Der Inhalt
Der Inhalt wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Wir lernen nicht nur die Hauptfigur Benedikt kennen, sondern erleben auch, wie andere Stadtbewohner den Pfarrer erleben. Zu Beginn der Handlung war ich etwas verwirrt, weil mir nicht klar war, welche Figuren wirklich wichtig für den Roman waren und wer nur einen einmaligen Auftritt bekam. Interessant war, dass sich der Roman für mich schlecht einem bestimmten Genre zuordnen ließ. Es gibt zwar eine Gewalttat, aber diese rückt schnell in den Hintergrund, weil sich Benedikt Theves schnell wieder mit dem Alltag in seiner Gemeinde befassen muss.
Er ist nämlich alles andere als glücklich. Er merkt, dass er seine Gemeinde nicht wirklich begeistern kann. Auch seine Frau scheint sich nicht für die Arbeit in der Gemeinde zu interessieren. Außerdem gibt es da noch einen Bruder, der kein gutes Haar an Benedikt lässt. Was mir auffiel war, dass in Mein Wille geschehe viele Themen angesprochen wurden. Nicht nur die Interaktion zwischen den Figuren stand im Vordergrund, sondern auch das Thema Religion. Letzteres fand ich ziemlich interessant, weil ich erstmals den Eindruck bekam, dass hier ein Bezug zwischen Religion und den Texten, die in der Bibel stehen und dem Alltag unserer Figuren hergestellt wird.
Dazu muss man aber auch sagen, dass ich keine Kirchgängerin bin. Ich bekomme Messen also nur dann mit, wenn Verwandte oder Freunde heiraten, oder es eben eine Beerdigung gibt. Da fehlte mir oft der Bezug von Religion zu den Menschen, wegen denen ich in die Kirche gekommen bin.
Freunde, die regelmäßig Gottesdienste besuchen, konnten mit den Predigten im Buch wenig anfangen.
In Mein Wille geschehe hat es Bernd Schwarze geschafft mir Religion etwas näher zu bringen. Schon allein deswegen hat es sich gelohnt, das Hörbuch zu hören.
Allerdings konnte ich mit den Figuren leider wenig anfangen. Wir finden zwar heraus, wie Hauptfigur Benedikt zu Religion steht, aber er selbst als Figur blieb mir fremd. Seine Handlungen konnte ich nur bedingt nachvollziehen. Daher fiel es mir auch schwer, seine Entwicklung nachzuvollziehen. Gegen Ende trifft er zudem eine Entscheidung, die seine Prinzipien aus meiner Sicht wieder völlig über den Haufen werfen. Das hat mich wiederum sehr verwirrt. Zudem fand ich das Ende an sich sehr fraglich, weil es die Frage in den Raum stellt, was eine gerechte Strafe für Menschen ist, die unrecht handeln. Über die Antwort, die Bernd Schwarze inhaltlich auf diese Frage gibt, lässt sich mit Sicherheit viel diskutieren.
Die Hörbuchgestaltung
Die Hörbuchgestaltung hat mir gut gefallen. Das Hörbuch wurde ungekürzt von Audible produziert. Bernd Schwarze liest seinen Roman selbst. Er hat eine angenehme Stimmfarbe und betont auch sehr gut. Wahrscheinlich liegt es daran, dass er selbst Pfarrer ist, es also gewohnt ist, vor Menschen zu sprechen und Texte zu lesen. Normalerweise bin ich bei Autor:innenlesungen eher misstrauisch. Die Lesung von Mein Wille geschehe hat mir aber sehr gut gefallen.
Toll fand ich auch, dass Audible diesmal das Nachwort und die Danksagung produziert hat. Ich gehöre ja zu den Menschen, die Danksagungen sehr gerne hören, weil wir so auch etwas über die Autor:innen erfahren. Und was soll ich sagen? Gegen Ende gibt es einen kleinen Gastauftritt.
Der Schreibstil
Bernd Schwarzes Schreibstil ist angenehm. Er hat mir einen leichten Einstieg in die Handlung beschert. Außerdem hat er das Thema Religion gut verpackt, sodass es auch für Leute, wie mich, die eben nicht oft in die Kirche gehen, greifbar ist. Die Stimmung im Roman war angenehm. Bernd Schwarze erzählt die Geschichte sehr gemütlich. Es ist nicht so, dass an Dynamik fehlt, sondern eher, dass der Roman vor allem für Leute geeignet ist, die sich ganz vorsichtig dem Genre Krimi nähern wollen.
Gesamteindruck
Mein Wille geschehe ist ein toller Roman für zwischendurch. Er hat mich gut unterhalten, konnte mich aber nicht vollständig überzeugen. Dennoch glaube ich, dass viele Hörer:innen Gefallen an Benedikts Abenteuer finden werden.
Infos zum Hörbuch
Mein Wille geschehe
Geschrieben von: Bernd Schwarze
Gelesen von: Bernd Schwarze
Bewertung: 3 von 5 Punkten
Da es das Hörbuch leider nur bei Audible gibt, gibt es diesmal keine Verlinkung zu meiner Lieblingsbuchhandlung.