Wir können alles sein, Baby

Das Hörbuchcover von "Wir können alles sein, Baby"
Bild von der Hörverlag

Die Rezension

Also erstmal vorab: Dieses Hörbuch konnte ich ja nicht nach den typischen Bewertungskriterien “bepunkten” weil es sich ja nicht um einen Roman handelt. Ich hoffe, dass aus meiner Rezension deutlich wird, wie es zu den 5 Punkten kam.

Julia Engelmann versteht sich sehr gut darauf, ihr Gefühlsleben in Worte zu fassen. Und zwar genau so, dass ich mich als Leserin in den Texten wiedererkannt habe. Oft dachte ich: “Ja genau das ist es!”. Obwohl es sich hier ja um eine Textsammlung handelt, hatte ich dennoch den Eindruck, dass die Texte aufeinander aufbauen. Bei jedem neuen Text, ist “das lyrische Ich” um einen Entwicklungsschritt oder eine Erkenntnis reicher. Am Ende bezieht sie sich dann nochmal auf das Intro und fasst die literarische Reise so nochmal gut zusammen.

Außerdem kann man manche Texte sowohl mit einer freundschaftliche als auch mit einer partnerschaftlichen Beziehung in Verbindung bringen. Gerade diese Tatsache, dass sie sich nicht auf Partnerschaft oder Freundschaft beschränkt, sondern die Texte offen hält, finde ich wirklich schön, weil sich so jeder angesprochen fühlen kann.

Außerdem kommt hinzu, dass sie ihre Texte wunderbar transportieren kann. Die Stimmung kam bei mir definitiv an. Hinzu kommt auch, dass sich verschiedene Stilmittel in den Texten wiederfinden. Manche Interpretationen beginnen langsam, nehmen an Fahrt auf, arbeiten sich bis zu einem Höhepunkt hin um danach wieder zur Ruhe zu kommen. Das trug vor allem zur Lebendigkeit der Texte bei.

Nicht zu vergessen baut Julia Engelmann auch in “Wir können alles sein, Baby” wunderbare Vergleiche und Zitate ein. Im nächsten Abschnitt möchte ich euch meine Lieblingszitate und meinen Lieblingstext vorstellen.

Lieblingsstellen

“Daher müssen wir nichts werden,
denn wir können alles sein.”
(Aus dem Text: “Wir können alles sein” von Julia Engelmann)

Was ich damit verbinde: Es heißt ja oft, dass wir uns im Laufe unseres Lebens in gewisser Weise anpassen müssen, um in der Gesellschaft “überleben” zu können. Denn jede Gesellschaft hat Werte und Normen. Ich verbinde mit dem Zitat die Idee, dass man sich nicht an die vorgegebenen Rollenbilder halten muss, sondern der Kreativität keine Grenzen gesetzt sind und wir eben “alles sein können”.

“Braune Kühe geben ja auch keinen Kakao.”
(Aus dem Text: “Haikus” von Julia Engelmann)

Was ich damit verbinde: Ein toller Vergleich und ein schönes sprachliches Bild, weil sich in mir sofort das Bild von braunen Kühen, die auf einer Wiese stehen, auftut.

“Ich ernte den Erkenntnisbaum
in meinem geheimen Garten.”
(Aus dem Text “Sturm und Tatendrang” von Julia Engelmann)

Was ich damit verbinde: Es gibt ja diesen Standardspruch “Nachher ist man immer schlauer” oder so ähnlich. Die Vorstellung einen eigenen Erkenntnisbaum im Garten zu haben, wäre schon cool. Ob viele Missverständnisse dadurch behoben werden können, oder gar nicht erst aufkommen, sei aber dahin gestellt.

“Denn du hast dich entschieden. Gegen uns und gegen mich. Und deswegen feier ich alleine. Abschiedsparty ohne dich.”
(Aus: “Abschiedsparty ohne dich”)

Was ich damit verbinde: Die traurige Realität, wenn eine Beziehung auseinander geht und einer von beiden allein und verletzt zurückbleibt.

“Ich war ein offenes Buch.
Du nur ein knapper Klappentext.”
(Aus “Abschiedsparty ohne dich” von Julia Engelmann)

Was ich damit verbinde: Das Tolle bei dem Zitat ist, dass es keine platte Beleidigung ist. Dennoch liegen literweise Wut und Schmerz darin.

“Und auch ich hab mich entschieden: Für meine Werte und für mich. Und so endet schließlich deine Abschiedsparty ohne dich.”
(Aus: “Abschiedsparty ohne dich” von Julia Engelmann)

Was ich damit verbinde: Die Protagonistin bleibt zwar alleine zurück, gewinnt aber an neuer Stärke und besinnt sich so, was sie wirklich will.

Lieblingstext

Abschiedsparty ohne dich
Hier drückt sie genau das aus, was passiert, wenn eine Beziehung auseinander bricht, ohne den “Verlorenen” bloß zu stellen, oder inhaltlich anzugreifen. Julia Engelmann beschreibt die Verletzlichkeit und die Verzweiflung wirklich sehr treffend.

Infos zum Hörbuch

Wir können alles sein, Baby
Geschrieben von: Julia Engelmann
Gelesen von: Julia Engelmann
Bewertung: 5 von 5 Punkten

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

______________________________________

Weitere Rezensionen

Eines Tages, Baby (Band 1)
Jetzt, Baby (Band 3)

Dieses Hörbuch wurde mir von dem Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

 

2 Gedanken zu „Wir können alles sein, Baby“

  1. Hallo Emma 🙂
    Oh, ich hoffe, dass dieses Buch morgen unterm Weihnachtsbaum liegen wird! Ich habe Julia Engelmann vor Jahren mal live gesehen (haha, bei ihrem ersten Auftritt übrigens, man könnte sagen ich habe Poetry-Slam-Geschichte miterlebt) und war damals schon begeistert! Der erste band konnte mich schon wirklich überzeugen, daher glaube ich dir gern, dass die Texte, wenn sie von ihr "gelesen" werden noch toller rüberkommen. Wie du schon sagst…man kann mit jedem Text irgendwie etwas verbinden.
    Da hast du schöne Eindrücke zusammengestellt!
    Ganz liebe Grüße,
    Julia

    geschichtentaenzer.blogspot.de

    Antworten
  2. Hey,
    wie cool! Das war sicher ein einmaliges Erlebnis 🙂
    Ich drücke dir jedenfalls die Daumen, dass das Buch deiner Namensvetterin unterm Baum liegt bzw. es einen Büchergutschein gibt, von dem du dir das Buch dann kaufen kannst 🙂

    Jetzt schaue ich erstmal bei dir vorbei.
    viele Grüße
    Emma

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Wenn Du einen Kommentar abgibst, werden die eingegeben Daten und Deine IP-Adresse gespeichert. Die E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Weitere Informationen zur Datenspeicherung findest Du in meiner Datenschutzerklärung