Die sieben Männer der Evelyn Hugo

Das Hörbuchcover von "Die sieben Männer der Evelyn Hugo"
Bild von audible

Der Inhalt

Die Handlung wird aus zwei Perspektiven erzählt: Wir lernen die ambitionierte Journalistin Monique kennen, die bei einer großen Zeitung arbeitet. Eines Tages wird sie in das Büro ihrer Vorgesetzten zitiert. Die Zeitung hat eine Anfrage der weltbekannten Schauspielerin Evelyn Hugo bekommen. Sie möchte der Zeitung ein Interview geben. Allerdings nur, wenn es von Monique geführt wird.

Im zweiten Handlungsstrang, ihr erahnt es wahrscheinlich schon, lernen wir den Menschen kennen, der sich hinter der Schauspielerin Evelyn Hugo verbirgt. Wir erfahren, warum sie bestimmte Entscheidungen trifft, was ihr im Leben am wichtigsten ist und was ihr größtes Geheimnis ist.

Ich bin etwas hin und her gerissen, was die Handlung betrifft. Zu Beginn der Handlung wird angedeutet, dass Evelyn etwas Schreckliches getan haben muss. Da liegt es natürlich nahe, dass wir erfahren wollen, worum es sich dabei handelt. Um das zu begreifen, müssen wir aber erst einmal in die Welt der 1950er bzw. 1960er Jahre eintauchen.

Taylor Jenkins Reid nimmt uns mit in die Welt Hollywoods in der mehr Schein als Sein an der Tagesordnung steht. Was ich hier sehr spannend zu hören fand war, was wirklich hinter den Kulissen abläuft. Natürlich handelt es sich hier um einen Roman und wir wissen nicht, wie viel davon auf Taylor Jenkins Reids Recherche beruht und wie viel frei erfunden ist. Jedenfalls zeigt sie, wie strategisch die Schauspielenden denken und welches Bild sie von sich in der Öffentlichkeit möchten.

Was die Handlung betrifft, hadere ich noch etwas mit mir. Taylor Jenkins Reid zeigt uns hier eine tolle, runde Handlung mit spannenden Themen. Im Vordergrund steht die Frage, wie viel man für die Menschen riskiert, die man liebt. Dicht gefolgt von der Frage, ob der Mensch, der man ist, interessant und liebenswert genug ist, oder die Leute eigentlich nur das Bild lieben wollen, das bewusst nach außen transportiert wird.

Diesen Konflikt konnte ich sehr gut nachvollziehen und fand ihn auch authentisch umgesetzt. Dennoch fehlte mir das gewisse Etwas und das obwohl die Handlung spannend und dynamisch erzählt wird und ich das Hörbuch wirklich sehr gern gehört habe.

Den Plottwist fand ich sehr spannend und habe ihn auch nicht kommen gesehen. Mir fiel es aber schwer zu erkennen, warum sich Evelyn mit Schuld beladen hat. Ich konnte nachvollziehen, dass sie in einer schwierigen Situation steckte. Aber ihre Entscheidung, wie sie am besten aus der Situation herauskommt und ganz nebenbei noch andere Menschen um sich herum schützt, konnte ich mehr als nachvollziehen. Deswegen trug die Situation für mich nicht dazu bei, dass ich ein schlechtes Bild von Evelyn gewonnen habe.

Was mir sehr gut gefallen hat ist, dass der Titel etwas in die Irre führt. Zu Beginn der Handlung befürchtete ich, dass es um sieben Liebesbeziehungen mit unterschiedlichen Männern ging. Dabei ging es in dem Hörbuch um so viel mehr.

Männer waren hier und da wichtig, aber für Evelyn vor allem Mittel zum Zweck. Immer wieder höre ich von Romanen in denen Frauen von Männern enttäuscht werden. Taylor Jenkins Reid dreht hier den Spieß um, was mich sehr beeindruckt hat.

Die Figuren

Wir lernen hier zwei Hauptfiguren kennen:

Die Journalistin Monique, die sich sehr auf die Herausforderung freut, mit Evelyn zusammenzuarbeiten, die aber auch immer wieder mit Selbstzweifeln zu kämpfen hat. Kann sie wirklich die Geschichte erzählen, die Evelyn über sich lesen möchte? Und warum will Evelyn ausgerechnet mit ihr sprechen?

Interessant war auch, dass Monique Parallelen zu Evelyns Leben in ihrem eigenen Leben entdeckt und sie einiges von Evelyns Erkenntnissen mit in ihr eigenes Leben nehmen kann ,aber nicht so, dass sie eine Kopie von Evelyn wird, sondern, dass sie lernt zu sich zu stehen und Dinge einzufordern.

Evelyn sagt von sich, dass sie eine schwierige Persönlichkeit sei. Interessant fand ich, dass ich das überhaupt nicht so wahrgenommen habe. Natürlich wusste Evelyn was sie will und hat auch alles dafür gegeben, um ihr Ziel zu erreichen. Dennoch erlebte ich sie nicht als egoistischen Menschen, sondern als eine Person, die ihrem Umfeld helfen wollte, auch wenn die Wege von außen betrachtet, manchmal eigenartig aussahen.

Die Hörbuchgestaltung

Das Hörbuch wurde ausschließlich als Download dafür aber ungekürzt im Audio Media Verlag produziert. Es lesen: Brigitte Trübenbach, Martha Kindermann und Oliver Siebeck, die wirklich toll miteinander harmoniert und mir eine richtig angenehme Hörbuchzeit beschert haben.

Da wir zwei Perspektiven haben, nämlich Monique und Evelyns, hat sich der Verlag für zwei Sprecherinnen entschieden. Leider wurde zu Beginn des Hörbuches nicht erwähnt, wer welche Rolle spricht. Da ich kürzlich aber ein Video mit Martha Kindermann gesehen habe, ordne ich ihr die Rolle der Monique zu, während Brigitte Trübenbach in die Rolle der Evelyn Hugo schlüpft.

Oliver Siebeck hingegen hat nur eine kleine Sprechrolle. Er liest nämlich Zeitungsartikel, die von Evelyn Hugo erzählen. Ich kenne Siebeck vor allem aus der Sieben Schwestern Reihe von Lucinda Riley. Dort liest er vergleichsweise langsam und legt Wert auf die Betonung. Die Zeitungsausschnitte liest er aber genauso, wie ich mir eine Klatsch-und-Tratsch Zeitung vorstelle. Er hat diese zynische Atmosphäre wirklich gut transportiert.

Was mir an Martha Kindermann und Brigitte Trübenbach auf Anhieb gut gefallen hat war, dass sich ihre Stimmfarben so gut ergänzen. Martha Kindermann hat eine helle Stimmfarbe, die zu Monique passt und deutlich macht, dass Monique viel jünger ist als Evelyn Hugo. Ich mochte ihre Lesegeschwindigkeit, die Moniques Unruhe gut hörbar werden lässt.

Brigitte Trübenbach liest langsamer, betont aber an den richtigen Stellen, sodass die Tragweite des Gesagten, oder bestimmter Situationen nicht verloren geht. Außerdem legt sie eine tolle Dynamik in die Dialoge.

Der Schreibstil

Taylor Jenkins Reid hat einen tollen, lebendigen Schreibstil, der mir einen schnellen Einstieg in die Handlung ermöglicht hat. Was mir hier erstmals bewusst geworden ist, war die Umsetzung der verschiedenen Typen der Ich-Erzählenden.

Moniques Perspektive wird nämlich in der erlebenden Ich-Perspektive erzählt. Sie ist in der Gegenwart geschrieben, was wir daran merken, dass Monique genau dieselben Informationen hat, wie wir Hörenden und sie die Handlung mit uns gemeinsam entdeckt und damit genauso viele Informationen hat wie wir.

Evelyns Perspektive ist die erzählende Ich-Perspektive. Evelyn blickt auf ihr Leben zurück, weiß welche Entscheidungen sie getroffen hat und welche Konsequenzen diese Entscheidungen hatten. Damit weiß sie mehr als wir und entscheidet auch, wann welche Informationen geteilt werden.

Als wäre das nicht genug, bedient sich Taylor Jenkins Reid immer wieder einer Art allwissenden Erzählers, der vor allem in Moniques Perspektive zu finden ist. Das hat mich dann wiederum verwirrt, weil sich hier das Erlebende und das Allwissende miteinander vermischen. Dennoch sorgen diese allwissenden Erzähler Einschübe wie Hätte ich gewusst, dass...-Sätze für Spannung und ich empfinde sie nicht als Stilbruch. Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie gut das Stilmittel funktioniert.

Gesamteindruck

Die sieben Männer der Evelyn Hugo ist ein Hörbuch, das mich sehr gut unterhalten hat und auch eine spannende Geschichte erzählt. Leider wurde meine Begeisterung aber von den Erwartungen ausgebremst, die ich an das Hörbuch hatte. Es ist ein Hörbuch, das mir in guter Erinnerung bleiben wird. Trotzdem ist es für mich kein Highlight, wobei das Jammern auf sehr hohem Niveau ist.

Ich möchte unbedingt weitere Bücher von Taylor Jenkins Reid hören, weil sie eine tolle Erzählstimme hat.

Lieblingszitate

»Männer waren fast nie wegen meines Charakters mit mir zusammen. Damit will ich nicht sagen, dass liebe Mädchen Mitleid mit den Schönen haben sollten. Ich sage nur, dass es nicht so toll ist, für etwas geliebt zu werden, für das man nichts kann.«
(»Die sieben Männer der Evelyn Hugo« von Taylor Jenkins Reid, Track 39).

»Du könntest ein Niemand sein, der in einem Pappkarton lebt und ich würde dich immer noch lieben.«
(»Die sieben Männer der Evelyn Hugo« von Taylor Jenkins Reid, Track 51).

»Ich warf einen Blick in den Spiegel und konnte ohne jeden Zweifel feststellen, dass ich schön war. Aber das bedeutete nicht, dass ich geliebt wurde.«
(»Die sieben Männer der Evelyn Hugo« von Taylor Jenkins Reid, Track 74).

Infos zum Hörbuch

Die sieben Männer der Evelyn Hugo
Geschrieben von: Taylor Jenkins Reid
Gelesen von: Brigitte Trübenbach als Evelyn Hugo, Martha Kindermann als Monique und Oliver Siebeck als Leser von Zeitungsartikeln.
Bewertung: 3 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

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Hier findet ihr mehr Infos über:
Martha Kindermann
Brigitte Trübenbach
Oliver Siebeck

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