Ge(h)fragt – Daniela Vogel

 

Foto: Daniela Vogel 

Über Daniela

Hinweis: Den Text über die Autorin stellte mir Daniela zur Verfügung. Ich habe ihn lediglich leicht überarbeitet.

Daniela wurde 1979 in Karlsruhe geboren. Schon früh interessierte sie sich für die Natur und für Literatur. Zuhause traf man sie selten ohne Buch in der Hand an. Sie las im Stehen, im Laufen und in den unmöglichsten Positionen.

Sie arbeitet als Technische Redakteurin. Dort ist Daniela mit dem Erstellen von Handbüchern vertraut, etwas in Wort und Schrift zu erklären ihr täglich Brot. Literatur zu verfassen erfordert darüber hinaus, auch Emotionen beim Leser zu wecken, das war die willkommene Herausforderung bei ihrer Arbeit als Autorin.

Schon immer sehr familienorientiert war es für Daniela sehr schwer, als sich ihr Kinderwunsch lange Jahre nicht erfüllte. Durch eine Eizellspende im Ausland wurde sie schließlich schwanger. Ihre Erfahrungen verarbeitete sie in ihrem Erstlingswerk “Der zweite Strich”.

Mit Mann und Sohn lebt sie im Schwarzwald, wo die Familie gerne die Umgebung erforscht, am liebsten mit dem eBike. Neben Radwandern musiziert die Familie gerne, zwar auf niedrigem Niveau, aber mit viel Begeisterung.

Daniela:
… auf Instagram.

Ein Mikrofon. Daneben steht der Schriftzug Ge(h)fragt.
Foto: Emma Zecka

Das Interview

Liebe Daniela, kürzlich erschien Dein Debüt “Der zweite Strich”. Um was geht es in Deinem Buch?

In meinem Buch geht es um unseren langen unerfüllten Kinderwunsch und wie er sich schließlich nach 10 Jahren doch noch erfüllte, nämlich dank einer Eizellspende in Dänemark.

Wie kam es zu der Idee, Deine Geschichte in einem Buch aufzuschreiben?

Als mein Sohn auf der Welt war, hatte ich das Bedürfnis nach Austausch. Ich begann, auf Instagram meine Geschichte zu erzählen. Das stieß auf Interesse. Irgendwann dachte ich, dass es schön wäre, unsere Geschichte zusammenhängend zu erzählen und auch einem Publikum außerhalb Instagram verfügbar zu machen. Ein solches Buch hätte uns vor der Eizellspende viel Mut gegeben, wir hätten gesehen, wie so ein Weg aussieht und dass wir nicht alleine sind.

Wie bist Du bei der Arbeit an Deinem Buch vorgegangen?

Meine Texte von Instagram bildeten die Basis. Ich strukturierte unsere Geschichte, schrieb die Texte um oder neu, ergänzte, ordnete die Kapitel neu, schrieb und so weiter. Und als ich der Meinung war, im Prinzip fertig zu sein mit den Text, hab ich eine Lektorin engagiert. Nach einiger Zeit wird man so betriebsblind. Die Lektorin hatte wertvolle Hinweise zur Struktur, dass ein Kapitel besser nach hinten sollte, welche Infos ihr global noch fehlen und dann natürlich auch konkret auf Textebene. Schließlich wollte ich einen Text, der sich flüssig und verständlich liest, aber auch Emotionen weckt und informiert. Ich denke, das ist mir ganz gut gelungen.

Im Klappentext von “Der zweite Strich” schreibst Du, dass Du zehn Jahre versucht hast, Mama zu werden. Wäre für Dich auch eine Adoption oder die Aufnahme eines Pflegekindes eine Option gewesen? Warum hast Du Dich gegen die Option entschieden?

Jein. Ich hätte ein fremdes Kind zwar lieben können, aber ein Pflege- oder Adoptivkind wäre keine Option gewesen. Zum einen wollte mein Mann nur ein genetisch eigenes Kind aufziehen. Ich schreckte vor dem langen Bewerbungsprozess zurück und wollte im Familienleben auch nicht das Jugendamt involviert haben. Mit einem möglichen Rucksack des Kindes hätten wir nicht umgehen können und wollen, z.B. Bindungstraumata oder Schäden durch Alkohol in der Schwangerschaft. Schließlich haben wir auch die formalen Anforderungen an Alter, Finanzkraft etc. nicht erfüllt. Und es kommen soviele Bewerber auf wenige Kinder, da rechneten wir uns auch nicht wirklich Chancen aus.

Wie ist es für Dich, Mama zu sein? Gibt es irgendwelche Dinge, die Du gerne vorher gewusst hättest?

Das Ausmaß an Liebe und Sorge hat mich kalt erwischt. Und was es wirklich heißt, 24/7 verantwortlich zu sein für ein Wesen, dass völlig von dir abhängig ist, darauf kann man sich nicht vorbereiten.
Gewusst hätte ich gerne so praktische Sachen, wie Windeln, Stillen, am Leben halten funktioniert.

Foto von
Daniela Vogel

Du hast “Der zweite Strich” im Selfpublishing über Amazon veröffentlicht. Selfpublishing heißt, alle Fäden selbst in der Hand zu haben und viele Dinge organisieren zu müssen. Wie schaffst Du es Dein Leben als Autorin und Dein Leben als Mama unter einen Hut zu bekommen?

Genau, plus das Leben als Teilzeit-Arbeitnehmerin. Keine Ahnung, wie ich es geschafft hab. Ich hab am Buch geschrieben, wenn der Kleine geschlafen hat. Und mein Mann hat Haushalt und Kochen komplett übernommen. Dann gibt es noch eine engagierte Oma. Aber es bleibt ein Balanceakt, gerade kleines Kind und Arbeit, eigentlich ist es nicht wirklich vereinbar.

Wer das eigene Buch im Selfpublishing veröffentlicht, muss sich auch um das Marketing kümmern. Wie bist Du bei der Suche nach Blogger*innen vorgegangen?

Das ist wirklich schwierig. Ich bin ja eigentlich auch selber Blogger, aber seit der Geburt der Kleinen bin ich kaum zum Lesen gekommen, geschweige denn zum Rezensieren. Ich bin die Liste meiner Bloggerkollegen durchgegangen und hab geguckt, wer sich für das Genre interessieren könnte. Auch auf Twitter hab ich nach Rezensenten gesucht.

Welche Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Blogger*innen hast Du bisher gemacht?

Da war alles dabei, manche haben nicht geantwortet, andere höflich abgesagt, einige zugesagt oder, wie du, Unterstützung angeboten.

Welche Marketingaktionen kannst Du anderen Selfpublisher*innen empfehlen?

Ich hab das Buch in diversen Foren, in denen es um Kinderwunsch oder Eizellspende ging, vorgestellt. Außerdem hab ich meine Follower auf Instagram auf dem Laufenden gehalten und hier gab es auch ein Gewinnspiel. Ich hab einfach versucht, die Zielgruppe zu erreichen. Richtig tolle Tipps hab ich aber nicht, ein gutes Marketing zu machen ist definitiv eine der Nachteile als Self-Publisher, die Verlage haben da ganz andere Möglichkeiten.

Du schreibst unter einem Pseudonym. Warum hast Du Dich für das Pseudonym entschieden?

Eizellspende ist in Deutschland immer noch ein Tabu. Ich wollte nicht googlebar sein, auch, um meinen Sohn zu schützen, da ich ja teilweise sehr intime Dinge berichte.

Wie sind die Reaktionen auf “Der zweite Strich” bisher ausgefallen?

Bisher positiv, vor allem haben sich viele Betroffene gefreut, dass das Thema endlich auf dem Buchmarkt vertreten wird. Viele erhoffen sich einen Impuls davon. Andere sind einfach interessiert an Schicksalsgeschichten und kannten das Thema vorher so gar nicht.

Weißt Du schon, ob es ein zweites Buch von Dir geben wird?

Da ich jetzt weiß, was man beim Publizieren beachten muss, könnte ich mir vorstellen, meine Sammlung von Kurzgeschichten zu veröffentlichen. Ebenso gibt es den Anfang eines Fantasy-Romans, vielleicht bekomme ich den irgendwann mal weitergeschrieben. Wenn das zweite Kind auf der Welt ist und/oder es eine Gesetzesänderung gibt, wird es bestimmt eine zweite Auflage geben. Und im Moment redigiere ich gerade die englische Ausgabe von “Der zweite Strich”. Ich hab es von einem Freelancer übersetzen lassen. Die englische Ausgabe heißt “The Second Line” und richtet sich an Menschen im anderssprachigen Ausland, z.B. Skandinavien.

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