Ge(h)dacht – Bin ich eine Autorin?

Bild von A. Mack

Wie alles begann…

Die Sonne brannte. Das Wetter war traumhaft. Doch die Trägheit siegte und sorgte dafür, dass der italienische klimatisierte Campingwagen nicht verlassen wurde.
Stattdessen machte man es sich auf dem improvisierten Sofa bequem und erzählte sich Zwei-Wort Geschichten, teils mit mehr oder weniger Sinn, aber lustig mussten sie sein. Jedenfalls so spektakulär, dass meinerseits überlegt wurde, diese, oder wohl besser andere Geschichten aufzuschreiben.

Der erste „Roman“
Viele Schreiberlinge setzen sich hin und sagen: „Ich schreib dann mal ein Buch.“ Dann stellen sie irgendwann fest, dass ihnen der Elan, die Begeisterung, die Motivation ausgeht um das versprochene Buch zu beenden. So wurden viele unvollendete Romane zu überarbeitungswürdigen Kurzgeschichten und machen es sich in der alt bekannten Schubblade gemütlich.
Ich hingegen habe bisher eine Geschichte geschrieben, die man aufgrund ihrer Länge als Roman bezeichnen könnte. Bearbeitet wurde das gute Stück ebenfalls mehrmals und landete auch auf dem Tisch einiger Lektoren verschiedener Verlage, die sich, hoffentlich aufgrund meines damaligen Alters, nicht allzu sehr über die nicht eingehaltene Formatierung ärgerten.
Jedenfalls bekam ich durchaus positive Rückmeldungen. Aber natürlich konnte das Werk noch nicht übernommen werden. Aber ich solle dran bleiben.
Autorin? Ich?!
Nun stellt sich mir die Frage: Ab welchem Zeitpunkt darf man sich Autor(in) nennen? Gehört man schon alleine zu den Auserwählten, wenn man schreibt, egal ob veröffentlicht oder nicht? Definiert sich auch eine gut geklickte Fanfiction als „Veröffentlichung“ ?
Ich für meinen Teil bezeichne aktuelle Projekte nicht als „Romane“. Denn: Nachdem der letzte Roman beendet wurde, fanden viele Texte einen Anfang, aber oft kein Ende. Zudem entdeckte ich meine Vorliebe für das Schreiben von Theaterstücken, oder Drehbüchern.
Wenn ich also mit einem neuen Projekt beginne, nenne ich es „Geschichte”, oder mittlerweile auch „Fanfiction“.
Der Begriff der „Geschichte“ ist breit gefasst. Standards wie Einleitung, Hauptteil und Schluss, müssen beachtet werden. Über die Länge einer Geschichte lässt sich streiten.
Einige behaupten: Was soll denn am Fanfiction schreiben kreativ sein? Man bezieht sich doch auf bereits vorhandene Charaktere und benutzte Kulissen? Doch um diese These ausführlich zu behandeln, benötigt es wahrscheinlich einen eigenen Beitrag. Nur so viel: Ich habe das Gefühl durch das Fanfiction schreiben eine Art Routine zu erlangen. Ich analysiere indirekt vorhandene Geschichten, mache mir darüber Gedanken, schreibe ein paar Zeilen und merke, dass diese bei einem kleinen Leserpublikum wohl gut ankommen. Also kann ja wohl nichts Schlimmes dabei sein, oder?
Zudem quält die Frage: Kann ich das, was ich denke und wahrnehme überhaupt in Worte fassen? Macht nicht genau das wirkliche Autoren aus? Doch das kann nur durch das Ausprobieren gelernt werden…
Auch jetzt sitze ich hier und frage mich, ob es überhaupt Sinn macht diesen Beitrag zu schreiben. Wäre es nicht intelligenter an aktuellen Schreibprojekten weiterzuarbeiten? Wenn ich bald etwas neues Vorzeigbares habe, würde sich die Frage, ob ich mir den Titel, oder Stempel (?), „Autorin“ aufdrücken darf früher oder später ja doch von selbst erledigen.
Die schwierigen Momente der Motivation
Jeder Schreiberling kennt sie: „Heute ist ein guter Tag! Ich bin motiviert, inspiriert also schreibe ich bestimmt!“. Der Tag verstreicht das teils virtuelle oder reale Blatt bleibt leer. Stattdessen wurde Literatur gelesen. Gedanken wie „Sowas, ja genau sowas will ich auch mal schreiben!“, gewinnen wieder Überhand und die Frage, wann denn mal etwas Ähnliches geschrieben, beendet und von vorne bis hinten durchgezogen wird, bleibt.
Haben gestandene Autoren ebenfalls unbeendete Projekte in der überquellenden Schublade ruhen?
Oder haben sie sich eiserne Disziplin erarbeitet, das Haus erst wieder zu verlassen, wenn das aktuelle Projekt beendet auf dem Schreibtisch der Testleser, oder des Lektors liegt?
Meine beiden Leitsätze:
1. Schreib ein Projekt zu Ende!
In einem Interview (KLICK) empfiehlt Bestseller Autorin Kerstin Gier Geschichten zu Ende zu schreiben.
Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, wie schwierig es ist, das Ende einer Geschichte zu erreichen. Ich beginne voller Euphorie mit einem neuen Projekt. Ich habe so viele Ideen, wie die Geschichte verlaufen könnte, oder wie mein Hauptcharakter aussieht.
Doch dann kommt die Ernüchterung: Gibt es sowas nicht schon, nur besser? Verdammt über das Thema kann ich nicht schreiben, das ist zu nah an der Realität! Schwupps weg damit in die Schubblade. Projekt-los!
Oder eben: Neben dem aktuellen Projekt bricht die Flut weiterer Ideen über einen herein. Allerdings kann einem fantastischen Wald kein Serienkiller um die Ecke kommen. Daher: Neues Projekt, neues Glück. Der fantastische Wald läuft ja nicht weg… Der Serienkiller hingegen muss gefasst werden.
2. Sich zum Schreiben zwingen
Autor Sebastian Fitzek, bekannt durch Psychothriller wie „Die Therapie“, „Der Seelenbrecher“, „Passagier 23“, greift bei der Frage nach Schreibblockaden auf Stephen Frey zurück (KLICK). Dieser behauptet in seinem Buch „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt“, dass es keine Schreibblockaden gäbe. Der Maurer könne ja auch nicht sagen, dass er heute eine „Maurerblockade“ habe.
Fitzeks Ratschlag: Sich zum Schreiben zwingen!
Auch wenn es ziemlich gewaltsam klingt, schließlich kann man sich gut vormachen, dass die Kreativität eben nicht gezwungen werden will, ist dieser Tipp wirklich Gold wert und hängt eng mit Punkt 1 zusammen. Denn nur wenn die unsichtbare Barriere überwunden wird, können Projekte zu Ende gebracht werden.
Der aktuelle Stand
Geschrieben wird mehr oder weniger aktiv. Als Ansporn wurde der Schreibmarathon ins Leben gerufen, damit es während des Semesters nicht nur Konserven zu lesen gibt, sondern auch noch aktuelle Beiträge auf diesem Blog zu finden sind.
Aber wie immer bin ich einen Schritt voraus. Das aktuelle Projekt ist noch nicht beendet und ich bin schon wieder ein Jahr weiter: Nächstes Jahr beginne ich mit dem Marathon im Januar! Und dann kommt ein Roman…?
Ziele und Wünsche
Erstmal bleibe ich dabei, mich an die obigen Leitsätze zu halten, weniger über das Schreiben zu schreiben, sondern zu SCHREIBEN.
Und Du? 
Schreibst Du ebenfalls selbst?
Bezeichnest Du Dich als „Autor*in“?
Was denkst Du über meinen Text? 

4 Gedanken zu „Ge(h)dacht – Bin ich eine Autorin?“

  1. Eigentlich schreibe ich nicht gerne Kommentare übers Handy, daher verzeih mir Rechtschreibfehler, aber bis ich am Laptop bin, hab ich sonst wieder vergessen, dass ich hier noch kommentieren wollte 😉

    Also ich schreibe selbst auch und kann das

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  2. [soviel zu dem Thema, jetzt hab ich ausversehen auf "Veröffentlichen" gedrückt -.-]

    …, was Du schreibst nur unterschreiben! Ich hab ewig viele angefangene Romanprojekte auf meiner Festplatte, aber bin schon mal sehr stolz darauf, nun vor einigen Montaen das erste Projekt wirklich zu Ende gebracht zu haben. Momentan bin ich dieses auch am Überarbeiten und habe mir vorgenommen, bis ich es fertig überarbeitet habe auch nicht mit anderen (größeren) Projekten zu beginnen.
    Dementsprechend würde ich aus dem ersten Punkt vielleicht nicht nur "Schreib ein Projekt zu Ende" machen, sondern eher "Bring ein Projekt zu Ende", schließlich ist die Überarbeitung dabei auch ein wesentlicher Teil.

    Ich würde mich selbst nicht als Autorin bezeichnen, wobei ich mich zumindest schon auf eine kleine Veröffentlichung in einer Anthologie berufen kann. Als in einem Zeitungsartikel darüber (ein Schreibwettbewerb) vor meinem Namen "Autorin" stand, war das schon irgendwie befremdlich… Aber auch cool 😀

    Liebe Grüße Chrisi

    Antworten
  3. Hey,
    vielen Dank für deinen Kommentar. (Mit Handy oder ohne hauptsache es hat geklappt 🙂 ).

    Als ich den Beitrag fertig geschrieben hatte, dachte ich mir – typisch ich – das ich mal wieder weit ausgeholt, die Frage aber doch nur indirekt beantwortet habe.
    Ich denke es ist die Frage, wie jeder für sich das Wort "Autor" definiert. Der eine fühlt sich vielleicht erst als Autor, wenn er Schreibratgeber gewälzt, Schreibkurse besucht hat. Der andere fühlt sich bereits mit dem TItel verbunden, wenn die erste Kurzgeschichte biem örtlichen Schreibwettbewerb eingereicht wurde. (Apropos… da fällt mir ja ein, dass ich mich auch noch bei einem Wettbewerb bewerben will *hust* ).

    Was bei der Überarbeitung hilft sind Testleser. Hier kann ich dir die Gruppe Bücherwürmer bei Facebook empfehlen. Da finden sich sehr viele Autoren, oder auch begeiserte Leseratten. Eine Freundin von mir wurde dank der Gruppe schon mal als Testleserin für ein paar Autoren engagiert.

    Ich bin jedenfalls gespannt was aus deinem Projekt wird und drücke dir die Daumen, dass du mit dem Überarbeiten gut voran kommst. (Ein kleiner Ansporn: Cornelia Funke hat in einem Interview erzählt, dass sie ihrE Romane auch 5-6 Mal überarbeiten muss. Das hat mich dann wieder etwas ermutigt 🙂 ).
    viele Grüße
    Emma

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  4. Ich lesse den Roman momentan auch testlesen und mir graut es schon davor, mit den Anmerkungen der Testleser zu überarbeiten 😀 Da ist noch viel zu tun, merke ich ^^
    Aber danke für den Tipp mit der Facebookgruppe, die kannte ich gar nicht, obwohl die ja wirklich riesig ist 😀

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