Ge(h)fragt – Kia Kahawa

Hallo Buchlinge,
heute feiere ich Premiere. Ich mache das erste Mal bei einer Blogtour mit, die gerade im Rahmen einer Crowdfunding Aktion läuft.
 Und zwar sucht Autorin Kia Kahawa Interessierte, die ihr Buchprojekt mitfinanzieren. Die Autorin hat eine Novelle mit dem Titel Hanover’s Blind geschrieben. Damit ihr das Endprodukt auch lesen könnt, muss ein Cover, ein Korrektorat und Lektorat sowie der Satz, also die Formatierung der Novelle, finanziert werden. Hierfür hat Kia 2.080 € veranschlagt.
Und nun haben sich eine kleine Gruppe Bloggerinnen zusammengetan, um die Autorin bei ihrem Vorhaben zu unterstützen.
Bei mir findet ihr nun ein Interview mit Kia Kahawa. Sie erzählt uns, worum es in ihrer Novelle geht, wie die Idee zu Hanover’s Blind entstand und warum ihr euch an der Finanzierung beteiligen solltet.
Über die Autorin
(C) Lily Wildfire

Kia Kahawa ist Hybridautorin. Das heißt, dass sie sowohl Bücher bei Verlagen veröffentlicht, als auch Projekte als Selfpublisherin verwirklicht.
Sie ist ein sehr aktives Mitglied des Bundesverbandes junger Autorinnen und Autoren. Neben einigen Projekten organisiert sie im Namen des Verbandes den Autorenstammtisch in Hannover.
Kia zu finden
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Das Interview 
Foto: A. Mack
Liebe Kia, herzlich willkommen bei Ge(h)Schichten. Stell Dich meinen Lesern doch einmal vor: Was hat es mit Deinem Pseudonym auf sich?
Danke, dass du mich interviewst! Ich habe mich schon sehr drauf gefreut, mich deinen Fragen zu stellen. Erst einmal zu meiner Person: Ich bin Kia Kahawa, hauptberufliche Autorin und bin gerade dabei, meine Novelle Hanover’s Blind mittels Crowdfunding zu finanzieren.
Mein Pseudonym „Kahawa“ ist Suaheli und bedeutet Kaffee. So habe ich mich schon in Abiturzeiten genannt und es hat sich einfach etabliert. Früher habe ich wirklich sehr viel Kaffee getrunken, weil ich schon in der Oberstufe nebenbei selbstständig gearbeitet habe und meine Tage extrem durchgetaktet sein mussten. Seit einigen Jahren trinke ich ausschließlich koffeinfreien Kaffee und auch nicht mehr so viel, aber der Name ist geblieben.
Wie bist Du zum Schreiben gekommen?
Zum Schreiben gekommen bin ich, indem ich einfach geschrieben habe. In der Grundschule habe ich mich schon am meisten auf das Geschichtenschreiben und Aufsätze in eigenen Worten gefreut. Während meiner Grundschulzeit hatte ich übrigens meine erste Lesung: Ich habe in einem Heim meine Kurzgeschichte „der Minizauberer“ vorgelesen und als Vorbereitung dafür jeden Buchstaben in einer einzelnen Farbe aufgeschrieben. Dann habe ich das Schreiben irgendwann verloren, als ich mich auf mein Musikstudium vorbereitet habe, aber seit 2014 ist es wieder da und ich kann mir nicht mehr vorstellen, nicht mehr zu schreiben.
In welchen Genres bist Du unterwegs?
Bisher habe ich nur Entwicklungsromane geschrieben, die im Hier und Jetzt spielen. Aber seit ein paar Monaten liebäugele ich mit Utopien und Dystopien, weshalb ich seit November mit meinem Co-Autor an einer dystopischen Utopie schreibe (… die er als utopische Dystopie sehen würde, aber darüber streiten wir noch).
Meine Entwicklungsromane erscheinen im Selfpublishing und bei Verlagen. Novellen veröffentliche ich selbst, Romane werden verlegt. Dabei kennzeichnet meine Arbeit, dass Protagonisten ihre eigenen Widersacher sind und sich gewissermaßen selbst im Weg stehen.
Du hast unglaublich viele Projekte: Du bist Bloggerin, Autorin, coachst Autoren und bist als Fotografin und Komponistin unterwegs. Wie bringst Du all Deine Projekte im Alltag unter einen Hut? Hast Du den ein oder anderen Tipp für das eigene Zeitmanagement?
Ich habe keine Tipps für das Zeitmanagement, die sich allgemein auf jedermann anwenden lassen. Bisher war meine Methode, arbeitssüchtig wie ich war, einfach zehn bis vierzehn Stunden am Tag zu arbeiten. Dem ist aber inzwischen nicht mehr so und ich habe einige Projekte aus meinem Hauptjob an den Nagel gehängt, um noch mehr Zeit für die Schriftstellerei zu haben. Auch bei den Blogs habe ich Arbeit abgegeben: Für Show, don’t Tell haben wir ein Autorenteam zusammengestellt, das Beiträge liefert, sodass ich statt einem Artikel pro Woche nur noch einen Artikel im Monat schreibe und die ganzen administrativen und außendienstlerischen Tätigkeiten stemme. Auf meinem eigenen Autorenblog erscheinen nicht mehr zwei Artikel pro Woche, sondern nur noch nach Bedarf; wenn ich den Drang habe, etwas zu formulieren und in die Welt hinauszuschreien.
Ich habe mir also viel Arbeit selbst abgenommen und gehe die Sache entspannter an. Daher ist mein Autorenleben nicht mehr besonders viel mehr Belastung als ein typischer 45-Stunden-Job, der aber wegen der Coachings und Deadlines in Lektoraten oder einer der vier Redaktionen, in denen ich arbeite, gerne mal bis spät abends ausartet.
Fotografieren und Komponieren sind Hobbies, denen ich etappenweise nachgehe. Manchmal verbunkere ich mich drei Tage und schreibe ein paar Stücke oder Songs, manchmal bin ich auf Touren und fotografiere dabei leidenschaftlich gern. Aber noch kann man weder Fotografie noch Musik zu einem Teil meines Berufes zählen.
Dein aktuelles Projekt nennt sich Hanover’s Blind. Um was geht es in der Geschichte?
In Hanover’s Blind geht es um Adam, einen sehbehinderten Studienabbrecher, der in seine Traumstadt Hannover zieht, um ein Leben auf eigenen Beinen aufzubauen. Abseits der Norm und der Erwartungen anderer wird er mit dem konfrontiert, was sein neues Leben so bietet. Dazu hat er die glorreiche Idee, seine Sehbehinderung zu verheimlichen und erwartet, dass ihn niemand wie einen Behinderten behandelt.
Es geht insgesamt ums Lachen, Lieben und Scheitern, aber eben auch darum, dass niemandem peinlich sein sollte, wer oder was man ist und dass eine Behinderung manchmal gar nicht behindernd sein muss.
Wie meinst Du das?
Na, zum Beispiel in der Liebe. Adam glaubt, wenn man ihn als Behinderten abstempelt, könne sich auch nur ein anderer Behinderter in ihn verlieben. Aber unterm Strich steht Adam sich mit seinem extrem geringen Selbstwert sich selbst im Weg, auch wenn er auf humorvolle Art und Weise zu verstecken versucht, dass er sich minderwertig fühlt. Adam glaubt, man könne als Behinderter nur das geringste Übel bekommen. Dabei ist es durchaus möglich, Glück und Erfüllung zu finden.
Und wie bist Du auf die Idee zu Hanover’s Blind gekommen?
Ich tanze leidenschaftlich gerne Standard und Latein an einer Tanzschule. Da ich aber eine dominante Person bin und schon seit elf Jahren tanzen kann, führe ich immer „gegen“ meinen Partner. Ich bin ein sehr schwergängiges Tanzgerät, sagen wir dazu immer. Unsere Tanzlehrerin hat mich in einer Einzelstunde dazu gebracht, blind zu tanzen, und all unsere Führungsprobleme haben sich sofort in Luft aufgelöst. Da ich mit „Die Krankheitensammlerin“ und „Irre sind menschlich“ schon zwei Projekte habe, in denen die Protagonisten erkrankt sind, lag plötzlich ein sehbehinderter Protagonist nahe, der eben nicht nur leidet, sondern auch gewissermaßen profitieren kann. Wie zum Beispiel beim Tanzen.
Hanover’s Blind ist eine Novelle. Worin unterscheidet sie sich zu einem Roman? Wieso möchtest Du das Projekt als Novelle und nicht beispielsweise als Roman umsetzen?
Puh, darauf kann ich nicht präzise antworten, aber ich kann versuchen, ein paar Begründungen durchscheinen zu lassen. Ich habe mir lange Gedanken darüber gemacht, Hanover’s Blind als Roman umzusetzen. Nicht zuletzt, weil mich ein ziemlich großer Verlag unter Vertrag nehmen wollte, wenn ich die Geschichte auf das Doppelte aufblähe. Aber ich habe es nicht getan.
Es geht in Hanover’s Blind nur um Adam. Mit einem einzigen Handlungsstrang und dem kurzen Umfang von ca. 180 Buchseiten handelt es sich also um eine Novelle. Die Geschichte ist prägnant geschrieben und passt in diesen Umfang – wieso also etwas aufblähen und damit die (sprachliche) Qualität rausnehmen? Unterm Strich war ich mit Hanover’s Blind einfach innerhalb des Novellenumfangs zufrieden. Und ich lese selbst auch gerne Novellen.
Wie sahen Deine Recherchen für Hanover’s Blind aus? Hast Du hierfür auch Punktschrift gelernt?
Hihi. Die Punktschrift konnte ich schon. Ich habe in der siebten Klasse in Chemie eine 4 gehabt und mir einen Spicker in Punktschrift gebastelt, um eine bessere Note zu bekommen. Da ist bisher kein Lehrer jemals drauf gekommen. Aber nein, zur Recherche zu Hanover’s Blind brauchte ich die Punktschrift nicht. Adam ist nicht blind, er hat noch 10 % Sehschärfe.
Warum heißt die Novelle dann Hanover’s Blind, wenn Adam nicht blind ist?
Das ist ein Wortspiel. Deshalb kommt der Protagonist auch aus Cambridge, um den englischen Titel zu rechtfertigen. Hanover’s Blind kann einerseits Der Blinde von Hannover heißen, aber auch Hannover ist blind.
Du möchtest Hanover’s Blind gerne über Crowdfunding finanzieren. Welche Elemente müssen finanziert werden?
Um ein Buch im Selfpublishing herauszugeben, muss man einige Kosten einplanen. Zunächst braucht die Novelle nach den Überarbeitungsrunden ein professionelles Lektorat. Ich habe mich dazu entschieden, gleich zwei Lektoren anzuheuern: Eine Lektorin, die sich hauptberuflich mit dem Lektorieren auseinandersetzt, und ein Lektor, der sich in Hannover gut auskennt und auf etwaige geografische Fehler hinweist. Dann benötigt ein Buch natürlich noch ein Cover. Coverdesigner sind sehr teuer, vor allem, wenn man ein Cover auch rechtemäßig für das Marketing verwenden möchte. Aber die Kosten sind mehr als gerechtfertigt, wenn ich mir mal das Cover ansehe. Ich bin schon ein bisschen verliebt! Zum Schluss braucht Hanover’s Blind noch Korrektorat und Satz, und wenn das Stretch Goal errecht wird, zeichnet mir mein Illustrator noch die Illustrationen, die ich mir von Anfang an so sehr gewünscht habe.
Nun die kritische Marketing Frage: Warum sollten meine Leser für Hanover’s Blind spenden?
Hanover’s Blind schildert Hannover aus der Sicht eines Sehbehinderten, beklagt die Blindheit der Sehenden und macht sich für ein Miteinander auf Augenhöhe stark. Ich habe mit Leidenschaft und fast schon in Extase geschrieben, überarbeitet, geplant und entworfen und möchte, dass ein tolles Buch auf dem Markt ist, das jeden auf die ein oder andere Weise bereichern, zum Nachdenken anregen oder schmunzeln lassen kann.
Du bist Mitglied im Bundesverband junger Autoren und Autorinnen e.V. Wie bist Du auf den Verein aufmerksam geworden? Welche Angebote des Vereins nutzt Du bzw. welche kannst Du empfehlen?
Beim BVjA nutze ich weniger Angebote, als dass ich sie biete. Ich schreibe für die QWERTZ, das ist unsere Mitgliederzeitschrift. Wenn ich nicht gerade Termine verpenne (sorry, Tobias!), helfe ich an Buchmesseständen auf und ich leite und organisiere den Autorenstammtisch Hannover im Namen des BVjA. Seit neustem hat sich auch eine Autorenstammtisch-Leiter-Gruppe zusammengefunden, die ich initiiert habe, was das regionale Zusammentrommeln von Schriftstellern erleichtern soll. Ich kann also definitiv alle Angebote empfehlen, an denen ich mitwirke, da ich viel Zeit und Liebe, manchmal auch Geld in die Sachen stecke.
Du bietest auch Autoren- und Schreibcoaching an. Wie sieht hier die Zusammenarbeit mit Deinen Kunden aus? Wie lange begleitest Du Deine Kunden? Darfst Du uns verraten, wen Du bereits coachen durftest?
Die Zusammenarbeit im Coaching sieht immer unterschiedlich aus. Ich habe schon für zahlreiche Autoren Exposécoachings durchgeführt. Dabei geht es ganz konkret darum, ein Exposé für die Einsendung in Verlagen und Agenturen fit zu machen. Neulich habe ich mit Carolin Summer eine Lesung erarbeitet und ihr Tipps gegeben, wie man mit der Situation der ersten eigenen Lesung umgeht. Ein Schreibcoaching läuft derzeit mit dem Artio Wortkunstverlag, bei dem Lena Loki unter Vertrag ist.
Generell werde ich von Autoren und Verlagen gleichermaßen gebucht. Wir erstellen zunächst einen Coachingplan, der die Ziele verfolgt, die erreicht werden sollen, und danach richtet sich auch der Umfang. Eine Autorin begleite ich seit 15 Monaten. Konkrete Lesungscoachings dauern meist keine zwei Wochen.
Du veröffentlichst Deine Werke auch als Selfpublisherin. Welche Plattformen kannst Du hier empfehlen? Amazon, epubli oder doch lieber der Klassiker BoD?
Ich möchte keine dieser Plattformen empfehlen. Mit Hanover’s Blind gehe ich zu TWENTYSIX, was ein Gemeinschaftsprojekt der Randomhouse Gruppe und Books on Demand ist. Bei Books on Demand wird definitiv noch ein Buch von mir erscheinen, die möchte ich ausprobieren. Amazon gehört quasi einfach dazu, sollte aber keinesfalls als einzige Plattform verwendet werden. Mit Büchern von Amazons Create Space ist übrigens quasi ausgeschlossen, in den Barbestand des Buchhandels zu kommen. Die Buchhändler sind zurecht nicht begeistert von Amazon-Unterstützern. Epubli möchte ich auch nicht direkt empfehlen, ebenso wenig tredition. Das ist aber nur meine persönliche Einschätzung bzw. Erfahrung, daher möchte ich nicht allzu viel dazu sagen.
Du organisierst in Hannover einen Autorenstammtisch. Wie sehen eure Treffen aus? Wie habt ihr eure Location gefunden?
Als Selbstständige bin ich ziemlich gut vernetzt. Ich schreibe nicht nur Werbetexte für Online Content, sondern eben auch für den Dönermann um die Ecke. Das Café Konrad, in dem wir den Autorenstammtisch abhalten, gehört meinem Geschäftsfreund Dietmar Engel, und da führte schnell eins zum anderen. Man unterstützt sich gerne, wenn man auf gleicher Wellenlänge ist. Außerdem ist das Café explizit für Diversität und man hat beim Betreten das Gefühl, dass auf einen gewartet wurde. Wie ein riesiges Wohnzimmer! I like it.
Unsere Treffen sehen unterschiedlich aus. Ich habe noch nicht den richtigen Nenner gefunden. Wir hatten mal eine Agenda mit mehreren Themen, die war einigen Leuten aber zu straff. Dann habe ich versucht, gemeinsam eine Lesung in Hannover zu organisieren, aber auch da gab es Autoren, die davon nicht begeistert waren, weil sie nur zum Hobby schreiben. Daher treffen wir uns beim Autorenstammtisch nur noch zum entspannten Quatschen über alles, was gerade anliegt, und die Lesungen in Hannover habe ich in meinen eigenen Geschäftsbereich verlegt und eine Arbeitsgemeinschaft gegründet.
Auf Deiner Homepage schreibst Du, dass Du gerne mit 30 einen Bestseller veröffentlicht haben möchtest. Wie sieht es mit diesem Vorhaben bisher aus?
Och, ich würde mal behaupten, ich liege gut in der Zeit. Mein Schreibstil verbessert sich dauernd, ich lese regelmäßig ein Buch pro Woche und entwickele mich immer weiter. Zwei meiner Werke werden 2019 von Kleinverlagen veröffentlicht, die beiden Utopien, die in der Mache sind, kommen zu Agenten. Ich denke, 2021 bei einem Großverlag zu landen und dann 2024 einen Bestseller zu landen, ist ambitioniert und erfordert neben Fleiß auch ein bisschen Glück – aber das wird schon.
Was wünschst Du Dir für die Zukunft?
Ich wünsche mir allen voran, dass ich Hanover’s Blind über die Bühne kriege. Dass das Crowdfunding-Ziel erreicht wird und wir eine schmucke Novelle lesen können, die im besten Fall dann auch noch gut bei den Leserinnen und Lesern ankommt. Das würde ich mir wirklich sehr wünschen. Alles, was in der ferneren Zukunft liegt, bleibt abzuwarten. Aber ich bin guter Dinge. Das wird schon alles! 
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Hanovers Blind konnte dank eurer Unterstützung finanziert werden. Daher habe ich die Links zum Crowdfunding Projekt entfernt.

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