Lesung mit Anne Freytag in Waldkirch

Gelbe Fläche, die mit einem Reißverschluss aufgezogen wird. Heraus schaut eine große Menschengruppe, die wir aus der Vogelperspektive sehen.
Bild von A. Mack

Hallo Buchlinge,
bei meinen Vorbereitungen für die diesjährige Frankfurter Buchmesse bin ich durch Zufall auf eine interessante Veranstaltung in meiner Nähe gestoßen. Ei-gentlich wollte ich nur schauen, an welchen Tagen Anne Freytag auf der Frank-furter Buchmesse anzutreffen ist. Und dann sprang mir die Textzeile: 26.09.18 Waldkirch ins Auge und ich konnte es nicht glauben. Zuerst vermutete ich, dass es sicher irgendwo in Deutschland noch einen anderen Ort mit demselben Na-men gab und mit Sicherheit nicht das Waldkirch in meiner Nähe gemeint war. Doch ein Blick auf die angegebene Postleitzahl zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht…

Über Anne Freytag 
Anne Freytags Autorenlaufbahn begann 2013 als Selfpublisherin. Sie hatte zuvor versucht bei Verlagen oder Literaturagenturen unterzukommen. Doch nachdem sie beschlossen hatte, ihre Bücher selbst zu veröffentlichen, wurde schließlich eine Literaturagentur auf sie aufmerksam und so begann ihr Weg in Richtung Verlag.
Inzwischen sind drei Jugend- bzw. All-Age Titel beim Heyne Verlag erschienen. Und auch unter ihrem Pseudonym Ally Taylor veröffentlicht sie bei Droemer Knaur Liebesromane.
Auf diesem Blog rezensiert:
Anne Freytag:
… im Web
… bei Facebook
… bei Instagram
Warum Anne Freytag nach Waldkirch kam 
Als ich dann begriff, dass es sich um das Waldkirch handelte, das nur eine Stun-de entfernt von meinem Wohnort lag, rief ich ganz fix in der Buchhandlung Au-gustiniok an, um Karten für die Lesung reservieren zu lassen. Und da erfuhr ich, dass die Lesung kostenlos sein würde. Das machte mich misstrauisch: Nach zwei Jugendbuchpreis-Nominierungen kann man davon ausgehen, dass Anne Freytag zu den bekannteren Autorinnen gehört. Da konnte ich es mir kaum vorstellen, dass die Autorin von München nach nach Waldkirch kommt und dafür keine Gage verlangt.
Bild von Augustiniok / 
Anne Freytag 

Gleich zu Beginn der Veranstaltung erfuhren wir aber, wie es zu der Lesung kam. Und zwar hatte der Heyne Verlag einen Wettbewerb gestartet. Wer das schönste Schaufenster zu Anne Freytags Roman Nicht weg und nicht da dekorierte, konnte eine Le-sung mit der Autorin gewinnen. Und dreimal dürft ihr raten, wer gewonnen hat?
Ich finde es unglaublich schön, dass der Preis an die Buchhandlung Augustiniok ging und nicht beispiels-weise eine Buchhandelskette ausgezeichnet wurde. (Die haben nämlich mit Sicherheit das nötige Klein-geld um Anne Freytag selbst einladen zu können).
Der Countdown 
Die Frage, wer mit zur Lesung von Anne Freytag kommen würde, war schnell in unserer Bücherstammtisch What’sApp Gruppe gepostet. Und da erklärte sich Ge(h)folge Mitglied emion bereit, mit mir nach Waldkirch zu fahren. (Und das, obwohl sie bereits einen gut gefüllten Tag hinter sich und am nächsten Tag wieder volles Programm hatte).
Die Lesung fand nicht in der Buchhandlung Augustiniok statt, sondern wurde in das Foyer eines Bürgerhauses in Waldkirch verlegt. Nachdem wir kurz vor knapp – die Uhr zeigte 17:57 Uhr – ankamen, stellten wir irritiert fest, dass es noch zwei freie Plätze gab und zwar direkt in der ersten Reihe. So saß ich Anne Freytag direkt gegenüber.
Die Lesung 
Bei Instagram verriet Anne Freytag vorab, dass sie eine Stunde habe, um aus Nicht weg und nicht da zu lesen. Ich fragte mich, welche Passagen sie aus dem Buch auswählen würde, da ich mir vorstellen konnte, dass die Auswahl bei dieser Lektüre gar nicht einfach ist.
Und so verkündete die Autorin gleich zu Beginn, dass sie gar keine bestimmten Szenen herausgesucht habe, sondern Nicht weg und nicht da von Anfang an lesen werde.
Bild von Heyne

Inhalt 
In Nicht weg und nicht da geht es um Luise, die den Tod ihres Bruders verkraften muss. Ihr Bruder war immer für sie da. Und dann verlässt er sie von einem Tag auf den anderen. Doch an ihrem sechzehnten Geburtstag bekommt sie eine E-Mail von Kristopher. Und das ist nur Auftakt einer Reihe von Nachrichten, die Luise helfen sollen, zurück ins Leben zu finden.
Die Lesung
In Waldkirch lernten wir nicht nur Luise, sondern auch den zweiten Protagonisten, nämlich Jacob, kennen. Wir erfuhren, woran Luises Bruder Kristopher gestorben ist und warum seine Todesursache dafür sorgte, dass Luise und ihre Mutter seither neben-einander her leben. 
Während Anne Freytag aus ihrem aktuellen Roman las, bekam ich, obwohl es sich hier um einen nicht einfach zu verkraftenden Inhalt handelte, wieder Lust auf die Geschichte und freute mich auch etwas, Luise und Jacob noch einmal zu begegnen. Außerdem stellte ich überrascht fest, dass ich bei der Lesung Zitate aus dem Buch wiedererkannte, die ich mir herausgeschrieben hatte. 
Fragemittwoch mit Anne Freytag 
An dieser Stelle könnt ihr mir hoffentlich den kleinen Spruch verziehen: Es wäre richtig cool gewesen, wenn die Lesung, passend zum Nachnamen der Autorin, an einem Freitag stattgefunden hätte.
Nach der Stunde Lesezeit durfte das Publikum Anne Freytag mit Fragen löchern. Und noch bevor ich mir überlegen konnte, was ich eigentlich wissen wollte, schnellte mein Arm schon nach oben und so wurde das Schweigen gebrochen. 
Da die Fragen querbeet eingegangen sind, versuche ich sie hier etwas zu sortieren. Da ich die Autorin schon etwas länger verfolge und eine Zeit lang regelmäßige Zuschauerin des Videoformates Jeden Freytag und Popescu war, kann es sein, dass an der ein oder anderen Stelle auch etwas Wissen von den Videos mit einfließt. 
Anne Freytag erzählte uns, dass sie erst während des Studiums anfing, regel-mäßig zu schreiben. Damals studierte sie International Management und war pünktlich zur Wirtschaftskrise mit ihrem Studium fertig. Kurzum: Die beruflichen Chancen in diesem Bereich unterzukommen, lagen bei Null. Und so schnupperte sie in verschiedenen Berufe rein und lernte dabei sehr viel über Menschen und deren Eigenschaften. Und neben den Jobs schrieb sie immer weiter, bis dann ihr erster Roman mit 800 Seiten fertig war. Und den schickte sie dann an Literatur-agenturen und Verlage. Doch eine Antwort blieb aus, was Anne Freytag scherz-haft mit “Und dann war ich beleidigt!”, kommentierte. Doch der Autorin kam nicht in den Sinn mit dem Schreiben aufzuhören. Ein Bekannter schlug ihr dann vor, unter die Selfpublisherinnen zu gehen, was sie nach ein paar Anlauf-schwierigkeiten auch in Angriff nahm. Mit Erfolg: Nun wurde sie von einer Literaturagentur angeschrieben, die sie sogar unter Vertrag nahm. 
Inzwischen hat sie eine neue Literaturagentur und kann sich ein Jahr Zeit für ein Buch nehmen. In Zeiten von Jeden Freytag und Popescu sah das noch anders aus. Ich kann mich noch gut an die Folgen erinnern, in denen Adriana Popescu und Anne Freytag die Bücher in die Kamera hielten, welche von ihnen innerhalb eines Jahres erschienen waren. Und ich erinnere mich noch an Anne Freytags Worte, die sich damals wünschte, irgendwann einmal nur ein Buch pro Jahr schreiben zu dürfen und nicht von Geschichte zu Geschichte springen zu müssen. Hier wurde mir zum ersten Mal bewusst, was für ein Luxus das sein muss, sich ein Jahr Zeit zu nehmen, um eine Geschichte entstehen zu lassen. Und ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr es mich freut, dass Anne Freytags Wunsch nun in Erfüllung gegangen ist. 
Eine Zuhörerin wollte von ihr wissen, wie lang sie an Nicht weg und nicht da geschrieben hatte. Anne Freytag erklärte, dass sie ein halbes Jahr für die Recherche und ein halbes Jahr für die Schreibzeit eingeplant habe. Nicht weg und nicht da sei das erste Buch gewesen, an dem sie so lange gearbeitet habe. Aufgrund des Inhalts habe sie sich sogar überlegt, die Geschichte abzubrechen, was sie zum Glück nicht getan hat. Mich interessierte dann, wie sie bei der Recherche vorgegangen sei. Damit ihr nicht unnötig gespoilert werdet, bleibe ich hier etwas vage: Sie habe sich zum einen mit einer Psychologin getroffen, habe aber zum anderen auch ein Hörbuch von einem Betroffenen gehört, um den Charakter von Luises totem Bruder besser beschreiben zu können. 
Ein weiterer Zuhörer wollte wissen, ob Anne Freytags Aufsätze in der Schule auch schon so gut waren. Und hier erzählte sie das, was vielen Autoren begegnet: Eine Deutschlehrerin von ihr habe ihr einmal gesagt, dass sie später schreiben würde. Der Deutschlehrer, den sie danach gehabt habe, fand ihre Aufsätze nicht gelungen. Anne Freytag meinte dazu nur: “Frau Jochimsen hat Recht behalten.” Ich stellte hier grinsend fest, dass ihre Deutschlehrerin denselben Nachnamen wie ein bekannter Freiburger Autor trug. 
Mein Fazit 
Emma und Anne Freytag
Foto: A. Mack 
Buchlinge, ich bin wirklich dankbar, dass ich Anne Freytag spontan in Waldkirch treffen durfte. Ich hatte zwar schon zweimal die Möglichkeit, die Au-torin auf der Leipziger Buchmesse zu erleben, aller-dings waren die Termine meist auf eine Lesung be-schränkt und es blieb keine Zeit mehr, Fragen zu stellen. Und so empfand ich es als sehr angenehm, die Autorin bei einer längeren Veranstaltung zu er-leben.
Ich bin sehr gespannt, welche Geschichten Anne Freytag in Zukunft für uns bereit hält und freue mich auf weitere Abenteuer, die wir mit ihr erleben dürfen. 

Schreibe einen Kommentar

Wenn Du einen Kommentar abgibst, werden die eingegeben Daten und Deine IP-Adresse gespeichert. Die E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Weitere Informationen zur Datenspeicherung findest Du in meiner Datenschutzerklärung