Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter

Das Cover der Eragon Fanbox mit allen vier Bänden als Hörbuch.
Bild von cbj audio

Der Inhalt

Eragon wächst bei seinem Onkel und dessen Sohn auf. Erinnerungen an seine Eltern hat er nicht. Als der Junge eines Tages einen merkwürdigen Gegenstand findet, den ihm niemand abkaufen will, behält er ihn notgedrungen. Aus dem Gegenstand schlüpft schließlich ein Drache. Was soll Eragon mit diesem wesen anfangen? Sich jemanden anvertrauen? Oder das Tier alleine großziehen? Wird das gutgehen?

Christopher Paolini erzählt hier die klassische Heldenreise eines Jungen, der bisher ein ruhiges und zurückgezogenes Leben führte und nun unfreiwillig in eine Geschichte hineingezogen wird, mit der er eigentlich gar nichts zu tun haben wollte.

Was den Inhalt betrifft, bin ich etwas hin- und her gerissen. Einerseits erzählt Christopher Paolini eine spannende Geschichte. Im Vordergrund steht vor allem die Freundschaft zwischen Eragon und seinem Drachen Saphira. Einen großen Pluspunkt bekommt die Handlung für mich hier, weil von einer Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Drachenweibchen erzählt wird. Christopher Paolini hätte auch die Freundschaft zwischen einem Jungen und einem männlichen Drachen erzählen können. Stattdessen sorgt er so dafür, dass sich nicht nur Jungs von der Handlung angesprochen fühlen.

Andererseits läuft die Handlung für mich wieder auf einen typischen Konflikt heraus, der in Fantasyromanen immer wieder behandelt wird. Nämlich der Kampf zwischen Gut und Böse. Auch Eragon muss sich für eine Seite entscheiden und bekommt jede Menge Steine in den Weg gelegt.

Christopher Paolini baut die Handlung gut auf, nimmt sich Zeit um uns die fiktive Welt Alagaesias, Eragons Heimat, sowie das Thema mit den Drachenreitern zu erklären. Anschließend nimmt er uns mit auf ein spannendes Abenteuer, das jüngere Hörende mit Sicherheit begeistert verschlingen werden.

Mir hingegen war die Handlung leider etwas zu einfach gedacht. Dadurch, dass es sich hier um den ersten Band einer Reihe handelt, befürchte ich, dass sich der Kampf um Eragons Heimat auch in den Folgebänden fortsetzen wird. Mir persönlich fehlt hier aktuell die Motivation die Reihe weiterzuhören, weil ich insgeheim gehofft hatte, dass es um mehr als Die Guten kämpfen gegen die Bösen geht.

Die Figuren

Die Figuren haben mir sehr gut gefallen. Christopher Paolini arbeitet ihre Stärken und Schwächen sehr gut heraus. Eragon als Hauptfigur hat für mich den klassischen Helden-Status. Er weiß nicht so recht, wie er in das Abenteuer hineingeraten ist, möchte aber unbedingt Gutes tun und setzt alles daran, die Leute zu retten, die ihm wichtig sind.

Saphira als Drache fand ich eine spannende Figur, da mir ihr Motiv noch nicht ganz klar ist. Ihr ist es wichtig, dass es Eragon gut geht. Also setzt sie alles daran, ihn vor den Gefahren zu beschützen. Jedoch gibt es immer wieder Momente, in denen sie beleidigt wirkt. Dann stehen wieder andere Situationen im Vordergrund in denen ich den Eindruck habe, dass sie reifer war als Eragon und er dadurch etwas von ihr lernen konnte.

Obwohl Eragon und Saphira von ihren Eigenschaften her zu einer klassischen Heldenreise passen, hat Christopher Paolini die Figuren trotzdem so angelegt, dass sie vielschichtig sind und in der Handlung nicht reagieren, sondern die Handlung auch durch eigene Entscheidungen vorantreiben. Ich bin gespannt, wohin ihre Reise gehen wird.

Die Hörbuchgestaltung

Ihr habt es bestimmt schon am Cover gesehen. Hierbei handelt es sich um kein klassisches Hörbuch, sondern um eine CD lose Box. Den Begriff Box finde ich hier etwas irreführend, weil ich bei Boxen an die klassischen CD Boxen denken muss, die auch ein quadratisches CD Format mitbringen. Das ist bei dieser Fanbox anders. Sie ist etwas höher als eine DVD aber genauso breit wie eine DVD Hülle. Anstatt CDs befindet sich ein Download Code in der Hülle, der uns zu einer Website führt auf der alle vier Bände inklusive einer Kurzgeschichtensammlung heruntergeladen werden können.

Hinzu kommt auch, dass die Fanbox wirklich schön gestaltet ist und natürlich mit Merchandise bestückt ist. In der Box befinden sich nämlich eine Karte von Alagaesia, der Welt in der die Eragon-Reihe spielt, sowie Charakterkarten auf der Drachen zu sehen sind, die ich noch nicht alle kenne. Außerdem befinden sich vier LED-Untersetzer in der Box, die unsere Getränke zum Leuchten bringen werden.

Der Grund warum sich der cbj audio Verlag hier für eine CD lose Box entschieden hat ist, dass immer weniger Haushalte mit einem klassischen CD Player ausgestattet sind und sich CDs somit im Vergleich zu den Downloadtiteln nicht mehr so gut verkaufen. Die CD Fanbox bietet also eine Zwischenlösung für Nerds wie mich, die sich gerne etwas ins Regal stellen wollen.

Allerdings ist genau an dieser Stelle mein erster Kritikpunkt: Aufgrund des Formates passt die Fanbox leider nicht in mein Hörbuchregal, da es sich hier um ein klassisches CD Regal handelt und die Fanbox damit viel zu groß ist. Ich dachte eigentlich es handelt sich um eine CD Box im klassischen CD Format wie sie beispielsweise bei den Hörbüchern Moabit* oder Mitte der Fall ist. In den CD Boxen wäre nämlich etwas Stauraum für Merchandise. Wenn also an den CD losen Boxen festgehalten wird, fände ich es schön, wenn sie auch ein CD Format bekommen.

Was mir sehr gut gefällt sind die Fanartikel, die es zum Hörbuch gibt. Die Eragon-Reihe richtet sich vor allem an Kinder bzw. Jugendliche. Also eine Zielgruppe, die sich über leuchtende Untersetzer freut und auch bestimmt im Sammelkarten Fieber ist.

Der einzige Nachteil ist, dass es sich hierbei ausschließlich um visuellen Merchandise handelt. Was ich schön gefunden hätte, ist eine Mischung aus Fanartikeln fürs Auge und taktilen Fanartikeln. Hier hätte man beispielsweise einen fühlbaren Schlüsselanhänger, oder auch einen fühlbaren Stein in die Box legen können.

Die Fanbox kostet 69 Euro. Jetzt werdet ihr vielleicht mit der Stirn runzeln und euch fragen, wieso die Fanbox so viel kostet. Schließlich befinden sich keine CDs darin und auch die Ausgaben für den Merchandise sind wahrscheinlich überschaubar.

Allerdings wird hier ein Downloadlink zu fünf Hörbüchern zur Verfügung gestellt. Die vier Bände der Eragon-Reihe haben alle eine Laufzeit von fast dreißig Stunden und kosten pro Band ca. 17 Euro. Wenn wir also den Preis für die Eragon-Reihe zusammenrechnen sind wir bereits bei 68 Euro. Das heißt im Grunde bekommen wir hier ein Hörbuch, nämlich die Kurzgeschichtensammlung mit Geschichten aus Alagaesia, geschenkt. Deswegen kann ich den Preis für die Box nachvollziehen und finde das Preis- / Leistungsverhältnis fair.

Übrigens: Alle vier Bände sind ungekürzt produziert worden. Als Sprecher ist Andreas Fröhlich mit an Bord. Er hat eine tiefe Stimmfarbe und hat mich vor allem mit seiner Betonung überzeugt. Zu Beginn der Handlung liest er schlicht, was dafür sorgte, dass ich genug Zeit fand, mich in der für mich neuen fantastischen Welt zu orientieren.

Als es aber gefährlich wird oder Eragon die ersten Streitigkeiten mit anderen Figuren austrägt, liest Fröhlich schneller und transportiert so die Dynamik der Handlung. Außerdem gibt er allen Figuren eine eigene Stimme, was mir dabei half, die vielen Figuren auseinanderzuhalten.

Bei der Hörbuchproduktion entschied man sich übrigens für ein Stilmittel. Da Eragon und Saphira durch Gedankenübertragung miteinander kommunizieren, musste diese Art des Dialogs auch akustisch umgesetzt werden. Wenn beide miteinander sprechen, gibt es einen leichten Hall, der für mich aber nicht unangenehm klang.

Der Schreibstil

Christopher Paolinis Schreibstil gefällt mir an sich gut. Er hat mit Alagaesia eine komplexe Welt geschaffen, deren Aufbau ich noch nicht ganz verstehe. Die Welt kennzeichnet sich durch eine Mischung aus mittelalterlichem Setting und Magie.

Zudem sorgt Paolini durch die Interaktion der Figuren für spannende Konflikte. Interessant fand ich, wie er in die eigene Fachsprache seiner Welt einführt, aber so, dass ich nicht das Gefühl hatte, eine neue Sprache lernen zu müssen, um mitzukommen.

Beispielsweise beschreibt er nicht, dass Eragon kurz davor ist, ein Jugendlicher zu werden, sondern wählt eine Formulierung, die darauf schließen lässt, dass wir uns in einer Art mittelalterlichem Setting befinden, also einer Zeit, in der anders gesprochen wurde. Hinzu kommt auch, dass er sich eigene Zaubersprüche ausgedacht hat, die für mich gefühlt jedes Mal anders klangen.

Zum Vergleich: In den Harry-Potter-Bänden haben die Zaubersprüche ja eine Art Wiedererkennungswert, weil sie eben immer wieder eingesetzt werden. Hier hingegen hatte ich den Eindruck, jedes Mal einen anderen Zauberspruch kennenzulernen.

Was ich faszinierend fand war wie Christopher Paolini bestimmte Inhalte zusammenfasst, aber trotzdem so, dass es nicht so wirkt, als ob er Handlung auslassen wollte. So gibt es beispielsweise immer wieder Momente, in denen nicht viel passiert. Paolini erzählt uns die Handlung dann so, dass wir das Wesentliche mitbekommen, aber nicht das Gefühl haben, dass der Rest nur weggelassen wird, weil ansonsten nichts passiert.

Was mich etwas misstrauisch zurückließ waren die Kampfszenen, die ab der zweiten Hälfte der Handlung sehr präsent sind. Paolini beschreibt zwar nicht detailliert wie Blut spritzt, greift aber dennoch auf Bilder zurück, bei denen ich mich fragte, ob sie für zwölfjährige Kinder bereits geeignet sind. Dennoch glaube ich, dass hier die Märchen-Theorie greift und den Kindern das Ausmaß der Handlung vielleicht nicht bewusst ist.

Gesamteindruck

Die Eragon-Reihe ist ein Fantasy-Klassiker, der mir immer mal wieder begegnet ist. Ich wusste nur, dass das Abenteuer von Drachen erzählt. Da ich den Eindruck habe, dass Drachen in der Fantasy gerade wieder im Trend sind, wollte ich unbedingt einen Titel hören, den es schon vor dem Drachen-Hype gab.

Womit ich nicht gerechnet hatte war, dass es sich bei dem Reihenauftakt um einen klassischen Fantasyroman mit der Gut / Böse Problematik handelte. Es hat mich vor allem deswegen etwas gestört, weil ich mir mehr von der Reihe erhofft habe. Dennoch setzt Christopher Paolini das Ganze stilistisch gut um, sodass ich davon ausgehe, dass es allen gefällt, die noch nicht viele Titel mit dieser Thematik gehört haben.

Infos zum Hörbuch

Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter (Band 1)
Geschrieben von: Christopher Paolini
Gelesen von: Andreas Fröhlich
Bewertung: 4 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

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Hier findet ihr mehr Infos über Andreas Fröhlich.

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Dieses Hörbuch wurde mir kostenlos als Rezensionsexemplar von cbj audio Verlag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

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