Ge(h)schaut: Phantastische Tierwesen – Grindelwalds Verbrechen

Foto: A. Mack

 

Buchlinge, am Mittwoch habe auch ich den zweiten Teil von Phantastische Tierwesen mit dem Untertitel Grindelwalds Verbrechen gesehen. Und nun kann ich nachvollziehen, warum so viele Potterheads nach diesem Film Redebedarf haben.
Da es mir schwer fällt, meine Kritik spoilerfei zu begründen, weise ich an dieser Stelle darauf hin, dass meine Filmkritik jede Menge Spoiler enthält.

Außerdem möchte ich euch nochdarauf hinweisen, dass ich, im Vergleich zu meinen Ge(h)folge Mitgliedern Isona und emion, ein ungebildeter Potterhead bin und bei weitem nicht über so ein großes Fachwissen verfüge, wie die beiden. Wenn ich bei meinen Begründungen hier und da ein paar logische Fehler einbaue, hoffe ich also, dass ihr etwas nachsichtig seid.
In diesem Artikel erzähle ich euch, wie mir der erste Teil der Spin-Off Reihe gefallen hat.
Phantastische Tierwesen 2 – Trailer und gespoilerte Handlung 
Kommen wir nun aber zum Inhalt des zweiten Teils: Grindelwald, der am Ende von Band 1 eigentlich ins Gefängnis wanderte, schafft es gleich zu Beginn der Geschichte zu fliehen. Da er ein gefürchteter Schwarzmagier ist, finden sich nur wenige Zauberer, die ihm zum einen freiwillig das Handwerk legen wollen oder es zum anderen auch können. Albus Dumbledore, den früher eine Freundschaft zu Grindelwald verband, überzeugt Newt Scamander, den Autor von Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind, Grindelwalds Pläne zu durchkreuzen. (Natürlich gibt es noch ein paar andere Aspekte, die dafür sorgen, dass sich Newt auf die Spuren von Grindelwald begibt. Diese lasse ich hier der Einfachheit halber aber mal außen vor).
Grindelwald hat eine ähnliche Philosophie wie Voldemort, der Bösewicht, der nach ihm kam und in den Harry-Potter-Bänden sein Unwesen treibt: Er ist dafür, dass die Reinblüter, also Hexen und Zauberer, die nur von anderen Hexen und Zauberern abstammen, über die nicht magische Bevölkerung bzw. die Halbblüter herrschen sollen. Und um diese Ideologie durchzusetzen, braucht er eine Menge Anhänger. Außerdem möchte er Albus Dumbledore ausschalten, der der einzige Zauberer ist, der Grindelwald besiegen könnte, zumindest, wenn wir den Worten eines Mitarbeiters des Zaubereiministeriums Glauben schenken dürfen.
Um Dumbledore besiegen zu können, braucht Grindelwald den Obscurus Credence. Credence ist aber auf der Suche nach seiner richtigen Familie und kann daher nicht so einfach auf die dunkle Seite gezogen werden.
Außerdem gibt es im zweiten Teil von Phantastische Tierwesen ein Wiedersehen mit dem Muggel Jacob Kowalski, der Aurorin Tina und ihrer Schwester Queenie, die nun mit Jacob Kowalski zusammen ist. Diese Charaktere wurden für die Filme entwickelt und tauchen in der Harry-Potter-Reihe nicht auf.
Wir lernen zudem Leta Lestrange kennen und bekommen damit einen spannenden Einblick in den Familienstammbaum der Lestranges. Wir erfahren nämlich, dass die Familie gar nicht aus England stammen soll, sondern ein Familiengrab in Frankreich hat. Dort findet übrigens das Finale des Filmes statt. Ein Redakteur bei Moviepilot war so freundlich den Familienstammbaum der Lestranges für ungebildete Potterheads wie mich vereinfacht darzustellen. Das könnt ihr hier nachlesen, wenn es euch interessiert.
Leta soll einen Halbbruder mit Namen Corvus gehabt haben, der ihrem Vater immer schon wichtiger war, als sie selbst. Als die beiden Kinder mit einer Nanny auf dem Weg nach Amerika waren, vertauscht sie die Babys, da ihr Corvus Geschrei auf die Nerven ging. Es kommt zu einem Schiffsunglück bei dem Corvus stirbt, was vom Familienstammbaum der Lestranges bestätigt wird, da es sich natürlich um einen magischen Stammbaum handelt, der nicht lügt.
Und am Ende des Filmes kam dann der Moment, nachdem ich wusste, warum so viele Potterheads Redebedarf hatten: Nach dem finalen Showdown, den unsere Hauptcharaktere natürlich überleben mussten, gibt Grindelwald Credence eine Identität. Und zwar spricht er ihn mit dem Namen Aurelius Dumbledore an.
Natürlich gibt es in dem Film noch weitere Handlungsstränge. Diese scheinen mir an dieser Stelle aber eher nebensächlich und werden in diesem Artikel daher einfach eiskalt ignoriert.
Warum J.K. Rowling ihre eigene Geschichte wiederkäut und sie kaputt macht 
Ich habe mich extra für diesen Artikel etwas belesen und so erfahren, dass das Drehbuch zu den Phantastische Tierwesen Filmen von J.K. Rowling stammt. Und deswegen mache ich sie zum größten Teil für die für mich nicht nachvollziehbare Handlung in diesem Band verantwortlich.
Das gesparte Geld bei der fehlenden Beleuchtung wurde in Special Effects gesteckt
An dieser Stelle rate ich jedem, der einen Sehrest von 2% besitzt und keine Lust auf nonstop Audiodeskription hat, davon ab, sich die Filme von Phantastische Tierwesen anzuschauen. Ich habe so gut wie nichts gesehen. Nicht einmal die Kämpfe wurden mit bunten Funken dargestellt, wie es noch in den Harry-Potter-Filmen der Fall ist. Die meiste Zeit spielt der Film im Dunkeln. Die einzigen Szenen, die durchweg hell waren oder zumindest nicht völlig abgedunkelt waren, spielten auf dem Hogwarts Gelände, bei einer Anhörung im Ministerium oder einem kurzen Besuch des französischen Zaubereiministeriums. Allerdings hat der Film glücklicherweise viele Dialoge, sodass ich trotzdem gut mitkam.
Der Inhalt geht am (Unter)Titel vorbei 
Wie auch schon im ersten Teil von Phantastische Tierwesen hatte auch dieser Film nicht viel mit den magischen Geschöpfen zu tun. J.K. Rowling ist es hier aber minimal besser gelungen, die Tierwesen in die Geschichte miteinzubeziehen und deren Fähigkeiten für die Entwicklung der Geschichte zu nutzen.
Allerdings ist der Untertitel Grindelwalds Verbrechen entweder schlecht übersetzt oder einfach schlecht gewählt worden: Wir erfahren zwar, dass Grindelwald eine schräge Ideologie verfolgt, Allerdings unterscheiden sich seine Handlungen in diesem Film nicht sonderlich von Voldemorts Aktionen in den Harry-Potter-Bänden, weswegen ich jetzt nicht sagen würde, dass Grindelwalds Handlungen im aktuellen Film die Bezeichnung Verbrechen verdient hätten, weil wir ihn eher in der Nebenhandlung dabei beobachten, wie er Verbrechen ausführt oder andere Zauberer damit beauftragt, sie auszuführen.
Die Abstammung der Lestranges 
Das ist der Punkt, der mich mit Abstand am meisten verwirrt hat. Wie ihr ja wisst, bin ich ein ungebildeter Potterhead. Mir war nicht bekannt, dass die Lestranges aus Frankreich stammen. Bisher habe ich in den Harry-Potter-Bänden vorgestellt, dass die Lestranges eine alt eingesessene englische Familie sind, also wie beispielsweise die Familie Black, die sehr viel wert auf einen astreinen Stammbaum legen. Ich rechnete also damit, dass Verwandte, die ihnen nicht in die Familie passten, einfach eiskalt ausgelöscht werden.
Und jetzt erklärt uns J.K. Rowling also, dass die Lestranges aus Frankreich stammen sollen und dort sogar ein Familiengrab haben. Dass wäre so, als ob Sirius Blacks Familie ein Familiengrab in einer spanischen Provinz hätte. Natürlich ist das möglich, passt aber absolut nicht zu der Geschichte und den Charakteren, wie sie in den Harry-Potter-Büchern dargestellt wurden.
Zudem frage ich mich: Warum macht es sich J.K. Rowling so kompliziert? Warum wählt sie ausgerechnet Frankreich oder – bezogen auf den ersten Band – die USA als Schauplatz für ihre Filme?
Ein verloren geglaubter Bruder oder doch lieber das uneheliche Kind? 
J.K. Rowling legt für ihre Aurelius-Dumbledore-Theorie bereits eine Fährte im Film. So erklärt Albus Dumbeldore, dass sich ein Phönix einem Dumbledore nähere, wenn dieser in Not sei. Den Beleg dazu findet ihr hier. Dann ist Harry Potter ja vielleicht auch ein verloren geglaubter Dumbledore. Schließlich ist ihm in der Kammer des Schreckens ja auch ein Phönix erschienen, als er in Not war. Dann muss es gar nicht damit zusammenhängen, dass Harry aus dem Haus Gryffindor stammt. (Ich hoffe, man kann meinen ironischen Unterton herauslesen).
Es wäre schon ziemlich schräg, wenn J.K. Rowling die Zuschauer mit so einem Cliffhänger zurücklässt, nur um im dritten oder womöglich noch späteren Teilm zu verraten, dass es sich nur um eine Lüge Grindelwalds handelte, was für mich die wahrscheinlichste Theorie ist.
Die Sache mit den Zeisträngen 
Ob dieser Gliederungspunkt wirklich stimmt, kann ich aufgrund meines oberflächlichen magischen Wissens leider nur bedingt nachvollziehen. Wir erleben jedenfalls Rückblenden, in denen wir nach Hogwarts reisen und dort erfahren, dass Minerva McGonagall bereits zu Newt Scamanders Zeiten als Lehrerin in der Schule arbeitete. Nun gibt es Quellen, die behaupten, dass das nicht möglich ist. Eine davon findet ihr beispielsweise hier.
Zudem treffen wir Albus Dumbledore im Film dabei, wie er das Fach Verteidigung gegen die Dunklen Künste unterrichtet. Und soweit ich mich erinnern kann, liegt dieser eine Fluch auf diesem Fach: Dieser Fluch besagt, dass es kein Lehrer länger als ein Jahr auf diesem Posten ausgehalten hat. Ist das nur ein Mythos, der nur für die Potter-Bände geschaffen wurde?
Zudem bin ich mir nicht sicher, ob Grindelwald und Dumbledore in den Filmen nicht etwas zu alt dargestellt werden. Meine Mitschauer meinten, sie wirkten, wie in den Dreißigern, wobei McGonagall ein paar Jahre junger wirkte. Dennoch ist davon auszugehen, dass sich der Showdown – also das Duell zwischen Dumbledore und Grindelwald – auf den letzten der fünf Filme – verschiebt und die Charaktere dann Ende Dreißig oder eben in den Vierzigern sein müssten. Und das scheint mir dann doch etwas alt.
Diese Flut an Charakteren
Ich fand es zwar schön, dass es ein Wiedersehen mit Newt Scamander oder auch Nebencharakteren wie Jacob Kowalski gab, der mir im ersten Band fast noch etwas besser gefiel. Dennoch fühlte ich mich mit diesen ganzen Charakteren etwas überfordert und brauchte nach dem Film erst einmal einen Wikipedia Artikel, um wieder einen Überblick zu bekommen.
Ich hätte es hier interessanter gefunden, wenn sich J.K. Rowling auf Vorfahren bereits bekannter Charaktere begrenzt hätte. Das hätte für ein bisschen Potter-Feeling gesorgt, wenn wir bekannte Nachnamen in einem anderen Kontext hören. Zudem wäre es J.K. Rowling so besser gelungen, mehr Szenen mit Dumbledore in die Geschichte einzubauen oder auch Aberforth, Dumbledores Bruder, auftauchen zu lassen.
Das Wiederkäuen eines bereits ausgetragenen Konfliktes 
Alle, die sich die Spin-Off Filme zur Harry-Potter-Reihe anschauen, werden die Harry-Potter-Reihe höchstwahrscheinlich gelesen haben. Und dort erlebten wir über sieben Bände hinweg eine Gut-Böse-Geschichte rund um Harry Potter und Voldemort. Warum also nutzt J.K. Rowling also ein Spin-Off um dieselbe Geschichte noch einmal zu erzählen? Nur eben ohne Harry, sondern stattdessen mit Grindelwald und Dumbledore. Sie hätte das Spin-Off doch stattdessen dafür nutzen können, um Aspekte ihrer magischen Welt hervorzuheben, für die in der Harry-Potter-Reihe einfach kein Platz war. Und es hätte endlich mal etwas Farbe in die magische Welt kommen können. Stattdessen geht es wieder mal um das, was so viele Fantasygeschichten und Dystopien kennzeichnet: Die ewige Debatte um das Gut und Böse. Dabei gibt es laut eingefleischten Fantasy Fans Geschichten, die außerhalb dieser Gut-Böse-Debatte spielen. Und genau dieses Untergenre des Fantasy Elements hätte J.K. Rowling mit einem Spin-Off hervorheben können.
Warum J.K. Rowling ihre Geschichte kaputt macht 
Es ist zwar nett, Charaktere wie einen Jacob Kowalski kennenzulernen, dennoch finde ich, dass sich J.K. Rowling in diesem Spin-Off in Dinge verstrickt, die dem ganzen Potter-Universum nicht gut tun. Warum lässt sie ihre Geschichte an so vielen verschiedenen Orten spielen? Warum baut sie Handlungsstränge ein, die mehr Fragen aufwerfen, als Dinge klären?
Nach Phantastische Tierwesen – Grindelwalds Verbrechen habe ich endgültig die Lust an den Filmen verloren.
Mein persönliches Spin-Off 
Nun werdet ihr wahrscheinlich die Nase rümpfen und sagen: Ja, dann mach’s doch besser! Was wäre denn deine Idee?
Und tatsächlich habe ich mir hier auch Gedanken gemacht und möchte folgendes Spin-Off vorstellen: Die Generation von Harrys Eltern in Hogwarts.
Beginnen wir zuerst mit den Nachteilen, die dieses Spin-Off mit sich bringen würde:
Es wäre wieder ein Film, oder vielleicht auch eine Reihe, die in Hogwarts spielen würde. Allen Potterheads, die gerne einmal andere Teile der magischen Welt sehen wollen, könnte dieser Handlungsort vielleicht zu langweilig werden. Bei meiner Idee würden wir uns in einem kleinen Handlungsrahmen bewegen und nicht eine große Geschichte spinnen, die die ganze Zaubererwelt betrifft. (Okay, je nachdem, bis zu welchem Teil der Geschichte das Spin-Off reicht, käme Voldemort doch ins Spiel…). Außerdem bewegen wir uns von der Handlung her sehr nah an der Geschichte rund um Harry Potter. Und wenn es J.K. Rowlings Ziel ist, die Geschichte rund um Harry unangetastet zu lassen, wäre meine Idee wahrscheinlich nicht möglich.
Die Vorteile: Man könnte hier verschiedene Aspekte hervorheben:
Hogwarts als Handlungsort 
Eingefleischte Potterheads wie emion und Isona kennen Geheimnisse von Hogwarts, von denen normalsterbliche Potterheads wie ich absolut nichts ahnen, weswegen ich hier auch keine konkreten Beispiele nennen kann. Diese zauberhaften und magischen Aspekte könnte man in den Filmen unterbringen: Unsere Protagonisten entdecken Geheimgänge, entwickeln die Karte des Rumtreibers und erleben den Alltag in Hogwarts. Wir könnten gemeinsam Feste erleben, fiebern mit, wie sich unsere charaktere auf die Prüfungen vorbereiten, lernen vielleicht auch Inhalte der Prüfungen kennen, die ja zumindest in den Filmen eher untergehen, tauchen vielleicht inhaltlich tiefer in das ein oder andere Unterrichtsfach ein und lernen Stärken und Schwächen unserer Charaktere kennen.
Die Charaktere: Konfliktpotenzial vorprogrammiert
Die Hauptcharaktere könnten hier beispielsweise Lilly Evans (spätere Potter), James Potter, Severus Snape und Co. sein. (Ja, verzeiht mir, dass ich die Clique rund um James jetzt nicht aufzähle, aber ich denke, ihr wisst, wer für mich dazu gehört). Lilly und Severus verband vor Hogwarts eine Freundschaft. Hier könnte man beispielsweise die Zeit vor Hogwarts darstellen und den Konflikt hervorheben, wie es für beide wird mit anderen Hexen und Zauberern zusammenzusein. Außerdem könnten Konflikte thematisiert werden, die in den Harry-Potter-Bänden zu kurz kommen: Wie ist es für Außenseiter in Hogwarts, beispielsweise Severus Snape? Was passiert, wenn man aufgrund einer Auffälligkeit nicht mehr zu einer Gruppe dazugehört? (Hier beziehe ich mich auf Remus Lupin). Wie stellen es die anderen Schüler an, sich zu Animagi auszubilden? Falls das überhaupt als Ausbildung bezeichnet werden kann. Welche Wünsche, Träume und Visionen haben sie von ihrer Zukunft?
Außerdem könnte der Konflikt zwischen Muggel und Magier weiter hervorgehoben werden: Lilly, die in den Ferien nach Hause kommt und merkt, dass sie ihre Schwester Petunia verliert, weil diese den ganzen Wirbel um die Magie einfach nicht nachvollziehen kann. Lilly, die den Spagat zwischen Muggel- und Zaubererwelt irgendwie hinbekommen muss.
Gab es zur Schulzeit von James, Lilly und Co. auch schon diese Reinblüter Debatten? Wie wirkte sich das auf die Beziehung zwischen James und Lilly und auf die Freundschaft zwischen Severus und Lilly aus?
Und wisst ihr wer meine Nebencharaktere wären? Jepp, die Weasleys oder die Longbottoms. Hach, ich glaube, ich sollte eine Fanfiction darüber schreiben…
Und Du? 
Hast Du den zweiten Teil von Phantastische Tierwesen bereits gesehen?
Wie hat Dir der Band gefallen?
Wenn Du Dich für ein Spin-Off entscheiden könntest: Von welcher Geschichte würdest Du mehr sehen wollen?

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