin eine: “Bitte komm zu mir zurück”- Nachricht zu schreiben. Mit ungeahnten Folgen…
Der erste Text hat mir sehr gut gefallen, weil hier die Sprache und ein paar Wortspiele eine große Rolle spielen. Zudem war der Text lebendig geschrieben und auch gut vorgetragen. Die Geschichte hatte ein rundes, überraschendes und gutes Ende :-).
Sein Finaltext war angelehnt an das Büchner Stück Woyzeck. 
Einerseits haben mir beide seiner Auftritte sehr gut gefallen, weil sowohl der Vortrag als auch der Schreibstil der Texte lebendig und frisch wirkte. Während andere Teilnehmer auf tiefgründige Wortkonstruktionen setzten, transportierte Ruppert trotz lebendigem Schreibstil viel zwischen den Zeilen.
Allerdings sind mir gerade beim zweiten Text die Paralellen zu Marc-Uwe Klings Känguru Reihe aufgefallen. Zum einen erinnerte mich der Schreibstil an die Abenteuer des verrückten Paares, wie z.B. Formulierungen “sagte ich”, oder andere Satzkonstruktionen. Aber auch Textelemente, wie beispielsweise das Trinken von Schnaps, oder das Einfügen von Fußnoten kamen mir bekannt vor.
Dann hatte ich wieder das Gefühl, das die Grenze zu den eigen ausgebauten Ideen hier fließend ist.
Wiehwalt Koslovsky
Schon allein wenn man sich den Vortrag anschaut hebt sich Wehwalt Koslovsky von den anderen Teilnehmern ab. Er geht richtig in die Vollen, ruft, schreit und holt alles aus sich heraus. Ich könnte ihn mir auch gut auf einer Theaterbühne vorstellen.
Auch sprachlich wirken seine Texte anders. Wenn ich ehrlich bin, habe ich den ersten Text des Abends nicht richtig erfassen können. Sprachlich hat sich Koslovsky auf hohem Niveau bewegt. Da vor ihm aber schon andere Poeten dran kamen, deren Texte Konzentration erforderten, ertappte ich mich dabei, wie ich hier und da abgeschweift bin.
In seinem finalen Text gab er nochmal richtig Gas und machte deutlich, dass der Abend ja eigentlich eine Art Wettstreit ist. Er machte seinen Mitstreitern eine offene Kampfansage, prangerte deren Texte an, wobei mir hier nicht ganz klar war, ob es eine Art Satire, oder bitterer Ernst war … :-).
Zudem wurde seine Kritik an der heutigen Gesellschaft deutlich. Der zweite Text hatte für mich schon eher eine abgerundete Handlung.
Da der obige Beitrag schon etwas älter ist, möchte ich an dieser Stelle noch auf einen diesjährigen Auftritt von Wehwalt Koslovsky verlinken. Wenn ich mir dieses Video so ansehe, kommt der “Aha?” (hier explizit mit Fragezeichen) Effekt zurück. Ich wusste zuerst nicht so recht, wen ich hier vor mir hatte und ob ich den Auftritt gut oder schlecht finden sollte. Meine Neugier wurde aber geweckt und ich war erfreut noch einen zweiten Text des Poeten hören zu können.
(Leider findet mein Youtubefilter das Video nicht deswegen müsst ihr auf den unten stehenden Link klicken).
Fazit 
An diesem Abend habe ich sehr viele unterschiedliche Texte gehört. Jeder Vortrag hatte auf seine Art etwas Besonderes. Während manche den Eindruck erweckten noch neu unter den Poeten zu sein, vermochten andere genau zu wissen, wie sie ihren Vortrag fesselnd gestalten und die richtigen Worte an der passenden Stelle setzen.
In diesem Sinne… 
kann ich den Poetry Slam im Atlantik nur empfehlen, möchte an dieser Stelle aber erwähnen, dass es gut ist, frühzeitig da zu sein um noch einigermaßen gute Plätze zu bekommen. 

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