Schachnovelle Hörbuch vs. Film

Das Hörbuchcover von "Schachnovelle"
Bild von Argon Verlag

Zum Hörbuch

Die Geschichte beginnt mit zwei Herren, die sich auf einer Schiffsfahrt kennenlernen. Beide verbindet eine Leidenschaft: Das Schachspiel. Umso faszinierter sind sie, als sie herausfinden, dass ein Schachweltmeister ebenfalls auf dem Schiff ist. Als sie ihn zu einem Spiel herausfordern und eine Niederlage droht, betritt ein weiterer Gast den Raum und das Blatt wendet sich.

Die Handlung wird in ca. 2 1/2 Stunden erzählt. Im Vergleich zu anderen Novellen war mir der Inhalt zumindest im Hörbuch leider zu wenig miteinander verwoben. Alle Themen, die im Roman angesprochen werden, stehen nebeneinander. Mir hat aber der Bezug zueinander gefehlt. Die Figuren waren mir ebenfalls zu oberflächlich. Die beiden Herren, die wir zu Beginn der Handlung kennenlernen, geraten irgendwann in den Hintergrund. Zudem scheint der Weltmeister keine andere Funktion zu haben, als da zu sein, um das Turnier zu spielen. Das war mir etwas zu wenig. Natürlich kann man jetzt damit argumentieren, dass nicht viel Zeit bleibt, eine Geschichte zu erzählen.

Was ich dagegen halte:
1. Ich habe schon Novellen mit mehr Tiefe gelesen.
2. Die Verfilmung.

Die Hörbuchgestaltung hat mir gut gefallen. Der Inhalt wird auf zwei CDs erzählt, die sich in einer Digipack Hülle befinden. Auf dem Cover sehen wir zwei Schachfiguren. Eine davon liegt, während die andere steht. Da Schach das zentrale Thema der Geschichte ist, freut es mich, dass sich das auch im Cover zeigt.

Christoph Maria Herbst liest die Geschichte und versteht sich gut darauf, die Atmosphäre der Handlung in Worte zu fassen. Das zeigt sich vor allem daran, dass er leiser, langsamer und gefühlt auch nach innen liest. Während zu Beginn noch eine Faszination im Vordergrund steht, weil die Figuren (und vielleicht auch wir Hörer*innen) mehr über den Weltmeister herausfinden wollen, weicht die Faszination sehr schnell einer Schwermut, als wir eine andere Geschichte kennenlernen.
Etwas Mühe hatte ich, dass innerhalb der Novelle plötzlich der Erzähler wechselt. Hier hätte ich mir gewünscht, dass sich der Unterschied auch in der Lesung bemerkbar macht.

Infos zum Hörbuch:

Die Schachnovelle
Geschrieben von: Stefan Zweig.
Es liest: Christoph Maria Herbst.
Bewertung: 2 von 5 Punkten

Zwei Hände halten eine Film-Klappe. Auf der Klappe steht: Ge(h)schaut.
Bild von: Emma Zecka

Zum Film

Der Film hat mich positiv überrascht. Normalerweise bin ich bei Literaturverfilmungen immer etwas misstrauisch. Immer wieder kommt es vor, dass bei Filmen etwas von der Handlung weggelassen werden muss, oder ergänzt wird, was leider nicht immer zur Geschichte passt. Hier hingegen haben die Änderungen dafür gesorgt, dass die Handlung für mich abgerundet wurde, was damit zusammenhing, dass Handlungsstränge miteinander verbunden wurden und man zum Schluss darauf zurückkam.

Im Film gibt es keine zwei Herren, die einen Schachweltmeister beobachten. Wir steigen direkt mit dem geheimnisvollen Herrn ein und finden heraus, wie er auf das Schiff kam und wie sein Leben davor aussah. Er führte ein glückliches Leben, bis Österreich von den Nationalsozialisten eingenommen wurde. Daraufhin kam er in Isolationshaft. Er hatte nämlich Informationen, die sehr wertvoll waren. Die Frage war nur, ob er die Informationen für sich behalten, oder irgendwann nachgeben würde.

Die Fragestellung im Film ist, wie man in einer Isolationshaft überlebt. Wenn einem der Kontakt zur Außenwelt genommen wird. Es wird gezeigt, wie ein Mann mit der Herausforderung umgeht und was dafür sorgt, dass er eine Krise überwindet. Allerdings werden auch die Fragen aufgeworfen, wie viel die eigene Freiheit wert ist und ob er zum Schluss wirklich frei war.

Was mir außerdem gut gefallen hat: Die DVD ist mit einer Audiodeskription ausgestattet. Das heißt, alle Inhalte, die visuell dargestellt werden, werden beschrieben. Für den Film ist das sehr wichtig, da sich viele Details vor allem visuell zeigen.

Infos zum Film:

Die Schachnovelle
Erschienen: 2021.
Regie: Philipp Stölzl
Drehbuch: Eldar Grigorian.
Es spielten: u.a. mit: Oliver Masucci als Dr. Josef Bartok, Birgit Minichmayr als Anna Bartok
Albrecht Schuch als Franz-Josef Böhm / Mirko Czentovic

Mein Fazit

Für mich kommt es darauf an, was wir vom Inhalt der Schachnovelle erwarten. Wenn wir eine Geschichte suchen, in der die Grenze zwischen Wahrheit und Fiktion fließend ist und in der wir mitraten können, seid ihr mit dem Film gut beraten.
Wenn ihr hingegen eine Novelle für zwischendurch sucht, in der ein ernstes Thema angesprochen wird, aber in der die Handlung über einen bestimmten Rahmen nicht hinausgeht, seid ihr mit dem Hörbuch besser beraten.

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Das Hörbuch wurde mir kostenlos als Rezensionsexemplar vom Argon Verlag zur Verfügung gestellt.

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