Ge(h)schaut – Club der roten Bänder Staffel 2

Foto: A. Mack

Etwas spät möchte ich nun auch meine Serienkritik zur zweiten Staffel von Club der roten Bänder mit euch teilen. Einer Serie, die ich dank einer Bloggerfreundin entdeckt habe. Nachdem mir die erste Staffel wahnsinnig gut gefallen hat und mit einer wunderbaren Szene endete, war meine Vorfreude auf die zweite Staffel ziemlich groß. Leider stiegen auch meine Erwartungen an den Cast, das Drehbuch und die Atmosphäre…

Club der roten Bänder – Worum geht’s? 
In der ersten Staffel haben wir fünf Jugendliche während ihrer Zeit im Krankenhaus begleitet. Doch die Krankenhausbehandlungen der Clubmitglieder dauern nicht ewig. Während einige Freunde weiterhin in der Klinik bleiben dürfen, kehren Andere zurück ins Leben oder finden neue Aufgaben, die sie erfüllen. Doch wie soll es mit dem Club weitergehen? Bleibt die Freundschaft der Jugendlichen trotzdem bestehen, auch wenn sie sich nicht mehr täglich im Krankenhaus begegnen?
Meine Meinung 
Rückblick auf die erste Staffel – Die Spoiler zur zweiten Staffel
Um wieder in die Serie einsteigen und wahrscheinlich auch ein paar neue Fans gewinnen zu können, wiederholte VOX von Anfang Oktober bis Anfang November die erste Staffel nochmal. emion nutzte die Gelegenheit und ließ sich von mir inoffiziell zum Serienfan küren. Allerdings fiel uns beiden recht schnell auf: In den Werbepausen wurden wir ordentlich gespoilert. Gerade die Fans, die sich jetzt erst zur Serie gesellten, bekamen hier fatale Informationen geliefert. Handlungsstränge, die selbst entdeckt werden sollten, aber durch kleine Teaser vorweg genommen wurden. Mich persönlich störte nur ein Spoiler, dessen Vorgeschichte erst im Staffelfinale der ersten Staffel aufgeklärt wurde. Dennoch hoffe ich, dass VOX dieses Jahr auf die Teaser verzichtet, oder zumindest nicht ganz so viel spoilert :-).
Die Geschichte – Probleme mit dem Einstieg
Da ich mich ja gerade eben über Spoiler aufgeregt habe, versuche ich mich hier also sehr vage zu halten. Leider hatte ich den Eindruck, dass das Team nicht ganz so flüssig in die Geschichte rein kam, wie erhofft. Die ersten vier Folgen erinnerten mich mehr an eine ganz normale Serie, deren Handlungsort halt im Krankenhaus war. Zum einen hatte ich das Gefühl, dass man nicht recht wisse, wie die Geschichte der Charaktere weitergehen solle. Dann wurde aber allmählich eine Handlung gesponnen. Dennoch fehlten mir Tiefe und die Atmosphäre, welche die erste Staffel einzigartig gemacht hatte. Dennoch stellte ich fest, dass vielen Zuschauern das Gezeigte wahnsinnig viel gab.
Wir begleiteten zwei Clubmitglieder auf ihrem Weg in die Welt außerhalb des Krankenhauses. Die Einleitung dieser Stränge fand ich interessant, da sich die Charaktere während ihres Krankenhausaufenthaltes verändert haben und Mühe hatten in ihrem alten Freundeskreis Fuß zu fassen, oder sich mit Zukunftsplänen zu beschäftigen. Besonders gut gefiel mir hier, dass man sich nicht nur auf die Thematik Krankenhaus beschränkte, sondern auch Einblicke gibt, wie das Leben danach aussehen kann.
Moralisierende Episode 
Als man am Anfang noch damit beschäftigt war, einen neuen Handlungsstrang aufzubauen, gab es auch eine Geschichte, die mich sehr frustrierte. So wurde Club der roten Bänder genutzt, um gegen so genannte Wunderheiler zu hetzen. Wunderheiler kann man ja finden, wie man will. Aber gerade in einer Serie sollte man neutral darüber berichten können und nicht die Menschen dafür verurteilen, die an Wunderheiler glauben und ihre Hoffnung darauf setzen. So wurde mir vor der Ausstrahlung der zweiten Staffel, als ich die Redaktion für eine behindertenpolitische Aktion gewinnen wollte, noch von der Zuschauerredaktion von VOX mitgeteilt, man wolle die Serie nicht dazu benutzen, politische Arbeit zu leisten.
Als ich dann die Geschichte zu sehen bekam und die bestätigenden Ja, Wunderheiler sind blöd-Tweets verfolgen konnte, war ich wirklich genervt.
Positive Überraschungen der zweiten Staffel 
Meine Überraschungen der zweiten Staffel waren zum einen zwei Darsteller:

Ivo Kortlang in der Rolle des Toni 
In der ersten Staffel hatte ich lange nicht raus, welche Behinderung Toni eigentlich hat. Mir fehlten die Charaktereigenschaften, die ich mit Menschen mit Autismus verband. In einem Interview berichtete Ivo Kortlang vor Beginn der zweiten Staffel, dass ihm der Einstieg in seine Rolle diesmal sehr leicht gefallen sei. Die Kamera wurde angeworfen und er war wieder Toni. Ich finde, dass hat sich auch in seiner Rolle wiedergespiegelt. Von Anfang an waren Eigenschaften da, bei denen ich mir dachte: Genau das ist es! In dieser Staffel wurde deutlich, wie wichtig Struktur für Toni ist und wie wenig er mit Gefühlen anfangen kann. Dennoch weiß er: Die Clubmitglieder sind seine besten Freunde. Und die will er auf keinen Fall verlieren.
Nick Julius Schuck in seiner Rolle als Hugo 
Schon in der Backstage Reportage zur ersten Staffel wurde deutlich, dass Nick Julius Schuck in der Pubertät angekommen ist. Mittlerweile ist er im Stimmbruch und ich fragte mich, ob seine Erzählstimme auch in der zweiten Staffel gut zur Geltung kommen würde. Ich wurde nicht enttäuscht. Das Tolle ist, dass sein Charakter Hugo in dieser Staffel eine schöne Geschichte bekommt. So hatte der Schauspieler die Möglichkeit seine Rolle weiterzuentwickeln. Obwohl er erwachsene Züge bekommen hat, konnte er die Feinheiten seiner Serienfigur sehr gut beibehalten.
Zum anderen wurden in der zweiten Staffel neue Charaktere eingeführt, die Potential mitbringen und den Club ordentlich aufwirbeln. So lernen wir Kim kennen, die in dem Krankenhaus den Kampf gegen eine Krankheit aufnehmen muss. Gespielt wird die Rolle von Nele Schepe. 
Zudem wird eine weitere Erwachsene eingeführt, die einen ähnlichen Touch wie Benito bekommt, aber dennoch anders ist. Ich hoffe sehr, dass wir in der letzten Staffel noch ein paar tolle Szenen mit ihr zu sehen bekommen.
Das Spinnen der neuen Geschichten ist den Autoren hier gelungen.
Mein Fazit 
Während mir die Tiefe in über der Hälfte der zweiten Staffel fehlte, nahm die Geschichte gerade bei den letzten beiden Doppelfolgen ordentlich an Fahrt auf. Hier fand ich endlich das wieder, was ich mir die ganze Staffel über gewünscht hatte: Momente, die mich berührten, zum Nachdenken brachten und nicht etwa versuchten zu moralisieren. Und die letzten Szenen? Diese brachten mir dieses Bauchgefühl zurück. Das Gefühl, welches sich kaum in Worte fassen lässt. Die letzten Minuten laufen, der Abspann wird eingeblendet und ich muss das Gesehene erst einmal verdauen. Mit diesen letzten Momenten verbinde ich sehr persönliche Eindrücke, die ich euch zwar erzählen würd,e allerdings müsste ich euch dann spoilern. Deswegen nur so viel: Ich fand mich hier total wieder.
Ganz nach dem Motto Alle guten Dinge sind drei wird Ende 2017 die letzte Staffel von Club der roten Bänder im Fernsehen zu sehen sein.
Ich wünsche mir sehr, dass die dritte Staffel genau mit der Atmosphäre beginnt, wie die zweite endete und nicht wieder eine halbe Staffel gebraucht wird, um an diesen Punkt zu kommen.

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