In einem mehr oder weniger (un)bewussten zwei Jahres Rhythmus besuche ich die Frankfurter Buchmesse. Dieses Jahr war ich Freitag und Samstag in den heiligen Hallen und möchte euch in diesem Bericht von meinen Erlebnissen erzählen.
Eigentlich wollte ich mit einer Germanistik Studentin und einer (Neu)Bloggerin zur Buchmesse fahren. Leider haben mir beide kurzfristig abgesagt, weswegen ich mich am Freitag alleine auf den Weg nach Frankfurt gemacht habe.
Übernachten wollte ich bei einer Freundin, die in der Nähe von Friedberg wohnt. So habe ich zwei Highlights an einem Wochenende gehabt.
Wer von euch eine Frau mit fettem Eastpack Rucksack und einem Blindenabzeichen gesehen hat, dem wird in diesem Moment klar werden: Das war ich!
Tag 1 – Anreise, eine Schar Buchpiloten und ein Fitti mit’m Bart
Anreise
Foto: Emma Zecka |
Meine Anreise lief beinahe perfekt. Alle Anschlus-szüge wurden erreicht und ich hatte schon das Gefühl, dass die Deutsche Bahn zu mir hielt. Am Mannheimer Bahnhof – eine Stunde von Frankfurt entfernt – machte die Bahn ihrem Namen wieder al-le Ehre und brachte mir 45 Minuten Verspätung ein. Mir war klar: Die ersten Programmpunkte auf mei-nem Veranstaltungskalender konnte ich also abha-ken. Es war zwar schade aber trotzdem kein Welt-untergang. Schließlich hätte ich nicht gedacht, dass ich wirklich alleine zur Buchmesse fahren würde.
Programm für den Tag
14:00 – 14:30 Uhr – Best of Magazin „druckfrisch“ mit Denis Scheck
15:00 – 16:00 Uhr – swr2 forum Buch Literaturmagazin mit mehreren Gästen
16:00 – 17:00 Uhr – MC Fitti – Aus meinem Auspuff kommt Konfetti
MC Fitti – „Aus meinem Auspuff kommt Konfetti“
Als ich dann schließlich am Messegelände ankam, machte ich mich sofort auf die Suche nach der Open Stage. MC Fitti gehörte zu den Higlights meines Messeprogramms. Als ich das kleine überdachte Zelt erreichte, wurden gerade die Buchpiloten, eine Schar wissbegieriger Kinder, verabschiedet. Ich hatte also ein bisschen Zeit die Szenerie zu beobachten. Zum Abschied wurde ein Lied gesungen und der Moderator forderte die Kinder auf, die für die Helfer hinter und vor den Kulissen zu applaudieren. Auf mich wirkte er aber etwas aufgesetzt. Er legte eine übertriebene Fröhlichkeit an den Tag. Allerdings kam das bei den Kindern wohl gut an und das ist ja die Hauptsache.
Da ich schon so früh da war, konnte ich mir einen Platz in der ersten Reihe sichern. Während die Bühne umgebaut wurde, musterte ich meine Umgebung, die eilig heranströmenden Zuschauer. Ich hatte den Eindruck – neben den (un)freiwillig anwesenden Erziehungsberechtigten den Altersschnitt des Publikums ziemlich anzuheben. Links neben mir saßen zwei Kinder, die schätzungsweise 8-10 Jahre waren. Rechts platzierte sich eine kleine Gruppe Jugendlicher. Kurz vor Veranstaltungsbeginn bekamen diese aber kalte Füße und verzogen sich lieber in die scheinbar sichere Reihe Nummer 2.
Bild von Emma Zecka |
Zur Person:
MC Fitti ist gelernter Elektriker. Er hat einen Zivildienst in einer Behindertenwerkstatt absolviert und da seine soziale Ader entdeckt. Richtig bekannt wurde er vor ungefähr zwei Jahren mit Youtube Videos. Ich habe ihn letztes Jahr bei Raabs „Bundesvision Song Contest“ entdeckt und fand den Mann mit dem Bart irgendwie lustig.
Zur Veranstaltung
Die erste halbe Stunde wurde Fitti interviewt. Hier stellte er zum einen das Buch vor, oder erzählte auch von seinem Alltag. Ihm ist es wichtig, dass seine Freunde mit von der Partie sind. Jeder aus der Gruppe hat seine Aufgabe, wie z.B. zwei Freunde, die den Soundcheck übernehmen, ein dritter, der für gutes Bildmaterial sorgt. Er unterbrach das Gespräch auch immer wieder um Freunde auf die Bühne zu holen, oder sich zu erkundigen, was Freunde, die dabei waren die Runde zu verlassen, vor hatten.
In dem Buch berichtet er über alltägliche Dinge, wie das Abhängen mit Freunden und führt hierbei auch in die Jugendsprache ein. „Abhängen“ oder „Chillen“ ist out. Das nennt sich jetzt „kornern“ und meint, sich gemütlich irgendwo hinsetzen und miteinander reden. Zudem hat er immer wieder ein paar Seiten aufgeschlagen um Schnappschüsse seiner Freunde zu präsentieren.
Bild von: Emma Zecka |
Der zweite Teil der Veranstaltung wurde dann auch der musikalische Teil. Hier wurden erste Songs aus dem aktuellen Album performt. Allerdings bin ich nach etwa zwei Liedern gegangen, da ich um kurz nach 17:00 Uhr mit der S-Bahn Richtung Frankfurt Hauptbahnhof weiterfahren wollte und mir nicht sicher war, wie lange ich zum Ausgang brauchen würde.
Mein Eindruck von der Veranstaltung:
Ich habe einen sehr positiven Eindruck von MC Fitti und seiner Clique. Sie haben den Ghetto Style nicht nötig, sondern versuchen (Über)lebenstipps in einfache bildhafte Sprache zu verpacken. So erklärte Fitti beispielsweise, dass es wichtig sei, dass der spätere Beruf Spaß mache und man deswegen auch motiviert zur Arbeit gehe. Wenn man unglücklich in seinem Beruf sei, wäre das wie eine nervige Fliege, die einen einfach nicht in Ruhe lasse.
Außerdem habe er erklärt, dass es ihn aufrege, wenn Freunde pausenlos vorm Smartphone hängen und sofort jede neue Nachricht beantwortet werden müsse. Ihm sei es lieber, man unterhalte sich und lasse das Smartphone mal eine halbe Stunde links liegen.
Auch in seinen Liedtexten versucht er teils satirisch teils ernst auf gesellschaftliche Themen aufmerksam zu machen. Das gefällt mir sehr gut, weil er nicht „moralisierend“ durch die Gegend läuft, sondern die richtige Mischung zwischen Ernsthaftigkeit und Spaß vermittelt. Allerdings muss ich sagen, dass ich aus dem Alter der Fitti Songs herausgewachsen bin. „Fitti mit’m Bart“ bleibt wohl mein Lieblingssong :-).
Tag 2 – Planlos durch die 3er Hallen, Fitzek liest ohne mich, ein Besuch beim blauen Sofa
Geplante Programmpunkte:
10:00 – 10:50 Uhr – Wake up Slam
12:00 – 12:30 Uhr – „Passagier 23“ Sebastian Fitzek stellt seinen neuen Roman vor
14:30 – 15:00 Uhr – „Von Erholung war nie die Rede“ – Andrea Sawatzki stellt ihr neues Buch vor
Am Freitag Abend beschloss ich kurzerhand den nächsten Tag gemütlicher anzugehen und auf den „Wake Up Slam“ zu verzichten. Schließlich findet eine mit Sicherheit gleichwertige Veranstaltung alle paar Wochen bei mir zu hause statt.
Also kam ich erst um 11:30 Uhr an der Messe an.
Passagier 23 reist ohne mich – dafür aber eine nette Begegnung
Ich machte mich sofort auf die Suche nach der Halle 3.1. Dort sollte um 12:00 Uhr der neue Roman von Sebastian Fitzek vorgestellt werden. Ich betrat die Halle und prompt setzte meine Orientierungslosigkeit ein. Die Stände leuch-teten, doch die Deckenbeleuchtung strahlte durch Abwesenheit. Die Beschrif-tungen der Verlagsstände oder Kennzeichen, die mir deutlich machten, in welchem Abschnitt ich mich gerade befinde, konnte ich nicht lesen. Also half nur eins: Durchfragen. Obwohl in der Messehalle viel Betrieb herrschte, es beinahe jeder eilig hatte, begegnete mir kein unfreundlicher ignoranter Messebesucher. Leider fand ich den Droemer Knaur Stand eine halbe Stunde zu spät. Dort hatte sich eine Menschenmenge aufgebaut, die wohl darauf hoffte Autogramme des Autors zu bekommen. Ich begann zu kalkulieren: Menschenmenge + ich mit fettem Rucksack:
Ab- und aufwägen: Mit viel Gequetsche würde ich mein Ziel schon erreichen. Doch eigentlich hatte ich keinen Nerv mich durch die Menschenmenge zu wühlen. Also zog ich kurzerhand weiter um ein paar andere Stände der Halle zu besichtigen.
Ich entdeckte einen kleinen Stand von „Univesal“ und nahm zwei Personen wahr, die in eine lebendige Unterhaltung vertieft schienen. Als die Worte „Lesen“ und „Blog“ fielen wurde ich hellhörig. Sollte ich zufällig eine andere Bücher-bloggerin kennen lernen?
Schnell stellte sich heraus, dass sich hier Schriftsteller Ivan von Psychothriller Club und Bloggerin Monica von dem Blog Bücherloewe angeregt über die Hörspielreihe „Porterville“ unterhielten. In der Serie werden wohl Geschichten aus der Bibel aufgearbeitet. Es klang ziemlich abenteuerlich…
Monica erzählte, dass sie gerade dabei sei, ihren Blog zu etablieren. Da wollte ich ihr unbedingt den Tipp mit den Blogger Facebook Gruppen geben, da man hier nicht nur für den Blog werben kann, sondern auch nette Leute kennen lernt :-). So haben sie und Ivan dann die ersten Visitenkarten von den Ge(h)Schichten bekommen.
Allerdings wurde eher ein „Wie weiche ich den Menschen aus“- und vor allem: „Wie finde ich den Ausgang?“ aus meiner Halleninspektion. Aber es hat sich in jedem Fall gelohnt. Zudem hat es noch für einen kurzen Besuch biem Stand des Hörverlags gereicht. Nach einem Blick auf meine Uhr wollte ich mich in Richtung des blauen Sofas begeben. Schließlich sollte zumindest ein Programmpunkt des letzten Tages besucht werden.
Andrea Sawatzki – „Von Erholung war nie die Rede“
Andrea Sawatzki wuchs in einer Pflegefamilie auf. Sie interessierte sich schon während der Pubertät für das Schreiben. Allerdings entschied sie sich dann doch für das Schauspiel. Heute ist sie mit dem Schauspieler Christian Berkel verheiratet, der übrigens auch als Synchronsprecher tätig ist. Beide haben zwei Kinder.
Bild von Emma Zecka |
Zur Veranstaltung
Andrea Sawatzkis Roman „Von Erholung war nie die Rede“ ist die Fortsetzung von „Tief durch-atmen, die Familie kommt“. Auch hier geht es wieder um Protagonistin Gundula, die mit ihrer Schwiegermutter in den Urlaub fährt. Dann geärt alles außer Kontrolle und eine turbulente Reise be-ginnt. In dem Roman spielt auch die Beziehung zwischen Gundula und ihrem Mann eine Rolle. Beide kommen mittlerweile in die Jahre und haben noch unerfüllte Träume. Jedoch schaffen sie es nicht sich darüber auszutauschen.
Andrea Sawatzki berichtete, dass es ihr stellenweise ähnlich ergehe, wie ihrer Protagonistin Gundula. Auch sie habe sich gefragt, welche Erwartungen sie noch an das Leben habe, was sie sich wünsche. So sei sie auf die Idee gekommen, sich als Autorin und Sängerin zu probieren. Zudem habe sie erzählt, dass ihr Roman nun verfilmt werde und sie die Hauptrolle spielen könne.
Meine Eindrücke:
Ich war sehr begeistert eine Schauspielerin wie Andrea Sawatzki, die ja nicht gerade unbekannt ist, einmal aus der Nähe sehen zu können. Das Gespräch fand ich sehr interessant, weil es nicht ausschließlich um Sawatzkis Bücher ging, sondern sie auch die Möglichkeit hatte etwas aus ihrem Leben zu erzählen.
Allerdings hatte ich das Gefühl, dass es kein „flüssiges“ Interview war. Das Gespräch war hier und da von Rückfragen und ein paar falscher Informationen, wie beispielsweise, dass Frau Sawatzki und ihr Mann ein Interview in der Gala über die Ehe gegeben haben, oder ihr Mann sie zum Singen überredet habe, beschattet.
Ansonsten fand ich es aber eine rund um gelungene Veranstaltung.
Fazit
Lange habe ich überlegt, ob es sich überhaupt lohnt, alleine auf eine Buchmesse zu gehen. Schließlich würde ich meine Freude über die besuchten Veranstal-tungen nur begrenzt mit anderen Leuten teilen können. Zudem stellte sich die Frage, wie die Sache mit der Orientierung auf dem Messegelände funktionieren sollte. Kurzerhand habe ich beschlossen das Wagnis einzugehen und wurde nicht enttäuscht.
Ich hatte einen kurzen aber schönen Trip nach Frankfurt und hoffe nächstes Jahr wieder einen Besuch auf der Buchmesse einrichten zu können.