Der Inhalt
Kleine Feuer überall war eines unserer Bücherstammtisch Lektüren. Wir wollten diesen Roman gemeinsam lesen. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartete und war neugierig auf den Titel.
Ich kam nur schwer in den Inhalt rein. Zum einen lag das am Inhalt selbst, zum anderen an der Hörbuchgestaltung. Dazu aber später mehr.
Celeste Ng führt gleich zu Beginn ziemlich viele Figuren ein: Wir lernen Familie Richardson kennen, die wohlhabend ist. Das Ehepaar Richardson hat vier Kinder. Zwei Mädchen, Lexie und Izzy, und zwei Jungen, Trips und Moody. Sie führen ein scheinbar perfektes Leben.
Familie Richardson hat ein zweites Haus, das sie regelmäßig vermieten. Mia und ihre Tochter Pearl finden dort ein neues Zuhause.
Gerade in der ersten Stunde des Hörbuches habe ich die Charaktere gefühlt andauernd durcheinandergeworfen. Ich wusste nicht, wessen Kinder zu wem gehörten, oder ob Mia jetzt eine Mutter oder vielleicht doch eine der vielen Teenager ist, die in dem Roman herumspringen. Einzig und allein Izzy hob sich aus der Masse ab, weil sie nicht angepasst ist und deswegen schnell auffällt.
Die erste Hälfte des Hörbuches wird sehr leise erzählt. Lange war mir nicht klar, was eigentlich der Grundkonflikt von Kleine Feuer überall sein wird. Wir erlebten eine reiche, scheinbar glückliche Familie unter deren Oberfläche es aber ziemlich brodelte, sowie eine Mutter und ihre Tochter, die auf der Suche nach einer neuen Heimat waren. Einem Ort, an dem sie sich endlich niederlassen und sich etwas aufbauen konnten. So plätscherte die Handlung für mich viel dahin bis nach und nach Konflikte entstanden, die im Laufe des Romans wahrscheinlich Folgen haben würden. Und ich sollte Recht behalten.
Bei genauerem Hinhören sind mir die Besonderheiten unserer Figuren aufgefallen und ich fing an, sie voneinander unterscheiden zu können.
Lexie, die an einer renormierten Uni genommen wurde und sich wünscht, dem gesellschaftlichen Anspruch ihrer Mutter zu genügen.
Mrs. Richardson, die ziemlich klare Vorstellungen von ihrem Leben hat. Nein, nicht nur von ihrem Leben,sondern vor allem davon, welche Normen für alle Menschen gelten sollten. Natürlich können diese Normen gebrochen werden, wenn es darum geht, das eigene Ziel zu erreichen.
Ihre Söhne Trips und Moody, der eine ein Mädchenschwarm, der andere, der von ihnen nur als Kumpel gesehen wird.
Mia, eine alleinerziehende Mutter mit einem außergewöhnlichen Talent zur Fotografie. Doch eine Geschichte wird sie wahrscheinlich ihr Leben lang verfolgen.
Pearl, die in den Richardsons eine neue Möglichkeit kennenlernt, wie das Familienleben auch aussehen kann. Das, was sie auf den ersten Blick sieht, scheint ihr sehr gut zu gefallen.
Besonders interessant an Kleine Feuer überall sind die gesellschaftskritischen Themen. Allen voran Rassismus und die Frage, wann eine Familie ein Kind ihr eigen nennen darf. Mich haben die Themen zum Nachdenken gebracht und vor allem jede Menge Fragen aufgeworfen. Folgende Frage schien am lautesten zu sein: Warum müssen Menschen mit allen Mitteln ihren Willen durchsetzen?
Die Hörbuchgestaltung
Die Hörbuchgestaltung ließ mich leider etwas enttäuscht zurück. Das Hörbuch wurde als gekürzter Titel im Audio Verlag produziert, wobei ich nicht glaube, dass es sich hier um wichtige inhaltliche Kürzungen handelt. Zuerst war ich etwas überrascht, dass beide Hörbuch CDs so viele Tracks enthielten. Schnell stellte sich aber heraus, dass die Tracks meistens eine Spieldauer von eineinhalb oder gerade mal zwei Minuten haben. Das heißt, als ich endlich in der Geschichte drin war, kam ich sehr schnell voran.
Das Hörbuch wurde von Britta Steffenhagen gelesen, die ich bereits in einem anderen Hörbuch in einer Rolle erleben durfte. Sie hat eine kratzige Stimmfarbe, die aus meiner Sicht ziemlich gut zu rebellierenden Teenagern passt. Ihre Stimmfarbe sticht heraus und ich könnte sie mir auch ziemlich gut als Synchronsprecherin vorstellen. (Wahrscheinlich grinst ihr jetzt, weil ihr sie im Gegensatz zu mir aus der ein oder anderen Serie kennt).
Allerdings war mir ihre Interpretation leider zu schwach. Ich habe oft nicht bemerkt, wenn es einen Perspektivenwechsel gab und war dann kurz verwirrt, wenn wir plötzlich in einer neuen Perspektive waren. Ihre Betonung ist schlicht, was an sich auch zur Handlung passt, weil sich das Wesentliche unter der Oberfläche abspielt. Die Akzente, die sie hier setzt, sind mir erst nach und nach bewusst geworden.
Britta Steffenhagens Lesegeschwindigkeit war schnell, sodass ich am Anfang ebenfalls Mühe hatte, in die Handlung hineinzufinden, weil einfach zu viel auf einmal passierte.
Die Lesegeschwindigkeit im Zusammenhang mit der Schlichtheit in der Interpretation haben mir persönlich leider nicht gelegen.
Der Schreibstil
Celeste Ng schafft es mit ihren Schreibstil die Geschichte nicht nur leise zu erzählen, sondern das Bedrohliche Stück für Stück unbemerkt in die Handlung einzubauen. Sprachlich passiert hier viel und ich musste mich konzentrieren, damit ich vieles davon mitbekommen konnte.
Die sprachlichen Bilder, die sie wählte, um den Kontrast zwischen den Richardsons und Mia und Pearl herauszuarbeiten, fand ich unglaublich gut gelungen. Sie hat die Unterschiede gekonnt herausgearbeitet, aber ohne dabei moralisch zu werden.
Gesamteindruck
Kleine Feuer überall hat mir gut gefallen. Die Handlung hat zwar etwas gebraucht, bis sie in Gang gekommen ist. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass die Handlung leise erzählt wird und das ich allgemein Mühe hatte, mich in der Geschichte zu orientieren.
Ich empfehle dieses Hörbuch allen, die sich für Gesellschaftskritik interessieren, aber einen Roman suchen, der einen verständlichen Schreibstil hat.
Infos zum Hörbuch
Kleine Feuer überall
Geschrieben von: Celeste Ng
Gelesen von: Britta Steffenhagen
Bewertung: 3 von 5 Herzen
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