Ge(h)schaut – Der Eurovision Song Contest 2018

Foto: A. Mack

Ja, Buchlinge,
Asche auf mein Haupt. In diesem Jahr bin ich mit meinem ESC Bericht gefühlt SEHR spät dran. Wie einige von euch mitbekommen haben, habe ich das große Finale diesmal auswärts und nicht mit der gewohnten Gruppe geschaut. Aber beginnen wir erstmal von vorne…

Love Letter Convention und ESC? 
Als mich Skyara fragte, ob ich mit ihr Berlin und die Love Letter Convention unsicher machen möchte, war meine Entscheidung schnell getroffen: Buchmessen sind cool! Warum also nicht?
Nachdem die Karten besorgt und die Unterkunft gebucht war, warf ich einen Blick auf meinen Kalender und stellte mit Schrecken fest, dass genau AN DIESEM Wochenende auch das Finale des Eurovision Song Contest stattfand.
Warum Finale? Für den ESC sind jedes Jahr sechs Länder automatisch qualifiziert. Nämlich: Deutschland, England, Spanien und Frankreich – die so genannten Big Five – und dann noch das Gastgeberland. In diesem Jahr war das Portugal. Alle anderen Länder müssen sich in zwei Halbfinalshows qualifizieren. Diese werden in der ESC Woche immer dienstags und donnerstags ab 21:00 Uhr auf one (früher einsfestival) ausgestrahlt. Ich finde es unglaublich entspannend, die Halbfinalsendungen zu schauen, da ich hier schon mal einen ersten Blick auf die Lieder wählen und mir potentielle Favoriten suchen kann. Außerdem beginne ich hier bereits damit, mir Notizen für den anschließenden ESC-Bericht zu machen. Müsste ich das alles am Samstag nachholen, wäre ich wahrscheinlich komplett überfordert.
Kommen wir aber zurück zum eigentlichen Teil der Überschrift: Glücklicherweise hatte Skyara nichts dagegen, dass ich am Abend den ESC verfolgte.
Der ESC in Portugal 
Moderation
Während der ESC im letzten Jahr von drei Männern moderiert wurde, erlebte ich es als sehr angenehm, dass diesmal wieder Frauen an die Mikrofone durften. Wikipedia verrät, das die Veranstaltung das letzte Mal im Jahr 2015 von drei Frauen nominiert wurde.
Leider konnte ich die Einblendungen ihrer Namen nicht lesen und kann daher nicht sagen, welcher Name zu welcher Stimme gehörte. Ich fand die Moderatorinnen sehr angenehm. Oft habe ich bei Moderatoren das Gefühl, dass sie zwar gerne durch eine Veranstaltung führen, es aber eben nur ein Job ist und sie theoretisch auch auf einer anderen Bühne stehen könnten. Gerade die Moderatorin, die regelmäßig aus dem Green Room berichtete, versprühte Freude und Interesse an ihren Interviewpartnern und der Veranstaltung.
Während beispielsweise der deutsche Vorentscheid eher holprig moderiert wurde, verlief das Finale flüssig und es gab keine ungewöhnlich komischen Anmoderationen. Zumindest sind mir an dieser Stelle keine in Erinnerung geblieben.
Der Sieger von 2018 Salvador Sobral
Es hat mich unglaublich gefreut, dass Salvador Sobral den ESC 2018 miterleben konnte. Nachdem er letztes Jahr noch auf ein Spenderherz wartete, konnte vor einigen Monaten ein Spender gefunden werden. Der Sänger performte beim Finale zwei Lieder unter anderem sein Siegerlied. Er ist ein sehr guter Sänger. Dennoch musste ich feststellen, dass ich mit seiner Musik leider nicht viel anfangen kann.
Die Finalisten – und meine Favoriten 
Obwohl in diesem Jahr einige Länder wieder Lieder in ihrer Landessprache ins Rennen schickten, hatte ich doch den Eindruck, dass der ESC musikalisch schlichter wird, aber dennoch nicht an Qualität verliert. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich den Wettbewerb 2010 mit eigentlichen Nicht-ESC Fans schaute und wir über die bunte, teils chaotische, musikalische Vielfalt schmunzeln mussten. und diese – ja, ich muss zugeben – Verrücktheit fehlte mir 2018 minimal. Dennoch waren so viele gute Lieder dabei.
Kommen wir aber nun zu meinen Favoriten – oder meiner inoffiziellen linken Tabellenhälfte: Die Reihenfolge der Beiträge ist zufällig gewählt und orientiert sich grob an der Reihenfolge der Auftritte bei den Semi-Finals.

Tschechien: Mikolas Josef – Lie To Me
Dieser Beitrag fiel mir beim ersten Halbfinale sofort auf. Ich mochte den Rhythmus des Liedes und empfand die Mischung zwischen Rhythmus, Gesang und HipHop Elementen ziemlich stimmig. Mit 218 Punkten belegte Mikolas Josef in diesem Jahr den sechsten Platz. 

Israel: Netta – Toy
Durch Heffa Fuzzel, die ebenfalls jährlich über den ESC berichtet, erfuhr ich das erste Mal von Netta. Allerdings wollte ich mich vor den Finalshows nicht spoilern und erlebte den Beitrag daher zum ersten Mal in der ersten Finalshow. Gerade den Anfang und den Refrain des Liedes finde ich sehr stark. Und wie mittlerweile bekannt ist, hat Netta den ESC in diesem Jahr mit 529 Punkten haushoch gewonnen. Es freut mich immer, wenn ein Lied gewinnt, das mir musikalisch auch gut gefällt. 

Österreich: Cesár Sampson – Nobody But You
Seit wir es 2013 oder 2014 fertig gebracht haben, Natalia Kelly nicht ins ESC Finale zu lassen, habe ich Österreich im Gegensatz zu anderen Ländern, immer etwas mehr auf dem Schirm. 
Cesar Sampson überzeugt hier mit einer kraftvollen Stimme. Das Lied erinnert mich durch den Refrain ein bisschen an Gospel. Und ich bin sehr glücklich, dass es das Lied in diesem Jahr mit 342 Punkten auf den dritten Platz schaffte. 
Finnland: Saara Aalto – Monsters
Ihr kennt es vielleicht: Ein Abend voller Musik. Am Tag danach wacht ihr auf und der erste ESC Ohrwurm kündigt sich an. Monsters begleitete mich ziemlich lange. Allerdings nervte mich das Lied nicht, sondern machte mir nur bewusst, dass es sich für mich irgendwie aus der Masse der Lieder hervorgehoben hat. Und das lag nicht etwa an der Performance, von der ich optisch nämlich nichts hatte. Leider stelle ich gerade mit Schrecken fest, dass des der Beitrag mit 46 Punkten auf Platz 25 schaffte. 
Moldau: DoReDoS – My Lucky Day
Der moldawische Beitrag brachte mir dann etwas ESC Feeling ins Hotel- bzw. Wohnzimmer. Zu Beginn kam mir das Lied leicht volkstümlich angehaucht vor, zeigte aber auch etwas die ESC Verrücktheit. 
Europa schenkte der Gruppe 209 Punkte und schickte sie damit auf den 10 Platz. 
Niederlande: Waylon – Outlaw in Em 
Über den niederländischen Künstler Waylon habe ich eine kleine Geschichte zu erzählen: Und zwar tummelten sich die Grafikerin und ich neulich auf YouTube. Wir landeten schließlich bei Voice of Netherlands und dort sang gerade niemand Geringeres als Waylon vor einer Jury vor. Der Beitrag war bereits etwas älter und wir fragten uns, warum wir bisher noch nichts von dem Künstler gehört hatten. Und auch hier stellte sich schnell heraus, dass es sich um einen Wiederholungstäter handelte. Er trat damals noch mit seiner Duettpartnerin unter dem Namen The Common Linnets an und schaffte es mit dem gemeinsamen Song Calm after the Storm auf den zweiten Platz. 
Waylons diesjähriger Beitrag ist sehr kraftvoll, enthält Rock Elemente und lässt sich mit Sicherheit gut auf der ein oder anderen Festivalbühne unterbringen. Mir hat das Lied sehr gut gefallen. Allerdings bezweifelte ich, dass es beim ESC groß auffallen würde. Er belegte in diesem Jahr mit 121 Punkten den 18. Platz. 
Georgien: Ethno-Jazz Band Iriao – For You
Eigentlich war der georgische Beitrag einer meiner Favoriten für dieses Jahr. Das Lied ist sehr gefühlvoll und arbeitet sich langsam von einer Ruhe bis hin zu einem kraftvollen Refrain hoch. Und ich kann es absolut nicht nachvollziehen, dass dieses Lied im Halbfinale ausschied. 
Schweden: Benjamin Ingrosso – Dance You Off
Der schwedische Beitrag erinnerte mich an eine Mischung aus 70er Jahre Justin Bieber und Justin Timberlake Sound. Obwohl das Lied verhältnismäßig schlicht daher kam, stach es beim Finale doch relativ gut hervor. Das Lied schaffte es mit 274 Punkten auf den siebten Platz. 
Funfacts und der Moment der Punktevergabe 
Estland schlägt unsere Katze in die Flucht!
Bei einem Fernsehabend darf natürlich auch die Katze nicht fehlen. Sie ließ sich bei den Halbfinalshows auf meinem Schoß nieder und betete insgeheim wahrscheinlich, dass wir die Lieder nicht mitsingen würden. Allerdings gab es ein Beitrag, der eine akustische Herausforderung für sie darstellte. Und zwar das estländische Lied. Den ersten Refrain verdaute die Katze noch einigermaßen gut. Als die Sängerin dann aber zum zweiten Refrain ansetzte, verließ die Katze das Camp. Und somit kann Elina Nechayeva mit Fug und Recht behaupten eine Katze aus der Ferne in die Flucht geschlagen zu haben. 
Endlich wieder auf der linken Tabellenhälfte 
Schon nach unserem Vorentscheid hielt ich große Stücke auf Michael Schulte und hatte diesmal das Gefühl, dass wir es vielleicht sogar auf die linke Tabellenhälfte schaffen könnten. Unser Beitrag klang nicht nach 0815, sondern enthielt neben einer schönen Geschichte auch eine tolle musikalische Steigerung von ruhig zu kraftvoll. Allerdings hatte Europa bereits schon häufiger bewiesen, dass unsere Meinungen musikalisch sehr weit auseinander gingen. Deswegen war ich auch 2018 auf alles gefasst, gab die Hoffnung aber nicht auf. 
Als dann die ersten Punkte im zweistelligen Bereich eintrudelten, wurde mein Grinsen immer breiter. 
Das Schöne an der Sache ist jetzt nicht nur, dass wir es wirklich auf die linke Tabellenhälfte geschafft haben, sondern auch noch den VIERTEN PLATZ belegten. Und zwar mit 340 Punkten. Natürlich gibt es bei Wettbewerben immer Leute, die den letzten Platz belegen müssen. Buchlinge, ihr glaubt aber nicht, wie viel Spaß es macht, wenn die zweistelligen Punkte nur so auf das Punktekonto regnen. Besonders freut es mich für Michael Schulte, dass er jetzt nicht nur deutschlandweit, sondern auch international an Bekanntheit gewonnen hat.
Im Gegensatz zu anderen ESC Finalisten aus den letzten Jahren, vermutete ich, dass Michael Schulte am wenigsten zu verlieren hatte, da er sich so oder so mit den Jahren eine Fanbase aufgebaut hatte, die ihm – ESC hin oder her – auch treu bleiben würde. Und nun sind eben noch einige Fans hinzugekommen. 
Und Du? 
Verfolgst Du den Eurovision Song Contest?
Wer gehörte in diesem Jahr zu Deinen Favoriten? 

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