Passagier 23

Das Hörbuchcover von "Passagier 23"
Bild von Bastei Lübbe

Die Rezension

Vorab möchte ich erst einmal von den Schwierigkeiten berichten, an eine ungekürzte Hörbuchfassung von “Passagier 23” zu kommen. Wen das also nicht interessiert, kann diesen Abschnitt getrost überspringen.

Die Hörbücher von Sebastian Fitzek werden von Bastei Lübbe in Zusammenarbeit mit audible produziert. Die ungekürzte Fassung gibt’s bei audible, oder bei iTunes, eine gekürzte Ausgabe ist im Buchhandel erhältlich. Was die gekürzte Fassung von der ungekürzten unterscheidet: Es werden nicht nur Satzendungen, wie beispielsweise “sagte er wütend”, sondern auch inhaltliche Kürzungen vorgenommen.

Nachdem ich von “Noah” so enttäuscht war, weil ich den Eindruck hatte, dass zu viel auf einmal passierte und weder Leser noch der Protagonist der Geschichte zur Ruhe kommen konnten, wollte ich mir den neuen Roman unbedingt in ungekürzter Fassung besorgen.

Wer nicht in Besitz eines amazon, audible, oder iTunes Accounts ist, kann das schlicht und ergreifend vergessen, muss hoffen, dass man das Buch von interessierten Freunden bekommt, oder sollte über einen Download *hust* nachdenken. Jedenfalls habe ich mir das Hörbuch über iTunes gekauft, hatte aber mit dem appletypischen m4p Format zu kämpfen, welches natürlich auch nur von iTunes abgespielt werden konnte. Fakt ist: Einen praktikablen Converter habe ich nicht gefunden, sodass ich das Hörbuch schließlich mit dem iTunes Player gehört habe. (Vorteil des Players: Er hat eine Art Daisyplayer Funktion und merkt sich, an welcher Stelle man aufgehört hat). Ich fand es aber ziemlich frustrierend, dass ich nicht einfach in den Laden gehen und mir eine ungekürzte Hörbuchfassung kaufen konnte. Daher ziehe ich hier auch einen halben Punkt ab. Nun aber zum wesentlichen:

Weswegen ich unbedingt das Hörbuch haben wollte: Es wird von Simon Jäger gelesen. Simon Jäger und Fitzek-Romane sind fast, wie Rufus Beck und Harry Potter. Es passt einfach wie die Faust aufs Auge. Obwohl er die Geschichte vergleichsweise schlicht liest, wird trotzdem die ganze Tragweite des Romanes deutlich. Ich hatte keine Mühe mich in die Hauptpersonen hineinzuversetzen. Gerade Jägers Interpretation von Gerlinde Dobkowitz haben mir sehr gut gefallen.

Inhaltlich treffen wir hier auf das scheinbare Fitzek Protagonisten Klischee: Martin Schwartz hat seine Frau und den gemeinsamen Sohn auf einem Kreuzfahrtschiff verloren. Er konnte den Tod der beiden nie wirklich verdauen und überlegt deswegen nicht lange, als man ihn mit neuen Details zurück an Bord lockt. Obwohl es wie ein Klischee wirkt, ist diese Geschichte wieder einmal völlig anders, als die bisherigen Romane.

Die Handlungsstränge sind sehr gut miteinander verknüpft. Während ich bei “Noah” das Gefühl hatte, von vielen Handlungssträngen umgeben zu sein, deren Verknüpfung oft unrealistisch ist, oder ins Leere verläuft, wurde die Handlung hier um einen engen Kreis gesponnen und konzentrierte sich ausschließlich auf die Personen an Deck. Hier und da hatte ich noch mit einer tieferen Verstrickung gerechnet, war aber keinesfalls enttäuscht, als die ein oder andere meiner Ideen nicht zutraf.

Gerade die unterschiedlichen Charaktere von “Passagier 23” haben mir sehr gut gefallen. Von der Thriller Autorin Gerlinde Dobkowitz, die viele Jahre ihres Lebens damit verbrachte, das “Bermuda Deck” des Kreuzfahrtschiffes zu finden und immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, über eine alleinerziehende Mutter, die gemeinsam mit ihrer Tochter ein paar schöne Tage auf dem Schiff verbringen und etwas Abstand gewinnen möchte, bis hin zu dem ein oder anderen Charakter, der später eine wichtige Bedeutung bekommen sollte, war für Spannung gesorgt.

Besonders gut hat mir ein Kollege von Schwartz gefallen, der wichtige Rechercheaufgaben an Land übernahm und den Protagonisten mit guten Informationen versorgte. Hier musste ich ein bisschen an diesen Computer-Freund der Serienfigur “Kim Possible” denken. (Obwohl ich höchstens zwei Folgen der Serie gesehen habe).  Allerdings muss ich auch sagen, dass ich hier und da früher als unser Protagonist auf die Lösung eines Rätsels kam, was mich dann doch etwas erstaunte.

Gerade die verschiedenen Erzählperspektiven haben die Geschichte lebendig gestaltet. Normalerweise ist es bei gut verstrickten Büchern so, dass der ein oder andere Strang bis zuletzt offen und es dem Zuschauer überlassen bleibt, wie dieser endet. Hier wurden aber beinah alle Stränge und offene Fragen beantwortet, was mich ebenfalls beeindruckt hat.

Schon nach der ersten Minute war die Freude über den alt bekannten Schreibstil groß. Vorallem die Dialoge in den Fitzek-Romanen gefallen mir sehr gut. Sie haben genau die richtige Mischung zwischen Ernsthaftigkeit und Witz. Gerade durch die verschiedenen Charaktere hat der Autor auch eine gewisse Vielfalt bewiesen, da jeder Charakter seine eigene Art mitbrachte, die Geschichte zu erzählen.

Anfangs dachte ich, mich in einer oberflächlichen Geschichte wiederzufinden. Glücklicherweise merkte ich, nach Betreten des Kreuzfahrtschiffes, dass ich mich geirrt hatte.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir “Passagier 23” von den letzten drei Fitzek Romanen mit Abstand am besten gefallen hat. Ich hatte hier nicht das Gefühl, dass irgendwelche Thriller- oder “Mainstream” Klischees bedient werden müssen, sondern einfach ein Roman erzählt werden kann. (Zudem hatte ich bei den letzten beiden Romanen den Eindruck, dass nach Rezept geschrieben wird).

Ich war sehr erfreut, dass auch die Danksagung bei der Hörbuchfassung enthalten war. (Die ist bei so gut wie allen Hörbüchern gestrichen). Ich kann für mich festhalten, dass Psychothriller von Sebastian Fitzek ausschließlich in ungekürzter Fassung funktionieren können.

Infos zum Hörbuch

Passagier 23
Geschrieben von: Sebastian Fitzek
Gelesen von: Simon Jäger
Bewertung: 4 von 5 Herzen

Bei meiner Lieblingsbuchhandlung bestellen.

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