So war es auf der Frankfurter Buchmesse 2019

Gelbe Fläche, die mit einem Reißverschluss aufgezogen wird. Heraus schaut eine große Menschengruppe, die wir aus der Vogelperspektive sehen.
Bild von A. Mack

Hallo Buchlinge,

es wird Zeit, euch von meinem diesjährigen Besuch der Frankfurter Buchmesse zu berichten. Gemeinsam mit Ge(h)folge Mitglied Skyara habe ich die Messehallen unsicher gemacht und interessante Veranstaltungen besucht. Diesmal gibt es keinen chronologischen Messebericht, weil ich nur einzelne Veranstaltungen hervorheben möchte. Unser Terminplan war zwar gut gefüllt, dennoch gibt s über viele Termine einfach nicht viel zu erzählen. (Buchlinge, wir ahnen es wohl alle: Der Messebericht wird trotzdem lang…). Also, auf geht’s…

Countdown: Dystopie in Freiburg – oder in meinem Kopf? 
Wie das in der Nacht vor der Abreise zur Buchmesse nun mal so ist, habe ich einen sehr leichten Schlaf. Am Abreisetag geht es für mich nämlich meist früh los. Skyara wollte mich um 05:30 Uhr bei mir zu Hause einsammeln. (Für sie bedeutete das übrigens schon um 03:00 Uhr aufzustehen. Ihr müsst bedenken, dass wir mit dem Auto nach Frankfurt gefahren sind und uns aus bekannten Gründen während der Fahrt nicht mit dem Fahren abwechseln konnten). 
Jedenfalls wachte ich in der Nacht auf und stellte fest, dass es dunkel ist. Und damit meine ich nicht nur die typische Nachtschwärze. Auch die Straßenbeleuchtung war offenbar ausgefallen. Ich stand auf und begegnete Familienmitgliedern im Flur, die mir verkündeten, dass es wohl einen Stromausfall gab. Iich muss  sagen, dass war schon etwas gruselig. Ein bisschen erinnerte mich das an das Setting einer Dystopie. Diese Vorstellung hielt mich dann auch ungefähr eine Stunde lang wach… 
Skyara kam um kurz nach 06:00 Uhr bei mir an und gemeinsam machten wir uns durch die, inzwischen wieder erleuchtete, Innenstadt auf den Weg Richtung Autobahn. Erstaunlicherweise sind wir am Donnerstag ziemlich gut durchgekommen. Obwohl wir etwas später los kamen, schafften wir es doch zu unserem offiziell ersten Termin nach Frankfurt. (Die Lektoratssprechstunde ließen wir ausfallen. Der Vorteil ist, dass diese während der Messetage immer zur selben Zeit stattfindet. Wir hatten also die Option, den Termin an einem anderen Tag nachholen zu können). 
Skyara und ich gehen getrennte Wege: Zumindest am Messefreitag   
Bild von Frankfurter Buchmesse

In diesem Jahr gab es für Skyara und mich eine kleine Premiere: Wir wollten die Frankfurter Buchmesse am Messefreitag getrennt voneinander unsicher machen. Skyara wollte die Gelegenheit nutzen, durch die Hallen schlendern, in Ruhe stöbern und sich einfach mal treiben lassen, ohne einen vollen Terminkalender im Rücken zu haben.

Mein Freitag hingegen war beinahe durchgeplant. Ich habe mir für den Freitag eine Assistenz organisiert, damit ich mich nicht alleine auf dem Messegelände orientieren musste. (Für diejenigen unter euch, die es interessiert: Die Assistenz habe ich über einen privaten Kontakt vermittelt bekommen. In diesem Jahr wurde aber ein Assistenzdienst, der 15 Euro die Stunde gekostet hat, über die Frankfurter Buchmesse organisiert. Außerdem gibt es ein paar Portale im Internet, über die man eine Assistenz finden kann. Mehr Infos dazu gibt es hier). 
Ge(h)folge Mitglied Skyara besuchte zudem ihr erstes Blogger*innentreffen eines Printbuchverlages. Da ich hauptsächlich Hörbücher höre, habe ich die Angebote für Blogger*innen der Printbuchverlage nicht auf dem Schirm, bzw. gehöre auch nicht zur Zielgruppe der Verlage. Deswegen wäre ich wahrscheinlich nicht zum Blogger*innentreffen gegangen und habe mich stattdessen gefreut, meine Anmeldung an Skyara weiterreichen zu können. 
Außerdem entdeckte Skyara am Messefreitag eine Gesprächsrunde des Labels Impress aus dem Hause des Carlsen Verlags. Skyara hat von diesem Termin Folgendes zu berichten: 
v.l.n.r Moderatorin Lea, Mimi Heeger,
Anna Savas, Terresa Sporre

Die Autorinnen sprachen über ihre jeweiligen Romane. Hier wurde immer wieder auf das Thema eingegangen wie die Autorinnen denn auf ihre Settings kamen. Bei Mimi Hegers Secret Kiss – Die Tochter vom Coach stellte sich z.B. heraus, dass sie selbst die Tochter des damaligen Fußballtrainers war/ist und somit selbst bereits tief in der Materie verwurzelt war. Bei Anna Savas Loving or Loosing – Als du in mein Leben kamst ist das Setting die Schule und das Zuhause. Allerdings wurde nicht so viel über diesen Titel gesprochen, genau so wenig wie über Teresa Sporrers Liebe ist wie ein Rocksong bei dem das Setting auch schon aus dem Titel erraten werden kann. Leider wurde hier nur wenig über den Inhalt der jeweiligen Geschichten gesprochen und auch der Romance Content und wie sie diesen in ihren Texten finden und einbauen, wurde kaum bis gar nicht angesprochen, was ich recht schade fand. 
Unsere Highlights im Rahmen 
der besuchten Veranstaltungen
In diesem Jahr habe ich mir bewusst viele Termine herausgesucht, die auf der Frankfurt Authors Stage (ehem. Selfpublishing Area) stattfanden. Ich plane nämlich im September nächsten Jahres einen Roman zu veröffentlichen. (Hierzu erzähle ich euch in einem anderen Beitrag etwas mehr darüber). 
Mein (und auch Skyaras) Donnerstags-Highlight) war… 
Wie viel kostet mein Buch? 
Hier gaben die Autorinnen Ulrike Busch, Katharina Mohini, Katharina Mosel und Ira Wundram einen Einblick in ihre Finanzen. Deutlich wurde für mich vor allem: Je weniger man von der Technik und den Marketing versteht, desto mehr Geld geht für das Buch drauf. Zwei Autorinnen haben für ihre Romane 2.500 – 3.000 Euro investiert. Hier waren nicht nur das Lektorat und Korrektorat mit eingerechnet, sondern auch der Preis für das Coverdesign und ggf. die eBook Konvertierung enthalten. Ich war aber ziemlich erstaunt darüber, dass von allen Komponenten das Lektorat am meisten Geld kostet. Bisher bin ich davon ausgegangen, dass man für ein gutes Cover ebenfalls Summen im vierstelligen Bereich bezahlen muss.
Auf die Frage, auf welche Komponenten man beim ersten Selfpublishing Roman auf keinen Fall verzichten sollte, erklärten alle Teilnehmerinnen einstimmig, dass man unbedingt das Geld in ein Korrektorat investieren sollte. Beim einem Lektorat sollte man vor allem darauf achten, dass der/die Lektor*in zu einem passt. (Wie man das herausfindet wurde in der Veranstaltung nicht thematisiert). 
Skyara und ich waren positiv überrascht, dass die Autorinnen konkrete Summen genannt haben, die sie in ihre Bücher investieren. 
Tobias Kiwitt (Rechtsanwalt für u.a.
Medienrecht).
Foto: A. Mack
 

Fallen und Tücken im Verlagsvertrag 
Rechtsanwalt Tobias Kiwitt warnt ausdrücklich davor, einen Verlagsvertrag einfach blind zu unterschreiben. Ihm ist natürlich bewusst, dass der Vertrag für Leute, die nicht viel mit Recht zu tun haben, oft schwer zu verstehen ist. Dennoch empfiehlt er, zumindest ansatzweise nachvollziehen zu können, um was es in dem Vertrag geht. Eine Orientierung über die Inhalte des Verlagsvertrages gibt der Normvertrag, der vom Verband Deutscher Schriftsteller und vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels festgelegt wurde. Dieser Normvertrag wird auch in regelmäßigen Abständen nachverhandelt um beispielsweise auch digitale Rechte miteinzubeziehen. Unterstützung bekommt man vor allem beim Netzwerk Autorenrechte und beim Aktionsbündnis Faire Verlage.
An dieser Stelle noch ein paar Infos zum Honorar von Autor*innen: Bei Hardcover Titeln stehen einem 10% des Nettoladenpreises zu. (Die 10% beziehen sich auf den Betrag, der übrig bleibt, wenn die Umsatzsteuer abgezogen wurde). Bei den Softcovern hängt das Honorar von der Auflage ab. Hier variiert der Anteil zwischen 5 – 10%. 
Bild von Argon Verlag

Sebastian Fitzek und Tim-Thilo Fellmer sprechen über Analphabetismus 
Mit dieser Veranstaltung überraschte mich der Autor. Eigentlich rechnete ich damit, dass er eine halbe Stunde über seinen Psychothriller Das Geschenk sprechen würde. Doch stattdessen beschloss Sebastian Fitzek kurzerhand Tim-Thilo Fellmer zum Thema Analphabetismus zu interviewen. Milan, der Protagonist aus Das Geschenk ist nämlich einer von sechs Millionen Analphabet*innen in Deutschland. Tim-Thilo Fellmer, ehemaliger Analphabet, erzählte nicht nur von den Gründen für Analphabetismus und den Schwierigkeiten, die Analphabet*innen im Alltag begegnen, sondern auch von den Strategien, die sich diese zwangsläufig aneignen müssen. Er selbst ist inzwischen Autor und Verleger
Zuerst habe ich mich auf den Termin gefreut, weil ich damit gerechnet habe, dass Sebastian Fitzek eine halbe Stunde lang von seinem neuen Roman berichtet. Vor Ort, als sich herausstellte in welche Richtung sich die Veranstaltung entwickelte, war ich kurz ein bisschen enttäuscht. Doch dann freute ich mich darüber, dass der Autor seine Bekanntheit dazu nutzt, um über Analphabetismus aufzuklären. Das Lesezelt, in dem die Veranstatung stattfand, war nämlich bis auf den letzten Platz gefüllt. (Meine Rezension zum Hörbuch erscheint voraussichtlich kommende Woche). 
Clara Gabriel stellt ihre neue Reihe Heavenfield Hearts vor
Clara Gabriel haben Skyara und ich vor zwei Jahren kennengelernt. Hier teilte sie sich mit Haroon Gordon und dem Buchheim Verag einen Messestand und zwar unter dem Motto Buchalarm. Hier interviewten sie an allen Messetagen Autor*innen und Leute aus der Buchbranche. Clara Gabriel stellte dieses Jahr den ersten Band ihrer neuen Liebesroman-Reihe nämlich Heavenfield Hearts vor. Für Skyara war die Lesung das Highlight am Messesamstag. Sie wird euch demnächst mehr über den Reihenauftakt erzählen. 
Mir hat Clara Gabriels Schreibstil ebenfalls gefallen. Leider bin ich aber kein Fan von reinen Liebesromanen. Es hat mich also umso mehr gefreut, dass Skyaras Interesse für die Reihe geweckt wurde. 
Von diesen Veranstaltungen hätten wir mehr erwartet 
Buchlinge, in diesem Jahr gab es erstmals Termine von denen ich mir wirklich mehr erhofft habe. Natürlich gab es auch bei den vergangenen Messebesuchen Veranstaltungen, die mir im Vergleich zu anderen Terminen eher durchschnittlich gefallen haben. Aber gerade in diesem Jahr gab es Termine, die mich wirklich etwas enttäuscht haben. 
Mitreißende Dialoge schreiben 
Hier rechnete ich damit, dass uns zwei Lektorinnen von BoD etwas über das Schreiben von Dialogen erzählen würden. (Kurze Info: Für alle, die sich wundern, warum bei BoD auch Lektorinnen angestellt sind: BoD hat verschiedene Pakete. In einem Paket sind Coverdesign und Lektorat enthalten). Dieser Termin gestaltete sich eher zu einer Art Basis Korrektoratsveranstaltung. So erzählten die beiden Lektorinnen beispielsweise, welche Anführungszeichen in Büchern verwendet wurden. Das ist nur eines der Beispiele, die mir verdeutlichten, was die Lektorinnen im Arbeitsalltag wohl zu lesen bekommen. Vereinzelt gab es zwar ganz gute Hinweise für das Schreiben von Dialogen. Diese gingen für mich aber in der Masse aus Korrektoratshinweisen etwas unter. 
Zum Lesen hat man immer Zeit 
Hier erfuhr ich, dass es sich bei dieser Veranstaltung um eine Veranstaltungsreihe des Börsenvereins handelt. Mich hatte der Titel der Veranstaltung bereits irritiert, weil ich unter demselben Titel nämlich einen Vortrag auf der diesjährigen Leipziger Buchmesse gehört habe. Leider rutschte die Veranstaltung für mich vor Ort etwas ins Politische ab, was aber nahe lag, da beide Teilnehmer*innen auch politisch aktiv waren. Da ich gehofft hatte, dass es in den 45 Minuten hauptsächlich um Literatur geht, war ich etwas enttäuscht, konnte den spontan gewählten politischen Schwerpunkt aber nachvollziehen. 
Darf ich das überhaupt? Sensitivity Reading in der Literatur 
Leider war es am Messesamstag in Halle 3.0. unheimlich laut. Ich weiß nicht genau, ob es nur daran lag, dass ich ziemlich weit hinten stand, weil die Frankfurt Authors Stage mehr als auf den letzten Platz ausgefüllt war, aber ich hatte wirklich Mühe, die Teilnehmerinnen zu verstehen. Dabei war vieles von dem, was sie erzählten, ziemlich interessant. Leider ging es in den Inhalten, die ich verstanden habe, vor allem um das Thema Rassismus. Natürlich ist das Thema wichtig. Ich höre immer wieder, dass man hier unabsichtlich in Fettnäpfchen treten kann. Dennoch hatte ich gehofft, dass es bei der Veranstaltung auch um das Thema Behinderung in der Literatur geht, da ich mich demnächst mehr mit dem Thema Behinderung in der Literatur beschäftigen werde. 
Die Kritik an der Veranstaltung bezieht sich also nicht – im Gegensatz zu den vorherigen Absätzen – auf den Inhalt, sondern eher auf die Umsetzung für die die Teilnehmerinnen nicht wirklich etwas können. Ich hätte es beispielsweise praktisch gefunden, wenn man die Veranstaltung auch als Podcast zur Verfügung gestellt hätte, um sie im Nachhinein nochmal unter akustisch besseren Bedingungen nachhören zu können. 
Kleine Freuden 
In diesem Jahr standen wieder viele Verlagstermine in meinem Kalender, auf die ich mich sehr gefreut habe. 
So erfuhr ich von den Neuerscheinungen, die bei RandomHouse Audio, der Hörverlag, Jumbo – Neue Medien, dem Argon Verlag und steinbach – sprechende Bücher erscheinen. 
Frau Reiser von der Hörverlag brachte mich auf eine interessante Idee, wie ich meinen Podcast vielleicht endlich Streaming fähig bekomme. (Sobald mein Studium beendet ist, werde ich mich mal dahinterklemmen). 
Frau Tanzer von steinbach – sprechende Bücher konnte sich am Messefreitag sogar eine Stunde Zeit für unser Gespräch nehmen, was für Verlagstermine eher ungewöhnlich ist. Die Zeit verging wie im Flug. Ich bekam nicht nur einige Inspirationen für kommende Beiträge, sondern durfte auch einige Hörbücher mit nach Hause nehmen. 
Am Messefreitag wollte ich mich mit Kathrin von echo of the books eigentlich nur zum Mittagessen treffen. Letztendlich haben wir uns 1 1/2 Stunden über Gott und die Welt und das Verlagswesen unterhalten. Ich habe sie online durch einen regelmäßigen Sonntagsstream kennen gelernt, den es inzwischen nicht mehr gibt. Vor zwei Jahren haben wir uns dann zum ersten Mal persönlich getroffen. Es hat mich sehr gefreut, dass wir das Treffen dieses Jahr in Frankfurt wiederholen konnten. 
Zwischen Tür und Angel lief uns dann am Messefreitag und am Samstag auch Martin, der Buchwellenreiter, über den Weg. Obwohl Martin auf Buchmessen, ähnlich wie ich, von einem Termin zum nächsten hetzt, hatte er trotzdem immer wieder Zeit für ein Fünf-Minuten-Gespräch, was mich sehr gefreut hat. 
Am Freitag hatte ich auch die Gelegenheit ein paar Worte mit der Autorin Adriana Popescu zu wechseln. Vor ein paar Wochen hat sich die Autorin von ihren Social Media Kanälen zurückgezogen und ich habe mir schon Sorgen gemacht. Deswegen war ich sehr froh, sie bei der Buchmesse zum einen wieder in Aktion zu erleben und zum anderen auch ein paar Worte mit ihr wechseln zu können. (Ich hoffe, dass ich das bei der lit.Love wiederholen kann. Ich werde berichten). 
Und Du?
Hast Du die Frankfurter Buchmesse in diesem Jahr ebenfalls unsicher gemacht? 
Was gehörte zu Deinen Highlights? 

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