Wie ein Schatten im Sommer

Das Cover von "Wie ein Schatten im Sommer"
Bild von cbj Verlag

Der Inhalt

Wie ein Schatten im Sommer hält eine schwierige Geschichte für uns bereit. Warum? Das verrate ich euch jetzt.

Der Titel Wie ein Schatten im Sommer fasst die Stimmung der Handlung ziemlich gut zusammen. Eigentlich sollten unsere Figuren ihren letzten Sommer genießen. Denn danach erwartet sie das letzte Schuljahr und die große Zukunft, von der sie bisher nur träumen. Doch ganz so einfach ist es nicht.

Die Hauptfiguren Vio und Konstantin müssen sich nämlich mit schwierigen Fragen herumschlagen. Vio ist mit ihren Eltern von München ins fiktive Walddorf gezogen. Kurz vor dem Abi möchte sie einen Neustart. Warum? Keine Sorge, das werden wir natürlich erfahren. Vio weiß was sie will und auf was sie gut und gern verzichten kann. Sie steht zu ihrer Meinung. Doch gerade das ist für einige Leute in dem konservativen Dorf ein großes Problem.

Konstantin hingegen fühlt sich in Walddorf zu Hause. Er engagiert sich ehrenamtlich, ist im Dorf bekannt, wie kein Anderer. Alle mögen ihn und glauben ihn zu kennen. Dabei muss Konstantin erkennen, dass nicht mal er selbst weiß, wer er ist oder wer er sein möchte. Aber in einer Sache ist er sich ganz sicher: Er möchte möglichst viel Zeit mit Vio verbringen und ihr den Einstieg in der neuen Heimat erleichtern.

Als eines Tages die Freunde seines älteren Bruders beschließen, Konstantin in ihre Clique mit aufnehmen zu wollen, muss er sich entscheiden und sich über Themen Gedanken machen, die ihn bisher noch nicht beschäftigt haben.

Was ich an Wie ein Schatten im Sommer interessant finde sind vor allem zwei Aspekte: Hinter Aspekt Nummer 1 versteckt sich das zentrale Thema des Jugendbuches. Nämlich Rassismus, insbesondere Alltagsrassismus. Wie im Klappentext beschrieben gibt es die Clique mit den fremdenfeindlichen Sprüchen und Ansichten. Allerdings gibt es auch die ein oder andere Nebenfigur, die manche Dinge in Nebensätzen platziert, aber nicht bemerkt, dass genau diese Kommentare ebenfalls verletzend sein können. Was gut herausgearbeitet wurde ist, dass es nicht immer der “stereotypische” Rassismus sein muss, sondern es eben viele Punkte im Alltag gibt, die Menschen, die nicht von Rassismus betroffen sind, gar nicht auffallen.

Im zweiten Aspekt geht es um die inneren und äußeren Konflikte, die anhand der Hauptfiguren dargestellt werden.
Die meisten Personen in Walddorf kennen und mögen Konstantin. Er ist hilfsbereit, kommunikativ und bringt sich in vielen Vereinen ein. Er scheint also integriert. Von außen betrachtet führt er ein ganz normales Leben. Doch das was in ihm vorgeht, bekommt niemand mit. Er fragt sich, wo sein Platz ist und sieht nicht, dass er schon längst Teil einer Gruppe ist. Hier treffen innerer und äußerer Konflikt aufeinander. Dadurch, dass Konstantin auf der Suche nach seinem Platz im Leben ist, sucht er Wege, in der Hoffnung den Anschluss zu finden, den er sich wünscht.

Bei Vio kehrt sich das Ganze um. Sie zieht mit ihren Eltern aus München nach Walddorf und lässt keine leichte Zeit hinter sich. Was sie daraus mitnimmt? Sie weiß, was sie will und was sie nicht will. Sie hat eine Meinung, die sie lautstark vertritt. Es scheint also so, dass sie mit sich im reinen ist. Allerdings gibt es auch hier die äußere Dimension. Vio wird nicht von allen mit offenen Armen empfangen. Sie muss sich fragen, wem sie vertrauen kann und ob Walddorf wirklich ein neues Zuhause werden kann. Es passieren Dinge, die sie ins Zweifeln bringen. Somit stellt das, was im Außen passiert, Vio auf eine harte Probe.

Der Schreibstil

Adriana Popescu hat mit ihrem Schreibstil wieder eine neue Perspektive von sich gezeigt. Im Gegensatz zu den vorherigen Jugendbüchern der Autorin wird es hier etwas ernster und weniger leicht. Was mich an ihrem Schreibstil aber beeindruckt hat, war wie gut sie die Zwischentöne mancher Sätze herausgearbeitet hat. Sätze, die man in zwei Richtungen deuten kann, was mir zuvor nicht in dem Ausmaß bewusst war.

Gut gefallen haben mir auch die Beschreibungen von Walddorf. Ich konnte mir das verschlafene Dorf förmlich vorstellen und wären manche Vorkommnisse nicht gewesen, hätte ich mich dort auch direkt zu Hause fühlen können.

Gesamteindruck

Wie ein Schatten im Sommer ist ein Jugendbuch, das ein wichtiges Thema anspricht, denen sich viele Menschen nicht bewusst sind. Vios und Konstantins Geschichte lädt ein, sich bewusster mit der eigenen Sprache zu befassen.

Infos zum Buch

Wie ein Schatten im Sommer
Jugendbuch
Geschrieben von: Adriana Popescu
Bewertung: 5 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

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Weitere Links:

Livestream mit Adriana Popescu zu Wie ein Schatten im Sommer.

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